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Gesundheitsmagazin

Gehirn & Nerven

Der große Schmerzmittel-Check

Veröffentlicht am:04.10.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 08.06.2023

Sie lassen sich in jeder Hausapotheke finden: rezeptfreie Schmerzmittel. Viele kennen ein Mittel wahrscheinlich gut, die Einnahme ist routiniert. Doch welche Schmerzmittel gibt es eigentlich noch und was gilt es bei der Einnahme zu beachten?

Eine Person hält Tabletten in der Hand.

© iStock / mthipsorn

Welche Schmerzmittel gibt es?

Hier finden Sie eine Übersicht über gängige Schmerzmittel als erste Orientierung. Sie ersetzt nicht die Packungsbeilage sowie die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Von einer längeren Einnahme ohne ärztliche Begleitung wird abgeraten; Schmerzmittel können abhängig machen. Unbedingt sollten auch individuelle Besonderheiten wie Leber- und Niereneinschränkungen vor einer Einnahme beachtet werden.

Nichtsteroidale Antirheumatika

Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen zählen zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese werden in der Selbstmedikation zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung eingesetzt. Sie wirken außerdem entzündungshemmend. Mögliche Nebenwirkungen bei der Einnahme von NSAR: Übelkeit, Sodbrennen, Erbrechen, Magenschleimhautschädigungen und -blutungen, Nierenschäden, Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und Beeinflussung der Blutgerinnung. Die bekannten Wirkstoffe aus dieser Medikamentengruppe in der Übersicht:

  • Diclofenac

    Geeignet bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und Entzündungen, etwa bei Rücken- und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen, Kopfschmerzen, Migräne und Fieber.

    Dosierung: 25 Milligramm zu Beginn, danach je nach Bedarf 25 Milligramm alle 4 bis 6 Stunden. Die Höchstdosis von 75 Milligramm innerhalb von 24 Stunden darf nicht überschritten werden. Für Kinder nicht geeignet.

  • Ibuprofen

    Geeignet bei leichten bis mäßig starken Schmerzen, Fieber und Entzündungen. Ibuprofen gilt als gut verträglich. Allerdings kann es auch hier, wie bei den anderen NSAR-Mitteln, zu Nebenwirkungen wie Magenschleimhautentzündungen, Blutungen, Magengeschwüren oder Nierenschäden kommen.

    Dosierung: Einzeldosis 200 bis 400 Milligramm, Tagesgesamtdosis bei Erwachsenen 1.200 Milligramm.

  • Acetylsalicylsäure (ASS)

    Geeignet bei leichten bis mäßig starken Schmerzen, wie Kopfschmerzen oder Erkältungsbeschwerden. Da ASS das Blut verdünnt, kann die Einnahme vor Operationen zu Problemen führen und sollte immer dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin mitgeteilt werden.

    Dosierung: Mehrmals am Tag 1 Tablette mit 500 Milligramm in Abständen von 4 bis 8 Stunden möglich, maximal 3.000 Milligramm täglich. Für Kinder nicht geeignet.

  • Naproxen

    Geeignet bei leichten bis mäßig starken Schmerzen wie Regel-, Kopf- und Zahnschmerzen. Es dämmt Entzündungen, wirkt abschwellend und schmerzstillend. Überempfindlichkeitsreaktionen mit Ekzemen und Juckreiz sind aber nicht selten.

    Dosierung: Initialdosis 250 bis 500 Milligramm (1 bis 2 Tabletten) und gegebenenfalls nach 8 bis 12 Stunden eine weitere Einzeldosis von 250 Milligramm (1 Tablette). Tageshöchstdosis 750 Milligramm (3 Tabletten). Anpassung bei Nierenfunktionsstörung nötig. Für Kinder nicht geeignet.

Wechselwirkungen bei Schmerzmitteln

Wenn mehrere Medikamente sich gegenseitig beeinflussen, spricht man von einer Wechselwirkung. Die Wirkung der Mittel kann sich dann abschwächen oder verstärken. NSAR zum Beispiel haben Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten. Ein Blick auf den Beipackzettel ist in jedem Fall ratsam. Werden NSAR zusammen mit bestimmten Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken oder den Blutdruck senken, eingenommen werden, kann das Risiko für Nierenschäden steigen. Durch NSAR kann sich die Wirkung von manchen gerinnungshemmenden Medikamenten verstärken und Blutungen auslösen.

Paracetamol kann in Kombination mit bestimmten Mitteln zu Leberschäden führen. Auch gleichzeitiger Alkoholkonsum kann dieses Risiko erhöhen. Generell gilt: Wer Schmerzmittel nimmt, sollte auf Alkohol verzichten. Es kann zu einer Überdosierung kommen, weil Alkohol den Abbau von Schmerzmittel wie Paracetamol beeinflusst.

Weitere Schmerzmittel: Paracetamol und Triptane

Es gibt noch weitere, zum Teil rezeptfreie Schmerzmittel, die gut zur Behandlung entzündungsunabhängiger Schmerzen geeignet sind. Zum Beispiel Paracetamol, ein Wirkstoff gegen Schmerzen und Fieber aus der Klasse der Nicht-Opioide. Bei vielen Migränepatienten gehören hingegen Triptane in die Hausapotheke.

  • Paracetamol

    Geeignet bei leichten bis mäßig starken Schmerzen wie Regelschmerzen, Kopfschmerzen oder Fieber.

    Risiken: Paracetamol wird über die Leber abgebaut und kann bei zu hoher Dosierung zu einem Leberversagen führen. Deshalb sollten Menschen mit einer vorgeschädigten Leber Paracetamol nicht einnehmen.

    Dosierung: Einzeldosis für Erwachsene: 500 bis 1.000 Milligramm, maximal viermal täglich, nur für Menschen ohne Lebereinschränkungen.

  • Triptane

    Geeignet bei beginnenden Migräneanfällen mit Übelkeit. Bevor ein Migränepatient oder eine Migränepatientin jedoch ein Mittel mit diesem Wirkstoff frei verkäuflich erhält, benötigt er oder sie eine ärztliche Abklärung mit der Diagnose Migräne. Der Arzt oder die Ärztin berät den Patienten oder die Patientin auch über die für ihn oder sie passende Dosierung. In der Regel dürfen nicht mehr als zwei Tabletten mit dem Wirkstoff innerhalb von 24 Stunden eingenommen werden.

    Risiken: Die Mittel sind nicht geeignet für Personen, die Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Leber- oder Niereninsuffizienz, einen erhöhten Cholesterinspiegel sowie Übergewicht haben. Für Kinder nicht geeignet.

Für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder sollten nur Schmerzmittel verwendet werden, die laut Beipackzettel ausdrücklich geeignet und zugelassen sind. Über geeignete Arzneimittel, Dosierung und Darreichungsform informieren und beraten Sie der Kinderarzt oder die Kinderärztin.

Der Schmerzexperte Professor Casser klärt auf

Wie wirksam sind rezeptfreie Schmerzmittel?

Bei akuten Schmerzen ist ihr Einsatz sehr wirkungsvoll. Vor allem, wenn man weiß, woher der Schmerz kommt. Patienten oder Patientinnen sollten Schmerzmittel aber nur über einen möglichst kurzen Zeitraum einnehmen, nicht länger als zwei Tage, und sie generell so niedrig wie möglich dosieren.

Wann ist es ratsam, zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen?

Bei sehr starken, nicht erklärbaren Schmerzen oder mehrere Tage anhaltenden Beschwerden ist ein Arztbesuch empfehlenswert.

„Bei akuten Schmerzen ist der Einsatz von rezeptfreien Schmerzmitteln sehr wirkungsvoll. Vor allem, wenn man weiß, woher der Schmerz kommt.“

Prof. Dr. Hans-Raimund Casser
Ärztlicher Direktor des DRK Schmerz-Zentrums Mainz

Warum gibt es überhaupt verschiedene Schmerzmittel?

Weil sich ihre unterschiedlichen Wirkstoffe für unterschiedliche Schmerzen eignen. Bei Zahnschmerzen erweisen sich antientzündliche Medikamente (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac als sehr wirksam, bei Regelschmerzen Naproxen. Sie haben neben der schmerzstillenden auch eine abschwellende Wirkung. Ebenso gibt es Schmerzmittel, die insbesondere bei Kopfschmerzen wirksam sind, etwa Acetylsalicylsäure (ASS).

Welche Risiken gibt es?

Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen können auch bei Einhaltung der Tagesdosis, erst recht bei längerer Anwendung und bei Überdosierung, Leber, Nieren und Magenschleimhaut schädigen. Deshalb äußerst vorsichtig dosieren. Andere Schmerzmittel wie ASS beeinflussen sehr stark die Blutgerinnung, besonders bei gleichzeitiger Einnahme von Gerinnungshemmern. Und eine zu häufige Einnahme von Kopfschmerzmitteln, etwa an mehr als der Hälfte aller Tage im Monat, kann selbst Kopfschmerzen auslösen, den medikamenteninduzierten Kopfschmerz.

Ein Mann hält eine Tablette und ein Glas Wasser in der Hand und überlegt, ob er eine Schmerztablette nehmen soll.

© iStock / PeopleImages

Schmerztabletten lindern unangenehme Schmerzen – doch sie können auch Nebenwirkungen haben. Informieren Sie sich vor Einnahme über mögliche Risiken.

Sind rezeptfreie Schmerzmittel auch für Kinder geeignet?

Kinder benötigen andere Schmerzmittel als Erwachsene. Hier ist der Arzt der richtige Ansprechpartner. Denn selbst vermeintlich harmlose, rezeptfreie Arzneimittel können bei Kindern schwere Schäden verursachen. Am besten die Hausapotheke in einem abschließbaren Schrank oder Fach aufbewahren, sodass Kinder sie niemals erreichen können.

Und wo ist der beste Ort dafür?

Küche und Bad sind für die Hausapotheke keine geeigneten Aufbewahrungsorte. Denn die Feuchtigkeit, die beim Kochen oder Baden entsteht, kann von Medikamenten aufgenommen werden und macht sie unbrauchbar. Am besten bewahrt man diese an einem kühlen, trockenen Ort auf, zum Beispiel im Flur.

Arzneimittel sind ein komplexes Thema

Drei Hausmittel gegen Schmerzen

Wenn Sie nicht direkt zu Schmerzmittel greifen wollen, können Sie bei Schmerzen auch zunächst diese drei einfachen Hausmittel ausprobieren:

  • Kühlpacks: Kühlen sorgt für eine schwächere Durchblutung der betroffenen Körperstelle, die Entzündung wird gebremst. Kälte hemmt zudem die Schmerzrezeptoren und hilft gut bei Sportverletzungen. Kühlpacks sollten jedoch niemals direkt auf die Haut gelegt werden – es kann zu einer kalten Verbrennung kommen! Die Kühlakkus vor der Anwendung immer in ein Geschirr- oder Handtuch wickeln.
  • Wärmflasche: Wärme hat einen entspannenden Effekt und fördert die Durchblutung. Hilft bei Muskelverspannungen und Bauchschmerzen.
  • Zwiebeln: Die Zwiebel hat entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften. Legen sie eine zerhackte Zwiebel in einem Stoffsäckchen auf die schmerzende Stelle.

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