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Gesundheitsmagazin

Müll vermeiden

Abgelaufene Medikamente richtig entsorgen

Veröffentlicht am:05.04.2022

4 Minuten Lesedauer

Inhaltsstoffe von Arzneimitteln können über das Abwasser in Gewässer gelangen und der Umwelt schaden. Abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente sollten daher sachgemäß entsorgt werden. Aber wie und wo? Restmüll, Recyclinghof oder Apotheke?

Eine Hand hält fünf unterschiedliche Blisterpackungen mit Medikamenten hoch.

© iStock / sanjagrujic

Wie wirken sich Arzneimittel auf die Umwelt aus?

In Deutschland können in nahezu allen Gewässern und Böden Arzneimittelrückstände nachgewiesen werden. Auch das Grundwasser kann betroffen sein und vereinzelt das Trinkwasser, wobei hier nur äußerst geringe Konzentrationen festgestellt worden sind. Glücklicherweise ist die Umweltbelastung durch pharmazeutische Wirkstoffe im Allgemeinen gering, nichtsdestotrotz haben wissenschaftliche Studien für einige dieser Stoffe negative Einflüsse auf Lebewesen nachgewiesen. Hormone aus Arzneimitteln beeinträchtigen zum Beispiel die Fortpflanzung von Fischen schon bei sehr geringen Mengen, während Schmerzmittelrückstände Nierenschäden bei Forellen auslösen können.

Auch wenn wir nach heutigem Wissensstand Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit ausschließen können, ist es ratsam, darauf zu achten, möglichst wenig arzneiliche Wirkstoffe in die Umwelt gelangen zu lassen.

Wie gelangen Medikamente in die Umwelt?

Nach dem Einnehmen von Medikamenten werden deren Inhaltsstoffe zu einem großen Teil über den Urin oder den Stuhlgang wieder ausgeschieden. Darüber landen beständig Arzneimittelrückstände in der Kanalisation – das lässt sich schlicht nicht vermeiden. Was hingegen sehr leicht verhindert werden kann, ist, dass pharmazeutische Rückstände auf anderem Weg in die Kanalisation gelangen.

Medikamente gehören weder in die Toilette noch in den Abfluss

Die wichtigste Grundregel für die Entsorgung abgelaufener Arzneimittel gilt deutschlandweit und überall auf der Welt: Wir sollten niemals alte Medikamente über Waschbecken und Toiletten entsorgen. Es scheint eine naheliegende Lösung zu sein, gerade flüssige Medikamente in den Ausguss zu schütten – wozu gibt es Kläranlagen? Aber Kläranlagen können nicht alle im Abwasser enthaltenen Stoffe zurückhalten. Wenn sich Arzneimittel im Abwasser aus den Haushalten befinden, kann auch das gereinigte Wasser immer noch Rückstände enthalten, die dann mit dem Kläranlagenabwasser in die Gewässer gelangen. Dort können sie Pflanzen und Tiere gefährden. Wenn Sie Medikamente ordnungsgemäß entsorgen, können Sie mithelfen, die Belastung von Flüssen und Seen mit Medikamentenresten zu verringern – ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.

Wie entsorgt man abgelaufene Medikamente?

Weil die Müllentsorgung in Deutschland auf kommunaler Ebene geregelt ist, gibt es keine bundesweit einheitlichen Vorgaben dazu, wie wir mit nicht verbrauchten Arzneimitteln verfahren müssen. In den allermeisten Gemeinden können Sie alte Medikamente aber in die Restmülltonne geben, damit diese als Hausmüll entsorgt werden.

Ein ausgestreckter Arm im weißem Ärmel hält einen gefüllten Müllsack über einer geöffneten Mülltonne.

© iStock / daizuoxin

Abgelaufene Medikamente dürfen fast überall in Deutschland in den Restmüll.

Altmedikamente gelten fast überall als Hausmüll

Aber warum ist die Entsorgung als Hausmüll sicherer? Das liegt daran, dass Hausmüll (im Behördendeutsch „Siedlungsabfall“), in Müllverbrennungsanlagen verbrannt wird. Danach bleibt Schlacke übrig, die weitestgehend für den Unterbau von Straßen oder auch für den Unterbau von Gebäuden benutzt wird. Manche Gemeinden ohne Verbrennungsanlagen behandeln den Hausmüll vor, bevor er auf Deponien gelangt. Durch die Vorbehandlung werden Schadstoffe weitgehend eliminiert und sie stellen auf der Mülldeponie keine Gefahr mehr für das Grundwasser dar. Abdichtungssysteme und das Auffangen von Sickerwasser tragen zusätzlich zur Sicherheit bei.

Praktische Tipps zur Entsorgung

  • Flüssige Medikamente in der Flasche oder Ampulle in den Restmüll geben.
  • Tabletten, Dragees oder Kapseln kommen im Blister (oder in ihrer anderen Verpackung) in den Abfallbehälter.
  • Auch Salben oder Cremes mitsamt Tuben oder Tiegeln wegwerfen.
  • Das Grundprinzip ist also: Altarzneimittel sind immer in der Originalverpackung zu belassen. Lediglich etwaige Umverpackungen oder völlig rückstandsfrei entleerte Verpackungen aus Pappe, Glas, Kunststoff oder Metall (etwa ein leeres Kapselglas) dürfen statt in den Restmüll in die jeweilige Wertstoffsammlung.
  • Allgemeine Sicherheitsregeln für Medikamente gelten auch für deren Entsorgung: Stellen Sie sicher, dass Kinder nicht an die Medikamente im Müll gelangen können.

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Achtung: Einige Gemeinden haben Sonderregeln

Ausnahmen bestätigen die Regel, auch bei der Entsorgung von Arzneimitteln: Nicht überall in Deutschland dürfen Sie Medikamente in den Restmüll werfen. Manche Kommunen behandeln den Restmüll ausschließlich mechanisch-biologisch, weswegen Medikamente dort über die kommunale Schadstoffsammlung entsorgt werden müssen. Das ist beispielsweise in Berlin der Fall, wo Sie auf Schadstoff-Mobile oder Recyclinghöfe zurückgreifen müssen. In solchen Gemeinden oder Landkreisen beteiligen sich auch manche Apotheken an der Rücknahme. Das geschieht allerdings auf freiwilliger Basis, denn Apotheken sind rechtlich nicht zur Rücknahme von Altmedikamenten verpflichtet.

Um zu erfahren, ob Sie persönlich von solchen Sonderregelungen betroffen sind, können Sie in einer lokalen Apotheke nachfragen. Schneller geht es über diese Website, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Hier können Sie Ihre Postleitzahl eingeben und direkt herausfinden, welche Bestimmungen an Ihrem Wohnort gelten.

Beipackzettel und Sicherheitsregeln beachten

Zwar ist der überwiegende Teil anfallender Altmedikamente im Hausmüll unproblematisch, dennoch gibt es einige Arzneimittel, die als gefährlicher Abfall eingestuft werden. Dazu zählen beispielsweise hoch dosierte Hormonmittel oder sogenannte zytotoxische und zytostatische Präparate, die vor allem in Krankenhäusern und zur Krebstherapie eingesetzt werden. In solchen Fällen finden sich auf den Verpackungen oft Angaben wie „Zytostatikum“, „Krebs-“ oder „Chemotherapie“. Außerdem enthält die Gebrauchsinformation zumeist einen Hinweis: „Das Arzneimittel darf weder im Abwasser noch im Haushaltsabfall entsorgt werden.“

Solche Medikamente sind Sondermüll und müssen bei einer Schadstoffsammelstelle abgegeben werden. Wenn Sie bei einem Präparat unsicher sein sollten, werfen Sie das fragliche Medikament bitte nicht in den Restmüll, sondern fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

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