Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Nachhaltige Ernährung

Überfischung vermeiden – Meere schützen

Veröffentlicht am:31.08.2023

5 Minuten Lesedauer

Die Überfischung der Meere ist ein großes Problem – nicht nur für die Artenvielfalt und das Ökosystem Meer. Auch die Ernährung vieler Menschen ist gefährdet. Allerdings kann jeder und jede von uns einen wichtigen Beitrag gegen Überfischung leisten.

Ein mit Fischen gefülltes Fischernetz wird eingeholt.

© iStock / mgokalp

Überfischung – Definition und Ursachen

In den Meeren werden dauerhaft mehr Fische und Wasserlebewesen wie Oktopus, Muscheln oder Krabben gefangen, als auf natürliche Weise nachwachsen können. Durch die Überfischung ist die Artenvielfalt in den Ozeanen und Meere bedroht. Nach Aussagen der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen gelten im Moment mehr als 35 Prozent der weltweiten Fischbestände als überfischt.

Überfischung hat verschiedene Ursachen. Einer der Auslöser: Die Menschen essen immer mehr Fisch. Doch es gibt noch weitere Gründe, wie es zur Überfischung gekommen ist. Dazu gehören zum Beispiel:

  • illegale Fischerei: Die geschätzte Menge liegt bei bis zu 26 Millionen Tonnen pro Jahr. Das entspricht etwa einem Drittel der Menge an Fisch, die weltweit pro Jahr auf legale Weise gefangen wird. Durch illegale Fischerei werden Fangquoten sowie Maßnahmen zum Schutz von Fischbeständen umgangen.
  • staatliche Subventionen: Diese sorgen unter anderem dafür, dass es zu viele große Fangschiffe für zu wenig Fisch gibt. Zudem senken Subventionen die Betriebskosten unrentabler Fischereien (zum Beispiel auf hoher See oder weit entfernt vom Heimathafen), sodass diese weitergeführt werden können.
  • Beifang: Die Fanggeräte sind oft nicht auf eine bestimmte Fischart beziehungsweise -größe zugeschnitten. Viele Fische und Meerestiere bleiben daher ungewollt in den Netzen hängen und verletzen sich oder sterben. Meistens werden sie einfach wieder ins Meer geworfen.
  • unökologische Fangmethoden: Beispiel Grundschleppnetze: Sie können innerhalb kurzer Zeit komplette Lebensräume zerstören und so dazu beitragen, dass Fische sich nicht mehr ausreichend auf natürliche Weise vermehren können.

Überfischung – welche Folgen hat sie?

Die Überfischung zieht folgende Probleme nach sich:

Verlust wertvoller Nahrungsquellen

Fisch ist ein gesundes Nahrungsmittel. In einigen Ländern ist er für die dort lebenden Menschen sogar eine der wichtigsten Proteinquellen. Hinzu kommt, dass die Weltbevölkerung immer mehr wächst und Fisch für eine nachhaltige Ernährung benötigt. Dabei wäre es ohne Überfischung möglich, etwa 16 Millionen Tonnen mehr Fisch pro Jahr zu fangen, da sich größere Bestände auch besser vermehren können. Könnte man die Überfischung stoppen, würde der jährliche Fang rechnerisch den Eiweißbedarf von 72 Millionen Menschen decken.

Artenvielfalt in Gefahr

Die Überfischung der Meere bedroht die biologische Vielfalt in den Ozeanen. Das betrifft nicht nur die Fische selbst, sondern auch andere Meeresbewohner, die durch den ungewollten Beifang sterben. Dazu gehören unter anderem Schildkröten und manche Hai-Arten. Zudem gerät mit einer abnehmenden Artenvielfalt auch das Ökosystem Meer aus dem Gleichgewicht. Das führt zum Beispiel zu gestörten Nahrungsketten, weil bestimmte Arten fehlen, die anderen Tieren als Futter dienen oder ihrerseits die Bestände anderer Arten regulieren. Das beeinträchtigte Ökosystem wird zudem anfälliger gegenüber äußeren Einflüssen, weil die komplexen Abläufe leichter aus dem Gleichgewicht geraten, wenn sie bereits gestört sind. Unter anderem können sich Veränderungen durch den Klimawandel stärker auswirken.

Beitrag zum Klimawandel?

Fast ein Drittel der menschengemachten CO₂-Emissionen nimmt das Meer auf. Ein kleiner Teil davon gelangt über die Nahrungskette in die Meeresbewohner und wird als Kot im Meeresboden eingelagert. Weniger Fische produzieren weniger Kot, dadurch wird auch weniger CO₂ in dieser Form im Meer gespeichert. Studien zeigen, dass Überfischung weitreichende Auswirkungen auf das Ökosystem hat. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Kohlenstoff-, Nährstoff- und Sauerstoffkreisläufe im Vergleich zum nicht befischten Meer deutlich verändern.

Passende Artikel zum Thema

Was können wir selbst gegen Überfischung tun?

Jeder und jede kann mithelfen, etwas gegen die Überfischung der Meere zu tun. Das beginnt zum Beispiel schon mit der Frage, wie oft Fisch auf dem Speiseplan stehen soll. Wer Fisch oder Meeresfrüchte als etwas Besonderes sieht, das man bewusst genießt, isst automatisch weniger davon – und leistet damit bereits einen wichtigen Beitrag gegen die Überfischung. Gerade in unseren Breitengraden sind wir auf Fisch als Proteinquelle nicht angewiesen. Aber Fisch liefert nicht nur Protein, sondern auch wertvolle Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, weshalb es sinnvoll ist, ihn ab und zu auf den Speiseplan zu setzen.

Folgende Kriterien helfen dabei, Fisch mit gutem Gewissen essen zu können:

  • Fisch aus nachhaltigem Fischfang: Achten Sie beim Einkauf auf Siegel wie MSC, Bioland oder Naturland!
  • Meiden Sie bedrohte Fischarten: Der Fischratgeber der Umweltschutzorganisation WWF‚ gibt Auskunft über verschiedene Fischarten und bewertet deren Nachhaltigkeit mit einem Ampelsystem.
  • Neues ausprobieren: Kleine Schwarmfische wie Heringe oder Sardinen sind weniger von Überfischung bedroht als viele große Fischarten. Sie liefern zwar keine dicken Filetstücke, sind aber genauso gesund und vor allem nachhaltiger.
  • Im Zweifel nachfragen: Im Urlaub, im Restaurant oder im Supermarkt – trauen Sie sich zu fragen, woher der Fisch stammt und wie er gefangen wurde. Als Verbraucher oder Verbraucherin können sie den Markt durchaus beeinflussen.

Passende Angebote der AOK

Aquakultur: Welche Vor- und Nachteile gibt es?

Fast die Hälfte des weltweit verzehrten Speisefischs stammt mittlerweile aus sogenannten Aquakulturen. Sie gelten als nachhaltige Lösung gegen die Überfischung. Doch was ist eine Aquakultur überhaupt? Und ist sie wirklich nachhaltig? Bei einer Aquakultur handelt es sich laut Definition um die kontrollierte Produktion von Fischen und Meeresfrüchten, aber auch anderen Wasserorganismen wie etwa Algen. Die Aquakultur hat Vor- und Nachteile: Umweltschädliche Fangmethoden, ungewollter Beifang sowie lange Transportwege fallen weg, auch ist die Fischzucht im Vergleich zur Züchtung anderer Tierarten deutlich billiger und ertragreicher.

Doch Umweltschützer und -schützerinnen kritisieren die Fischfarmen immer mehr. Ein großes Problem ist zum Beispiel, dass viele der gezüchteten Fische sich von anderen Fischen ernähren. Für die Aquakulturen wird zum Beispiel Wildfisch benötigt, der zu Fischöl oder -mehl weiterverarbeitet wird, aber oft nicht aus nachhaltigem Fischfang stammt. Hinzu kommt, dass Aquakulturen zu ähnlichen Problemen führen wie die Massentierhaltung an Land: Die Zuchtfische erkranken häufiger als freilebende Artgenossen. Um dies zu verhindern, werden Medikamente eingesetzt. Diese gelangen dann ebenso wie andere Chemikalien, Nahrungsreste oder Fischkot in Flüsse oder Meere und schädigen das Ökosystem. Zudem benötigen Aquakulturen viel Fläche. Dadurch gehen wertvolle Lebensräume verloren.

Eine Aquakultur im Meer von oben.

© iStock / Dudits

Es gibt Aquakulturen, die nachhaltig Fisch züchten. Achten Sie zum Beispiel auf das Bioland- und Naturland-Siegel, beide stehen für einen hohen Standard.

Überfischung stoppen – gibt es nachhaltige Aquakulturen?

Es gibt mittlerweile Aquakulturen, die nachhaltig züchten. Verschiedene Siegel können Verbrauchern und Verbraucherinnen helfen, gezielt Produkte nachhaltiger Aquakulturen einzukaufen. Hohe Umweltstandards bieten etwa das Naturland- und Bioland-Siegel. Sie garantieren, dass für die Zucht kein Fischöl und -mehl verwendet wurde. Das EU-Bio-Siegel dagegen erlaubt Fischöl und -mehl und eine etwas höhere Dichte der Tiere in den Aufzuchtbecken beziehungsweise -käfigen. Zusätzlich gibt es das europaweit gültige Siegel für nachhaltige Aquakultur ASC (Aquaculture Stewardship Council). Die damit versehenen Aquakulturen verpflichten sich nicht nur zu Arten-, Umwelt- und Wasserschutz in den Anbaugebieten, sondern erfüllen auch hohe Sozialstandards. Allerdings kritisiert die Umweltschutzorganisation BUND, dass dieses Siegel eine hohe Dichte in den Aufzuchtbecken beziehungsweise -käfigen sowie Futter aus genmanipulierten Pflanzen erlaubt.

Wer einen Beitrag gegen die Überfischung leisten will und Fisch aus Aquakulturen kauft, sollte daher am besten auf das Naturland- und Bioland-Siegel setzen.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?