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Ernährungsformen

Insekten essen: Warum die kleinen Krabbeltiere bald Bestandteil unserer Ernährung sein könnten

Veröffentlicht am:07.10.2021

4 Minuten Lesedauer

Sie lassen sich in der Pasta, im Burger-Patty, im Schokoriegel oder im Snack mit Wildkräutern finden: Insekten. Mittlerweile gibt es in einigen deutschen Supermärkten verschiedene Produkte, die essbare Insekten enthalten. Zum Beispiel Mehl aus verarbeiteten Mehlwürmern. Und auch das Insektenangebot des Onlinehandels sowie ausgewählter Restaurants und Läden ist in den letzten Jahren gewachsen. Was hierzulande allerdings nicht nur Neugier, sondern bei einigen auch Ekel auslöst, ist in anderen Ländern fester Bestandteil des Speiseplans.

Frittierte Heuschrecken liegen auf einem Teller.

© iStock / stockphototrends

Weltweit essen rund zwei Milliarden Menschen regelmäßig Insekten. Gekochte Raupen sind etwa in einigen Regionen Afrikas eine traditionelle Speise. In China gelten gegrillte Skorpione als Delikatesse und in Mexiko landen seit jeher geröstete Grashüpfer auf dem Teller. Die Krabbeltiere sind für die Menschen in diesen Ländern zum Teil unentbehrliche Eiweißlieferanten. In Deutschland beziehungsweise Europa sind wir auf diese Eiweißquelle zwar nicht angewiesen – doch die Frage, ob wir sie in Zukunft vermehrt nutzen sollten, ist hochaktuell.

Echt eklig?

So mancher Ekel-Reflex auf bestimmte Gerüche oder Geschmäcker ist quasi angeboren und soll uns vor Krankheiten schützen.

Viele Ekelreaktionen sind jedoch erlernt beziehungsweise kulturell geprägt. Zu unserer Esskultur gehört etwa auch der Verzehr von Krabben oder Garnelen, die Insekten gar nicht so unähnlich sehen ...

Umweltfreundlich: Insekten verursachen weniger Treibhausgase als andere Proteinquellen

Die massenhafte Produktion unserer Haupteiweißquellen (Fleisch, Fisch, Milch, Eier) verbraucht eine große Menge an Ressourcen wie Wasser und Energie. Daneben machen der immense Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie die Abholzung riesiger Regenwaldgebiete zur Gewinnung von Weide- und Futteranbauflächen die Nutztierhaltung zu einem der weltweit größten Treiber von Umweltverschmutzung, Artensterben und Erderwärmung.

Aufgrund der massiven Umweltprobleme durch die weltweite Viehzucht hatte die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) bereits 2013 empfohlen, dass Speiseinsekten einen höheren Stellenwert bei der Ernährung der Weltbevölkerung einnehmen sollten. Ihr Nährstoffgehalt mache Insekten zu einer guten Alternative zu Fleisch.

Nach Berechnungen der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation wird sich mit der wachsenden Weltbevölkerung die globale Nachfrage nach tierischem Protein bis 2050 nahezu verdoppeln. Bereits jetzt stammen rund 15 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Nutztieren – zu denen Insekten nicht zählen. Untersuchungen zeigen, dass durch Mehlwürmer & Co. hingegen bis zu 100-mal weniger Treibhausgase freigesetzt werden, um die gleiche Menge an Protein zu gewinnen. Die Haltung der Krabbeltiere ist nicht nur platzsparender, sondern es werden auch deutlich weniger Ressourcen verbraucht. So benötigen Mehlwürmer und Grillen etwa 2,2 Kilogramm Futter, um 1 Kilogramm Speisegewicht zu produzieren – Hühner benötigen dafür gut 4,5 Kilogramm und Rinder rund 25 Kilogramm Futter.

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Ist es gesund, Insekten zu essen?

Eine junge Frau liest im Supermarkt die Zutatenliste von einem Produkt aus dem Supermarktregal.
Ob beim Online-Einkauf oder in einem speziellen Supermarkt: Ein Blick auf die Inhaltsstoffe von Insektenprodukten lohnt sich, da sich auch Allergene in den Produkten verstecken können.

© iStock / Portra

Im Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz können Insekten also eine sinnvolle Alternative zu Fleisch, Fisch, Milch und Eiern sein. Auch was den Nährwert angeht, stehen Insekten anderen tierischen Produkten in nichts nach. „Das Eiweiß von Insektenfleisch ist sehr hochwertig“, weiß Lebensmittelexpertin Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Viele Arten enthalten pro Gramm Fleisch sogar deutlich mehr Eiweiß als Rind, Pute oder Schwein. Außerdem liefern Insekten wichtige Mineralstoffe, Spurenelemente, B-Vitamine und Omega-3-Fettsäuren.“

Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen im stationären Handel (Stand: Oktober 2020), bei dem 32 verschiedene Produkte bewertet wurden, zeigt allerdings: Bei Insekten-Fertigprodukten ist ein Blick auf die Nährwerttabelle und Zutatenliste in jedem Fall ratsam. „So manches Produkt enthält reichlich Salz, Zucker oder andere ungünstige Zutaten und dabei nur einen geringen Anteil an Insekten“, so Holzäpfel.

Noch gibt es in Deutschland keine gesetzlichen Vorschriften, wie Speiseinsekten gehalten, gefüttert, verarbeitet und schließlich deklariert werden müssen. Einige Hersteller machen solche Angaben aber bereits. „Auf der Verpackung sollten etwa mögliche Allergene aufgeführt werden. Wer gegen Krusten- und Schalentiere, Weichtiere oder Hausstaubmilben allergisch ist, kann nämlich auch auf Speiseinsekten allergisch reagieren. Je nach Fütterung der Tiere können auch Allergene von Soja und Gluten enthalten sein“, sagt die Expertin.

Novel Food

Speiseinsekten fallen in der EU seit 2018 unter die „Novel Food-Verordnung“ – als neuartige Lebensmittel müssen sie vor Markteintritt von der EU-Kommission zugelassen werden.

Dazu gehört im Vorfeld unter anderem eine positive Risikobewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Wie kann man Insekten in der Küche verwenden und zubereiten?

„Bei unverarbeiteten Tieren sind zudem Hinweise zum Verzehr beziehungsweise zur Zubereitung wichtig, damit man ein sicheres Lebensmittel verspeist. Ein solcher Hinweis lautet zum Beispiel ‚Vor dem Verzehr erhitzen‘“, so Sabine Holzäpfel.

Aufgrund ihrer Größe lassen sich Speiseinsekten direkt verwenden und gut portionieren. Die puren, in der Regel gefriergetrockneten Tierchen lassen sich, mit oder ohne Fett, in der Pfanne rösten oder im Backofen erhitzen. Von Heuschrecken müssen vorher manchmal noch Beine und Flügel entfernt werden.

  • Ohne Zutun von Flüssigkeit oder Fett sind die Tiere eher knusprig. Dann eignen sie sich zum Beispiel ideal als Topping für Salate oder Bowls. Ansonsten können sie als Proteinquelle im Prinzip jedem Gericht beigemischt werden.
  • Bei der Zubereitung mit Fett oder Flüssigkeit sowie durch vorheriges Marinieren nehmen die Tiere wieder Flüssigkeit auf und erhalten ihre nahezu ursprüngliche Konsistenz.
  • Spezielle Insektenkochbücher helfen bei der Zubereitung: Sie zeigen, welche Zutaten besonders gut mit welchen Insektenarten harmonieren und wie sich der persönliche Speiseplan bereichern lässt.

So schmeckt’s

Insgesamt gibt es rund 2.000 essbare Insektenarten. In Deutschland findet man derzeit vorwiegend Produkte mit Mehlwürmern, Heuschrecken, Hausgrillen oder Buffalowürmern aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich oder Finnland.

Mehlwürmer schmecken nussig, Grillen erdig, Heuschrecken nach Hühnerfleisch und Buffalowürmer süßlich.


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