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Müll vermeiden

Wie nachhaltig sind verarbeitete Lebensmittel?

Veröffentlicht am:24.08.2022

4 Minuten Lesedauer

Ob Tiefkühlpizza, Backmischungen oder Dosenravioli – wer es eilig hat, greift schon mal zu industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Doch ihre Produktion geht mit einem hohen Energieverbrauch einher. Nachhaltiger und gesünder sind frische Produkte.

Eine Frau und ihr Sohn auf dem Arm sind in einem Supermarkt und suchen in den Tiefkühltruhen nach gesunden und klimaschonenden Lebensmitteln.

© iStock / ljubaphoto

Warum sind nachhaltige Lebensmittel wichtig?

Wer zum Klimaschutz beitragen möchte, kann schon bei der Ernährung damit anfangen, denn: Insgesamt führen sowohl die Herstellung von Lebensmitteln als auch menschliche Konsumentscheidungen zu erheblichen Umweltbelastungen. Durch den Anbau, Pflanzenschutzmittel, die Tierhaltung, Produktion, Verpackung, Transport und Lagerung entstehen schädliche CO2-Emissionen. Laut Umweltbundesamt verursachen die Lebensmittelproduktion und dazugehörige Konsumentscheidungen 24 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen und sind zudem für etwa 60 Prozent des Verlustes an Tier- und Pflanzenarten verantwortlich. Die Umstellung auf eine nachhaltige Ernährung kann die Umweltfolgen deutlich senken. Doch was sind klimafreundliche Lebensmittel und auf welche sollten Sie besser verzichten?

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Was sind gering und was stark verarbeitete Lebensmittel?

Grundsätzlich lässt sich zwischen nicht verarbeiteten, sprich frischen, und verarbeiteten Lebensmitteln unterscheiden. „Verarbeitet“ sind in der Regel industriell vorgefertigte Produkte, bei denen bereits Zubereitungsschritte für den Konsumenten übernommen wurden – wie beispielsweise bei tiefgekühlten Fertigprodukten. Der Umfang der Verarbeitung kann dabei unterschiedlich ausfallen. Um verarbeitete Lebensmittel besser voneinander abgrenzen zu können, entwickelten brasilianische Forschende das sogenannte NOVA-System. Es unterteilt Lebensmittel in die folgenden vier Gruppen:

  1. Unverarbeitete bis minimal verarbeitete Lebensmittel: verzehrbare Produkte von Pflanzen und Tiere, wie zum Beispiel Nüsse, Wurzeln, Pilze, Innereien, Eier und Milch. Auch Getränke wie Wasser, Tee und Kaffee zählen hierzu. Die minimale Verarbeitung bezieht sich auf das Zerkleinern, Filtern, Kochen, Kühlen, Einlegen oder Rösten.
  2. Verarbeitete Zutaten: Hierzu gehören Öle, Salze, Mehl und Zucker – Zutaten, die meist mit der ersten Gruppe kombiniert werden.
  3. Verarbeitete Lebensmittel: Produkte wie frisches Brot, gereifter Käse und verschiedene Konserven, die mithilfe von Konservierungs-, Gärung- und Kochmethoden industriell hergestellt werden.
  4. Hochverarbeitete Lebensmittel: Nahrungsmittel, die meist aus verschiedenen Zutaten zusammengesetzt sind. Sie werden hergestellt, um haltbare und verzehrfertige Erzeugnisse bereitzustellen, die bequem für Verbrauchende und profitabel für Herstellende sind. Dazu zählen Fertigprodukte, Tiefkühlgerichte, Softgetränke, zusammengesetzte Fisch- und Fleischprodukte, Süßigkeiten und Instant-Produkte. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist diese Gruppe nur in geringen Mengen oder gar nicht zu verzehren.

Wieso belasten vor allem stark verarbeitete Lebensmittel die Umwelt?

Für die Herstellung von stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Tiefkühlpommes, Wurstwaren oder Chips ist meistens eine ganze Reihe industrieller Prozesse notwendig, welche wiederum mit einem hohen Energieverbrauch einhergehen. Zum Vergleich: Für die Produktion von getrockneten Apfelringen wird im Gegensatz zu frischen Äpfeln etwa 26-mal mehr Energie benötigt und sie verursachen – auf das Kilogramm gerechnet – etwa 40-mal mehr Treibhausgase. Auch Tiefkühlpommes weisen eine schlechte Klimabilanz auf. Ihre Herstellung trägt 29-mal mehr CO2-Äquivalente in die Atmosphäre ein, als dies bei Kartoffeln der Fall ist. Aber Vorsicht: Um die ökologische Gesamtbilanz von Lebensmitteln miteinander vergleichen zu können, müssen alle damit zusammenhängenden Faktoren (Lebensmittelanbau, Transportart und -strecke, Verpackung) miteinbezogen werden. So ist zum Beispiel auch Fleisch, das nach der oben vorgenommenen Einteilung in die erste Kategorie fällt, besonders klimaschädlich. Die Energie, die in die Produktion des Tierfutters gesteckt wird, muss in die Bilanz eingerechnet werden.

Gibt es so etwas wie eine Faustregel für nachhaltige Lebensmittel?

Viele Menschen möchten mithilfe ihrer Ernährung zum Klimaschutz beitragen, wissen jedoch nicht, wo sie anfangen sollen.

Grundsätzlich schneiden frische, saisonale und regionale Lebensmittel im ökologischen Vergleich besser ab als hochverarbeitete Lebensmittel. Zudem sind Fertiggerichte deutlich ungesünder, denn: Sie enthalten oftmals gesättigte Fettsäuren, viel Salz und Zucker sowie weitere Zusatzstoffe.

Die sogenannte „Planetary Health Diet“ ist darauf ausgerichtet, sowohl die Gesundheit des Menschen als auch des Planeten zu schützen. Dazu gehört auch, weniger tierische und mehr pflanzliche Lebensmittel auf dem Speiseplan zu haben. Mehr erfahren Sie hier beim Bundeszentrum für Ernährung.

Tabelle: Beispiele für CO₂-Emissionen, verursacht durch Lebensmittel

Frische LebensmittelCO₂-Fußabdruck*Verarbeitete LebensmittelCO₂-Fußabdruck*
Ananas, frisch0,9Ananas aus der Dose1,8
Brokkoli, frisch0,3Brokkoli, gefroren0,7
Tomaten frisch, aus Deutschland, saisonal0,3Tomatenmark4,3
Wasser, Leitungswasser0,0Getränk in 0,7 Liter-Glasmehrwegflasche (zum Beispiel Mineralwasser)0,2
* Kilogramm CO₂-Äquivalente / Kilogramm Lebensmittel

Tabelle: Weitere Beispiele für die Klimabilanz verarbeiteter Lebensmittel

LebensmittelCO₂-Fußabdruck*
Schokolade (Vollmilchschokolade, Tafel, 35 Prozent Kakaogehalt)4,1
Butter9,0
Wurstaufschnitt vom Rind7,9
Sahne (Bio)5,3
Käse, Feta7,0
Fisch, Garnelen gefroren12,5
* Kilogramm CO₂-Äquivalente / Kilogramm Lebensmittel

Und was ist mit Tiefkühlprodukten?

Bei tiefgekühlten Produkten wie Tiefkühlpizza und Tiefkühlgemüse könnte man denken, dass die Klimabilanz durch den Energieaufwand für die Kühlung, den Transport und Co. eher schlecht ist. Doch eine unabhängige Studie des Öko-Instituts e. V. hat ergeben, dass es kaum ökologische Unterschiede zwischen ähnlichen gekühlten, tiefgekühlten und ungekühlten Produkten gibt. Der größte Einflussfaktor auf die Klimabilanz ist die Rezeptur der Produkte – also wie viel tierische und pflanzliche Inhaltsstoffe in einem verarbeiteten Lebensmittel stecken. Darum schneidet eine selbstgemachte Salami-Pizza im Vergleich zu einer tiefgekühlten Salami-Pizza ähnlich ab.

Eine Frau hält einen Topf mit frischen, unverarbeiteten Früchten vor dem Bauch.

© iStock / Natalya Nekrasova

Setzen Sie bei Ihrer Ernährung vor allem auf frische, unverarbeitete Lebensmittel – damit tun Sie sich selbst und der Umwelt etwas Gutes.

Nachhaltige Ernährung: Worauf sollten Sie bei Lebensmitteln achten?

  • Kochen Sie mit frischen Lebensmitteln: Für ausgewogene Mahlzeiten eignen sich Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchte und Nüsse. Die Lebensmittel sollten im besten Fall überwiegend pflanzlich sein, Saison haben, aus der Region stammen und möglichst unverpackt sein.
  • Trinken Sie mehr Wasser oder Tee und vermeiden Sie Softgetränke: Softgetränke und industriell verarbeitete Saftschorlen enthalten oft viel Zucker und verursachen durch ihre aufwendige Produktion klimaschädliche CO2-Emissionen. Umweltfreundlicher und auch gesünder sind frische Kräutertees oder Leitungswasser.
  • Reduzieren Sie den Konsum von Fleisch- und Milchprodukten sowie anderen Lebensmitteln mit einer hohen Klimabilanz: Neben industriell verarbeiteten Lebensmitteln besitzen vor allem Milch- und Fleischprodukte eine schlechte Klimabilanz. Eine tierbasierte Ernährung beansprucht große Landflächen für die Weidehaltung und die Tierfutterproduktion. Zudem verbraucht sie viel Wasser und andere Ressourcen. Mit einer Reduzierung des Fleischkonsums ließen sich erhebliche Mengen CO2 einsparen.
  • Haushalten Sie ressourcenschonend: Planen Sie Ihre Gerichte und Ihren Einkauf im Voraus. So können Sie gegebenenfalls Einkaufsfahrten sparen und kaufen nur die Dinge, die Sie auch wirklich benötigen. Vermeiden Sie das Wegwerfen von Lebensmitteln und verzichten Sie nach Möglichkeit auf Verpackungen. Hilfreiche Tipps dazu erhalten Sie auch bei der Initiative „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

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