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Was ist Fast Fashion und wie kann man sie erkennen?

Veröffentlicht am:03.08.2023

5 Minuten Lesedauer

Schnell produziert, gekauft und vergessen – das ist der Kern von Fast Fashion. Aber was ist Fast Fashion genau? Welche Auswirkungen die niedrigpreisige Mode auf die Umwelt hat und wie Sie Fast Fashion erkennen.

Im Vordergrund ein Smartphone, das Kleiderauswahl in einem Onlineshop zeigt. Ein Finger wischt über die Angebote.

© iStock / oatawa

Was ist Fast Fashion?

Fast Fashion bedeutet übersetzt so viel wie „schnelle Mode“ und beschreibt das Geschäftsmodell und Produktionskonzept vieler Textilketten im niedrigen Preissegment. Der entscheidende Erfolgsfaktor für die Modekonzerne ist die Zeit. Das Ziel ist, schnell trendige Kleidungsstücke für wenig Geld zu produzieren und günstig zu verkaufen. Fast-Fashion-Ketten reagieren unmittelbar auf Modetrends, kopieren Kollektionen anderer Marken und bieten sie kurze Zeit später zu wesentlich günstigeren Preisen an. Zwischen dem Entwurf und der Auslieferung liegen wenige Wochen. Durch die Kurzlebigkeit von Trends erscheinen Kollektionen in immer geringeren Abständen, nahezu jeden Monat eine neue.

Fast Fashion hat dennoch ihren Preis. Um schnelle und günstige Mode zu verkaufen, werden Kleidungsstücke unter schlechten Umwelt- und Arbeitsbedingungen gefertigt und kostengünstig produziert. So schnell, wie sie hergestellt und gekauft wurden, so kurzweilig ist oft ihre Nutzungsdauer. Knapp 60 Kleidungsstücke kaufen Verbraucher und Verbraucherinnen hierzulande pro Jahr, jedes fünfte Kleidungsstück wird kaum oder gar nicht getragen.

Warum ist Fast Fashion schlecht?

Fast Fashion hat soziale und ökologische Folgen. Um ein Baumwoll-T-Shirt herzustellen, werden schätzungsweise 2.700 Liter Süßwasser benötigt – davon könnte ein Mensch knapp 2,5 Jahre mit Trinkwasser versorgt werden. Durch die Produktion von Fast Fashion wird der Wassermangel in den Produktionsländern verschärft. Das führt zu Ernteausfällen, Wassernot oder auch Ausbreitung von Epidemien, wenn kein Zugang zu sauberem Trinkwasser besteht. In der EU entstehen durch den Konsum von Textilien pro Person jährlich 270 Kilogramm CO₂-Emissionen. Diese Treibhausgase heizen die Erdatmosphäre auf, was zu Klimaveränderungen führt und weitere Folgen wie Starkwetterereignisse oder das Abschmelzen der Polkappen nach sich zieht.

Soziale Folgen von Fast Fashion

Fast Fashion wird häufig in Ländern hergestellt, in denen Arbeiter und Arbeiterinnen mit mangelhaftem Arbeits- und Gesundheitsschutz tätig sind. Ohne gewerkschaftliche Organisation arbeiten sie teilweise bis zu 16 Stunden am Tag zu geringen Löhnen.

Das Konsumverhalten, und damit die rege Abnahme von Fast Fashion tragen dazu bei, dass die schlechten Produktionsbedingungen in der Textilbranche erhalten bleiben.

Eine junge Frau schaut sich Kleidung auf einem Ständer vor einem Secondhand-Shop an.

© iStock / lechatnoir

Um Fast Fashion zu vermeiden, lohnt sich der Kauf von Bekleidung in einem Secondhand-Shop.

Welche ökologischen Folgen von Fast Fashion gibt es noch?

Die gesamte Produktion von Textilien verbraucht Ressourcen und benötigt Chemikalien. Ein Beispiel ist die Produktion von synthetischen Textilien, beispielsweise für Outdoor- oder Sport-Bekleidung. Diese werden aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Kohle und Erdgas hergestellt. Die Produktion steigert die CO₂-Emissionen. Synthetische Textilien sind darüber hinaus zu einem großen Teil für die Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik verantwortlich.

Auch Fast Fashion aus Baumwolle hat Auswirkungen auf die Umwelt. Das beginnt bereits mit dem Anbau der Baumwollpflanze, der viel Wasser benötigt. Baumwolle wird oft in Regionen angebaut, in denen bereits Wassermangel herrscht. Durch Fast Fashion wird immer mehr Wasser aus Seezuflüssen oder Grundwasser abgepumpt. Wassermangel und ein erhöhter Salzgehalt im verbleibenden Wasser sind die Folge. Beim Baumwollanbau werden zudem Pestizide und Düngemittel eingesetzt, die das Grundwasser kontaminieren sowie Arbeiter und Arbeiterinnen krank machen, wenn sie langfristig mit den giftigen und gesundheitsschädlichen Substanzen in Kontakt kommen.

Bei der Weiterverarbeitung der Stoffe kommen dann Chemikalien zum Einsatz, um Kleidung zu bleichen, färben, bedrucken oder Outdoor-Kleidung zu imprägnieren. Rund ein Kilogramm Chemikalien werden für die Herstellung von einem Kilogramm Textil verwendet. Das kontaminierte Produktionsabwasser wird nur unzureichend oder gar nicht von Kläranlagen gereinigt. So gelangt es in die Flüsse und die Ökosysteme vor Ort und gefährdet die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Textilproduktion ist weltweit für rund 20 Prozent der Wasserverschmutzung verantwortlich.

Mikroplastik durch synthetische Textilien

Mit jedem Waschgang werden Mikropartikel freigesetzt.

In Deutschland werden jährlich geschätzt 80 bis 400 Tonnen Mikroplastik durch das Waschen von synthetischen Textilien aus zum Beispiel Polyester, Polyamid oder Nylon freigesetzt. Diese gibt die Kleidung durch den Faserabrieb beim Waschen in das Wasser ab. Demnach sollte man synthetische Textilien eher vermeiden, seltener waschen oder bestimmte Waschmaschinenfilter in Betracht ziehen.

Wie unterscheide ich Fast Fashion von fair hergestellter Mode?

Auch wenn Sie die großen Fast-Fashion-Ketten meiden und Kleidung bei kleineren Marken kaufen, bedeutet dies nicht, dass die angebotenen Textilien umweltbewusst und fair produziert wurden. Ein genauer Blick auf die Etiketten lohnt sich. Fast Fashion erkennen Sie daran, dass die Kleidung keine Gütesiegel trägt. Auch der Anteil von synthetischem Textil ist bei Fast Fashion hoch, der Stoff ist dünn und das Kleidungsstück schlecht verarbeitet.

Nachhaltige Kleidungsstücke aus Bio-Baumwolle sind mit Labeln gekennzeichnet, auf denen „Organic Cotton“ steht. Es gibt an, aus wie viel biologisch angebauter Baumwolle das jeweilige Kleidungsstück besteht. Auch Textilien, die folgende unabhängige Kleidungssiegel tragen, wurden eigenen Angaben zufolge unter umweltfreundlichen und fairen Bedingungen hergestellt:

  • Fairtrade steht für Baumwolle sowie Textilien, die unter fairen Lebens- und Arbeitsbedingungen hergestellt wurden.
  • Blauer Engel steht für Kleidung, die ohne gesundheitsgefährdende Chemikalien und unter hohen Umweltstandards hergestellt wurde.
  • Grüner Knopf steht für sozial und ökologisch hergestellte Bekleidung und dafür, dass Unternehmen entlang ihrer Lieferketten einer bestimmten ökologischen und menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen.
  • Bluesign steht für die sichere Herstellung von Textilien aus Kunst- und Naturfasern.
  • GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) steht für Kleidung, die unter guten ökologischen und sozialen Bedingungen gefertigt wurde.
  • EU Ecolabel steht für umweltfreundliche Produktionswege von Natur- und Kunstfasertextilien.
  • Fair Wear Foundation (FWF) steht für faire Arbeitsbedingungen.
  • Naturland steht für Textilien, die ökologisch und mit sozialer Verantwortung hergestellt wurden.
  • Naturtextil IVN zertifiziert BEST steht für Produkte aus 100 Prozent Biobaumwolle.

Downcycling statt Recycling

Recycling von Textilien, also die Wiederaufarbeitung durch einen geschlossenen Stoffkreislauf, findet in der Regel nicht statt.

Weltweit werden rund 80 Prozent der Altkleider verbrannt oder auf Deponien entsorgt. Die verbleibenden 20 Prozent werden für Downcycling genutzt. Dabei werden Altkleider zwar wiederverwertet, jedoch sinkt die Qualität des Rohstoffs. Er wird beispielsweise zu Putzlappen oder Dämmstoffen weiterverarbeitet.

Was kann ich gegen Fast Fashion tun?

Wer Fast Fashion vermeiden möchte, muss nicht auf schöne Kleidung verzichten. Es gibt kostengünstige und umweltbewusste Alternativen zu Fast Fashion. Eine davon ist der Slow-Fashion-Trend. Dieser bedeutet übersetzt „Langsame Mode“ und bildet den Gegenpart zu Fast Fashion. Aber was versteht man unter Slow Fashion? Der nachhaltige Trend legt den Fokus auf das bedachte Kaufverhalten. Bei diesem macht man bewusst nicht jede modischen Neuheit mit, sondern kauft weniger Kleidung, die dafür nachhaltig produziert wurde, besser verarbeitet und qualitativ hochwertiger ist. Mitunter ist das aber nicht für jeden und jede umsetzbar, weil das oft auch bedeutet, erstmal mehr Geld für die nachhaltige Kleidung auszugeben als für die billig produzierte Fast Fashion.

Um Fast Fashion zu vermeiden, können Sie auf Folgendes achten:

  • Kaufen Sie faire Kleidung, die Umwelt- und Sozialstandards einhält. Dies erkennen Sie an den entsprechenden Siegeln, oder sie erkundigen sich in Online-Netzwerken nach Fair Fashion, zum Beispiel auf „Get Changed“.
  • Kaufen Sie am besten Kleidung aus Biobaumwolle (organic cotton) und vermeiden Sie synthetische Textilien.
  • Bekleidung für Erwachsene und Kinder können Sie im Secondhand-Shop kaufen.
  • Brauchen Sie bestimmte Kleidungsstücke nur für ein einmaliges Event, können Sie diese auch mieten.

Beim Umgang mit Ihrer Kleidung können Sie ebenfalls ein paar Dinge beachten:

  • Tragen Sie Ihre Kleidung möglichst lange.
  • Lassen Sie defekte Kleidung von einem Schneider oder einer Schneiderin reparieren, statt sie zu entsorgen oder versuchen Sie selbst, Flicken aufzunähen oder Knöpfe wieder anzunähen.
  • Funktionieren Sie Kleidung um und schneidern Sie daraus etwas Neues, etwa Kissenhüllen, Topflappen oder Etuis.
  • Bieten Sie Ihre Kleidung auf Tauschpartys an.
  • Verkaufen, verschenken oder spenden Sie Ihre alte Kleidung.

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