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Mehr Lebensqualität durch Blasentraining: Wie Sie eine schwache Blase trainieren

Veröffentlicht am:15.05.2025

6 Minuten Lesedauer

Ständiger Harndrang bedeutet für viele Betroffene eine starke Einschränkung in ihrem Alltag. Ein Blasentraining kann helfen, die Funktion der Blase wiederherzustellen und die Häufigkeit der Toilettengänge zu reduzieren. So funktioniert ein effektives Blasentraining.

Eine ältere Frau mit dunkler Brille und orangefarbenem kurzärmeligen Rollkragenpullover, die vor einem Couchtisch am Boden sitzt, schreibt etwas in ein Notizbuch.

© iStock / miodrag ignjatovic

Blasentraining gegen Reizblase und Inkontinenz

Die funktionsfähige Blase eines gesunden Erwachsenen fasst bei Frauen etwa 500 und bei Männern bis zu 700 Milliliter Urin. Ist die Blase voll, signalisiert das Nervensystem, dass es Zeit ist, die Blase zu leeren. Das spüren wir als Harndrang, mit dem uns die Blase das Zeichen gibt, auf die Toilette zu gehen. Das ist etwa alle drei bis vier Stunden der Fall, was auch von der individuellen Blasenkapazität und der konkreten Trinkmenge abhängt.

Wenn Menschen sehr oft und auch bei einer nicht gefüllten Blase Harndrang verspüren oder sogar Schwierigkeiten haben, den Urin zurückzuhalten, ist das auch eine psychische Belastung. Die Lebensqualität leidet, wenn ständig die Toilette aufgesucht werden muss oder bestimmte Aktivitäten gemieden werden, weil nicht immer eine Toilette in der Nähe ist. Ein Blasentraining (in der Fachsprache Urotherapie) kann helfen, die Kontrolle über die Blase zumindest zum Teil wiederzuerlangen. Die Blase kann trainiert werden, sich stärker zu dehnen und mehr Urin zu speichern. Blasentraining setzt außerdem bei der Wahrnehmung des Harndrangs an. In gewisser Weise ist die nämlich auch eine „Kopfsache“. Es geht darum, die Fehlinterpretation der Blasensignale zu korrigieren: Also nicht zu „müssen“, wenn die Blase nicht voll ist.

Wann ein Blasentraining helfen kann

Ziel eines Blasentrainings ist es, sehr häufige Toilettengänge oder ungewollten Harnverlust zu reduzieren, indem die Betroffenen lernen, den Harndrang besser zu kontrollieren. In Frage kommen vor allem Menschen mit einer überaktiven Blase (auch Reizblase). Eine Reizblase zeichnet sich durch sehr häufigen Harndrang trotz kaum gefüllter Blase aus. Menschen mit Reizblase müssen also ständig auf die Toilette. Blasentraining kann außerdem bei Dranginkontinenz helfen. Reizblase und Dranginkontinenz stehen in Zusammenhang. Auch bei der Dranginkontinenz tritt der Harndrang schon bei kleinen Urinmengen in der Blase auf. Dieser Drang setzt meist sehr plötzlich ein und ist oft so stark, dass die Betroffenen es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen und schon vorher Urin verlieren.

Wann ein Blasentraining eher ungeeignet ist

Wenn den Blasenproblemen eine Krankheit zugrunde liegt – beispielsweise Blasensteine, neurologische Erkrankungen oder eine Prostatavergrößerung – ist eine Behandlung der Grunderkrankung angezeigt. Auch bei einer Stress- oder Belastungsinkontinenz, bei der zum Beispiel beim Lachen, Husten oder Niesen Urin abgeht, hilft ein Blasentraining nur bedingt. Ursache ist hier meist ein schwacher Blasenverschluss durch eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Dann hilft ein Beckenbodentraining, um den Schließmuskel der Blase zu trainieren und die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Generell gilt: Starke Beckenbodenmuskeln unterstützen das Zurückhalten des Urins. Solche Muskelübungen sind aber etwas anderes als ein Blasentraining. Blasentraining ist kein Beckenbodentraining. Bei einer Mischinkontinenz, einer Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz, kann eine entsprechende Kombination beider Trainingsansätze hilfreich sein.

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Wie kann man seine Blase stärken? Das können Sie selbständig tun

Das Grundprinzip des Blasentrainings besteht darin, die Blase zu kontrollieren, anstatt sich von der Blase beherrschen zu lassen. Jeder kann selbstständig damit anfangen. Schritt 1: Gehen Sie nicht sofort zur Toilette, wenn sich die Blase meldet. Warten Sie kurz ab. Manchmal legt sich der Harndrang von selbst wieder.

Weitere wichtige Tipps für das persönliche Blasentraining sind:

  • Vermeiden Sie vorbeugende Toilettengänge. Vorsorgliche Toilettengänge, beispielsweise vor dem Verlassen des Hauses, und generell Toilettengänge in sehr kurzen Abständen können die Beschwerden einer Reizblase noch verstärken. Dadurch trainieren Sie Ihre Blase, schon bei geringer Füllung Harndrang zu melden.
  • Führen Sie stattdessen eine Regelmäßigkeit ein. Gehen Sie in regelmäßigen Abständen auf die Toilette, um Ihre Blase an einen Rhythmus zu gewöhnen.
  • Versuchen Sie, die Abstände Schritt für Schritt zu verlängern. Steigern Sie sie langsam, bis Sie idealerweise ein Intervall von drei bis vier Stunden erreichen.

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Harndrang unterdrücken – mit diesen Tricks klappt‘s besser

Um den Harndrang zu unterdrücken, gibt es verschiedene Techniken:

  • Entspannen Sie sich und denken Sie an etwas Angenehmes. Oder lenken Sie sich ab, indem Sie zum Beispiel zählen, das Alphabet aufsagen, ein Buch lesen oder ein Rätsel lösen.
  • Setzen Sie sich gerade auf einen harten Stuhl und halten sich an etwas fest. Oder Sie schlagen die Beine übereinander. Hilfreich ist auch, in gerader Position die Beckenbodenmuskulatur anzuspannen.
  • Setzen sie sich auf einen Stuhl, beugen Sie den Oberkörper nach vorn und berühren Sie die Zehen. Dadurch ändert sich der Druck auf Bauchraum und Harnröhre und der Harndrang kann nachlassen. Halten Sie die Stellung, bis Sie keinen Drang mehr spüren.
  • Hüpfen Sie von einem Fuß auf den anderen oder stellen Sie sich auf die Zehenspitzen.

Welche Getränke sollte ich vermeiden?

Es gibt verschiedene Getränke, die die Blase reizen oder die Urinbildung verstärken können. Versuchen Sie, diese Getränke zu vermeiden oder Sie nur maßvoll zu genießen. Vor allem direkt vor dem Schlafengehen oder vor Aktivitäten, bei denen man viel unterwegs (und fern von Toiletten) ist, hilft es, auf solche Getränke komplett zu verzichten. Dazu zählen zum Beispiel:

  • alkoholische Getränke
  • koffeinhaltige Getränke wie schwarzer und grüner Tee, Kaffee und Cola
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • Getränke mit Süßstoff
  • heiße Schokolade
  • Pfefferminztee, Brennnesseltee sowie Nieren- und Blasentees
  • schwarzer Johannisbeersaft und Zitrusfruchtsäfte

Weniger trinken ist keine Lösung

Um den Nachtschlaf nicht zu stören, ist es ratsam, in den letzten zwei Stunden vor dem Schlafengehen wenig oder gar nicht zu trinken. Insgesamt sollte man jedoch keinesfalls weniger trinken. Viele Menschen mit einer Blasenschwäche trinken zu wenig. Regelmäßiges Trinken unterstützt aber die Blasenfunktion. Deshalb ist eine ausreichende Trinkmenge (rund 1,5 Liter pro Tag) gerade bei einer schwachen Blase wichtig. Das hat noch einen weiteren Grund: Ist der Wassergehalt des Urins gering, kann der stark konzentrierte Urin die Blasenschleimhaut angreifen. Die Blase wird gereizt und die Beschwerden können sich verstärken. Trinken Sie zu oder vor jeder Mahlzeit ein bis zwei Gläser stilles Wasser. Dazwischen können Säfte oder Schorlen getrunken werden, tagsüber in kleinen Mengen auch Kaffee und schwarzer oder grüner Tee.

Eine Gruppe von vier Personen wandert an einem Waldrand entlang. In der Bildmitte lächelt eine ältere Dame mit Rucksack und Wanderstock, die die Wanderung sichtlich genießt.

© Stock / mixetto

Ein Blasentraining kann helfen, die Häufigkeit der Toilettengänge zu reduzieren. So können die Betroffenen wieder mehr unternehmen.

Blasentraining professionell angehen mit Blasentagebuch, Trink- und Toilettenplan

Wer Probleme mit dem „Müssen“ hat, sollte sich nicht scheuen, zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen. Blasenschwäche ist ein normales Gesundheitsproblem. Es ist wichtig abzuklären, ob eine Krankheit dahinter steckt. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin entscheidet, ob ein Blasentraining für Sie geeignet ist und ob es gegebenenfalls mit Medikamenten kombiniert werden sollte.

Vermutlich wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Sie zunächst anleiten, ein Blasentagebuch (Miktionstagebuch) zu führen. Darin halten Sie fest:

  • was, wann und wie viel Sie trinken;
  • wie oft und wann Sie zur Toilette gehen und wie viel Wasser Sie dabei lassen und
  • gegebenenfalls wann und wie viel Urin unwillentlich abgeht.

Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg

Auf Grundlage des Tagebuchs wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen wahrscheinlich einen Toilettenplan vorschlagen. Darin kann zum Beispiel vermerkt sein, dass Sie probieren sollen, zunächst fünf Minuten nach Beginn des Harndrangs auszuhalten, dann zehn, fünfzehn und schließlich zwanzig Minuten. Oder es gibt einen festen Zeitplan für den Toilettengang. In diesem Fall müssen Sie versuchen, den Harndrang außerhalb der festen Zeiten mit den oben beschriebenen Techniken zu unterdrücken. Ein professionelles Blasentraining kombiniert in der Regel einen Toilettenplan mit einem Trinkplan. Der Trinkplan enthält Trinkziele und Sie tragen ein, was, wann und wie viel Sie trinken. Wenn Sie zu wenig trinken, können Sie sich durch Ihr Smartphone oder einen Timer daran erinnern lassen.

Blasentraining zur Vorsorge von Blasenschwäche

Ob ein Blasentraining allein die normale Blasenfunktion wiederherstellen kann, hängt vom Einzelfall ab. Eine Besserung der Blasenprobleme ist jedoch in den meisten Fällen zu erwarten. Wenn Sie bei sich selbst feststellen, dass Sie sehr häufig zur Toilette gehen, dies aber (noch) nicht als störend empfinden (weil Sie keine Probleme mit der Blasenkontrolle haben), kann es sich trotzdem lohnen, Ihre Blase zu trainieren. So können Sie späteren Problemen vorbeugen.

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