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Organe

Ständiger Harndrang: So lässt sich eine Reizblase behandeln

Veröffentlicht am:08.12.2023

5 Minuten Lesedauer

Menschen mit Reizblase halten immer Ausschau nach der nächsten Toilette. Der Drang, ganz plötzlich Wasser lassen zu müssen, belastet ihren Alltag. Welche Ursachen hinter einer überaktiven Blase stecken und wie sich die Symptome lindern lassen.

Eine junge Frau sitzt mit einer Rolle Toilettenpapier in den Händen auf dem WC.

© iStock / turk_stock_photographer

Was ist eine Reizblase und wie äußert sie sich?

Als Reizblase gilt, wenn Menschen innerhalb von 24 Stunden mehr als acht Mal plötzlich dringend wasserlassen müssen und dabei immer nur kleine Mengen Urin ausscheiden. Mediziner und Medizinerinnen sprechen von einer überaktiven Blase. Manchmal kommt noch ein weiteres unangenehmes Symptom hinzu: Geben Betroffene den ersten Anzeichen des Harndrangs nicht nach, kann es zu einer unkontrollierten Entleerung der Blase kommen (Dranginkontinenz). Man unterscheidet zwischen:

  • trockener überaktiver Harnblase (ohne Dranginkontinenz)
  • nasser überaktiver Harnblase (mit Dranginkontinenz)

Bei einer gesunden Blasenfunktion baut sich der Drang, wasserzulassen, allmählich auf und wird stärker. Menschen mit einer Reizblase hingegen spüren den Drang sehr plötzlich. Obwohl es sich so dringend anfühlt, ist die Blase in der Regel nicht komplett voll. Die Betroffenen scheiden im Vergleich bei jedem Toilettengang eher geringe Mengen Urin aus. Typisch ist außerdem: Menschen mit einer Reizblase verspüren auch nachts regelmäßig Harndrang und können die Nächte nicht durchschlafen.

Die überaktive Blase schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Der Harndrang kann Menschen mit Reizblase in jeder Situation überraschen. Viele Menschen halten sich nur ungern weit entfernt von einer Toilette auf. Die Angst und die Scham, sich aus Versehen einzunässen, können den Harndrang noch verstärken. Als Grund für die verstärkten Symptome wird vermutet, dass das zentrale Nervensystem durch die Angst empfindlicher reagiert und noch schneller zum Toilettengang anregt. Aber auch Muskelanspannungen durch die Angst wirken womöglich auf die Blase, so eine Theorie.

Wie entsteht eine Reizblase?

Bei Menschen mit einer überaktiven Blase reagieren die Nerven in den Harnwegen besonders empfindlich: Sie signalisieren starken Harndrang, obwohl die Blase noch nicht komplett gefüllt ist. Wenn dies häufiger passiert, wird auch das zentrale Nervensystem zunehmend empfindlicher, es schlägt immer früher Alarm. Da die Blase dadurch immer früher entleert wird, stellt sie sich nur noch auf kleinere Mengen Urin ein und schrumpft.

Zu einer überaktiven Blase kann es infolge bestimmter Erkrankungen kommen. Aber auch Schwangerschaft, Geburt und die Wechseljahre verursachen manchmal eine Reizblasse.

Reizblase bei Frauen: Schwangerschaft, Geburt, Wechseljahre

Schwangerschaft und Geburt beanspruchen den Beckenboden stark. Ein geschwächter Beckenboden kann dafür verantwortlich sein, dass sich Blase, Gebärmutter oder Scheide absenken – mit den typischen Reizblasen-Symptomen. Eine Beckenbodenschwäche verschlechtert sich manchmal mit zunehmendem Alter. Bei Frauen nach den Wechseljahren führt unter Umständen auch ein Mangel des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen zu einer Reizblase.

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Anatomische Veränderungen und Entzündungen

Veränderungen in der Anatomie der Harnwege können eine Reizblase auslösen. Solche Veränderungen entstehen etwa durch Tumore in der Blase oder im Harnleiter. Auch Blasensteine, Harnleitersteine, gutartige Prostatavergrößerungen oder Prostatakrebs sind mögliche Ursachen für die Beschwerden. Blasenentzündungen können auch die Empfindlichkeit der Blase erhöhen und eine Reizblase verursachen.

Neurologische Erkrankungen

In manchen Fällen ist die Reizblase Folge einer Erkrankung der Nerven: Schlaganfälle, eine Parkinson- oder Alzheimer-Erkrankung, Gehirntumore oder Nervenerkrankungen können die Nerven- und dadurch auch die Blasenfunktion beeinträchtigen.

Untersuchungen bei Reizblase

Um andere Krankheiten als Ursache für eine Reizblase auszuschließen, führen Ärzte und Ärztinnen verschiedene Untersuchungen durch.

Der Arzt oder die Ärztin erfragt zunächst, welche Symptome in welcher Häufigkeit auftreten. Um das Ausmaß der Beschwerden genau beurteilen zu können, führen Betroffene ein sogenanntes Miktionsprotokoll. Darin notieren sie, wie häufig sie die Toilette aufgesucht haben und wie häufig sie einen Harndrang verspürt haben. Außerdem dokumentieren sie, wie viel sie getrunken haben, wie viel Urin sie beim Toilettengang abgegeben haben und wieviel Urin womöglich unkontrolliert ausgeschieden wurde.

Durch eine körperliche Untersuchung lassen sich mögliche organische Ursachen aufdecken, etwa eine vergrößerte Prostata. Mit einer Urinanalyse stellen Fachleute fest, ob die Harnwege entzündet sind. Unter Umständen ist auch eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege nötig, bei Männern wird die Prostata kontrolliert. Eine Blasenspiegelung (Zytoskopie) kann manchmal sinnvoll sein, etwa um Blasensteine oder Blasentumore zu erkennen oder auszuschließen.

Ist eine Reizblase heilbar?

Wenn die Reizblase eine organische Ursache hat, konzentriert sich der Arzt oder die Ärztin bei der Behandlung zunächst darauf. Bei Tumoren, Blasensteinen oder einer Gebärmuttersenkung kann eine Operation empfohlen werden. Frauen in den Wechseljahren erhalten womöglich Hormonzäpfchen oder eine in der Scheide aufzutragende hormonhaltige Salbe.

Wenn Arzt oder Ärztin keine andere Erkrankung als Ursache für die Reizblase finden, können diese Maßnahmen und Medikamente die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern:

Blasentraining und Beckenbodenübungen

Bei einem Blasentraining zögern Betroffene den Toilettengang systematisch länger hinaus. So lernen sie, ihre die Blasenentleerung wieder zu kontrollieren. Wenn die Blase nicht sofort beim ersten Drang, sondern erst nach einer kurzen Wartezeit entleert wird, erhöht sich ihr Fassungsvermögen. Je mehr Urin die Blase aufnehmen kann, desto später signalisiert sie, dass sie voll ist – der Harndrang setzt nicht zu früh ein. Begleitet wird das Blasentraining häufig von Übungen, die den Beckenboden stärken. Die Betroffenen lernen, den Beckenboden bewusst zu entspannen und anzuspannen und dadurch den Urinabgang wieder selbstständig zu kontrollieren. Bei einem Blasentraining bemerken die Patienten und Patientinnen oft erst nach einigen Wochen eine Besserung. Der Zustand kann sich auch wieder verschlechtern, etwa in Phasen großer Erschöpfung. Lassen Sie sich nicht entmutigen und versuchen Sie, das Training gelassen fortzuführen.

Eine schwangere Frau kräftigt ihren Beckenboden mit Übungen, um nach der Geburt keine Reizblase zu entwickeln.

© iStock / trumzz

Um eine Reizblase nach der Schwangerschaft zu vermeiden, helfen Übungen zur Stärkung des Beckenbodens.

Trinkmenge kontrollieren

Viele Menschen mit einer überaktiven Blase trinken zu wenig, weil sie Angst haben, die Toilette nicht rechtzeitig zu erreichen. Wenn der Wassergehalt des Urins zu gering ist, können die konzentrierten Bestandteile des Urins die Blasenschleimhaut angreifen. Das reizt die Blase noch mehr und die Beschwerden können sich verschlimmern. Versuchen Sie bei einer Reizblase, ausreichend zu trinken – am besten Wasser sowie ungesüßte Früchte- oder Kräutertees. Wer nachts häufig auf die Toilette gehen muss, sollte zwei Stunden vor dem Schlafengehen keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen. Verzichten Sie auf Kaffee, schwarzen Tee und Alkohol, diese Getränke können die Blase zusätzlich reizen.

Medikamente gegen Reizblase

Wenn sich die Symptome einer überaktiven Blase nicht durch Verhaltenstraining allein ausschalten lassen, können Arzt oder der Ärztin Medikamente verschreiben:

Medikamente aus der Gruppe der Anticholinergika hemmen die Reizübermittlung der Nerven und lindern die Symptome – die Blase kann sich nicht mehr so stark zusammenziehen. Diese Medikamente können jedoch unangenehme Nebenwirkungen verursachen. Andere Reizblasen-Medikamente sind die sogenannten Beta-3-Agonisten. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und können verhindern, dass die Betroffenen aus Versehen Urin ausscheiden.

Auch Botulinumtoxin, umgangssprachlich auch Botox genannt, kann zur Behandlung verwendet werden. Das Präparat wird an verschiedene Stellen der Blase gespritzt. Es hemmt die Signalübertragung in der Blasenmuskulatur, sodass sich der Blasenmuskel nicht mehr so stark zusammenzieht und die Betroffenen weniger häufig auf die Toilette gehen müssen.

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