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Muskel-Skelett-System

Knacken mit den Fingern: unbedenklicher Tick oder schädlich?

Veröffentlicht am:03.02.2022

3 Minuten Lesedauer

Manche Menschen können mit ihren Gelenken knackende Geräusche erzeugen. Einige tun dies regelmäßig. Oft wird vermutet, dass dies ungesund ist und sich womöglich das Risiko für Gelenkverschleiß erhöht. Wie ist die Studienlage zum Fingerknacken?

Eine Frau knackt mit den Fingern.

© iStock / Chainarong Prasertthai

Warum knacken Menschen mit den Fingern?

Bis zu 45 Prozent aller Menschen können ihre Gelenke absichtlich knacken lassen. Meist handelt es sich um die Fingergrundgelenke. Wer mit den Fingern knacken kann, ist dazu aber häufig auch mit anderen Gelenken in der Lage. Betroffene empfinden das Knacken als entspannend. Eine wissenschaftliche Studie kam zu dem Ergebnis, dass gewohnheitsmäßige Fingerknacker unter anderem auch häufiger Nägel kauen, rauchen und Alkohol trinken. Ob das tatsächlich zusammenhängt, ist aber noch unklar.

Das Knacken

Wie das Knackgeräusch entsteht, haben Forschende bei Echtzeit-Untersuchungen im Magnetresonanztomografen herausgefunden.

Zwischen den Gelenkflächen befindet sich der Gelenkspalt, der mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist. Wird der Gelenkspalt auseinandergezogen, entsteht dort ein Unterdruck. Dadurch bilden die in der Gelenkflüssigkeit gelösten Gase schlagartig kleine Blasen. Dabei entsteht das bekannte Knackgeräusch. Dieses physikalische Phänomen wird auch als „Tribonukleation“ bezeichnet. Nach einiger Zeit haben sich die Gase wieder in der Gelenkflüssigkeit gelöst und die Finger könnten erneut geknackt werden.

Ist Fingerknacken kurzfristig ungesund?

Kurzfristig scheint das Fingerknacken keine negativen Folgen zu haben. In einer klein angelegten Studie haben Forschende 40 Versuchsteilnehmer gebeten, ihre Finger auseinanderzuziehen. 30 hatten die Fähigkeit zum Fingerknacken, 10 konnten dies nicht. Anschließend wurden sie von den Forschenden auf Schwellungen, die Griffstärke der Hand und die Beweglichkeit der Fingergelenke untersucht. Zudem sollten sie Fragen zur Funktion der Hand, Schmerzen und Einschränkungen in der Beweglichkeit beantworten.

Im Vergleich beider Gruppen ergaben sich keine nennenswerten Unterschiede. Lediglich die Beweglichkeit war bei den Personen, die ihre Finger knacken lassen konnten, geringfügig höher: Bei ihnen war der Winkel zwischen maximal gestrecktem und gebeugtem Finger im Mittel neun Grad größer als bei denen, die keine Knackgeräusche erzeugen konnten. Auch war der Winkel nach dem Knacken größer als davor.

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Kann man vom Fingerknacken Arthrose oder Arthritis bekommen?

Wissenschaftler haben auch die längerfristigen Folgen des Knackens untersucht:

  • In einer schon älteren Studie mit 300 Personen im Alter von mindestens 45 Jahren waren 74 gewohnheitsmäßige Fingerknacker, 226 ließen ihre Gelenke nicht absichtlich knacken. Zwischen den beiden Gruppen konnten die Untersuchenden keine Unterschiede bei der Häufigkeit von Arthritis feststellen. Bei den Finger-knackenden Probanden waren allerdings in dieser Studie Handschwellungen und geringere Griffstärke häufiger. Die Forschenden schlossen daraus, dass Fingerknacken zu einer Beeinträchtigung der Handfunktion führen kann.
  • In einer anderen Studie an 215 Personen zwischen 50 und 89 Jahren litten Menschen mit der Angewohnheit zum Fingerknacken nicht häufiger an Arthrose als diejenigen, die ihre Finger nicht knackten.
  • Ein Wissenschaftler führte 50 Jahre lang einen Selbstversuch durch: Er knackte 50 Jahre lang die Finger seiner linken Hand zweimal täglich, die Finger der rechten Hand dagegen nicht. In keiner der beiden Hände entwickelte er nach dieser Zeit eine Arthrose.

Bisher gibt es also noch keine überzeugenden Belege dafür, dass Fingerknacken kurzfristig oder langfristig negative Auswirkungen auf die Gelenke haben könnte.

Was ist der Unterschied zwischen Selbstknacken und Chiropraktik?

Zwischen dem selbstständigen Knacken der Finger und einer chiropraktischen Therapie gibt es klare Unterschiede. Denn außer der subjektiv empfundenen Spannungsabfuhr hat das Fingerknacken nach bisherigen Erkenntnissen keinen medizinischen Nutzen. Das Ziel der Chiropraktik ist es unterdessen, schmerzhafte Gelenkblockaden und daraus resultierende Muskelverspannungen zu beseitigen. Auf diese Weise wird im besten Fall auch der Druck auf die Nervenbahnen reduziert und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Es können prinzipiell alle Gelenke des Körpers behandelt werden, jedoch liegt der Schwerpunkt auf der Wirbelsäule.

Gezielte manuelle Impulse können dazu beitragen, die normale Beweglichkeit wiederherzustellen. Dies geschieht etwa durch Rückverlagerung von Wirbeln in ihre ursprüngliche Position. Beim Lösen eines blockierten Gelenkes kann es zwar zu Knackgeräuschen kommen, dies ist aber nur ein Nebeneffekt und nicht das Ziel der manuellen Behandlung.


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