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Hüft-OP: ein künstliches Gelenk bei Hüftarthrose?

Veröffentlicht am:03.03.2022

10 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 25.04.2023

Oft lässt sich eine Hüftarthrose gut konservativ behandeln. Schlägt die Behandlung nicht an und die Schmerzen sind so stark, dass der Alltag beeinträchtigt wird, kann eine künstliche Hüfte helfen. Wie läuft die Operation ab? Und welche Risiken gibt es?

Arzt erklärt an einem Modell den Verlauf einer Hüftarthrose.

© iStock / Jan-Otto

Was ist eine Hüftarthrose?

Egal ob beim Gehen, beim Treppensteigen oder beim Übereinanderschlagen der Beine – es kommt zu Schmerzen im Hüftgelenk, die auch ins Gesäß, in die Innenseite des Oberschenkels und sogar bis ins Knie ausstrahlen können. Bei einer Hüftarthrose (Coxarthrose) nutzt sich die Knorpelschicht der Knochen im Hüftgelenk nach und nach ab. Hierdurch reibt bei der Bewegung Knochen auf Knochen, das verursacht Schmerzen und führt zu vielen kleinen Verletzungen. Dabei verändert sich der Knochen und der Hüftkopf kann sich verformen.

Die Folgen sind Einschränkungen der Beweglichkeit, was dann zum Beispiel das Anziehen von Strümpfen oder die Fußpflege behindert. Eine Hüftgelenksarthrose entwickelt sich meist schleichend. Erst treten die Schmerzen nur bei besonderen Belastungen auf, im späteren Verlauf dann fast immer und sie rauben einem nachts den Schlaf.

Wann ist eine Hüftoperation notwendig?

Die Behandlung der Hüftgelenksarthrose erfolgt in erster Linie konservativ mit Schmerzmitteln sowie mit Bewegung und Physiotherapie. Bei starkem Übergewicht hilft es auch, das Gewicht zu reduzieren.

Helfen diese Maßnahmen nicht oder irgendwann nicht mehr, weil der Gelenkverschleiß fortschreitet, kann die Hüftgelenksarthrose die Alltagsaktivitäten und die Lebensqualität schwerwiegend einschränken. In diesen Fällen kann die Implantation einer Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP), also einer künstlichen Hüfte, helfen.

In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) ist festgelegt, zu welchem Zeitpunkt eine Hüft-OP in Betracht gezogen werden sollte:

  • Die Schmerzen, die von der Hüftarthrose ausgehen, sind so stark, dass sie den Alltag beeinträchtigen.
  • Konservative Behandlungen wie eine Bewegungstherapie und Schmerzmittel konnten auch nach drei Monaten die Schmerzen nicht genügend lindern. 
  • Röntgenbilder bestätigen eindeutig die Diagnose einer Hüftarthrose.
  • Arzt und Patient haben die Vor- und Nachteile des Eingriffs gemeinsam abgewogen.

So hilfreich ist eine Hüftprothese

Mit einer Hüftprothese soll das natürliche Gelenk so gut wie möglich ersetzt werden, was man aber nicht zu 100 Prozent versprechen kann. Hierzu gibt es eine Vielzahl an Studien, die von Forschern der University of Bristol systematisch recherchiert und ausgewertet wurden. Es zeigte sich, dass bei etwa neun Prozent der Patientinnen und Patienten nach Einsetzen einer künstlichen Hüfte weiterhin Schmerzen bestanden. Daher sollte man die Operation auch nur dann durchführen, wenn die Schmerzen so stark sind, dass sie den Alltag und die Lebensqualität einschränken. Die gute Nachricht an den Studienergebnissen ist, dass bei 90 Prozent der Operierten die Schmerzen erfolgreich behandelt werden konnten.

So lange hält ein künstliches Hüftgelenk

Ein künstliches Hüftgelenk muss viel aushalten. Manchmal ein hohes Körpergewicht, Sport oder Spitzenbelastungen, zum Beispiel weil man stürzt oder einen Sturz gerade noch abfangen kann. Seit Jahrzehnten gibt es Produkte, die 25 Jahre halten können. Die Industrie versucht stetig, mit neuen Produkten noch mehr zu erreichen, was leider nicht immer erfolgreich ist. Großkopf-Metall-auf-Metall-Hüftprothesen hatten zum Beispiel einen solch hohen Abrieb, dass sie schwere Schäden am Gewebe verursacht haben und nach kurzer Zeit ausgetauscht werden mussten. Modulare Hüftprothesen brachen an einer Verbindungsstelle.

Für die Vergütung der Operation durch die Krankenkassen spielt das verwendete Implantat keine Rolle, verantwortungsbewusste Kliniken verwenden jedoch qualitativ hochwertige Implantate. Es gibt große Register, in denen die Haltbarkeit der jeweiligen Hüftprothese und Prothesenart erfasst werden, wie zum Beispiel das Endoprothesenregister Deutschland. Fragen Sie vor einer Operation immer, welches Hüftgelenk verwendet werden soll und welche Haltbarkeit (Standzeit) dieses Hüftgelenk in den Registern hat.

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Wie findet man den richtigen Arzt?

Im Jahr 2020 wurden über 227.000 Hüftoperationen in Deutschland durchgeführt. Damit gehört die Bundesrepublik zu den Ländern mit den meisten Hüftoperationen weltweit. Über 1.000 Kliniken bieten den Gelenkersatz in Deutschland an. Aber nicht jede Klinik, die solche Eingriffe durchführt, ist gleich gut und die nächstgelegene ist nicht immer die beste.

Qualität der Operationen

Anhand von Abrechnungsdaten kann man erkennen, wie häufig bei diesem Eingriff Komplikationen auftreten, zum Beispiel Wundinfektionen oder andere Operationsfolgen, die zu einem erneuten Eingriff führen. Das Wissenschaftliche Institut der AOK hat mit namhaften Expertinnen und Experten Indikatoren entwickelt, die eine Auskunft über die Qualität der Operationen geben und die man mit den Abrechnungsdaten messen kann. Dieses Verfahren heißt Qualitätssicherung mit Routinedaten, kurz QSR. Die Indikatoren berücksichtigen Komplikationen bis zu einem Jahr nach dem Gelenkersatz.

Diese Daten sind im AOK-Gesundheitsnavigator öffentlich zugänglich und werden jährlich aktualisiert. Krankenhäuser mit überdurchschnittlicher Qualität bei einer bestimmten Operation haben dort drei AOK-Lebensbäume, zwei Lebensbäume stehen für durchschnittliche Qualität und ein Lebensbaum für unterdurchschnittliche Qualität.

Häufigkeit von Komplikationen

Nicht alle Komplikationen sind vermeidbar, aber die Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken können beträchtlich sein. Während im Verfahrensjahr 2022 bei den Kliniken mit unterdurchschnittlicher Qualität im Mittel bereits nach jedem 10. geplanten Hüftgelenksersatz eine Komplikation auftrat, war dies bei Kliniken mit überdurchschnittlicher Qualitätsbewertung erst nach jeder 34. Operation der Fall. Eine Studie aus 2012 hatte gezeigt, dass der Hüftgelenksersatz einschließlich der im Krankenhaus behandelten Komplikationen in den unterdurchschnittlichen Kliniken im ersten Jahr durchschnittlich 1.000 Euro mehr kostet als in den überdurchschnittlichen Kliniken. Diese Mehrkosten kann man als ein Maß des Leidens der betroffenen Patienten werten.

Häufigkeit der Eingriffe

Weitere wichtige Informationen im Gesundheitsnavigator sind die Fallzahlen dieser Eingriffe in den einzelnen Krankenhäusern und ob diese durchschnittlich, selten oder häufig gemacht werden. Außerdem werden Patientinnen und Patienten regelmäßig nach den Eingriffen befragt, unter anderem, ob sie diese Krankenhausabteilung auch anderen Betroffenen empfehlen würden. Und auch diese Daten werden im Gesundheitsnavigator dargestellt. Einfach die gewünschte Operation heraussuchen, die Stadt, nahe der Sie behandelt werden möchten, eingeben und aus den Ergebnissen auswählen. Diese lassen sich dann nach bestimmten Qualitätskriterien wie Anzahl der Behandlungsfälle filtern.

Eine Liste der Kliniken mit überdurchschnittlicher Qualität und hoher Fallzahl für ganz Deutschland finden Sie hier.

Für den Hüftgelenkersatz finden Sie hier die Kliniken mit den besten Ergebnissen.

Zertifizierte Krankenhäuser

Über die Qualität der Klinik gibt auch das Ergebnis im Deutschen Endoprothesenregister (EPRD) Informationen. Schon die Teilnahme am EPRD ist ein Zeichen dafür, dass die Klinik sich um die Qualität der Operationen kümmert, denn die Teilnahme ist derzeit freiwillig. Jede Klinik, die am EPRD teilnimmt, erhält eine Ergebnismitteilung, wo sie im Vergleich zu allen anderen Kliniken mit ihren Behandlungsergebnissen steht. Lassen Sie sich diese Information zeigen.

Ähnliches gilt für die Teilnahme am Zertifizierungssystem EndoCert. Um bei EndoCert als Endoprothesenzentrum anerkannt zu werden, gibt es Mindestfallzahlen auf der Ebene von Operateuren und Anforderungen an die Standardisierung von Prozessen, die für einen Behandlungserfolg sinnvoll sind. Alle EndoCert Kliniken werden regelmäßig auf die Einhaltung der Anforderungen überprüft.

In diesem Video erfahren Sie, wie eine Hüft-Operation abläuft und wie die AOK Ihnen hilft, das richtige Krankenhaus zu finden.

Wie läuft eine Hüftoperation ab?

Ein wenig anatomisches Wissen vorab: Das Hüftgelenk ist ein sogenanntes Kugelgelenk, bei dem der runde Oberschenkelkopf von der nach innen gewölbten Hüftpfanne umschlossen wird. Dieses Gelenk soll durch ein künstliches ersetzt werden.

Im ersten Schritt wird die Hüfte geröntgt. Das dient der Planung des Eingriffs und der Bestimmung der geeigneten Prothese. Für den Eingriff gibt es zwei Zugangswege. Bei dem minimalinvasiven Zugang erfolgt ein kleiner Schnitt von vorn. Bei diesem Zugang müssen die Muskeln nicht durchtrennt werden, so dass auch die Erholung nach der OP viel schneller geht. Dieser Zugang ist jedoch nicht für alle Patientinnen und Patienten geeignet. Der zweite und schon lange etablierte Zugang erfolgt über einen Hautschnitt seitlich über dem Oberschenkel. Bei diesem Zugang müssen einige Muskeln durchtrennt und am Ende der OP wieder zusammengenäht werden. Lassen Sie sich beraten, welcher Zugang für Sie am besten geeignet ist.

Bei beiden Eingriffen werden der Hüftkopf und der Oberschenkelhals abgetrennt und entfernt. Die verschlissene Hüftpfanne wird ausgefräst, so dass eine künstliche Gelenkpfanne eingesetzt und fixiert werden kann. Anschließend erzeugt die Chirurgin oder der Chirurg in dem weichen Mark des Oberschenkelknochens mit einem Spezialwerkzeug einen Hohlraum, in den der Schaft der Hüftprothese genau hineinpasst und dort befestigt wird. In der Regel gelingt dies, ohne dass man Zement verwenden muss, der neue Schaft passt exakt in den Hohlraum und sitzt nach dem Hineinschieben darin fest. Die Oberfläche der Prothese erleichtert es dem Knochen, an der Prothese festzuwachsen. In den Fällen, in denen eine solche zementfreie Hüftprothese nicht möglich ist oder auch bei älteren Patientinnen und Patienten, wird der Schaft mit einem Knochenzement im Hohlraum fixiert.

Auf diesem Schaft wird dann der neue künstliche Hüftkopf aufgesetzt und die Hüfte wieder in die neue Gelenkpfanne eingerenkt. Sitzt das neue Gelenk stabil und ist es ausreichend beweglich, wird die Wunde wieder verschlossen. In der Regel dauert diese Hüft-OP etwa ein bis eineinhalb Stunden.

Risiken einer Hüft-OP

Der Einsatz einer neuen Hüfte ist ein großer Eingriff, der einige Risiken birgt:

  • Es kann zu Verletzungen des Oberschenkelknochens kommen, die dazu führen, dass die Hüftprothese dort an weiteren Stellen durch Schrauben oder Drahtschlingen befestigt werden muss.
  • Nerven oder Muskeln können beschädigt werden – das passiert aber selten.
  • In seltenen Fällen verliert die Patientin oder der Patient während der Hüft-OP so viel Blut, dass er eine Bluttransfusion braucht. Daher sollte man bei planbaren Eingriffen, vorher Eigenblut spenden, das dann verwendet werden kann.
  • Nach dem Eingriff kann es zu einer Wundinfektion kommen.
  • Auch eine Venenthrombose oder Lungenembolie sind möglich. Durch Medikamente kann das Risiko aber auf ein bis zwei Prozent reduziert werden.
  • Vor allem in den ersten Monaten kann in seltenen Fällen der Hüftkopf aus der Pfanne springen. Das ist dann sehr schmerzhaft, das künstliche Gelenk kann aber normalerweise ohne OP, dafür mit Betäubung oder Kurznarkose, wieder eingerenkt werden. Damit dies nicht passiert, muss man in den ersten Monaten nach der OP bestimmte Bewegungen vermeiden.
  • Es können sich Verknöcherungen bilden, die die Beweglichkeit der künstlichen Hüfte einschränken.

Wie geht es nach einer Hüftoperation weiter?

Nach erfolgreich bestandener Hüft-OP müssen die Patientinnen und Patienten bis zu zehn Tage im Krankenhaus bleiben. Etwa so lange dauert es, bis die Wunde verheilt ist. Das umliegende Gewebe und die Muskeln brauchen allerdings bis zu drei Monate. In dieser Zeit besteht ein erhöhtes Risiko, dass das Gelenk auskugelt. Um das zu vermeiden, empfehlen viele Ärztinnen und Ärzte:

  • die Beine nicht übereinander zu schlagen,
  • das betroffene Bein weder über 90 Grad zu beugen noch zu stark nach innen zu drehen oder abzuspreizen,
  • zu schweres Heben, Tragen oder Schieben zu vermeiden.

Direkt nach dem Klinikaufenthalt – spätesten zwei Wochen danach – beginnt die dreiwöchige Anschlussheilbehandlung (Rehabilitation). In der Regel können Patientinnen und Patienten nach etwa sechs Wochen wieder ohne Gehhilfe gehen und in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt sogar walken, Fahrrad fahren oder schwimmen (am besten zunächst nur Kraulschlag).

Welche Sportarten bei Ihnen nach der vollständigen Heilung geeignet sind, sollten Sie am besten mit Ihrer Orthopädin oder Ihrem Orthopäden besprechen.

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