Gehirn & Nerven
Brain Fog: Was bei Nebel im Gehirn hilft
Veröffentlicht am:30.04.2025
5 Minuten Lesedauer
Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme beim Strukturieren von Handlungen: Wenn das Gehirn wie in Wolken liegt, kann das den Alltag schwer beeinträchtigen. Welche Ursachen Brain Fog haben kann und was dagegen hilft.

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Durch Covid kam „Brain Fog“ ins allgemeine Bewusstsein
Den Zustand dürften viele kennen: Es gibt Tage, an denen es einem schwerfällt, alles Wichtige im Blick zu behalten und strukturiert zu handeln. Es ist mühsam, sich zu konzentrieren. Man ringt nach Begriffen oder Namen. Dinge, die gerade noch im Bewusstsein waren, fallen einem plötzlich nicht mehr ein. „Verpeilt“, „neben der Spur“ oder „durch den Wind“ sagt der Volksmund dazu.
Meist sind es eher harmlose Faktoren, die für solche Probleme sorgen: zu wenig Schlaf, zu viel Stress oder der Abend gestern, der ein wenig länger wurde. Schafft man es, das Schlafdefizit auszugleiche oder zur Ruhe zu kommen, dann funktioniert auch das Denken wieder wie es soll.
Allerdings gibt es auch Menschen, bei denen solche Zustände keine vorübergehende Sache sind. Stattdessen halten sie Wochen, Monate oder sogar Jahre an. Dafür hat sich der Begriff „Brain Fog“ etabliert. Er beschreibt keine exakte medizinische Diagnose, sondern eine Reihe von Symptomen, die durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden können und es den Betroffenen schwer machen, strukturiert zu denken und zu arbeiten. Durch die Covid-Welle ist das Thema verstärkt ins Blickfeld gerückt – denn Brain Fog kann eines der Symptome von Long Covid sein.
Nebel im Gehirn: Was ist Brain Fog?
„Brain Fog“ bedeutet auf Deutsch „Nebel im Gehirn“. Darunter werden vor allem folgende Symptome zusammengefasst:
- Verwirrtheit
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Wortfindungsstörungen
- langsames Denken
- Orientierungsprobleme
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen
Insgesamt macht es der Nebel im Gehirn den Betroffenen schwer, ihre Arbeit und ihren Alltag zu bewältigen. Der Begriff „Brain Fog“ wird in der Regel dann verwendet, wenn die Beschwerden nicht nur kurzfristig und vorübergehend auftauchen, sondern wenn sich daraus ein verfestigter Zustand entwickelt.
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Was sind die Ursachen von „Brain Fog“?
Die unter dem Begriff „Brain Fog“ zusammengefassten Beschwerden können durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden. Einige davon sind eher leicht behebbar, etwa Flüssigkeitsmangel, zu wenig Schlaf, Bewegungsmangel oder schlechte Ernährung.
Ein Übermaß an Stress kann ebenfalls für Nebel im Gehirn sorgen. Und auch Veränderungen infolge von Schwangerschaft oder Wechseljahren, können den Zustand begünstigen. Außerdem ist „Brain Fog“ als Symptom diverser Krankheiten und als Nebenwirkung von Therapien dokumentiert. Das gilt zum Beispiel für Diabetes, ADHS, Long Covid und das Posturale Tachykardiesyndrom, also Herzrasen und Schwindel beim Aufstehen. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können mit „Brain Fog“ einhergehen.
Gehirnnebel als Nebenwirkung
Auch ein Zusammenhang mit Migräne oder vergangenen Gehirnerschütterungen scheint zu existieren. Außerdem tritt der Zustand als Nebenwirkung von Chemotherapien gegen Krebs und anderen medikamentösen Therapien auf. Und auch im Zusammenhang mit langen Krankenhausaufenthalten wurde „Brain Fog“ beobachtet.
Es muss weiter dazu geforscht werden, was die Schwierigkeiten im Gehirn genau auslöst. Es gibt Hinweise darauf, dass „Brain Fog“ in manchen Fällen durch Entzündungen im Gehirn ausgelöst werden könnte. Andere Forschungsergebnisse deuten auf eine fehlerhafte Regulierung des Blutflusses im Hirn der Betroffenen. Und auch ein Mangel an Serotonin, einem wichtigem Botenstoff, der eine Fülle von Funktionen im Gehirn beeinflusst, könnte eine Rolle spielen.
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„Brain Fog“ und Corona
Außerdem klagen auch Menschen, die dauerhaft oder über längere Zeit unter den Folgen einer Infektion mit dem Corona-Virus leiden, oft über „Brain Fog“. Betroffene sind nicht nur häufig körperlich schnell erschöpft, auch konzentriertes Denken fällt ihnen schwer.
Eine wissenschaftliche Hypothese sagt, dass sich die Entzündungsreaktion bei diesen Menschen auch nach der scheinbaren Genesung von Covid noch im Darm fortsetzt. Das wiederum könnte für eine verminderte Produktion von Serotonin sorgen, die Konsequenzen für die Arbeit des Gehirns hat. Ein ähnlicher Mechanismus wurde im Rahmen der Studie auch bei anderen Virusinfektionen beobachtet. Allerdings ist hier noch weitere Forschung nötig.
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Medizinische Informationen am Telefon: AOK-Clarimedis
Clarimedis, der Service der AOK für medizinische Infos am Telefon, hilft weiter mit Informationen und Ansprechpartnern zum Thema „Brain Fog“. Unter 0800-1 265 265 oder online unter diesem Link.
Was kann man gegen „Brain Fog“ tun?
Die gezielte Behandlung von „Brain Fog“ als Folge von Krankheiten oder medizinischen Therapien ist in vielen Fällen deshalb problematisch, weil die Wissenschaft noch nicht die genauen Mechanismen verstanden hat, die für die Probleme im Gehirn sorgen. Neben Long Covid gilt das auch für „Brain Fog“ in Folge von Chemotherapien, der bei manchen Menschen noch Monate oder Jahre nach der Behandlung anhalten kann.
Für Symptome in den Wechseljahren könnten nach momentanem Forschungsstand Veränderungen im Gehirn verantwortlich sein, die aber in wesentlichen Teilen reversibel sein sollen. Auch kurz vor und nach der Geburt haben viele Frauen das Gefühl, sich schlecht konzentrieren zu können oder Dinge zu vergessen. Tatsächlich sind bei Schwangeren permanente Veränderungen des Gehirns als Vorbereitung auf die Zeit als Mutter dokumentiert. Allerdings legen Studien nahe, dass die selbst wahrgenommenen Probleme oft mit der Lebensituation von Frauen kurz vor oder nach einer Geburt zu tun haben könnten – also zum Beispiel mit Schlafmangel und vielen zusätzlichen Aufgaben, die es im Kopf zu behalten gilt. Das Gehirn funktioniert nicht schlechter als vorher. Es ist nur deutlich mehr gefordert und der Stress ist größer.

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Gibt es Selbsthilfe gegen „Brain Fog“?
Punktgenaue Behandlungen gegen „Brain Fog“ existieren in solchen Fällen leider nicht, hilfreich kann es aber schon sein, gesünder zu schlafen, sich mehr zu bewegen oder Stress abzubauen.
Auch eine gute Ernährung sorgt dafür, dass das Gehirn optimal mit Nährstoffen versorgt wird. Achten sollte man hier auf Kohlenhydrate aus Vollkorn, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (etwa aus Nüssen, Avocados oder Lachs), Eiweiß (vor allem aus mageren Milchprodukten, Eiern, Fisch, Hülsenfrüchten und Nüssen), Gemüse und Obst sowie mindestens anderthalb Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag.
Wie gehen Arzt oder Ärztin die Ursachen von „Brain Fog“ an?
Der „Brain Fog“ ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Oberbegriff für eine Reihe von Symptomen, die von unterschiedlichen Erkrankungen verursacht sein können. Deshalb werden Ärztin oder Arzt versuchen, die Ursache zu finden und zu behandeln, falls dies möglich ist.
Zur Behandlung von Diabetes oder ADHS zum Beispiel gibt es Medikamente. Depressionen oder Angstzustände können mit Psychotherapien oder Antidepressiva behandelt werden.
Solange das keine Linderung bringt, können Betroffene versuchen, sich mit den Symptomen zu arrangieren, um ihr Leben bestmöglich weiterzuführen. Pausen geben im Alltag dem Gehirn die Möglichkeit, sich zu erholen. Und wer sich wichtige Informationen aufschreibt, ist weniger auf sein Gedächtnis angewiesen.