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Gesundheitsmagazin

Ernährungsformen

Wie gestaltet sich die ideale Ernährung bei Rheuma?

Veröffentlicht am:19.07.2023

5 Minuten Lesedauer

Online wie offline kursieren viele Mythen, welche Lebensmittel oder Ernährungsweisen bei Rheuma helfen sollen. Doch welche Nahrungsmittel können tatsächlich Besserung bewirken – und worauf sollten Erkrankte lieber verzichten?

Eine Seniorin sitzt auf der Couch und schaut auf ihre schmerzhaft verkrampften Hände.

© iStock / eclipse_images

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Rheuma?

Unter dem Begriff „Rheuma“ sind über hundert verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, die verschiedene Körperteile betreffen können. Bei einigen dieser Erkrankungen sind die Gelenke dauerhaft entzündet, wie beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis – hier greift das Immunsystem den eigenen Körper an. Andere betreffen nur eine Körperregion und sind der Überlastung geschuldet, wie unter anderem der dauerhafte Rückenschmerz oder das Karpaltunnelsyndrom. Auch Arthrose, Gicht und Osteoporose fallen unter den Überbegriff „Rheuma“. All diese Erkrankungen haben vor allem eines gemeinsam: Sie äußern sich in chronischen Schmerzen.

Viele chronische Schmerzerkrankungen stehen eng mit einem anhaltenden Entzündungsprozess im Körper in Zusammenhang. Bestimmte Faktoren erhöhen das Entzündungsrisiko, dazu zählt besonders die Ernährung. Heute sind Nährstoffe, die das Risiko für chronische Entzündungen erhöhen können, reichlich in unseren Nahrungsmitteln enthalten. Da sich das Erbgut des Menschen in den letzten Jahrzehnten nicht verändert hat, gehen Forschende davon aus, dass die heutige westliche Ernährungsweise mitverantwortlich für den Anstieg chronischer Entzündungserkrankungen ist. Als wesentliche Faktoren gelten: Das Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren in unserer Ernährung hat sich verändert – von 3:1 zu 20:1 oder sogar höher. Eine hohe Konzentration Omega-6-Fettsäuren im Blut geht allerdings auch mit einer erhöhten Entzündungsaktivität einher. Zusätzlich ist der Konsum von Lebensmitteln, die viele gesättigte Fettsäuren, raffinierte Kohlenhydrate und Transfette enthalten, gestiegen. Während zu wenig Ballaststoffe, entzündungshemmende Nährstoffe wie Vitamin D oder Vitamin K und Antioxidantien aufgenommen werden.

Um einer Rheuma-Erkrankung die Stirn bieten zu können, ist es notwendig, dass der Körper mit allen wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen versorgt ist. Aus diesem Grund sollten Betroffene in erster Linie auf eine ausgewogene Ernährung achten. Zudem können bestimmte Lebensmittel rheumatische Beschwerden lindern sowie Begleiterscheinungen vorbeugen. Sie können Entzündungsprozesse abschwächen und eine medikamentöse Therapie ergänzen. Andere wiederum können rheumatische Leiden zusätzlich verschlimmern.

Diese entzündungshemmenden Lebensmittel helfen bei Rheuma

Für Rheuma-Betroffene ist eine anti-entzündlich wirkende Ernährung vorteilhaft. Vereinfacht gesagt bedeutet das, sich an der mediterranen Küche zu orientieren und diese zu optimieren. Das funktioniert in erster Linie durch das Setzen auf eine pflanzenbetonte Kost mit viel frischem Gemüse, Kräutern, Salat, Obst, Nüssen und Fisch.Vor allem der Verzehr von Fisch scheint sich positiv auf rheumatische Erkrankungen auszuwirken: Mehrere Studien der letzten Jahre haben ergeben, dass die in Fischöl enthaltene Eicosapentaensäure (EPA) entzündungshemmende Eigenschaften hat. Durch die Fettsäure können Schmerzen gelindert und die Anzahl der geschwollenen Gelenke verringert werden. EPA kommt jedoch nicht nur in Fischöl vor, sondern entsteht auch aus alpha-Linolensäure. Daher können Lein-, Raps-, Soja- und Walnussöl ähnliche Effekte erzielen. Lein- und Wallnussöl eignen sich vor allem für kalte Gerichte, Raps- und Olivenöl für die Zubereitung warmer Speisen.

Wie viel Fisch ist ratsam?

Durch den regelmäßigen Verzehr von fettreichen Fischen wird dem Körper genügend EPA zugeführt.

Ausreichend Eicosapentaensäure kann über zwei fettreiche Fischmahlzeiten pro Woche aufgenommen werden, wobei Kaltwasserfische bevorzugt werden sollten. Zu den fettreichen Kaltwasserfischen gehören unter anderem Hering, Lachs, Makrele, Heilbutt und Sardine. Sie können EPA auch in Form von Fischölkapseln zu sich nehmen. Sprechen Sie hierzu am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Durch die Entzündungen im Körper entstehen vermehrt bestimmte aggressive Verbindungen (sogenannte Sauerstoffradikale), die die Bildung entzündungsauslösender Stoffe weiter fördern. Antioxidantien – wie etwa Vitamin E, Vitamin C, Beta-Carotin, Kupfer, Zink und sekundäre Pflanzenstoffe – machen diese Verbindungen unschädlich. Daher sollten Patientinnen und Patienten unter anderem täglich mehrere Portionen Obst und Gemüse in die Ernährung integrieren. Um möglichst viele sekundäre Pflanzenstoffe zuzuführen, sollte die Auswahl hier bunt sein. Auch folgende Gewürze sind Antioxidantien:

  • Ingwer
  • Kurkuma
  • Chili
  • Muskat
  • Zimt
  • Kümmel und Kreuzkümmel
  • Knoblauch
Ein Sandwich mit gegrillter Makrele, Gurke und Senf auf einem schwarzen Untergrund.

© iStock / Vladimir Mironov

Kaltwasserfische wie Makrele liefern viel an Omega-3-Fettsäuren.

„Verbotene“ Lebensmittel: Was verschlimmert Rheuma?

Gefährlich ist die sogenannte Arachidonsäure. Aus dieser bilden sich gewisse Botenstoffe, die Entzündungen der Gelenke begünstigen. Arachidonsäure ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Aus diesem Grund ist es für Rheuma-Betroffene ratsam, so gut es geht auf Fleisch, Wurstwaren, Eier, Milch und Milchprodukte zu verzichten. Wer die tierischen Produkte nicht vollkommen vom Speiseplan streichen möchte, sollte zwei Punkte beachten:

  • Reduzieren Sie den Konsum von Schweinefleisch und daraus hergestellten Wurstwaren so gut wie möglich. Bevorzugen Sie stattdessen Hühner- und Putenfleisch sowie Wildgeflügel.
  • Greifen Sie bei Milchprodukten zu fettarmen Varianten.

Auch im Hinblick auf Lebensmittel, die aus einfachen Kohlenhydraten bestehen, ist Zurückhaltung geboten. Hierzu zählen beispielsweise Weißbrot, Nudeln oder Reis. Alle Vollkornformen dieser Nahrungsmittel hingegen sind geeignet.

Alkohol und Kaffee bei Rheuma

Ob der Genuss von Alkohol den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann, ist von der Art der rheumatischen Erkrankung abhängig. So kann Alkohol bei Gicht oder Osteoporose schaden. Auf rheumatoide Arthritis hingegen scheint ein moderater Konsum keine negativen Auswirkungen zu haben. Eine britische Studie aus dem Jahr 2010 deutet sogar darauf hin, dass Alkohol sowohl das Risiko für eine Erkrankung senken als auch den Schweregrad des Verlaufs abmildern kann. Die Ergebnisse sind jedoch, wie auch der Alkohol selbst, mit Vorsicht zu genießen: Während mäßiger Konsum positive Effekte erzielen kann, fördert starkes Trinken das schnellere Fortschreiten der Gelenkzerstörung. Betroffene Frauen sollten täglich nicht mehr als 10 Gramm Alkohol zu sich nehmen, Männer nicht mehr als 20 Gramm. Auf ein Standardglas gerechnet bedeutet das: 100 Milliliter Sekt enthalten 9,6 Gramm Alkohol, 125 Milliliter Wein oder 300 Milliliter Bier jeweils 12 Gramm Alkohol.

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Während sich einige Studien mit Übergewicht und Ernährung als Risikofaktoren für rheumatische Krankheiten beschäftigt haben, hat die Forschung dem Kaffeekonsum in diesem Zusammenhang bisher wenig Beachtung geschenkt. Eine finnische Studie zeigte, dass Kaffeetrinker bei vier Tassen pro Tag ein etwa 2,2-mal so hohes Risiko für die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis hatten als die Studienteilnehmenden, die keinen Kaffee tranken. Die aktuelle Forschungslage reicht jedoch nicht aus, um eindeutige Schlüsse ziehen zu können. Bei Gicht scheint das Gegenteil der Fall zu sein: Studien ergaben, dass ein erhöhter Kaffeekonsum das Erkrankungsrisiko senken könnte.

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