Schulzeugnisse in der Bewerbung – worauf Arbeitgeber achten sollten

Seite 3/4: Schulzeugnisse in der Bewerbung – worauf Arbeitgeber achten sollten
Schulabschlusszeugnisse sind ein wichtiger Bestandteil jeder Bewerbung. Sie geben einen Überblick darüber, wie angehende Azubis ihre schulische Laufbahn gemeistert haben. Das Manko: Die standardisierte Bewertung durch Noten lässt nicht zwingend darauf schließen, wie gut eine Bewerberin oder ein Bewerber wirklich für den ausgeschriebenen Job geeignet ist. Wie Arbeitgeber Noten, Bemerkung und außerschulisches Engagement richtig einschätzen.
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Schulzeugnis-Formulierungen und ihre Bedeutung

Ein Notendurchschnitt gibt keine konkrete Aussage über die zukünftige Arbeitseinstellung und benötigten Fähigkeiten. Nicht jede Person verzeichnet im Berufsalltag die gleichen Erfolge wie in Klausuren. Und hinter vielen durchschnittlichen Schulabgehenden verbirgt sich ein intelligenter Kopf mit Prüfungsangst, die auf der Verkaufsfläche keine Rolle spielt.

Auch die Bemerkungen für Verhalten und Mitarbeit sind meistens vorgefertigte Textbausteine – oder so verklausuliert, dass sie nur schwer zu verstehen sind. Dennoch gibt es einige Hinweise, um die Zeugnissprache zu entschlüsseln.

Die Bedeutung von Schulnoten

Bewerbungen mit Bestnoten kommen oft in die engere Auswahl. Wer konstant sehr gute und gute Prüfungen ablegt, ist in der Regel fleißig, pflichtbewusst und hat ein hohes Durchhaltevermögen. Doch auch Bewerbende mit mittelguten und teilweise schlechteren Noten, sollten für die ausgeschriebene Stelle in Betracht gezogen werden.

Den Wenigsten liegen alle Fächer gleich gut. Deswegen sind vor allem die Fächer wichtig, die Grundlage für den ausgeschriebenen Job sind. Brauchen Mitarbeitende gute Englischkenntnisse oder ist der Betrieb auf regionale Kunden ausgelegt? Ist die Note in Musik wichtig für eine Ausbildung? Entspricht eine Drei in Informatik den praktischen Fähigkeiten oder war der Schulunterricht vor allem auf theoretisches Verständnis ausgelegt? Diese Fragen sollten Arbeitgeber sich stellen, bevor sie Bewerbende aufgrund ihrer Schulnoten ausschließen.

Bemerkungen richtig verstehen

Die Schulzeugnis-Formulierungen und ihre Bedeutung ähneln denen der Arbeitszeugnisse: In beiden Fällen werden vorgegeben Ausdrücke verwendet – die sogenannten Sprach-Codes.

Sprach-Codes in Schulzeugnissen

Aussagen über die allgemeinen Eigenschaften und den Charakter

Die Bemerkungen machen Aussagen über die allgemeinen Eigenschaften und den Charakter einer Schülerin oder eines Schülers. Dafür setzen Lehrende bestimmte Adjektive ein, wie:

  • verantwortungsbewusst: bedeutet „nimmt seine Aufgaben sehr ernst“
  • kommunikativ: bedeutet „redet im Unterricht, lenkt andere ab“
  • selbstbewusst: bedeutet „stört den Unterricht, lässt sich nichts sagen“

Außerdem wird die Arbeitsweise beschrieben, wie fleißig die Person ist, ob er oder sie sich aktiv am Unterricht beteiligt und wie gewissenhaft er Aufgaben erledigt:

  • ausgezeichnet: bedeutet „ist sehr strukturiert und lernwillig“ (Note 1)
  • angemessen: bedeutet „erledigt ihre/seine Aufgaben“ (Note 2 - 3)
  • in der Regel: bedeutet „häufig, aber noch nicht oft genug“ (Note 3)

Eine verstärkende Wirkung haben Wörter wie stets, immer, äußerst, höchst. Abschwächend sind beispielsweise die Wörter meist, überwiegend, im Allgemeinen, gelegentlich.

Als dritten Punkt werden Schlüsselqualifikationen bewertet. Wie verhält sich die Person gegenüber der Klasse und dem Lehrpersonal, hält er oder sie die allgemeinen Regeln ein?

  • (sehr) positiv: hilfsbereit, mustergültig, einwandfrei usw.
  • positiv bis weniger positiv: vernünftig, zufriedenstellend, normalerweise, oft zu beanstanden
  • Verstärkt wird es mit: sehr, immer, beträchtlich, auffallend, überaus, besonders.
  • Abschwächend sind Wörter wie meist, überwiegend, im Allgemeinen, bemühte sich, in der Regel.

Wichtig: In den Schulzeugnissen der 8., 9. und 10. Klassen dürfen keine negativen Formulierungen verwendet werden. Zum Beispiel Kommentare wie „hat sich bemüht, pünktlich zu sein“ sind unzulässig. Der Hintergrund: Diese Formulierungen könnten den Schulabgehenden den Übertritt in das Berufsleben erschweren. Außerdem: Abiturzeugnisse und Zeugnisse der Klassen 11 und 12 enthalten keine Bemerkungen, die Person, Verhalten oder Schlüsselqualifikationen bewerten.

Welche weitere Formulierungen es gibt und was sie bedeuten:

Zeugnis: Bemerkungen zur Person

Positive Beschreibungen (Note 1-2) Neutrale Beschreibung (Note 3-4)
anpassungsfähighöflichbedächtig
aufgeschlossenideenreichkontaktfreudig
aufmerksamkonzentriertrational
begeisterungsfähigkreativsensibel
engagiertpflichtbewusststill
ernsthaftselbstständigtemperamentvoll
fleißigteamfähigumgänglich
flexibelverantwortungsbewusstunbeschwert
gewissenhaftzuverlässigzurückhaltend
hilfsbereit  

Zeugnis: Bemerkungen zu Mitarbeit und Arbeitsverhalten

Positive Beschreibungen (Note 1-2) Neutrale Beschreibung (Note 3-4)
ausgezeichnetanerkennungswert„bei der Sache sein“
großes Interesseausdauerndangemessen
immer gute Beiträgebeständigdurchschnittlich
konstruktiv vorbildlichgewissenhaftordentlich
zuverlässigfleißigvorsichtig
zielstrebiglobenswertzögernd
aktivsorgfältigzufriedenstellend

Zeugnis: Bemerkungen zu Verhalten (gegenüber Schulregeln)

Positive Beschreibungen (Note 1-2) Neutrale Beschreibung (Note 3-4)
aktiv bemühtbesonnenaltersgemäßes Verhalten
hilfsbereiteinwandfreiangemessen
mustergültiggutordentlich
sehr anerkennenswerthöflichzufriedenstellend
anerkennenswertohne Tadel 
vorbildlichumsichtig 
stets freundlich  

Zeugnis: Bemerkungen zur Arbeitsweise

Positive Beschreibungen (Note 1-2) Neutrale Beschreibung (Note 3-4) 
bewies große Selbstständigkeitkonnte Ergebnisse anschaulich machenwar meist in der Lageverhielt sich eher passiv
zeigt großes Engagementfügte sich (sehr) gut in das Team einkonnte Ergebnisse vorweisenkonnte nur schwer 
fand selbstständig (sehr) gute Lösungswegebeteiligte sich stets aktiv beihatte Schwierigkeiten 
erfasste Zusammenhänge leicht trug zu Gruppenarbeiten seinen Teil bei 

Zeugnis: Bemerkungen zu Schlüsselqualifikationen

Positive Beschreibungen (Note 1-2) Neutrale Beschreibung (Note 3-4) 
sehr flottsehr engagiertzufriedenstellendnahm aktiv teil
sehr selbstständiggewissenhaftordentlichkonnte sich einbringen
hohes Maß anmotiviertbereit zu übernehmen 
in hohem Maße belastbarkonstruktivmeist ordentlich 

Zeugnis: Welche Noten hinter Sprachcodes stecken

Note 1-2Note 3-4Note 4-5
überausoftwar bemüht
sehr sichernach Aufforderunghatte große Schwierigkeiten
stetsmit Hilfewar nicht in der Lage
besondersweitgehendselten
zielstrebiggrößtenteilsnie
motiviertzum Teilwenig
engagiertsachbezogenfällt noch schwer
zügigim Allgemeinenbenötigt noch oft
verantwortungsbewusstnach einiger Übungnur unter Anleitung

Engagement im Schulleben

Neben Schulnoten können Arbeitgeber auch das Engagement im Schulleben berücksichtigen. Schülerinnen und Schüler machen hier wichtige Erfahrungen für den Berufsalltag und erwerben Soft Skills, die sie von anderen Bewerbenden unterscheiden: Viele engagieren sich neben dem regulären Unterricht an ihrer Schule. Sie organisieren in ihrer Freizeit Schulfeste, spielen in der Fußballmannschaft der Schule, schreiben für die Schülerzeitung oder helfen in Notfällen als Schulsanitätsdienst. Ihr Engagement wird in den Schulzeugnissen gesondert erwähnt, oft wird ihnen ein eigenes Zertifikat überreicht.

Junge Menschen entwickeln durch Mannschaftssport, als Streitschlichtende oder als Tutoren eine hohe Sozialkompetenz und ein Pflichtbewusstsein, das sie ins Arbeitsleben weitertragen. Sie können eine Bereicherung für das Team sein, weil sie sich für ihre Interessen starkmachen und Eigeninitiative beweisen. Ämter wie Schüler- oder Jahrgangsstufensprechende fördern bereits in jungen Jahren Führungskompetenzen, die dem Unternehmen zugutekommen können. Deswegen sollte diese Punkte in einer Bewerbung besonders berücksichtigt werden.

Stand

Erstellt am: 01.07.2025

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