Schlaf
Zentrale Schlafapnoe: gestörte Atmung trotz freier Atemwege
Veröffentlicht am:09.07.2025
7 Minuten Lesedauer
In seltenen Fällen haben Atemaussetzer im Schlaf ihre Ursache im Nervensystem. Solche Atemstörungen werden als zentrale Schlafapnoe bezeichnet. Was dahintersteckt, welche Formen es gibt und wie die Behandlung aussieht, erfahren Sie hier.

© iStock / Drazen Zigic
Zentrale Schlafapnoe und obstruktive Schlafapnoe: Wo ist der Unterschied?
Atemaussetzer im Schlaf sind vielen Menschen unter dem Begriff Schlafapnoe bekannt. „Apnoe“ bezeichnet allgemein das krankhafte Aussetzen der Atmung. Geschieht dies im Schlaf, gibt es zwei Hauptursachen. Entsprechend gibt es auch zwei verschiedene Hauptformen der Schlafapnoe. Die häufigere ist die obstruktive Schlafapnoe. Hier ist die Muskulatur in den oberen Atemwegen, also im Bereich der Nase und des Rachens, erschlafft. Dadurch werden die Atemwege verengt oder sogar blockiert (fachsprachlich: obstruiert, daher der Namenszusatz „obstruktiv”). Die Folge sind Atemaussetzer. Aufgrund der behinderten Atemwege ist Schnarchen eine typische Begleiterscheinung der obstruktiven Schlafapnoe. Hier liegt die Störung im zentralen Nervensystem.
Zentrale Schlafapnoe: Ursache im zentralen Nervensystem
Das zentrale Nervensystem umfasst die Nerven in Gehirn und Rückenmark und ist unter anderem für die Steuerung von Körperfunktionen wie Atmung oder Verdauung zuständig. Bei zentralen Schlafapnoen ist eine Störung der Atemregulation dafür verantwortlich, dass die Atmung aussetzt. Die Atemmuskulatur wird zeitweise vom zentralen Nervensystem nur unzureichend stimuliert, so dass es auch bei völlig freien Atemwegen zu Atemaussetzern kommen kann. Vereinfacht gesagt: Die Kommunikation zwischen dem Atmungszentrum im Gehirn und den Atemmuskeln funktioniert nicht einwandfrei. Liegt die Ursache hierfür im Atemzentrum selbst, spricht man von der sehr seltenen primären zentralen Schlafapnoe. Liegt eine andere Erkrankung vor, die das Nervensystem und damit die Regulation beeinflusst, liegt eine sekundäre zentrale Schlafapnoe vor.
Schlafapnoen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zentrale Schlafapnoen sind deutlich seltener als die obstruktive Schlafapnoe. Genaue Fallzahlen sind jedoch nicht bekannt. Beide Arten der Schlafapnoe können auch gemeinsam auftreten. Außerdem haben obstruktive und zentrale Schlafapnoe eines gemeinsam: ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen. Während einer Apnoe erhält der Körper kurzfristig zu wenig Sauerstoff. Der wiederholte Sauerstoffmangel und die Aktivierung des Nervensystems schaden nicht nur dem Gehirn, sondern belasten auch das Herz. Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Passende Artikel zum Thema
Unterschiedliche Formen und Ursachen der zentralen Schlafapnoe-Syndrome
Es gibt nicht die eine zentrale Schlafapnoe, sondern unterschiedliche Schlafapnoen aus dem Spektrum der zentralen Schlafapnoe-Syndrome. Zentrale Schlafapnoe ist der Überbegriff für verschiedene Atemstörungen. So komplex das zentrale Nervensystem ist, so unterschiedlich sind auch die verschiedenen nervenbedingten Atemstörungen im Schlaf und ihre Ursachen. Die Probleme im Nervensystem stehen bei sekundären zentralen Schlafapnoen im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, vor allem mit chronischer Herzinsuffizienz. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Drogen kann Störungen auslösen, die zu nächtlichen Atemaussetzern führen.
Zwei Haupttypen der zentralen Schlafapnoe
Egal ob primäre oder sekundäre zentrale Schlafapnoe – es gibt es zwei übergeordnete Typen:
- Typ 1: Zentrale Schlafapnoe mit verminderter Atmung (Hypoventilation)
- Typ 2: Zentrale Schlafapnoe mit gesteigerter Atmung (Hyperventilation)
Beim ersten Typ leuchtet die Erklärung schnell ein: Wenn das Zwerchfell und andere Teile der Atemmuskulatur keine oder nur geringe Impulse zur Aktivität erhalten, kann die Atmung aussetzen. Aber auch wenn die Atemmuskulatur im Schlaf zu stark angeregt wird und es zu übermäßiger Atmung kommt, können Apnoen die Folge sein. Das klingt zunächst paradox, hängt aber mit den Kohlendioxidwerten im Blut zusammen. Diese sinken bei Hyperventilation, was wiederum zu einer verminderten Stimulation der Atemmuskulatur und zum Aussetzen der Atmung führen kann.
Die sechs Klassen der zentralen Schlafapnoe nach ICSD
Über diese Hauptunterscheidung hinaus unterteilt die International Classification of Sleep Disorders (ICSD, ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für Schlafstörungen) die zentrale Schlafapnoe in sechs verschiedene Klassen. Diese Klassen beziehen sich ausschließlich auf Erwachsene.
Als Sonderfall gilt die zentrale Schlafapnoe im frühen Kindesalter. Sie ist in der Regel auf eine Unreife der für die Atmung zuständigen Hirnareale zurückzuführen. Deshalb kann sie bei Frühgeborenen auftreten.
1. Primäre oder idiopathische zentrale Schlafapnoe 2. Zentrale Schlafapnoe bei Cheyne-Stokes-Atmung 3. Zentrale Schlafapnoe bei periodischer Atmung 4. Zentrale Schlafapnoe durch Höhenluft 5. Zentrale Schlafapnoe durch Medikamente und Drogen 6. Andere zentrale Schlafapnoe
Zentrale Schlafapnoe: Symptome und Diagnose
Abgesehen von den Symptomen, die auf mögliche zugrunde liegende Krankheiten zurückzuführen sind, unterscheiden sich die einzelnen Formen der zentralen Schlafapnoe symptomatisch nicht voneinander – und auch nicht wesentlich von den Symptomen der obstruktiven Schlafapnoe.
Bei allen Formen der zentralen Schlafapnoe sind diese Symptome möglich:
- plötzliches Erwachen, manchmal mit Herzrasen und Atemnot
- nächtlicher Harndrang
- morgendliche Kopfschmerzen
- Tagesmüdigkeit
Aber auch Formen ohne Beschwerden sind möglich – dann fällt die nächtliche Atemstörung eher den Angehörigen auf.
Die Suche nach zugrunde liegenden Erkrankungen ist der erste Schritt
Bei der Diagnose ist die richtige Zuordnung der zentralen Schlafapnoe – also die Ermittlung der Ursache – von großer Bedeutung, da hiervon auch die Behandlung abhängt. Ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, auch ein Gespräch mit Angehörigen und gründliche körperliche Untersuchungen dienen dazu, zugrunde liegende Erkrankungen zu ermitteln und dann darüber zu informieren.

© iStock / FG Trade
Medizintechnische Untersuchungsverfahren
Wenn sich anhand der Symptome und Untersuchungen der Verdacht auf eine krankhafte Atemstörung erhärtet, ist die Polysomnographie der Goldstandard, um eine zentrale Schlafapnoe nachzuweisen. Dabei handelt es sich um ein besonderes Untersuchungsverfahren mit einem Gerät, das die wichtigen Körperfunktionen während des Schlafs kontrolliert und Werte aufzeichnet. Es gibt tragbare Modelle für die Anwendung zu Hause und auch komplexere Untersuchungstechniken, die stationär in einem Schlaflabor durchgeführt werden. Bei zentraler Schlafapnoe ist zudem die Messung der arteriellen Blutgase sowie des Bikarbonatwerts wichtig. Um eine Störung im Gehirn selbst auszuschließen, kann außerdem eine Bildgebung des zentralen Nervensystems und Hirnstamms notwendig sein, zum Beispiel durch eine Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT).
AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
Ein Service für AOK-Versicherte
Verständliche Antworten auf medizinische Fragen nicht nur zur zentralen Schlafapnoe – an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden täglich unterstützen Sie unsere medizinischen Experten und Expertinnen.
Behandlung einer zentralen Schlafapnoe
Liegt eine Grunderkrankung wie beispielsweise eine Herzinsuffizienz oder Nierensuffizienz vor, werden sich die Symptome der Schlafapnoe durch die Behandlung der Grunderkrankung bessern. Besteht ein Zusammenhang mit Medikamenten, muss die Dosierung so angepasst werden, dass sich Apnoen bessern oder ausbleiben.
Sollte die Behandlung der Grunderkrankung nicht zum gewünschten Erfolg führen, gibt es weitere mögliche Maßnahmen:
- Adaptive Servoventilation (ASV): Ein Beatmungsgerät analysiert über eine Atemmaske die Atmung der schlafenden Person, berechnet den erforderlichen Atemdruck und passt diesen kontinuierlich an. Über einen Filter wird das dafür notwendige Maß an Raumluft zugeführt – je nachdem, ob die Atmung regelmäßig ist oder es zu Aussetzern kommt.
- CPAP (Continuous Positive Airway Pressure, kontinuierlicher Atemwegsüberdruck): Bei dieser Therapie wird während des Schlafs mit einem leichten Überdruck Luft über eine Maske in die Atemwege gepumpt. CPAP ist eine häufige Therapie bei obstruktiver Schlafapnoe, kann aber auch bei einigen Formen der zentralen Schlafapnoe helfen.
- Transjuguläre Phrenicusstimulation (Zwerchfellschrittmacher): Hierbei wird der Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) elektrisch stimuliert, um das Zwerchfell zu aktivieren. Ein Zwerchfellschrittmacher wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher in die Brust implantiert.
- Direkte Sauerstoffgabe bei zentraler Schlafapnoe durch Höhenluft
- Verschiedene Medikamente, insbesondere bei idiopathischer Schlafapnoe