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Reiten: So gesund ist der Reitsport wirklich
Veröffentlicht am:22.04.2025
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Für viele Menschen ist Reiten das schönste Hobby. Sie schalten auf Ausritten mental ab und trainieren ihren Körper. Was die Zeit auf dem Pferderücken mit Kraft, Koordination und der Psyche macht. Außerdem: Tipps für sicheres und bezahlbares Reiten.

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Ist Reiten ein Sport?
Meist wird das Reiten nicht in einem Atemzug mit sportlichen Herausforderungen genannt – viele Menschen haben eher Fußball oder Triathlon als Sportarten im Sinn. Reiter und Reiterinnen begegnen gelegentlich Aussagen wie: „Das Pferd macht doch die Arbeit“ oder „Menschen lenken das Pferd nur in die richtige Richtung“. Reiten ist aber durchaus ein Sport – wie in anderen sportlichen Bereichen sind dabei Kraft, Gleichgewicht, Koordination und Ausdauer gefragt. Bereits in der Antike nahmen Personen mit dem Pferd an sportlichen Wettkämpfen teil. Heute gibt es viele unterschiedliche Disziplinen, mit eigenen Regeln und körperlichen Anforderungen an Mensch sowie Tier. Beim Dressurreiten ist beispielsweise viel Fingerspitzengefühl gefragt – mit kleinen Impulsen anstatt viel Kraft wird das Pferd angeleitet. Daneben existiert das Spring-, Vielseitigkeits- und Westernreiten. Unabhängig von der Reitdisziplin ist eines immer wichtig: Eine gute Kommunikation zwischen Reitendem und Pferd. Das ermöglichen physische Fähigkeiten, wie der richtige Muskeleinsatz. Zudem ist die mentale Herangehensweise der Person entscheidend: Selbstbewusstsein und Konzentration stärken die Mensch-Tier-Kommunikation.
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Reiten fördert die Koordination und die Bewegungssteuerung
Zwei unterschiedliche Bewegungsabläufe verschmelzen beim Reitsport zu einem. Beim Traben spüren Reitende beispielsweise, dass sich das Pferd bis auf rückwärts in alle Richtungen bewegt – das liegt am Zweitakt des Trabes und an der Fortbewegung auf vier Beinen. Nun heißt es, stabil in der Körperhaltung zu bleiben, aber trotzdem mit der Pferdebewegung mitzugehen. Das trägt dazu bei, Stöße auf die Wirbelsäule der reitenden Person zu reduzieren und das Pferd in seiner Gangart nicht zu stören. Indem Reitende ihr Gewicht im Sattel verlagern, leicht an den Zügeln ziehen oder sanften Druck mit den Schenkeln ausüben, bestimmen sie die Richtung und die Schnelligkeit. Zudem können sie mit einem Pferd so zum Sprung ansetzen. Wer reitet, verarbeitet koordinative und kognitive Informationen – das regt die grauen Zellen an und schult die Koordination. Auch die Fähigkeit zur Bewegungssteuerung und das Gleichgewicht profitieren vom Reiten.
Warum ist begleitendes Krafttraining beim Reitsport sinnvoll?
Beim Reiten sprechen Sie Ihre Muskulatur an – schließlich benötigen Sie Kraft, um sich aufrecht im Sattel zu halten und das Pferd, etwa mit den Oberschenkeln, anzuleiten. Eine Untersuchung zeigte, dass professionelle Reiter und Reiterinnen einen höheren Gesamtmuskeltonus haben, ihre Muskeln waren auch in Ruhe angespannter. Außerdem setzten sie ihre Muskelgruppen im Rumpfbereich stärker als Reitsportneulinge ein. Personen im Amateur- und Freizeitbereich gewinnen durch das Reiten aber nur begrenzt an Kraft. Deshalb ist ein Stabilisierungs- und Krafttraining sinnvoll. Außerdem empfehlenswert: Übungen zur Beckenbeweglichkeit. Schließlich gilt das Becken als Schnittstelle zum Pferd – hier nehmen Reitende Bewegungen über den Pferderücken wahr und geben Impulse weiter. Informationen für mehr Reiterfitness gibt etwa die Deutsche Reiterliche Vereinigung.
Reiten beeinflusst die Stimmung und das psychische Wohlbefinden
Ein Sprichwort besagt, dass das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde liegt. Tatsächlich ist Reiten nicht nur gesund für den Körper, sondern auch für die Psyche. Im Vergleich mit Menschen ohne Tiere zeigten sich Reitende in einer Studie verbundener mit der Natur, fühlten sich wohler und hatten bessere Stimmung – ähnlich war es bei Hundebesitzenden. Es gab einen direkten Zusammenhang zwischen der Naturverbundenheit und dem psychischen sowie körperlichen Wohlbefinden. In einer anderen Untersuchung gaben Reitende an, welche Vorteile der Reitsport ihrer Meinung nach mitbringt. Alle Teilnehmenden erwähnten den positiven Einfluss vom Reitsport auf die psychische Gesundheit. Forschende glauben, dass die Beziehung zum Tier für den Vorteil verantwortlich sein könnte. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 ist die Liebe zum Pferd tatsächlich die größte Motivation, Sport mit dem Tier auszuüben. Gut so, denn wer sich um ein Pferd kümmert, sammelt Bewegungsminuten – beim Reiten, mit dem Gang über die Pferdewiese und beim „Pferdeputzen“. Der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation von mindestens 150 bis 300 Minuten mit mittlerer Intensität pro Woche3 kommen Reitende so ein großes Stück näher. Damit unterstützen sie unter anderem das Herz-Kreislauf-System. Der Vorteil für die Psyche: Durch Bewegung bauen Sie Stress ab und verbessern Ihre Denkfähigkeit.
Weiterführende Links zum Thema
Stress beeinträchtigt das körperliche und psychische Wohlbefinden.
Doch Sie können aktiv an Ihrem Stresslevel arbeiten. Die AOK bietet dazu das Programm „Stress im Griff“ an. In mehreren Schritten decken Sie Stresspotenziale auf und beugen vor.

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Birgt das Reiten gesundheitliche Risiken?
Wer das Reiten lernen möchte, ist womöglich verunsichert – Reitsport gilt als gefährlich. Allerdings ist hier die richtige Einordnung wichtig. Auch wenn sich Reitende statistisch einmal pro 1.000 Pferdesportstunden verletzen, führt Fußball oder Handball gemessen an den ausgeübten Stunden zu mehr Verletzungsfällen.
Ein Pferd ist ein Tier mit einem ausgeprägten Fluchtverhalten. Deshalb sind eine gute Kommunikation zwischen Mensch und Pferd sowie Sicherheitsvorkehrungen wichtig.
Was ist das Wichtigste beim Reiten, um Risiken zu minimieren?
- Der Reithelm muss gut sitzen – Fahrradhelme sind nicht geeignet.
- Jacken schließen, sie können sonst abrutschen und die Bewegung einschränken.
- Lange Haare zum Dutt zusammenbinden, sie verheddern sich manchmal in den Zügeln oder im Reitumfeld.
- Auf Kaugummis oder Bonbons wegen Verschluckungsgefahr unbedingt verzichten.
- Schal und große Schmuckstücke vor dem Ausritt ablegen, damit können Reitende in Ästen hängenbleiben.
- Wetter-, Boden- und Lichtverhältnisse vorab beurteilen – knicken Pferde auf unregelmäßigem Terrain um oder rutschen weg, kann das den Reitenden zu Fall bringen.
- Sich im Vorfeld über Ernte- und Jagdtätigkeiten informieren, denn Pferde reagieren oft empfindlich auf ungewohnte oder laute Geräusche.
- Erste-Hilfe-Set und Handy mitführen – und am besten eine Person über die Dauer und die Strecke des Ausritts informieren.
- Den Ausritt in der Gruppe üben, hier sind der richtige Abstand und Handzeichen zur Kommunikation wichtig.
Reiten günstig gestalten – Familienfreundliche Tipps
Erwachsene können sich für Pferdesport begeistern, doch auch für Kinder ist Reiten gesund und interessant. Manchmal droht der Wunsch an den recht hohen Ausgaben zu scheitern. Mit diesen Tipps sparen Sie beim Pferde-Hobby bares Geld.
- Gruppen- statt Einzelunterricht: Wer das Reiten lernen möchte, kann sich für einen Gruppenunterricht mit bis zu zwölf Teilnehmenden anmelden. Die Reitstunde kostet zwischen 15 und 35 Euro. Manchmal bieten Reitschulen Reitschulverträge oder Stundenkarten an, mit denen es günstiger wird. Einzelstunden kosten hingegen bis zu 70 Euro – Trainer und Trainerinnen können ihre Preise frei festlegen.
- Gebrauchte Ausstattung erwerben: In den ersten Probestunden reichen eine enganliegende Hose, festes Schuhwerk und ein passender Reithelm aus. Dauerhaft sind Reitstiefel und eine Reithose eine gute Investition, denn sie bieten Schutz und Halt. Interessierte können hier mit ruhigem Gewissen zu gut erhaltenen Second-Hand-Produkten greifen. Fragen Sie in der Reitgruppe oder bei den Betreibern der Reitschule nach: Oft geben Reitende ihre Sachen für kleines Geld weiter – das bietet sich vor allem bei Kindern an, die schnell aus den Sachen herauswachsen. Eine alternative Quelle sind Kleinanzeigen.
- Arbeit gegen Reiten: Sie möchten sich im Stall aktiv engagieren? Im Austausch gegen Stalldienste gibt es in einigen Reitbetrieben Vergünstigungen beim Reitunterricht. Das gilt auch für Kinder, die entsprechende Verantwortung übernehmen können.
- Eine Reitbeteiligung als Alternative: Viele Reitsportbegeisterte wünschen sich ein eigenes Pferd. Dabei fallen neben der Reitausstattung Kosten für Unterbringung, das Futter, tierärztliche Versorgung etc. an. Günstiger ist eine Reitbeteiligung. Hier zahlen Sie einen festen monatlichen Betrag, um das Pferd regelmäßig ausreiten zu können. Meist kommen die Pflege und die Stallarbeit hinzu. Was die Reitbeteiligung genau umfasst, legen Sie am besten in einem Vertrag fest.