Fitness
E-Sport: ein Sport mit Vor- und Nachteilen für den Körper
Veröffentlicht am:02.12.2025
5 Minuten Lesedauer
Kann man das wettkampforientierte Spielen von Computerspielen als echten Sport ansehen? Die Fans von E-Sport finden: ja. Tatsächlich hat das Zocken positive Effekte. Und körperliche Fitness kann einen zum besseren E-Sportler machen.

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Was versteht man unter E-Sport?
„E-Sport ist der Wettkampf zwischen Menschen auf der virtuellen Ebene eines Computerspiels“. So definiert der E-Sport-Bund Deutschland das Thema, das im Zentrum seiner Arbeit steht. Sprich: E-Sportler oder -Sportlerin ist, wer in einem Computerspiel in einem Wettkampf gegen andere antritt. Das kann einzeln geschehen oder im Team.
Im Zentrum stehen Echtzeit-Strategiespiele wie „Dota 2“ oder „League of Legends“, Shooter wie „Fortnite“ oder „Counter-Strike“ oder Sportsimulationen wie die Fifa-Reihe, die Fußball auf dem Bildschirm nachbildet.
Von der gelegentlichen Zockerei mit Freunden unterscheidet sich E-Sport dadurch, dass er im Rahmen von Ligen und Turnieren stattfindet. Und dadurch, dass damit nicht wenig Geld umgesetzt wird. Das weltweite E-Sport-Geschäft ist ein Milliardenmarkt. Millionen von Interessierten verfolgen die Übertragungen von Matches. Die besten Spielenden sind Profis, die gut von dem leben können, was sie tun.
Die Bedeutung von E-Sport lässt sich auch daran erkennen, dass die Deutsche Fußball Liga im Jahr 2022 die Virtual Bundesliga als zusätzlichen Wettbewerb etablierte und die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga verpflichtete, eigene E-Sport-Teams aufzubauen.
E-Sport hat positive Effekte
Das Klischee vom Computerzocker lässt nicht gerade Bilder von einem gesunden Leben im Kopf entstehen: Lange Stunden sitzend vor dem Bildschirm, wenig Bewegung, wenig frische Luft. Dazu eine Ernährung aus Junk Food, Energy Drinks und Süßigkeiten. Zumindest für einen Teil der Aktiven ist diese Beschreibung auch nicht ganz falsch, wie wir noch sehen werden.
Aber es gibt auch andere Aspekte: Wer leistungsorientiert Computerspiele spielt, muss viele schnelle Entscheidungen treffen. Er braucht gute Reflexe und eine rasante Auffassungsgabe. Spielt man im Team, kommt dazu außerdem noch eine präzise Kommunikation. Das heißt: Das Gehirn eines E-Sportlers arbeitet auf Hochtouren. Und das wiederum hat einen Trainingseffekt.
So konnten Forschende bei Spielern eine Zunahme der grauen Hirnsubstanz in Regionen nachweisen, die an Aufmerksamkeit, optischer Verarbeitung, sensomotorischer Funktion und kognitiver Kontrolle beteiligt sind.
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Außerdem stellten sie fest, dass die Regionen im Gehirn besser verschaltet waren, so dass Informationen schneller aufgenommen und verarbeitet werden konnten. Die Befürchtung mancher Erziehungsberechtigten und Lehrenden, Computerspiele machten dumm, scheint also widerlegt zu sein. Im Gegenteil.
Viele E-Sport-Treibende haben Probleme mit Sehnen oder Rücken
Die größte Gefahr für die Gesundheit scheint beim E-Sport zu sein, dass er in der Regel im Sitzen ausgeübt wird. Mit einem Bürojob lässt er sich aber trotzdem nicht vergleichen: So kommen E-Sport-Treibende auf 400 bis 600 Aktionen pro Minute mit Maus oder Controller, während es bei Büroangestellten nur 130 bis 180 sind.
Wegen der schnellen, oft unnatürlichen Bewegungen des Handgelenks und der dauerhaft angespannten Armmuskeln zählen Probleme mit Nerven und Sehnen zu den häufigsten Beschwerden beim E-Sport. Hinzu kommen Rückenbeschwerden. Erschwerend wirkt sich dabei aus, dass E-Sportler und -Sportlerinnen oft sehr viel Zeit mit Spiel und Training verbringen. Bis zu zwölf Stunden vor dem Rechner sind keine Seltenheit.
E-Sport aus Sicht der Sportwissenschaft
Die Deutsche Sporthochschule widmet sich seit einigen Jahren in ihrer Forschung auch dem E-Sport. Die Ergebnisse ihrer Umfragen zum Thema und Hinweise für E-Sport-Treibende finden sich auf ihrer eigens dafür angelegten Website esportwissen.de.
Fitnesstraining und Regeneration erhielten bei vielen Spielenden dagegen nur begrenzte Aufmerksamkeit, bilanziert die Deutsche Sporthochschule in Köln. Aus sportwissenschaftlicher Sicht bestehe noch viel Optimierungspotenzial.
Seit einigen Jahren befasst man sich an der Hochschule eingehend mit dem Thema E-Sport, organisiert Umfragen und stellt regelmäßig Studien zu neuen Aspekten des E-Sports vor. Auch in Sachen Ernährung sehen die Forscher bei E-Sport-Treibenden noch Luft nach oben, vor allem, was den Konsum von gesunden Lebensmitteln angeht. Überdurchschnittlich übergewichtig sind die meist jungen Spieler und Spielerinnen allerdings nicht.
Aber: Besorgniserregend ist, dass nach den Umfragen E-Sportler und -Sportlerinnern in Sachen mentaler Gesundheit und Wohlbefinden laut eigener Einschätzung unter dem deutschen Durchschnitt liegen. Allerdings gibt es keine Angaben dazu, ob das Effekte des E-Sports sind oder ob solche Tendenzen Menschen erst dazu bringen, viel Zeit mit Computerspielen zu verbringen.

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Bewegung macht E-Sport Begeisterte besser
Die Kölner Forschenden weisen darauf hin, dass Sport und andere körperliche Aktivitäten nicht nur gesund sind – sondern, dass sie auch die Leistung beim E-Sport steigern: Kraft- und Ausdauertraining helfen beim Denken, bauen Stress ab und steigern die Konzentration.
Idealerweise empfehlen sie deshalb 60 bis 75 Minuten Bewegung pro Tag, um das lange Sitzen auszugleichen. Und sie verweisen auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die pro Woche zu 150 bis 300 Minuten moderater oder 75 Minuten intensiver Ausdauerbelastung rät. Außerdem sollte man alle 50 bis 120 Minuten eine aktive Pause von 5 bis 10 Minuten abseits des Bildschirms einlegen, um den Kopf wieder frei zu bekommen.
Eine kurze Aktivierung kann Folgendes enthalten:
- einige Schritte gehen, um das Blut in Bewegung zu bringen
- Übungen wie Kniebeugen oder Hampelmänner
- Dehnübungen, vor allem im Nacken- und Schulterbereich
- einen längeren Blick in die Ferne, um die Augen zu entspannen
- Atemübungen, um Stress abzubauen und die Konzentration zu verbessern
Und: Wer sich oft niedergeschlagen oder generell nicht wohl fühlt, der sollte sich professionelle Hilfe suchen. Ganz unabhängig von der eigenen Leistung beim E-Sport, sondern sich selbst zuliebe.
Von wegen „böse Computerspiele“
Im 21. Jahrhundert sind Computerspiele und E-Sport aus dem Leben vieler Menschen nicht wegzudenken. Wer gerne zockt, der tut damit seinem Gehirn etwas Gutes. Allerdings sollte er die körperlichen Aspekte des Spiels nicht aus den Augen verlieren und die Bildschirmzeit durch körperliche Aktivität kompensieren.
Passende Angebote zum Thema
E-Sport-Bund Deutschland e.V. (ESBD)
Der E-Sport-Bund Deutschland arbeitet für die Anerkennung und Professionalisierung des E-Sports. Auf seiner Website finden sich viele Informationen zum Thema.AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
Und auch Clarimedis, der Service der AOK für medizinische Infos am Telefon, hilft weiter mit Informationen und Ansprechpartnern zum Thema „E-Sport“. Unter 0800-1 265 265 oder online unter diesem Link.
Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.









