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Ist die Asiatische Tigermücke in Deutschland eine Gefahr?
Veröffentlicht am:24.08.2023
4 Minuten Lesedauer
Zu den neuen Insektenarten, die sich unter anderem aufgrund der Erderwärmung ausbreiten, gehört die Asiatische Tigermücke. In ihrer Heimat überträgt sie zum Teil Virusinfektionen wie das Denguefieber. Besteht diese Gefahr auch in Deutschland?
Wie die Tigermücken nach Europa kommen
Täglich reisen Menschen und ihre Handelswaren rund um den Globus – und mit ihnen oft kleine blinde Passagiere wie Insekten. Einige Arten breiten sich zunehmend auf Kontinente aus, auf denen sie nicht beheimatet sind. Das gilt vor allem für verschiedene Stechmückenarten, insbesondere die aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Ihre Eier gelangen mit Frachtgütern aus Ländern mit etablierten Populationen nach Europa. Eingeschleppt wird sie daher vor allem in Containern über See- und Flughäfen.
Tigermücken sind besonders anpassungsfähig – unter anderem sind ihre Eier resistent gegen Austrocknung. Gleichzeitig sind die klimatischen Veränderungen vorsteilhaft für die Mücke, zum Beispiel wärmere Winter in Mitteleuropa. Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen nutzen die Mücken die sogenannte Diapause: Die Eier machen im Winter eine Entwicklungspause und die Larven schlüpfen erst im Frühjahr. Dadurch hat sich die Insektenart in den letzten 30 Jahren weltweit ausgebreitet. In Europa ist das wärmeliebende Insekt seit den 90er-Jahren vor allem in Mittelmeerländern wie Frankreich und Italien zu finden.
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Wo genau gibt es die Tigermücke in Deutschland?
Vor allem in Baden-Württemberg kommen nicht nur einzelne Tigermücken vor, sondern bereits etablierte Populationen. Auch im Rhein-Main-Gebiet, in Bayern (Fürth) und in Thüringen (Jena) haben sich inzwischen Populationen angesiedelt. Durch die Nähe zu Italien und Frankreich gelangen die Eier der Mücken zum Beispiel mit den Reifen von Pkw und Lkw in die Bundesrepublik. Ursprünglich nach Europa eingeschleppt wurden sie vermutlich durch den internationalen Handel mit Altreifen und Pflanzen.
Fachleute befürchten, dass sich die Mückenart weiter nach Norden ausbreitet und dauerhaft dort ansiedelt. Der Klimawandel und die damit einhergehenden höheren Temperaturen (auch in den Wintermonaten) könnten der wärmeliebenden Tigermücke die Ausbreitung vereinfachen. Statt nur einzelner Tiere könnten sich deutschlandweit ganze Populationen etablieren. So wurden Tigermücken beispielsweise schon in Berliner Kleingartenanlagen gefunden. Die Bundeshauptstadt ist bisher der nördlichste Punkt Deutschlands, an dem die Asiatische Tigermücke nachgewiesen wurde.
Wie erkenne ich die Asiatische Tigermücke?
Die Asiatische Tigermücke ist mit einer Körpergröße von nur drei bis acht Millimetern eine sehr kleine Stechmücke. An folgenden Merkmalen ist die Aedes albopictus zu erkennen:
- Auffällig ist ihre schwarz-weiße Musterung mit fünf weißen Streifen an den Hinterbeinen, wobei das letzte Beinglied weiß ist.
- Ein weißer Streifen befindet sich auch auf dem Kopf und Rücken der Tigermücke.
- Die Flügel weisen keine Musterung auf und sind mehr oder weniger transparent.
Trotz ihres auffälligen Aussehens wird die Tigermücke manchmal mit anderen einheimischen Stechmückenarten wie zum Beispiel der Ringelschnake (Culiseta annulata) verwechselt.
Was passiert, wenn man von einer Tigermücke gestochen wird?
Bei einem Tigermückenstich ähneln die Symptome denen anderer Mückenstiche: Rötung, Juckreiz und Schwellung an der Einstichstelle. Dies ist zwar lästig, aber normalerweise ungefährlich. Allerdings können Tigermücken gefährliche Krankheitserreger übertragen. Hierzu gehören insbesondere:
- Denguevirus
- Chikungunyavirus
Aufmerksam sollten Sie daher werden, wenn Sie nach einer Reise unter grippeähnlichen Symptomen wie Schüttelfrost, starken Kopfschmerzen, Erschöpfung und Fieber leiden. In diesem Fall suchen Sie sicherheitshalber einen Arzt oder eine Ärztin auf. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Beschwerden nach einem Aufenthalt in Risikogebieten wie Südostasien oder Mittel- und Südamerika auftreten.
Wie gefährlich ist die Tigermücke also tatsächlich?
Die Gesundheitsbehörden stufen das Risiko, dass Tigermücken in Deutschland gesundheitsgefährdende Viren übertragen, derzeit als gering ein. Eine Übertragung von Erregern durch Aedes albopictus ist nur möglich, wenn eine große Dichte an Mücken auf eine größere Menge Infizierter trifft. Zudem müssen die klimatischen Bedingungen sowohl für den Erreger als auch für das Insekt passend sein. Das ist hierzulande (noch) nicht der Fall. Aktuell werden durch die Tigermücke übertragene Infektionen durch Rückreisende nach Deutschland eingeschleppt.
Eine autochthone Erkrankung, also eine Infektion ohne vorhergegangenen Aufenthalt in einem Infektionsgebiet, ist in Deutschland noch nicht dokumentiert worden. Dies ist in den Mittelmeerländern allerdings anders. In Italien, auf Ibiza oder auch in Südfrankreich gibt es immer mal wieder autochthone Infektionsherde.
Wie gehen Gesundheitsbehörden gegen eine Verbreitung der Tigermücken vor?
Wegen der möglichen Gesundheitsgefahren beobachten die Gesundheitsbehörden, wo die Stechmückenart auftritt und sich verbreitet. Die Europäische Agentur für Krankheitsvermeidung und Kontrolle (ECDC) veröffentlicht regelmäßig Berichte über die Infektionslage in Europa und weltweit. Für das Jahr 2023 wurden noch keine autochthonen Dengue- oder Chikungunyainfektionen in Europa erfasst.
Experten des Umweltbundesamtes gehen davon aus, dass steigende Temperaturen in Deutschland die Verbreitung neuer, bisher nicht heimischer Stechmückenarten in den kommenden Jahren weiter begünstigen könnten. Daher ist schon jetzt wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung einzudämmen und nicht nur die Importwege, sondern auch die Verbreitung zu erfassen. Dabei sind die Fachleute auch auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen: Sichtungen der Tigermücke sollten gemeldet werden. In den bislang am stärksten betroffenen Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sind dafür beispielsweise die jeweiligen Landesämter für Gesundheit zuständig.
Krankheitsausbrüche in Südeuropa
In den letzten Jahren sind wiederholt Krankheitsfälle in Südeuropa aufgetreten. Unter anderem gab es in Frankreich und Kroatien Ausbrüche von Denguefieber. In Italien, Frankreich und Spanien traten immer wieder Fälle von Chikungunyafieber auf, die durch die Tigermücke übertragen wurden.