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Das richtige Verhalten beim Quallenstich von Feuerqualle und Co.

Veröffentlicht am:21.07.2023

6 Minuten Lesedauer

Ein Quallenstich kann schmerzhaft oder sogar lebensgefährlich sein – abhängig von der jeweiligen Quallenart. Was sind gute Maßnahmen im Akutfall? Und wann sollte man einen Arzt oder eine Ärztin hinzuzuziehen?

Quallenstich auf dem rechten Oberschenkel eines Mannes.

© iStock / Andrei Antipov

Ist ein Quallenstich immer gefährlich?

Derzeit sind etwa 260 Quallenarten bekannt, die in den Weltmeeren verbreitet sind. Sie gehören zu den Nesseltieren, besitzen also sogenannte Nesselkapseln. Die meisten Quallenarten sind aus menschlicher Perspektive sehr friedlich und leben von winzigen Organismen, die sie während ihrer Bewegung regelrecht einsammeln. Es gibt jedoch auch Quallenarten, die aktiv unter anderem Fische jagen. Ihre Nesselkapseln, die sich hauptsächlich an den Tentakeln befinden, sind mit einer kleinen Giftharpune ausgestattet. Diese Kapseln platzen unter Berührung und schleudern die Harpunen an Fäden heraus. So können sie in das Beutetier eindringen. Genau das Gleiche passiert, wenn die Tentakeln auf menschliche Haut treffen – wegen dieser Giftharpunen sprechen Fachleute übrigens von einem Quallenstich. Die Bezeichnung „Quallenbiss“ ist falsch.

Welche Auswirkungen das Gift für den Körper hat, hängt von der Quallenart ab. Genau das ist im Ausland ein Problem. Denn in der Regel können Betroffene nach einem Quallenstich nicht sagen, um welche Art es sich gehandelt hat. In bestimmten Regionen ist es daher wichtig, sofort ins Krankenhaus zu fahren oder einen Notarzt oder eine Notärztin zu verständigen. Das gilt vor allem für die subtropischen und tropischen Küsten des Atlantiks, des Pazifiks, Asiens und Australiens. Denn dort gibt es besonders gefährliche Quallenarten.

Vater und Sohn betrachten mit Sicherheitsabstand eine an den Strand gespülte Qualle.

© iStock / ArtMarie

Vorsicht Quallenstich-Gefahr: Auch vermeintlich harmlose heimische Quallen können ernsthafte Beschwerden verursachen.

Was passiert nach einem Quallenstich?

Erst unbeschwerter Badespaß, dann plötzlich ein stechender Schmerz. Ein Blick ins Wasser verrät die Ursache: eine Qualle. Für einen Quallenstich reicht eine leichte Berührung mit den Tentakeln. An der betroffenen Stelle entsteht meist ein striemenartiger Hautausschlag, der anschwillt, sich rötet, juckt und brennt. Es bilden sich Quaddeln. In der Regel treten die Folgen eines Quallenstichs sofort auf, manchmal aber auch verzögert. Anschließend kann es bis zu zehn Tage dauern, bis die Quaddeln und der Juckreiz wieder abklingen. Manche Beschwerden wie eine raue Haut oder leichte Verfärbungen können allerdings mehrere Monate lang anhalten.

Unter seltenen Umständen kann auch der Stich einer vermeintlich harmlosen Quallenart, wie der einer Feuerqualle in der Nordsee, zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen:

Allergische Reaktionen nach Quallenstich

Gefährlich kann ein Quallenstich zum Beispiel werden, wenn Betroffene allergisch auf das Gift reagieren. Ähnlich wie bei einer Bienengiftallergie können dann schon geringe Mengen des auslösenden Stoffes zu einem allergischen (anaphylaktischen) Schock führen. Bei ungewöhnlichen Symptomen wie Schwäche, Schwindel oder Atemnot ist es daher wichtig, sofort einen Rettungsdienst zu verständigen.

Quallenstiche im Gesicht

Als problematisch gelten auch Quallenstiche im Gesicht. Ist zum Beispiel die Hornhaut des Auges betroffen, kann sich akut der Augeninnendruck erhöhen. Im Gesichts- und Halsbereich kann Quallengift zudem zu Schwellungen führen, die die Atmung beeinträchtigen.

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Lebensbedrohliche Beschwerden bei Quallenstichen im Ausland

Die lokalen Hautreaktionen nach einem Quallenstich ähneln sich bei den meisten Quallenarten. Vor tropischen und subtropischen Küsten leben jedoch Quallenarten, deren Stiche weitaus gefährlichere Folgen mit sich bringen können.

Irukandji-Syndrom durch Quallenstich

Das Gift einiger Quallenarten wirkt direkt auf bestimmte Organe wie das Herz, die Leber oder die Niere oder beeinträchtigt das Nervensystem. Der Stich der Carukia barnesi zum Beispiel, einer Würfelqualle, die hauptsächlich an den Küsten Australiens vorkommt, kann das sogenannte Irukandji-Syndrom auslösen. Eine knappe halbe Stunde nach dem Quallenstich treten starke Schmerzen sowie Muskelkrämpfe in den Gliedmaßen, aber auch in Bauch, Rücken, Brust oder am Kopf auf. In schweren Vergiftungsfällen kann es zu Bluthochdruck, einem Lungenödem oder sogar zu einem Schlaganfall kommen – es besteht Lebensgefahr.

Herzstillstand durch Quallenstich

Als giftigste Qualle der Welt gilt eine andere Würfelquallenart: Chironex fleckeri. Auch sie lebt vor Australien, und zwar an der Nordküste. Wer von dieser Qualle gestochen wird, leidet zunächst unter Schmerzen an der Stelle, die die Qualle berührt hat. Der Zustand verschlechtert sich schnell. Erst treten Kopfschmerzen, Übelkeit und Muskelkrämpfe auf. Dann kommt es zu Atemnot und Organversagen. Würfelquallenstiche können innerhalb weniger Minuten zum Herzstillstand führen.

Was tun bei einem Quallenstich?

Wenn Sie beim Baden im Meer plötzlich von einer Qualle gestochen wurden, gehen Sie sofort aus dem Wasser und setzen Sie sich hin. Gut ist es, wenn Sie sich an einen Rettungsschwimmer oder eine Rettungsschwimmerin wenden oder an eine andere Person, die sich mit Erster Hilfe bei Quallenstichen auskennt. Das sind die wichtigsten Tipps für den Akutfall:

  • Entfernen Sie Stacheln, die möglicherweise noch in der Wunde stecken, mit einer Pinzette. Alternativ können Sie mit dem Rand einer Scheckkarte aus Plastik die Stacheln abschaben. Versuchen Sie niemals, diese Stacheln mit den Händen zu entfernen, denn dann werden diese ebenfalls dem Quallengift ausgesetzt.
  • Spülen Sie den Quallenstich anschließend mit etwas Meerwasser ab – nicht mit Süß- oder Trinkwasser. Falls Ihr Hotel in der Nähe ist, sollten Sie die betroffene Stelle für mindestens 30 Minuten in warmem bis heißem Wasser baden, so warm, wie Sie es tolerieren können. Wärme deaktiviert das Gift. Kälte können sie nach einigen Stunden zur Linderung von Schwellung und Schmerzen anwenden, aber nicht kurz nach der Verletzung.
  • Lassen Sie Luft an die betroffene Stelle, verschließen Sie diese nicht mit einem Verband.

Hausmittel bei Quallenstichen?

Noch immer hält sich der Mythos, dass man einen Quallenstich mit Urin behandeln sollte – doch das ist ein Irrtum. Für Hausmittel wie Essig oder Backpulver gibt es ebenfalls keine wissenschaftlichen Belege, dass sie tatsächlich helfen – und vor allem nicht bei Stichen jeder Quallenart. Bei einigen gefährlichen Quallenarten können sie sogar dazu führen, dass noch mehr Gift freigesetzt wird.

Quallenstich: Wann muss ich zum Arzt oder zur Ärztin?

Das hängt in erster Linie davon ab, in welchem Land Sie sich befinden. In unseren heimischen Gewässern gibt es keine Quallenart, deren Stich lebensbedrohlich ist. Leichte Quallenverletzungen verschwinden meist von selbst und auch der Schmerz lässt rasch nach. Wenn Sie jedoch nach einem Quallenstich unter starken und anhaltenden Schmerzen leiden, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Das Gleiche gilt, wenn das Gesicht oder die Genitalien Kontakt mit einer Qualle hatten. In diesen Fällen genügt bei Quallenstichen in der Regel ein Besuch bei einem Allgemeinmediziner oder einer Allgemeinmedizinerin. Manchmal werden die Betroffenen an Fachleute für Hauterkrankungen verwiesen. Es werden gegebenenfalls Salben mit Hydrocortison verschrieben, die Hautausschlag und Juckreiz lindern.

Notärztliche Versorgung nach einem Quallenstich

Wenn ein Quallenstich extrem starke Beschwerden hervorruft – egal ob im Inland oder Ausland –, ist es notwendig, sofort ins Krankenhaus zu fahren oder einen Krankenwagen zu rufen. Ein Notarzt oder eine Notärztin muss gerufen werden, wenn Sie nach einem Quallenstich

  • schlecht atmen können,
  • Brustschmerzen verspüren,
  • bemerken, dass die betroffene Stelle extrem stark anschwillt,
  • stark bluten,
  • sich übergeben müssen,
  • sich schwindelig fühlen oder sogar das Bewusstsein verlieren.

Verhalten bei Quallenstichen im Ausland

Bei Stichen von sehr gefährlichen Quallenarten im Ausland müssen die Betroffenen sofort in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Da die Quallenart normalerweise nicht bekannt ist, gilt das grundsätzlich für jeden Quallenstich in den entsprechenden Regionen. Hier besteht die Quallengiftbehandlung häufig darin, den Betroffenen ein spezielles Gegengift zu verabreichen.

Wie können Sie Quallenstichen vorbeugen?

In Gewässern, in denen ein Quallenstich lebensgefährlich sein kann, sollten Sie vorbeugende Maßnahmen treffen, auch wenn es nicht möglich ist, beim Baden einen Quallenstich vollständig auszuschließen. Das sind die wichtigsten Tipps:

  • Zu bestimmten Jahreszeiten kommen besonders viele Quallen im Wasser vor, weil sie sich vermehren. Erkundigen Sie sich danach in Ihrer Urlaubsregion und verzichten Sie in diesen Zeiten auf das Baden und Tauchen.
  • Es gibt Ganzkörper-Lycra-Stachelanzüge, die einen gewissen Schutz vor Quallenstichen bieten.
  • Sie können außerdem Stachelschutzmittel auf die Haut auftragen. Die Wirkstoffe ahmen die Schleimschicht nach, mit der sich Clownfische vor Stichen schützen.
  • Eine Alternative sind Salben auf Petroleumbasis, die in einer sehr dicken Schicht auf die Haut aufgetragen werden sollten.
  • Wenn Sie Tentakel oder ganze Quallen finden, die an den Strand gespült wurden, sollten Sie diese keinesfalls berühren.

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