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Retreat-Urlaub: Was ist das und bringt das was?

Veröffentlicht am:22.08.2023

6 Minuten Lesedauer

Ein Retreat-Urlaub steht ganz im Zeichen von Entspannung. Reisende können sich hier vom stressigen Alltag zurückziehen und Körper sowie Geist ins Gleichgewicht bringen. Dabei können Meditationen oder Yoga helfen.

Eine Gruppe macht Yoga bei einem Retreat-Urlaub.

© iStock / FG Trade Latin

Frau Jessica Fink vom Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V. erklärt im Interview, was einen guten Retreat-Urlaub ausmacht und wie Reisende sich die dort erlangte Erholung bewahren können.

Körper und Geist im Einklang dank Retreat?

Was bedeutet Retreat?

Das Wort Retreat bedeutet übersetzt „Rückzug“. Mit einem Retreat-Urlaub bekommen Teilnehmende die Gelegenheit, sich vom Alltag und aus der gewohnten Umgebung zurückzuziehen. Das Ziel dabei ist, sich auf sich selbst zu besinnen. Retreats finden in einer Gruppe außerhalb des Wohnumfeldes an ruhigen Orten statt. Die Idee für einen Retreat ist nicht neu. Den Grundstein bilden spirituelle Traditionen, bei denen sich vor allem Mönche oder Nonnen besinnend zurückziehen.

Auch wenn viele Menschen einen klassischen Urlaub ebenfalls zur Entspannung nutzen, gibt es einen deutlichen Unterschied zu einem Retreat. Es geht eher darum, sich nicht zu zerstreuen, sondern sich voll und ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Das kann ebenfalls sehr entspannend, aber auch herausfordernd sein. Zum Beispiel für Personen, die noch recht ungeübt darin sind, den Fokus auf sich selbst zu legen oder solche, die eine stressige Zeit hinter sich haben.

Die intensive Beschäftigung mit sich selbst kann dazu führen, dass einzelne Situationen und daran geknüpfte Emotionen wieder hochkommen. Die Gruppensituation in einem Retreat kann Betroffenen dann helfen, sich gut aufgehoben zu fühlen.

Welche Retreat-Formen gibt es?

Besonders häufig vertreten sind die sogenannten Meditations-Retreats. Hier vermitteln Fachpersonen buddhistische Meditations- und Achtsamkeitstechniken. Diese spezielle Form von Rückzug findet in der Regel an entlegenen Orten statt und beinhaltet längere Schweigezeiten, manchmal werden sie auch in vollständiger Stille abgehalten.

Ein Yoga-Retreat hat eine etwas andere Ausrichtung. Neben Meditationseinheiten gehören auch Körper- und Atemübungen dazu – es ist also ein ganzheitliches Übungsprogramm.

Sogenannte Gesundheitsreisen fassen den Umfang noch größer. Reisende können hier beispielsweise an Gesundheitssport, Entspannungsverfahren oder Wellnessbehandlungen teilnehmen. Außerdem achten Anbieter meist auf eine gesunde Ernährung – die Mahlzeiten sind dann beispielsweise sehr abwechslungsreich und frisch zubereitet. Ein Schweige-Retreat, Meditations-Retreat und Yoga-Retreat ist aber nicht immer klar voneinander abgegrenzt.

Wie läuft ein Retreat-Urlaub ab und was brauche ich dafür?

Der Ablauf richtet sich nach der Retreat-Form und den zugrunde liegenden Yoga- oder Buddhismus-Traditionen. Natürlich spielt es ebenso eine Rolle, welche Ziele und Vorstellungen die Personen haben, die die Kurse anbieten.

Normalerweise gibt es einen Ablaufplan, der eine feste Tagesstruktur vorgibt. Darauf können beispielsweise Vorträge zum Buddhismus, Yoga oder zu verschiedenen Gesundheitsthemen stehen.

Mit Praxiseinheiten, die in der Regel mehrmals täglich angeboten werden, können Reisende dann zu sich selbst finden. Dabei helfen Meditations-, Achtsamkeits-, Reflektions-, Atem- und Körperübungen.

Viele Anbieter händigen das Programm vor Reiseantritt aus, damit sich Teilnehmende darauf einstellen können. Beim Kofferpacken ist es vor allem wichtig, an bequeme Kleidung zu denken – für Sitzmeditationen finden es viele Teilnehmende außerdem komfortabel, wenn sie ein Sitzkissen dabei haben. Eine kleine Decke kann während der Meditationseinheiten wärmen.

„Beim Kofferpacken ist es vor allem wichtig, an bequeme Kleidung zu denken – für Sitzmeditationen finden es viele Teilnehmende außerdem komfortabel, wenn sie ein Sitzkissen dabei haben.“

Jessica Fink
Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V.

Ein Retreat eignet sich nicht nur für gestresste oder spirituelle Menschen

Für wen lohnt sich ein Retreat-Urlaub?

Grundsätzlich ist ein Retreat für jeden geeignet, der bereit ist, sich darauf einzulassen. Personen können die Reise auch ganz gezielt nutzen, um sich eine Auszeit zu verschaffen und Kraft zu schöpfen. So kann es ihnen gelingen, Abstand vom hektischen Alltag oder von stressigen Situationen zu nehmen.

Viele Menschen nutzen die Gelegenheit auch, um ihre Gedanken sowie Gefühle zu sortieren und um sich wieder auf das zu besinnen, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. An einem Retreat teilzunehmen, ist für einige Menschen auch eine Möglichkeit, sich (spirituell) weiterzubilden – dabei haben sie ausreichend Zeit, ihre etablierte Yoga- oder Meditationspraxis mit voller Konzentration auszuüben.

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Muss ich spirituell sein, um an einem Retreat-Urlaub teilzunehmen?

Nein, das ist keine Grundvoraussetzung. Ein Retreat-Urlaub ist für spirituelle Menschen eine gute Möglichkeit, ihre spirituelle Erfahrung zu vertiefen. Allerdings können auch Personen, die daran kein Interesse haben, von einem Retreat profitieren. Zum Beispiel, indem sie sich entspannen, Energie tanken und Klarheit darüber erlangen, was für sie im Leben eine besondere Bedeutung hat.

Ich rate Interessierten grundsätzlich dazu, sich zuvor mit dem Retreat-Programm genau auseinanderzusetzen und zu überprüfen, ob dies den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht. Ist ein Retreat beispielsweise sehr spirituell ausgerichtet und Interessierte können damit nichts anfangen, ist es sinnvoll, sich nach einer Alternative umzusehen.

In welchen Ländern ist ein Retreat möglich?

Mittlerweile ist die Teilnahme an einem Retreat fast überall auf der Welt möglich. Beliebt ist Indien, da hier die Wurzeln der Yoga-Tradition liegen. Meditations-Retreats gibt es vor allem im asiatischen Raum, zum Beispiel in buddhistischen Klöstern in Thailand. Wer lieber im europäischen Raum bleiben möchte, kann sich für ein Angebot in Frankreich, Griechenland, Italien oder Spanien entscheiden. Allerdings muss man nicht unbedingt in die Ferne schweifen, da auch in deutschen Klöstern oder ländlich gelegenen Seminarhäusern regelmäßig Retreats stattfinden. Die Wahl des Ortes hängt übrigens von vielen Faktoren ab: Das Budget und das Interesse an der jeweiligen Länderkultur sind entscheidend. Außerdem ist es wichtig, dass Interessierte davon überzeugt sind, sich an dem Ort wohlfühlen zu können. Schließlich weckt ein buddhistisches Kloster nicht bei jedem Menschen das gleiche Interesse. Sich über den Ort vorab einige Gedanken zu machen, ist also in jedem Fall empfehlenswert.

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Wo kann ich einen Retreat-Urlaub buchen und worauf sollte ich dabei achten?

Retreats können Interessierte bei Yogalehrenden, Yogaschulen, Meditationslehrenden und buddhistischen Einrichtungen buchen. Außerdem gibt es Reiseanbieter, die sich auf Retreats spezialisiert haben – diese sind nach kurzer Suche im Internet zu finden.

  • Bei der Buchung ist es besonders wichtig, ein Angebot auszuwählen, dass auf die eigenen Wünsche eingeht. Menschen, die sich nach Ruhe und Besinnung sehnen, wählen bestenfalls einen abgelegenen Ort aus.
  • Das Programm sollte den eigenen Erwartungen entsprechen. Gibt es einen ausreichenden Praxisanteil? Gefallen mir die Übungen? Interessiere ich mich für die angebotenen Vorträge? Diese und weitere Fragen können Personen den Weg weisen.
  • Am besten achten Interessierte auch auf eine gute Qualifizierung der Retreatleitung – liegt der Fokus auf Yoga, verfügt das Personal optimalerweise über eine abgeschlossene Yogalehrausbildung. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, die Leitung zuvor kennenzulernen. Geht von der Leitung eine positive Ausstrahlung aus, ist das ein gutes Zeichen.
  • Ein sehr wichtiges Kriterium ist die Gruppengröße. Ist eine Gruppe zu groß, fällt es schwer, auf alle Teilnehmenden individuell einzugehen. Eine Gruppe mit bis zu 14 Personen eignet sich gut.

Durchführung und Rückgewöhnung bei einem Retreat brauchen Zeit

Wie viel Zeit kann ich für einen Retreat einplanen?

Es gibt Retreats, die dauern ein paar Tage, andere sind hingegen auf mehrere Wochen ausgerichtet. Je länger die Auszeit dauert, desto mehr Abstand gewinnen Teilnehmende in der Regel zu ihrem Alltag. Es ist aber auch durchaus möglich, ein Retreat als Workshop einzuplanen. Das bietet sich beispielsweise für Menschen an, die sich zunächst mit dem Thema vertraut machen möchten oder die nicht mehr Zeit oder Budget zur Verfügung haben.

Einen Retreat selbst zu gestalten und zu Hause durchzuführen, klappt übrigens in der Regel nicht. Hier fehlt der nötige Abstand und so verfallen die Personen wieder in gewohnte Muster – eine Besinnung ist hier meist nicht möglich.

Junge Frau macht nach ihrem Retreat-Urlaub Yoga zu Hause.

© iStock / FreshSplash

Damit Sie nach einem Retreat-Urlaub besser im Alltag ankommen, planen Sie die Rückgewöhnungszeit zu Hause mit ein – diese füllen Sie zum Beispiel mit erlernten Yoga-Übungen und Ruhephasen.

Warum ist eine Rückgewöhnung vor der Rückkehr in den Alltag sinnvoll?

Menschen, die an einem Retreat teilnehmen, ziehen sich zurück und beschäftigen sich intensiv mit sich selbst. Gerade bei einer längeren Auszeit, womöglich noch mit Zeiten des Schweigens, kann sich die eigene Sensibilität verstärken. Kehren Reisende sofort in ihren gewohnten Alltag zurück, kann das zu einer Reizüberflutung führen. Manche Menschen fühlen sich dann überfordert.

Mit einer Rückgewöhnungszeit gestalten Teilnehmende den Übergang zwischen Besinnung und Alltagsforderung fließender. Das klappt beispielsweise, indem sie noch einige Tage am Urlaubsort verbleiben und nach und nach mehr Aktivitäten in den Tag einbinden. Eine Alternative ist es, zu Hause ein paar Tage Ruhe einzuplanen und die täglichen Aufgaben Schritt für Schritt wieder aufzunehmen. Um sich die Ruhe zu bewahren, ist es sinnvoll, erlernte Techniken aus dem Meditations- und Yogabereich weiter anzuwenden.

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