Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Verhütung

Welche Verhütung für die Frau eignet sich passend zum Alter am besten?

Veröffentlicht am:31.07.2020

7 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 07.04.2022

Pille, Stäbchen, Spirale, Pflaster. Mit Hormonen, ohne Hormone. Die Auswahl an Verhütungsmitteln für die Frau ist vielfältig, den Überblick zu behalten oft schwierig. Doch welche Verhütungsmittel sind passend zum Alter die besten für die Frau?

Kondome liegen auf einem Bett, Füße schauen unter einer Bettdecke hervor.

© iStock / RgStudio

Ab wann sollten Frauen verhüten?

Grundsätzlich gilt, dass ein Mädchen fruchtbar ist und schwanger werden kann, sobald es seine erste Menstruation bekommt. Es kann aber auch schon vor der ersten Periode ein Ei heranreifen. Aus diesem Grund sollten sich Mädchen und junge Frauen spätestens ab dem Zeitpunkt die Frage nach der richtigen Verhütungsmethode stellen, ab dem sie sexuell aktiv werden.

Die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode wird über den Pearl-Index gemessen. Der Wert gibt an, wie viele von 100 Frauen mit der Methode durchschnittlich innerhalb eines Jahres schwanger werden.

Passende Artikel zum Thema

Die Pille: meist das erste Verhütungsmittel

Nach einer Erstuntersuchung beim Gynäkologen wird häufig ein Kombinationspräparat verschrieben. Das als „Pille“ bekannte Verhütungsmittel ist neben dem Kondom am weitesten verbreitet. 47 Prozent der sexuell aktiven Frauen in Deutschland verhüten mit der Pille. Ein Kombinationspräparat enthält sowohl Östrogen als auch Gestagen. Die beiden Hormone sorgen dafür, dass kein Ei heranreift und die Gebärmutterschleimhaut nur wenig aufgebaut wird.

Die Pille geht mit einem erhöhten Thrombose-Risiko einher und wird besonders häufig bei jungen Frauen in der Pubertät verschrieben. Grund dafür ist häufig auch die Annahme, dass sie das Hautbild verbessern, Menstruationsschmerzen mindern und sich positiv auf das Prämenstruelle Syndrom (PMS) auswirken kann. Diese Vorteile sind nur begrenzt wissenschaftlich gesichert. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen geht der Trend zur Pille aber zurück. Auch wenn 2018 noch 56 Prozent dieser Gruppe zur Pille als Verhütungsmittel griffen, sind das 16 Prozent weniger als noch 2011.

Vorsicht: Pille ist nicht gleich Pille!

In mehreren Studien wurde gezeigt, dass Pillen der dritten und vierten Generation ein höheres Risiko für Thrombose tragen als die länger bekannten Pillen.

Dieses Risiko wird vermutlich durch die neueren, synthetischen Gestagene ausgelöst – Hormone, die unter anderem den Schleimpropfen am Gebärmutterhals verändern, damit Samenzellen nicht eindringen können, und das Einnisten einer möglicherweise befruchteten Eizelle verhindern. Wenn Sie sich unsicher sind, ob ihre Pille unter dem Verdacht steht, ein erhöhtes Risiko auszulösen, besprechen Sie sich mit ihrem Arzt oder Apotheker. Ein sofortiges Absetzen ist nicht zu empfehlen.

Junge Frauen unter 14 Jahren benötigen das Einverständnis von mindestens einem Elternteil, um hormonell verhüten zu dürfen. Der Pearl-Index der Pille liegt bei 0,1 bis 0,9. Das bedeutet: Wenn 1.000 Frauen mit der Pille ein Jahr verhüten, werden von diesen in dem Jahr eine bis neun schwanger.

Verhütung ist eine individuelle Entscheidung

Ob bei gesundheitlichen Beschwerden oder Aufklärungsbedarf – die AOK steht Ihnen mit vielfältigen Angeboten in allen Lebenslagen zur Seite.

Verhütungsmittel für junge Frauen: Alternativen zur Pille

Inzwischen gibt es zahlreiche Alternativen zur Pille. Da sich der Ruf des Kombinationspräparats in den letzten Jahren stark verschlechtert hat, werden diese auch immer häufiger wahrgenommen.

Verschiedene Verhütungsmethoden

© iStock / areeya_ann

Die Verhütungsmethode kann individuell an den Lebensabschnitt angepasst werden.
  • Der Verhütungsring

    Wenn Sie die Pille öfter vergessen oder befürchten, dass die darin enthaltenen Hormone den Körper belasten, bietet sich ein Verhütungsring an. Dieser setzt ebenfalls sowohl Östrogen als auch Gestagen frei, liegt aber nah an der Gebärmutter. Es besteht das Gerücht, dass die Hormone nicht den Weg durch den ganzen Körper nehmen. Allerdings ist das Risiko einer Thrombose mindestens genauso groß wie bei der Pille. Der Ring bleibt drei Wochen eingesetzt. Er kostet etwa 25 Euro im Monat, und sein Pearl-Index liegt bei 0,65.

  • Das Hormonstäbchen

    Östrogen erhöht das Risiko für Thrombosen, insbesondere bei Raucherinnen, Übergewicht, familiärer Gerinnungsneigung und mit zunehmendem Alter der Frau. Wer auf Östrogene verzichten möchte, den Kinderwunsch noch in weiter Ferne sieht und nicht jeden Tag an Verhütungsmittel denken will, für den eignet sich ein sogenanntes Hormonimplantat, auch Hormonstäbchen genannt. Dabei handelt es sich um ein vier Zentimeter langes, dünnes Stäbchen, das in den Oberarm eingesetzt wird. Es setzt nur das Hormon Gestagen frei, das den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und den Eisprung verhindert. Das Gestagen wird kontinuierlich in den Blutkreislauf abgegeben. Nach drei Jahren sollte das Stäbchen entfernt oder ersetzt werden. Die Kosten dafür liegen bei 300 Euro, der Pearl-Index beträgt 0 bis 0,8.

  • Die Hormonspritze

    Wer sich nicht für drei Jahre festlegen möchte, kann Gestagen auch über eine Hormonspritze anwenden. Die Wirkung der Spritze hält etwa drei Monate an. Die Hoffnung, dass unter den reinen Gestagenpräparaten weniger Thrombosen auftreten, hat sich anscheinend nicht bestätigt. Insbesondere beim Vorliegen von weiteren Risikofaktoren sollten Sie sich ausführlich durch Ihren Arzt beraten lassen.

  • Die Hormonspirale

    Liegt die Kinderplanung noch in weiter Zukunft oder ist vorerst abgeschlossen, bietet sich die Hormonspirale an. Die Hormonspirale wird in die Gebärmutter eingesetzt und gibt örtlich Gestagen frei. Die Kosten belaufen sich auf 250 bis 400 Euro. Dafür bleibt die Spirale bis zu fünf Jahre wirksam, muss aber alle sechs Monate kontrolliert werden. Der Pearl-Index liegt bei 0,9 bis 3.

  • Die Kupferspirale

    Die Kupferspirale eignet sich vor allem für Frauen, die auf eine hormonelle Verhütung verzichten möchten und bei denen Familienplanung noch kein Thema ist. Sie wird, wie die Hormonspirale, in die Gebärmutterhöhle eingesetzt. Jedoch gibt die mit Kupferdraht umwickelte Spirale keine Hormone ab, sondern Kupfer-Ionen, die die Spermien schädigen und dadurch eine Empfängnis verhindern. Auch diese Spirale kann bis zu fünf Jahre in der Gebärmutter bleiben. Der Pearl-Index liegt bei 0,4 bis 1.

  • Natürliche Verhütung

    Die gängigste natürliche Verhütungsmethode ist die Basaltemperaturmessung, die auch mit der Kalendermethode kombiniert werden kann. Dabei wird täglich vor dem Aufstehen zur gleichen Zeit an der gleichen Körperstelle (oral, rektal oder vaginal) die Temperatur gemessen. Vom Beginn der Periode bis zum Eisprung ist die Körpertemperatur etwas niedriger. Dann – nach dem Eisprung – steigt die Temperatur um etwa 0,2 bis 0,4 Grad Celsius an und bleibt bis zur nächsten Periode erhöht. Wenn also die Temperatur gestiegen ist und auf höherem Niveau bleibt, hat der Eisprung stattgefunden. Wer seine Temperatur täglich notiert, kann anhand des Kurvenverlaufs seinen Eisprung ausmachen.  Der Pearl-Index liegt bei 0,8 bis 3.

    Wählen Sie die reine Kalendermethode ohne Temperaturmessung, steigt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, auf den Pearl-Index 9. Der Wert kann jedoch nur gehalten werden, wenn Sie in der unsicheren Zeit – also an den Tagen rund um den Eisprung – das Eindringen von Spermien in die Vagina vermeiden. Wird in dieser unsicheren Zeit mit Kondomen oder Diaphragma verhütet, ändert sich das Risiko schwanger zu werden wieder auf den Pearl-Index von 2 – 5. Für eine möglichst große Zuverlässigkeit sollte der Zyklus regelmäßig sein.

So hilft die AOK

Verhütung ab 40: Was ist jetzt sinnvoll?

20 Prozent der 40- bis 49-Jährigen greifen zur Hormonspirale als Verhütungsmethode – Tendenz steigend. Die Methode ist besonders sinnvoll, wenn die Familienplanung noch nicht endgültig abgeschlossen ist. Die klassische Pille sollte in diesem Alter möglichst nicht mehr zum Einsatz kommen – durch das in ihr enthaltene Östrogen wird das Thrombose-Risiko bei Frauen ab Ende 30 stark erhöht.

Alternativ bietet sich die Minipille an. Diese enthält nur Gestagen. Auch stillende Frauen können sie einnehmen. Eine Besonderheit der Minipille ist, dass die Verhütung mit ihr nur sicher ist, wenn sie streng nach Zeitplan, jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, eingenommen wird. Wird die Minipille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel verwendet, darf die Anwendung höchstens bis zu drei Stunden verzögert werden. Bei dem neueren Wirkstoff Desogestrel sind es bis zu zwölf Stunden, die noch als sicher gelten. Wenn die Minipille nicht in diesem Zeitfenster eingenommen wurde, ist die Verhütung nicht mehr sicher und man muss für die nächsten sieben Tage mit Kondom oder Diaphragma verhüten.

Ist die Familienplanung abgeschlossen, bietet sich auch eine Sterilisation an. Hierbei werden während einer etwa halbstündigen Operation unter Vollnarkose die Eileiter elektrisch verödet, durchtrennt oder mit einem Clip verschlossen.

Passend zum Thema

Verhütung ab 50: Lieber keine Hormone mehr

Mit Einsetzen der Wechseljahre vermindert sich die Bildung von Eizellen zwar rasant, trotzdem ist eine Befruchtung noch möglich. Es sollte also auch während der Wechseljahre, die mitunter zehn Jahre dauern können, verhütet werden. Spätestens mit 50 sollten hormonelle Verhütungsmittel jedoch aufgrund des erhöhten Thromboserisikos durch andere Methoden ersetzt werden. Da der Zyklus mit steigendem Alter und Beginn der Wechseljahre unregelmäßiger wird, bieten natürliche Verhütungsmethoden keinen zuverlässigen Schutz mehr. In diesem Alter stellen die Kupferspirale oder mechanische Verhütungsmethoden, wie das Diaphragma, die besten Verhütungsmittel für die Frau dar – ebenso wie eine Sterilisation.

Passende Artikel zum Thema

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?