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Gesundheitsmagazin

Verhütung

Die Pille danach als Notfallverhütungsmittel

Veröffentlicht am:25.07.2022

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 20.09.2023

Pille vergessen oder Kondom gerissen: Verhütungspannen können passieren und sind kein Grund zur Panik. Die Pille danach kann – rechtzeitig eingenommen – eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Was sollten Sie bei der Einnahme beachten?

Eine junge Frau spricht mit einer Ärztin in einer Praxis über Notfallverhütung.

© iStock / FatCamera

Was ist die Pille danach?

Die Pille danach ist ein hormonelles Verhütungsmittel für den Notfall (Notfallkontrazeptivum), das kurz nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden kann. Gedacht ist es für Verhütungspannen, die weitere Maßnahmen erfordern, weil zum Beispiel das Kondom gerissen, der Verhütungsring verrutscht ist oder die Verhütung vergessen wurde – etwa die Einnahme der Antibabypille.

Ähnlich wie die herkömmliche Antibabypille enthält die Pille danach Wirkstoffe, die den Eisprung verhindern oder verzögern. In Deutschland sind hierfür Präparate mit den Wirkstoffen Levonorgestrel und Ulipristalacetat zugelassen. Beide Substanzen werden einmalig als Tablette eingenommen. Dabei gilt: Je früher die Pille danach nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird, desto besser schützt sie vor einer ungewollten Schwangerschaft.

Wann kann man die Pille danach einnehmen?

Idealerweise sollte die Pille danach innerhalb von zwölf Stunden nach dem Sex eingenommen werden, um dem Eisprung zuvorzukommen.

Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel sind für die Einnahme bis maximal drei Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zugelassen und sollten spätestens etwa zwei Tage vor dem Eisprung zu sich genommen werden. Die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, aber spätestens am Vortag des Eisprungs. Beide Präparate wirken nicht mehr, wenn der Eisprung unmittelbar bevorsteht oder bereits stattgefunden hat.

Wie wirkt die Pille danach?

Männliche Samenzellen sind bis zu fünf Tage in der Gebärmutter und den Eileitern befruchtungsfähig, wobei die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft ein bis zwei Tage vor dem Eisprung am höchsten ist. Solange der Eisprung noch nicht stattgefunden hat, kann ihn die Pille danach sowohl mit dem Wirkstoff Levonorgestrel als auch mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat verhindern – beziehungsweise um bis zu fünf Tage verschieben, sodass die Spermien nicht mehr befruchtungsfähig sind.

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Wie sicher ist die Pille danach?

Wird die Pille danach rechtzeitig vor dem Eisprung eingenommen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Schwangerschaft verhindert. Die Sicherheit der Pille danach hängt stark vom Einnahmezeitpunkt ab und sollte daher so früh wie möglich eingenommen werden. So kann die Wirksamkeit zwischen 59 und 98 Prozent liegen.

Das Notfallverhütungsmittel wirkt nur einmalig. Das bedeutet: Es verhindert keine Schwangerschaft, wenn im gleichen Zyklus weitere ungeschützte Sexualkontakte stattfinden. Wichtig ist daher, anschließend Verhütungsmittel zu verwenden. Wer die Pille nimmt, kann die Verhütung mit der Pille fortsetzen. Bei Levonorgestrel sollte man innerhalb von 24 Stunden die hormonelle Verhütung fortsetzen, aber anschließend für die nächsten sieben Tage mit einer zweiten Methode verhüten. Bei einer Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann man erst nach fünf Tagen die hormonelle Verhütung weiterführen und sollte für 14 Tage mit einer zweiten Methode verhüten. Wann der Verhütungsschutz durch die Pille wieder besteht, erfahren Sie in der Packungsbeilage des jeweiligen Produktes.

Welche Faktoren können die Wirkung der Pille danach beinträchtigen?

  • Gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente: etwa bestimmte Antibiotika, Mittel gegen Krampfanfälle (Antiepileptika) oder HIV-Infektionen, virenhemmende Mittel (Virostatika), Johanniskraut-Präparate
  • Alkoholkonsum: Bei übermäßigem Konsum kann das Risiko für Übelkeit steigen und die Pille danach erbrochen werden.
  • Starkes Übergewicht: Vor allem die Wirkung der Präparate mit Levonorgestrel ist bei Frauen mit starkem Übergewicht vermindert. Betroffene Frauen sollten sich am besten von einer Ärztin, einem Arzt oder in der Apotheke beraten lassen.

Was ist die Spirale danach?

Eignet sich die Pille danach nicht als Notfallverhütungsmittel, kann die Spirale danach als Alternative angewendet werden.

War eine Einnahme mit ausreichendem Abstand zum Eisprung nicht möglich oder besteht eine Adipositas (ab einem BMI von 30) kann die Einlage einer Spirale danach oder einer Kupferkette danach eine Alternative zur Pille danach sein. Sie verändern das Milieu in Gebärmutter und Eileitern und behindern so die Befruchtungsfähigkeit der Spermien. Ferner verhindern sie die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut und können anschließend zur weiteren Verhütung verwendet werden. Das Einsetzen erfolgt durch die Gynäkologin oder den Gynäkologen. Bis zum 22. Geburtstag übernehmen die Krankenkassen die Kosten.

Welche Nebenwirkungen können bei der Pille danach auftreten?

Die Pille danach enthält Hormone in hoher Konzentration. Dies kann zur Folge haben, dass die Monatsblutung verspätet eintritt, Schmierblutungen oder stärkere Blutungen auftreten. Zudem kann es zu weiteren Nebenwirkungen kommen:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • Kopf- und Unterleibsschmerzen
  • Spannungen in der Brust
  • Muskel- und Rückenschmerzen
  • Müdigkeit
  • Stimmungsschwankungen

Um Übelkeit und ein Erbrechen der Pille zu vermeiden, ist es sinnvoll, die Pille danach nicht auf nüchternem Magen einzunehmen, sondern vorher eine Kleinigkeit zu essen. Wird der Wirkstoff in den ersten drei Stunden nach der Einnahme erbrochen, sollte möglichst schnell eine neue Pille eingenommen werden, um die Wirkung zu erreichen.

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Eine junge Frau erhält von einer Apothekerin Beratung zu der Pille danach.

© iStock / Wavebreakmedia

Lassen Sie sich unbedingt in der Apotheke zu der Pille danach beraten: Was bei der Einnahme wichtig ist und welche Nebenwirkungen möglich sind.

Wo ist die Pille danach erhältlich?

Die Pille danach gibt es rezeptfrei in Apotheken. Dabei ist es bei 14- bis 18-Jährigen den Apothekerinnen und Apothekern überlassen, ob sie das Präparat ausgeben. Bei unter 14-Jährigen müssen die Eltern darüber hinaus einer Einnahme zustimmen.

Vor der Abgabe der Pille danach sollten stets ein ausführliches Gespräch und eine Beratung durch die Apothekerin oder den Apotheker beziehungsweise durch ärztliches Fachpersonal erfolgen. Nachts, an Wochenenden oder Feiertagen steht hierfür auch der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der kostenlosen Telefonnummer 116 117 zur Verfügung. Alternativ können sich Frauen an die (frauen)ärztliche Ambulanz des nächstgelegenen Krankenhauses wenden.

Auch die AOK steht ihren Versicherten bei Fragen zur Pille danach oder zu anderen medizinischen Themen helfend zur Seite: Die Experten und Expertinnen des medizinischen Info-Telefons Clarimedis erreichen Sie kostenfrei an 365 Tagen im Jahr deutschlandweit unter der Telefonnummer 0800 1 265 265.

Je nach Alter werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen:

  • Bis zur Vollendung des 22. Lebensjahres übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten, wenn die Pille danach ärztlich verschrieben worden ist.
  • Ab dem 18. bis zum 22. Geburtstag ist jedoch die gesetzliche Zuzahlung fällig.

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