Schwangerschaft
Schwangerschaft über 35
Veröffentlicht am:20.05.2025
5 Minuten Lesedauer
Schwangere über 35 gelten als Risikoschwangere. Tatsächlich ist ihr Risiko für verschiedene Komplikationen etwas erhöht. Sie sollten sich aber nicht zu viele Sorgen machen – und können selbst einiges dafür tun, gut durch die Schwangerschaft zu kommen.

© iStock / Viktor Cvetkovic
Späte Schwangerschaft – bewusste Entscheidung
Im Vergleich zu unseren Eltern und Großeltern gründen wir heute spät eine Familie. Die Statistik sagt: Im Schnitt bekommen Frauen aktuell mit etwa 32 Jahren ihr erstes Kind. Gründe dafür gibt es einige – darunter die längeren Ausbildungszeiten junger Frauen und zuverlässige Verhütungsmethoden, die es ihnen erlauben, die Familienplanung aufzuschieben, bis sie sich bereit fühlen für ein Kind.
Allerdings kann es mit zunehmendem Alter schwerer werden, überhaupt schwanger zu werden: Eine 25-jährige Frau wird nach Geschlechtsverkehr zum Zeitpunkt des Eisprungs mit 25-prozentiger Wahrscheinlichkeit schwanger, eine 30-Jährige nur noch mit 15 Prozent, und danach sinkt die Wahrscheinlichkeit noch weiter. Wer mit 35 oder 40 versucht, schwanger zu werden, braucht also etwas mehr Geduld. Das liegt in erster Linie daran, dass die Zahl der Eizellen und ihre Qualität im Lauf der Zeit sinken. Außerdem werden die Eizellen nicht mehr so leicht befruchtet.
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Bin ich eine Risikoschwangere?
Wenn es geklappt hat, ist die Freude oft groß – gerade weil die Familiengründung in diesem Alter oft eine wohlüberlegte Entscheidung ist. Viele Frauen machen sich aber Sorgen, ob sie zu alt sind, um zum ersten Mal Mutter zu werden. Dabei sehen sich die meisten Frauen zwischen 30 und 40 eigentlich nicht als alt.
Für viele ist es deshalb ein merkwürdiges Gefühl, wenn sie gerade 35 sind und die Ärztin oder der Arzt bei der Ausstellung des Mutterpasses ein Kreuz bei „Schwangere über 35 Jahren“ macht. Damit ist ein „Schwangerschaftsrisiko“ dokumentiert – auch wenn die Frauen keine Vorerkrankungen haben.
Geht Ihnen das auch so, sollten Sie sich erst einmal klarmachen: Mit „Schwangerschaftsrisiko“ meint der Mutterpass alle Umstände, unter denen statistisch bestimmte Komplikationen häufiger sind. Dabei handelt es sich oft nur um wenige Prozentpunkte. Weil so viele Kriterien im Mutterpass aufgeführt sind, haben ziemlich viele Frauen offiziell eine Risikoschwangerschaft. Das ist an sich noch kein Grund zur Beunruhigung.
Das Kreuzchen zeigt den Hebammen sowie Ärztinnen und Ärzten nur: Sei aufmerksam und schau bei bestimmten Dingen genauer hin.
Häufiger Komplikationen
Tatsächlich bekommen Frauen, die ab 35 Jahren zum ersten Mal schwanger werden, häufiger gesundheitliche Probleme und Komplikationen:
- Schwangerschaftsdiabetes
- Schwangerschaftsbluthochdruck
- Präeklampsie
- Mehrlingsschwangerschaften
- Chromosomenstörungen beim Kind
- Frühgeburten
- Fehlgeburten
- niedriges Geburtsgewicht (auch wenn das Kind nicht zu früh geboren wird)
- höhere Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts
Wichtig zu wissen: All diese Probleme können, aber müssen nicht auftreten. Zwar sind sie bei älteren Schwangeren etwas häufiger als bei jüngeren, wahrscheinlicher ist aber, dass Schwangerschaft und Geburt ohne Probleme verlaufen.
Alter allein ist keine Krankheit
Sind ältere Schwangere also gefährdet? In der Tat steigen viele Risiken mit dem Alter – jedoch nicht sprunghaft, wie die Altersgrenze 35 suggeriert. Es macht einen Unterschied, ob Sie 35 oder 45 sind.
Noch wichtiger: Alter ist keine Krankheit. Mit dem Lebensalter allein steigt nicht das Risiko, sondern das Alter erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Schwangeren weitere gesundheitliche Probleme haben; zum Beispiel Übergewicht und einen Schwangerschaftsdiabetes. Außerdem gibt es vielleicht andere Gründe, warum eine Frau sich erst später entscheidet, Kinder zu bekommen, oder es vorher einfach nicht geklappt hat mit der Empfängnis – etwa soziale Probleme oder eine chronische Erkrankung. Diese Gründe können dann auch die Ursache eines erhöhten Risikos sein.
Das individuelle Risiko steigt nicht
Bei der einzelnen Frau hingegen steigt das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen kaum mit zunehmendem Alter, wie eine Studie mit mehr als 124.000 finnischen Kindern zeigt. Die Untersuchung verglich Geburten derselben Mütter in unterschiedlichem Alter. Die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt oder eines zu kleinen Kindes veränderte sich praktisch nicht. Bei ein und derselben Frau steigt das Risiko mit den Jahren also nicht – oder höchstens ganz geringfügig.
Von der Hebamme gut betreut

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Wussten Sie, dass Sie sich schon während der Schwangerschaft von einer Hebamme begleiten lassen können? Hebammen können eine Schwangerschaft feststellen, einen Mutterpass ausstellen, bei Schwangerschaftsbeschwerden helfen und fast alle vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Ultraschalluntersuchungen sind Ärztinnen und Ärzten vorbehalten. Sie können die Vorsorgeuntersuchungen auch zum Beispiel abwechselnd bei Ihrer Gynäkologin/Ihrem Gynäkologen und bei der Hebamme durchführen lassen.
Sorgen Sie gut für sich und Ihr Kind
Ob schwanger mit 35, 40 oder 45 – es gibt gute Gründe, nicht allzu besorgt auf die Risiken dieser späten Schwangerschaft zu schauen. Ihr Körper hat neues Leben geschaffen und das ist wundervoll. Jetzt können Sie ihn unterstützen, um bestmögliche Voraussetzungen für eine gesunde Schwangerschaft und eine komplikationsarme Geburt zu schaffen. Fachleute empfehlen dafür die folgenden Maßnahmen:
- Nutzen Sie die Schwangerschaftsvorsorge. So kann die Hebamme oder Ihre Gynäkologin/Ihr Gynäkologe alles im Blick haben, Probleme frühzeitig erkennen, Ihnen wichtige Themen rund um die Schwangerschaft erklären und oft auch Sorgen nehmen.
- Ernähren Sie sich gesund. Sie brauchen jetzt mehr Folsäure, Kalzium, Eisen, Vitamin C und D und Omega-3-Fettsäuren – für die Entwicklung Ihres Kindes und für Ihre eigene Gesundheit. Besonders Folsäure ist auch schon vor Eintritt der Schwangerschaft wichtig. Sollten Sie also eine Schwangerschaft planen, achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber, welche Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind.
- Achten Sie auf die richtige Gewichtszunahme. Besprechen Sie bei der Schwangerenvorsorge, wie Sie gut im Rahmen bleiben können und weder zu viel noch zu wenig zunehmen.
- Bleiben Sie aktiv. Regelmäßige Bewegung lindert Schwangerschaftsbeschwerden und hilft Ihnen, fit und gesund zu bleiben. Das ist auch für die Geburt hilfreich.
- Meiden Sie schädliche Substanzen. Alkohol, Tabak und illegale Drogen stellen ein Risiko für eine Schädigung des Ungeborenen und für Frühgeburtlichkeit dar und sind deshalb tabu.
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