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Schwangerschaft

Wenn Bluthochdruck in der Schwangerschaft zu Präeklampsie wird

Veröffentlicht am:12.07.2023

5 Minuten Lesedauer

Präeklampsie ist eine Erkrankung, die in der Schwangerschaft oder im Wochenbett auftreten kann und für Mutter und Kind gefährlich werden kann. Doch wird sie rechtzeitig erkannt und behandelt, lassen sich Spätfolgen und Komplikationen meist vorbeugen.

Schwangere Frau lässt ihren Blutdruck von einer medizinischen Fachkraft checken.

© iStock / bernardbodo

Was ist eine Präeklampsie?

Präeklampsie ist eine Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft oder im Wochenbett auftreten kann. Sie zählt zu den sogenannten hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, da ihr Leitsymptom ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie – Bluthochdruck) ist. Wird bei einer Schwangeren ein hoher Blutdruck (ab einem Wert von 140/90 mmHg) festgestellt, handelt es jedoch nicht automatisch um Präeklampsie – sondern erst, wenn zusätzlich Organschäden diagnostiziert werden. Typischerweise sind Niere oder Leber geschädigt. Die Frauen scheiden dann vermehrt Eiweiße über die Niere aus oder haben erhöhte Leberwerte im Blut. Es können auch das Gehirn, die Lunge, die Blutgerinnung und die Plazenta betroffen sein.

Bei etwa 40 von 1.000 Schwangerschaften tritt eine Präeklampsie auf. Die meisten Fälle zeigen sich erst nach der 34. Schwangerschaftswoche – in einem frühen Stadium der Schwangerschaft kommt es seltener zu der Erkrankung. Es gibt milde und schwere Verlaufsformen. Außerdem sind vielfältige Begleitsymptome möglich, je nachdem, welches Organsystem betroffen ist. Möglich sind unter anderem:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Sehstörungen wie Augenflimmern
  • starke Unter- oder Oberbauchschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • starke und plötzliche Gewichtszunahme (von mehr als einem Kilogramm pro Schwangerschaftswoche)
  • vermehrte Wassereinlagerungen (Ödeme) mit spannender Haut

Warum kann eine Präeklampsie gefährlich werden?

Durch den hohen Druck, der bei einer Präeklampsie in den Blutgefäßen herrscht, können diese beschädigt werden. Das kann die Blutgefäße der Mutter betreffen, aber auch die Blutgefäße in der Plazenta. Dadurch wird das Kind nicht mehr mit genügend Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und Wachstumsstörungen, Spätschäden sowie Fehl- oder Totgeburten sind möglich.

Die Erkrankung kann sich außerdem zu zwei seltenen, jedoch lebensbedrohlichen Krankheitsbildern entwickeln. Diese sind:

  • Eklampsie: Hierbei treten neurologische Störungen wie Krampfanfälle, Hirnschwellung, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auf, die für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden können. Betroffene Frauen müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Diese Form der Komplikation ist selten und kommt nur bei etwa ein Prozent der Präeklampsie-Fälle vor.
  • HELLP-Syndrom: Durch eine starke Leberschädigung kommt es bei etwa zehn bis zwanzig Prozent der Frauen mit schwerer Präeklampsie zum HELLP-Syndrom. HELLP steht für Hämolyse (Zerfall von roten Blutkörperchen), erhöhte Leberwerte, niedrige Thrombozytenzahl im Blut (Englisch: low platelet count). Es kann sich äußern durch Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder Kopfschmerzen. Das HELLP-Syndrom ist die schwerste Ausprägung einer Präeklampsie. Es kann zu einer Ablösung der Plazenta, zu einem Leberriss, Hirnblutungen und Nierenversagen kommen. Die Behandlung erfolgt stationär in einer Geburtsklinik. Die einzige sicher wirksame Therapie ist die Entbindung. Der Entbindungszeitpunkt wird individuell entschieden, anhand der Risikoeinschätzung für Mutter und Kind.

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Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Präeklampsie?

Wie genau die Erkrankung Präeklampsie entsteht, ist bisher unklar. Vermutet wird, dass sie von der Plazenta ausgeht. Wenn es früh in der Schwangerschaft zu Problemen bei der Bildung und Einnistung der Plazenta kommt, wird sie nicht mit genügend Blut und somit Sauerstoff versorgt und es kommt zur Freisetzung verschiedener Botenstoffe. Diese gelangen auch in den Blutkreislauf der Mutter. In der Folge können Bluthochdruck und Organschäden entstehen.

Ein wichtiger Aspekt bei der Entstehung von Präeklampsie ist die gesundheitliche Vorgeschichte der Schwangeren. So sind viele Risikofaktoren bekannt, die mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie einhergehen:

  • Autoimmunerkrankungen wie Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung, bei der es zur Bildung von Blutgerinnseln und vermehrt zu Schwangerschaftskomplikationen kommt) oder Systemischer Lupus Erythematodes
  • Präeklampsie in einer vorherigen Schwangerschaft
  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Nierenerkrankungen sowie bereits zuvor bestehender Bluthochdruck
  • höheres Alter (von über 40 Jahren)
  • Fälle von Präeklampsie in der Familie
  • erste Geburt
  • durch künstliche Befruchtung herbeigeführte Schwangerschaften
  • Mehrlingsschwangerschaften

Wie wird Präeklampsie in Vorsorgeuntersuchungen erkannt?

Die Schwangerschaftsuntersuchungen sind darauf ausgerichtet, Präeklampsie frühzeitig zu erkennen. Darum wird bei Schwangeren regelmäßig der Blutdruck und das Gewicht gemessen sowie der Urin untersucht. Auch Blutuntersuchungen werden von Zeit zu Zeit vorgenommen und bestehende Ödeme untersucht. Schwangere mit Risikofaktoren für Präeklampsie werden zudem besonders überwacht. Bei ihnen kann außerdem eine vorbeugende Therapie mit Aspirin das Risiko reduzieren. Allgemein lässt sich Präeklampsie nach aktuellem Wissensstand jedoch nicht vorbeugen.

In den Vorsorgeunteruntersuchungen haben Schwangere zudem die Möglichkeit, über körperliche Beschwerden zu sprechen, die sie während der Schwangerschaft erleben. So lassen sich mögliche Erkrankungen oder Komplikationen erkennen oder der Arzt oder die Ärztin kann sie beruhigen, dass alles im Normalbereich ist. Zögern Sie nicht, mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin über Beschwerden zu sprechen, die Ihnen vielleicht ungewöhnlich vorkommen.

Frau geht mit ihrem Neugeborenen im Kinderwagen spazieren.

© iStock / alekseykh

Nach der Entbindung ist es für von Präeklampsie betroffene Frauen besonders wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten – regelmäßige Bewegung gehört dazu. Ihr erhöhtes Risiko für Bluthochdruck wird so minimiert.

Wie wird Präeklampsie behandelt?

Wird eine Präeklampsie festgestellt, ist es wichtig, diese auch zu behandeln. So können Mutter und Kind am besten geschützt werden, denn: Eine unbehandelte Präeklampsie kann für beide lebensbedrohlich werden. Die Behandlung richtet sich dabei nach den Symptomen und der Ausprägung. Bei einer leichten Präeklampsie kann es mitunter ausreichen, wenn Schwangere Stress reduzieren, sich körperlich schonen und Bettruhe einhalten. Zusätzlich können blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz kommen. Reicht das nicht aus, um den Blutdruck zu senken oder steigt dieser weiter an, ist eine stationäre Behandlung und Überwachung im Krankenhaus sinnvoll. So kann im Falle von Komplikationen schnell reagiert werden.

Eine Präeklampsie klingt nach der Entbindung ab. Je nachdem, wie schwer die Erkrankung verläuft und wie weit das Kind bereits entwickelt ist, gilt es darum abzuwägen, ob eine Schwangerschaft fortgeführt werden kann. Bei schweren Verläufen wie dem HELLP-Syndrom kann ein Kaiserschnitt notwendig sein, um Mutter und Kind zu retten. Tritt die Präeklampsie nach der 37. Schwangerschaftswoche ein, wird die Geburt meist eingeleitet.

Wichtig: Nach der Geburt ist es von Bedeutung, dass die betroffenen Frauen auf eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und Bewegung achten und nicht rauchen. Sie haben ein hohes Risiko, nach der Schwangerschaft Bluthochdruck zu entwickeln. Der Blutdruck sollte darum auch regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

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