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Schwangerschaft

Polyzystisches Ovarialsyndrom: Was kann helfen?

Veröffentlicht am:10.05.2023

4 Minuten Lesedauer

Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine Hormonstörung, die im Extremfall zur Unfruchtbarkeit führen kann und für die Betroffenen eine große psychische Belastung darstellt – woran lässt sich PCOS erkennen, und welche Behandlung kann helfen?

Eine Frau mit PCOS joggt durch einen Park.

© iStock / urbazon

Was ist das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS)?

Das PCOS ist eine Hormonstörung und eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Meistens tritt sie zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr auf. Bei den Betroffenen ist, vereinfacht gesagt, die Funktion der Eierstöcke gestört. Normalerweise produzieren die Eierstöcke weibliche und in geringem Maße auch männliche Sexualhormone. Die Eierstöcke von Frauen mit PCOS produzieren zu viel von diesen männlichen Sexualhormonen, wodurch der Haushalt aus dem Gleichgewicht gerät. An den Eierstöcken (Ovarien) sind zahlreiche Bläschen im Gewebe (Zysten) zu erkennen – daher die Bezeichnung „polyzystisch“.

Bislang ist unklar, wie und warum diese Form der Hormonstörung entsteht. Ein Faktor ist vermutlich eine genetische Veranlagung. Gesichert ist: Bis zu 80 Prozent der betroffenen Frauen sind übergewichtig, es besteht also ein Zusammenhang zwischen dem Polyzystischen Ovarialsyndrom und dem Körpergewicht. Übergewicht kann zu einer vermehrten Produktion von männlichen Sexualhormonen führen. Häufig liegt auch ein gestörter Zuckerstoffwechsel vor, der wiederum die Krankheit begünstigen kann. Insulin reguliert nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern fördert auch die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron.

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Wie merkt man, dass man das PCO-Syndrom hat?

Das hormonelle Ungleichgewicht kann zahlreiche Beschwerden mit sich bringen. Das Spektrum reicht von Zyklusstörungen über Unfruchtbarkeit bis zur Vermännlichung. Häufig treten bei den betroffenen Frauen aber nur einzelne Symptome auf, die auch andere Ursachen haben könnten. Deswegen bleibt das Polyzystische Ovarialsyndrom oft unentdeckt.

Mögliche körperliche Symptome des PCOS

  • Zyklusstörungen: unregelmäßige oder ganz ausbleibende Monatsblutungen, weil der Eisprung selten oder gar nicht erfolgt; auffällig starke Blutungen
  • Fruchtbarkeit: eingeschränkte Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit
  • Körperbehaarung: ungewöhnlich starke Behaarung nach einem eher männlichen Muster, beispielsweise verstärkt im Schambereich, Haare auf der Brust oder im Gesicht
  • Hautprobleme: (beispielsweise Akne) durch das hormonelle Ungleichgewicht
  • Haarausfall: ebenfalls einem männlichen Muster folgend (beispielsweise Geheimratsecken)
  • Starke Vermännlichung: (selten) tiefere Stimme und Vergrößerung der Klitoris

Weitere Symptome des PCOS kann der Frauenarzt bei einer Untersuchung feststellen, etwa vergrößerte Eierstöcke oder die dort oft entstehenden Bläschen.

Psychische Folgen des Polyzystischen Ovarialsyndroms

Symptome wie Unfruchtbarkeit oder sichtbare Veränderungen des Körpers schlagen oftmals aufs Gemüt und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Viele Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom haben daher psychische Probleme, sie entwickeln übertriebene Ängste bis hin zu Angststörungen und verzweifeln am eigenen Körperbild. Andere entwickeln eine Essstörung oder kämpfen mit Depressionen.

Wie lässt sich das PCO-Syndrom behandeln?

Das PCO-Syndrom ist nicht heilbar, kann aber behandelt werden. Wichtig ist eine möglichst frühzeitige Therapie, damit Beschwerden gar nicht erst entstehen und Folgeerkrankungen vermieden werden können. Es besteht zudem der Verdacht, dass ein unbehandeltes PCOS das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Gebärmutterkrebs erhöht. Dabei richtet sich die Behandlung auch danach, ob die Patientin einen Kinderwunsch hat.

Ernährung und Lebensstil

Im Vordergrund bei der Behandlung des PCOS steht die Änderung des Lebensstils. Das gilt insbesondere für Frauen, die übergewichtig sind oder an einem gestörten Zuckerstoffwechsel leiden. Eine Gewichtsabnahme kann bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zu einer gravierenden Besserung der Beschwerden führen. Auch ausreichende körperliche Bewegung kann den Hormonhaushalt und den Zuckerstoffwechsel stabilisieren. Experten und Expertinnen empfehlen für Frauen ab 18 Jahren regelmäßige körperliche Aktivität. Bei leichter Intensität sollten es nach Möglichkeit 150 bis 300 Minuten pro Woche sein. Bei hoher Intensität reichen 75 bis 150 Minuten.

Eine Frau hat einen Blister mit Antibabypillen in der Hand und drückt eine Pille heraus.

© iStock / nensuria

Besteht kein Kinderwunsch (mehr), können Frauen, die am Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) erkrankt sind, ihren Zyklus mit Hilfe hormonhaltiger Verhütungsmittel wie der Antibabypille regulieren.

PCOS-Behandlung bei Kinderwunsch

Wird das PCOS frühzeitig erkannt, ist eine Schwangerschaft in der Regel trotzdem möglich. Ärzte und Ärztinnen verschreiben dafür Medikamente, die eine Reifung der Eizellen unterstützen und den Eisprung auslösen. In seltenen Fällen – wenn diese Hormonbehandlung nicht anschlägt – wird eine Operation in Betracht gezogen: Dabei werden einige der Zysten in den Eierstöcken durch Hitze zerstört, was die Funktionsfähigkeit des Organs verbessern und den Zyklus normalisieren kann. In manchen Fällen ist dennoch eine künstliche Befruchtung nötig, also die Zeugung des Embryos außerhalb des Mutterleibs. Dessen Einnistung in der Gebärmutter und Entwicklung wird dann medikamentös unterstützt.

Zusätzlich können Mediziner und Medizinerinnen bei Übergewicht erwägen, Medikamente wie den Wirkstoff Metformin einzusetzen, der unter anderem die Insulinresistenz der Zellen mindert. In der Folge nimmt die Menge der männlichen Sexualhormone ab. Metformin wird eigentlich bei Diabetes mellitus Typ 2 verschrieben und ist für das PCOS nicht zugelassen.

PCOS-Behandlung ohne Kinderwunsch

Bei Patientinnen ohne Kinderwunsch oder bereits abgeschlossener Familienplanung können hormonhaltige Verhütungsmittel wie die Antibabypille dabei helfen, den Blutungszyklus zu stabilisieren. Sie vermindern auch die Wirkung des Testosterons und damit die Vermännlichung. Durch die regelmäßige Blutung und Erneuerung der Schleimhaut sinkt obendrein das Risiko für Gebärmutterkrebs. Metformin ist hier bei Übergewicht ebenfalls eine Option.

Was können Sie selbst tun?

Falls bei Ihnen PCOS diagnostiziert wurde, sollten Sie versuchen, eventuelles Übergewicht zu reduzieren und einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Die Gewichtsabnahme, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung helfen dabei, Beschwerden zu verringern.

Falls Sie durch das Polyzystische Ovarialsyndrom unter psychischen Problemen leiden, ist es wichtig, dass Sie sich professionelle Unterstützung holen. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin an, damit Sie an Fachleute überwiesen werden. Außerdem kann es helfen, wenn Sie sich mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe austauschen. Informationen dazu finden Sie über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen NAKOS.

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