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Gesundheitsmagazin

Lebensmittel

Was der Nutri-Score ist und wie man ihn richtig liest

Veröffentlicht am:21.09.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 02.03.2023

Der Nutri-Score ist ein Kennzeichnungssystem für Nährwerte in Lebensmitteln und soll bei einer gesunden Ernährung helfen. Doch was genau steckt hinter den Buchstaben A bis E? Und nach welchen Kriterien werden die Produkte bewertet?

Kunde im Supermarkt checkt den Nutri-Score vom Produkt.

© iStock / Portra

Was genau ist der Nutri-Score und warum wurde er eingeführt?

Fast jeder zweite Deutsche ist laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) übergewichtig. Das liegt nicht nur an zu wenig Bewegung im Alltag, sondern vor allem auch an einer zu einseitigen und kalorienreichen Ernährung. Der Nutri-Score, der sich bereits in Frankreich bewährt hatte, sollte hier ansetzen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Einkaufen eine schnellere Übersicht über das Nährwertprofil der Produkte ermöglichen. Das Ampelsystem mit den Buchstaben von A bis E zeigt in deutschen Supermärkten seit 2020, welche Lebensmittel einen günstigen Nährwert haben und welche nicht.

Dabei bildet der Nutri-Score nicht nur den Nährstoff- und Energiegehalt ab, sondern auch die Nährstoffzusammensetzung des gesamten Produktes. Der große Vorteil: Das Ampelsystem ist leicht verständlich. Ein Blick auf die Verpackung genügt, um zu erkennen, welches Lebensmittel in einer bestimmten Lebensmittelkategorie (Müsli, Joghurt und so weiter) am ehesten zu einer ausgewogenen Ernährung beiträgt.

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Was steckt hinter den Buchstaben A bis E beim Nutri-Score?

Die fünfstufige Farbskala von A bis E wurde von unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt – unter anderem aus Frankreich, wo der Beschluss zur Einführung der Ampelkennzeichnung bereits 2017 gefasst worden ist. Die Skala befindet sich auf der Vorderseite des Produkts und zeigt den Nährwert des Lebensmittels an. Dafür werden der Energiegehalt sowie für den Körper günstige oder ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet.

Der Nutri-Score unterscheidet dabei noch einmal zwischen Getränken und festen Lebensmitteln, zu denen allerdings auch Milch und Milchgetränke sowie die pflanzlichen Alternativen gehören. Das Ergebnis wird in beiden Kategorien in Ampelfarben präsentiert: Das dunkelgrüne A steht für eine sehr günstige und das dunkelrote E für eine sehr ungünstige Nährstoffzusammensetzung des jeweiligen Produkts. Damit ist laut BMEL der Nutri-Score sinnvolle Ergänzung zu den gesetzlich vorgeschriebenen Angaben wie Zutatenliste und Nährwerttabelle.

Der Nutri-Score bzw. die Lebensmittelampel dient zur Lebensmittelkennzeichnung.

© IMAGO / Aviation-Stock

Die Farbskala des Nutri-Scores zeigt, welche Lebensmittel einen günstigeren Nährwert haben im Vergleich zu anderen.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Zur Einordnung von Lebensmitteln werden günstige und ungünstige Nährstoffe bewertet. Die verschiedenen Nährstoffgruppen erhalten bestimmte Punkte, die dann miteinander verrechnet werden. Es gilt: Je weniger Punkte, desto besser. Der Nutri-Score bezieht sich dabei jeweils auf 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Lebensmittels.

Hohe Punktzahlen gibt es bei problematischen Bestandteilen wie:

  • gesättigten Fettsäuren
  • Salz
  • Zucker
  • Energiegehalt

Enthält das Produkt vorteilhafte Inhaltsstoffe, werden Punkte abgezogen. Dazu gehören:

  • Ballaststoffe
  • Eiweiß / Proteine
  • Gemüse, Obst, Nüsse, Raps-, Walnuss- und Olivenöl

Welche Sonderfälle gibt es bei der Nutri-Score-Berechnung?

Der Nutri-Score für Käse, Fette und Getränke wird anders ermittelt. Käse zum Beispiel ist eine wichtige Quelle für Kalzium, das zum Erhalt von Knochen und Zähnen beiträgt. Durch seinen hohen Fettgehalt würde Käse aber in den roten Bereich E fallen. Also wird bei der Berechnung der Eiweißgehalt, der eng mit dem Kalziumgehalt zusammenhängt, bevorzugt berücksichtigt.

Bei Fetten und Ölen wird der Anteil an gesättigten Fettsäuren im Vergleich zum Gesamtfett berechnet. So erhalten pflanzliche Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie Rapsöl einen besseren Nutri-Score als Butter. Die Abstufungen für den Energie- und Zuckergehalt sowie den Anteil von Obst oder Gemüse sind indes bei Getränken niedriger als bei anderen Lebensmitteln. Wobei nur Wasser hier ein dunkelgrünes A erhält.

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Was wird nicht mit dem Nutri-Score gekennzeichnet?

Der Nutri-Score ist für den Bedarf der Gesamtbevölkerung gedacht und schließt somit Spezialnahrung aus. Darunter fallen Säuglingsnahrung, Lebensmittel für Kinder von 0 bis 3 Jahren, Lebensmittel für medizinische Zwecke oder auch Sportlernahrung.

Dann gibt es auch noch die Lebensmittel, die bisher keine Nährwertkennzeichnung benötigen – und damit auch keinen Nutri-Score. Dazu gehören zum Beispiel Kaffeebohnen oder Tees, Hefe, Kaugummi, Salz und Gelatine – sowie auch alkoholische Getränke wie Bier oder Wein mit mehr als 1,2 Volumenprozent. Einzige Sonderstellung hat bisher mit seinem Reinheitsgebot das Bier – es hat eine Zutatenliste, aber keine Nährwerttabelle.

Eine komplette Lebensmittelliste ist auf der Webseite von Lexparency zu finden, auf der die Beschlüsse der EU gelistet sind.

Wie kommt der Nutri-Score auf die Verpackung?

Der Nutri-Score ist für Lebensmittelhersteller zwar eine freiwillige Kennzeichnung – doch die Vorteile liegen klar auf der Hand: Der Score ist kostenfrei, schafft bei Verbraucherinnen und Verbrauchern Vertrauen, ist also imagefördernd, und das Prozedere einfach. Interessierte Unternehmen müssen sich nur auf der Internetseite der französischen Markeninhaberin, der „Santé publique France“, einer Behörde des französischen Gesundheitsministeriums, registrieren und sich verpflichten, das Nutri-Score-Logo auf 80 Prozent ihrer Marken-Produkte zu verwenden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bietet dazu auch Hilfestellung und Beratung an.

Was ist die Kritik am Nutri-Score?

In der Kritik steht zum einen, dass die Ampelkennzeichnung von Produkten freiwillig ist, heißt: Jeder Hersteller kann entscheiden, ob er sie auf seine Verpackungen druckt. Zudem gibt es derzeit noch keine offizielle Stelle, die die Einhaltung der Nutzungsbedingungen des Nutri-Scores sicherstellt. Hersteller könnten also versucht sein, Produkte durch leichte Rezepturveränderungen „schön“ zu rechnen, so die Sorge der Verbraucherzentralen.

Zum anderen ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher schwierig nachzuvollziehen, wie der jeweilige Wert im Detail ermittelt wird. Manch gute Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine fließen zum Beispiel bisher nicht in die Bewertung ein. Der Nutri-Score eignet sich des Weiteren nicht für Produkte, die unverarbeitet sind oder nur aus einer Zutat bestehen, wie zum Beispiel Olivenöl oder Honig.

Der Nutri-Score macht außerdem keine Aussagen zum Gesundheitswert eines Lebensmittels. Wer also nur zur Kategorie A greift, isst nicht zwingend ausgewogen. Denn dazu gehören verschiedene Lebensmittel im richtigen Verhältnis.

Mediziner befürworten den Nutri-Score

Mit dem Nutri-Score lassen sich Produkte der gleichen Kategorie gut vergleichen: Ist also das Früchtemüsli gesünder als das Knuspermüsli? Weniger sinnvoll ist der Nutri-Score-Vergleich indes von unterschiedlichen Produktgruppen. Grundsätzlich ist laut Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmedizinern der Nutri-Score eine Erleichterung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Durch ihn kann sich für die bessere Alternative einer Produktgruppe entschieden werden. Die Nutri-Score-Berechnung wird zudem aktuellen Ernährungsempfehlungen angepasst. So kündigte die EU jüngst eine neue Bewertung einzelner Zutaten an.

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