Gesunde Ernährung
Ist Astaxanthin wirklich so gesund?
Veröffentlicht am:20.11.2025
4 Minuten Lesedauer
Astaxanthin ist ein sekundärer Pflanzenstoff und verleiht Krebstieren, Lachs und Flamingos ihre orange-rosa Farbe. Der Substanz werden entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften nachgesagt. Welche Wirkung durch Studien belegt ist.

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Astaxanthin gehört zu den Carotinoiden
Carotinoide sorgen für das charakteristische Aussehen von Pflanzen – sie verleihen vielen Gewächsen ihre natürliche Farbe. Dabei decken die Substanzen eine große Farbpalette ab. Anthocyane färben etwa Beeren rot ein, Beta-Carotin ist für das Orange von Karotten verantwortlich. Die kräftige Pflanzenfarbe spricht auch Tiere an, die Pollen und Samen verbreiten. Darüber hinaus tragen Carotinoide zum Schutz der Pflanze vor Infektionen bei, während die Pflanzen gleichzeitig Energie durch die Fotosynthese gewinnen. Carotinoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, sie werden anhand ihrer chemischen Struktur in Carotine und Xanthophylle eingeteilt. Astaxanthin zählt zu den Xanthophyllen und beschäftigt die Forschung derzeit intensiv. Ursprünglich als reiner Pflanzenfarbstoff abgetan, rückt Astaxanthin nun vor allem durch die Effekte auf die Gesundheit in den Vordergrund. Dabei ist Astaxanthin keine neue Entdeckung – Forschende benannten es bereits im Jahr 1938. Astaxanthin ist in natürlichen Quellen wie Algen enthalten, in Nahrungsergänzungsmitteln und gelegentlich in behandeltem Fisch aus Aquakulturen.
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Welche Wirkung von Astaxanthin ist belegt?
Astaxanthin besitzt antioxidative Eigenschaften. Antioxidantien bewahren den Körper vor zellschädigenden freien Radikalen. Auch die entzündungshemmende Wirkung gilt als wissenschaftlich gut belegt, etwa bei entzündungsbedingten Erkrankungen wie Arteriosklerose, Alzheimer, Osteoporose oder Typ-2-Diabetes. Studien zufolge bremst Astaxanthin Zellsignale aus, die an Alterungsprozessen und Entzündungen beteiligt sind. Ein großer Vorteil: Astaxanthin überwindet die Blut-Hirn-Schranke, die Grenze zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Blut. Die Substanz kann also auch im Gehirn wirken. Sowohl Entzündungen als auch oxidativer Stress, ausgelöst durch zu viele freie Radikale, sind eng mit einer vorzeitigen Alterung verknüpft. Astaxanthin ist aber vor allem durch die vermeintlichen Effekte auf das Auge bekannt. Es soll die Durchblutung der Gefäße verbessern und oxidative Schäden im Auge reduzieren. Einige Untersuchungen unterstützen diese Annahme. Doch was ist mit dem Immunsystem? Forschende fanden heraus, dass Astaxanthin bestimmte Immunzellen aktiviert, wie die natürlichen Killerzellen, und so die körpereigene Abwehr stärkt.
Gibt es Zufuhrempfehlungen für Astaxanthin?
Auch wenn Untersuchungen viele interessante Eigenschaften nahelegen, heißt das nicht, dass Astaxanthin grundsätzlich bei jedem Menschen wirkt oder gleich gut wirkt. Im Gegensatz zu Vitaminen und Mineralstoffen handelt es sich bei Astaxanthin nicht um einen essenziellen Nährstoff. Fehlt Astaxanthin bei der Ernährung, entwickeln Menschen keine Mangelerscheinungen. Deshalb gibt es auch keine offiziellen Zufuhrempfehlungen durch Gesundheitsbehörden. Für die Verwendung als Nahrungsergänzungsmittel hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) jedoch die Sicherheit bei einer täglichen Einnahme von bis zu 8 Milligramm Astaxanthin bei Erwachsenen als unbedenklich bewertet. Oftmals sind die Pflanzenfarbstoffe jedoch in Lebensmitteln wie Lachs oder Krill enthalten, die weitere wertvolle Nährstoffe für den Körper liefern.
So gelangt Astaxanthin in den menschlichen Körper
Wenn Menschen astaxanthinhaltige Lebensmittel essen, verbindet sich der Pflanzenfarbstoff mit der Gallensäure. Die Art dieser Verbindung bezeichnet man als Mizellen – dabei schließen kleine Transportkügelchen das fettlösliche Astaxanthin ein. Die Zellen der Darmschleimhaut nehmen dann die Mizellen teilweise auf. Danach gelangt das gebundene Astaxanthin erst in die Leber und anschließend über das Blut in verschiedene Gewebe.
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Natürliche Quellen: Worin ist Astaxanthin enthalten?
Astaxanthin verleiht verschiedenen Organismen eine orange-rosa Färbung, etwa der Mikroalge Haematococcus pluvialis, auch Blutregenalge genannt, die in Süßwasserumgebungen vorkommt. Die Mikroalge ist besonders bekannt für ihre Fähigkeit, große Mengen an Astaxanthin zu produzieren, vor allem in Stresssituationen wie bei Nährstoffmangel, hohen Lichtintensitäten oder Umweltstress. Das Astaxanthin, das sie bildet, dient der Alge als Schutz vor schädlichen UV-Strahlen und oxidativem Stress. Die Alge steht auf der Speisekarte von Krebstieren und Vögeln. Wenn Tiere die Alge fressen, färben sich ihr Panzer oder ihre Federn rötlich. Daher haben Flamingos oder Hummer ihre charakteristische Farbe. Der Mensch hingegen macht sich den Farbstoff in Aquakulturen zunutze: Mit Astaxanthin entwickeln weißfleischige Regenbogenforellen ein lachsfarbenes Fleisch und heißen dann Lachsforelle. Sie nehmen Astaxanthin somit vor allem mit Fisch und Krebstieren wie Garnelen auf. Als Zusatzstoff in Lebensmitteln ist Astaxanthin gesetzlich tabu – das ist bei anderen Carotinoiden, etwa Beta-Carotin, anders.

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Nahrungsergänzungsmittel mit Astaxanthin: nicht empfohlen
Im Handel gibt es einige mit Astaxanthin angereicherte Produkte. Während 100 Gramm Lachs weitaus weniger als ein Milligramm des Pflanzenfarbstoffs enthalten, können Nahrungsergänzungsmittel vier bis acht Milligramm pro Kapsel bereitstellen. Doch viel hilft nicht viel. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) entkräftigte bereits verschiedene Werbeaussagen, darunter Angaben wie: „unterstützt Anti-Aging“ oder „wichtig für die Sehschärfe“. Häufig stellen Anbieter einen Zusammenhang zur altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) her – doch auch das ist nicht durch Studien bestätigt.
So nehmen Sie Astaxanthin auf
Sie möchten den Pflanzenfarbstoff gezielt in Ihre Ernährung einbinden? Dabei helfen Ihnen diese Tipps:
- Bevorzugen Sie natürliche Quellen: Entscheiden Sie sich für naturbelassene Quellen, wie rosa oder rote Fischarten, um eine mögliche Überdosierung zu vermeiden. So profitieren Sie auch von weiteren enthaltenen Stoffen, etwa von Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E und Eiweiß bei Lachs.
- Vorsicht bei einer Krustentierallergie: Unabhängig davon, ob Sie den Pflanzenfarbstoff mit Präparaten oder natürlichen Quellen aufnehmen: Verzichten Sie bei einer entsprechenden Überempfindlichkeit auf Krustentiere und ihre Bestandteile. Durch eine Kreuzreaktion können auch Menschen mit einer Hausstaubmilbenallergie auf Garnelen reagieren.
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