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Gesundheitsmagazin

Selbstbewusstsein

Wie lässt sich der Einsatz von K.o.-Tropfen erkennen und vorbeugen?

Veröffentlicht am:17.07.2023

5 Minuten Lesedauer

K.o.-Tropfen gelten als Vergewaltigungsdroge: Unbemerkt eingenommen, machen sie das Opfer wehr- und willenlos. Was im Notfall zu tun ist und wie einem Angriff vorgebeugt werden kann.

Vier Freunde stoßen mit farbenfrohen Cocktails am Tisch an.

© iStock / Ilnur Khisamutdinov

Was sind K.o.-Tropfen?

Mit K.o.-Tropfen sind verschiedene Drogen und Substanzen gemeint. Ihre umgangssprachliche Bezeichnung kommt dabei von dem im Kampfsport verwendeten Begriff „Knock out“, der genutzt wird, wenn jemand sein Gegenüber niedergestreckt hat. Die Tropfen wirken schnell, denn die Drogen – in der Regel ist es Gammahydroxybutyrat (GHB), das auch als Liquid Ecstasy bekannt ist – setzen die Menschen, die sie einnehmen, rasch außer Gefecht. Ihre Wirkung ist dabei sehr individuell und unkalkulierbar, da sie unter anderem davon abhängt, wie viel Alkohol die betreffende Person parallel getrunken und ob sie andere Drogen eingenommen hat. In der Regel sind die Opfer über mehrere Stunden bewusstseinsgetrübt, von benommen bis schwer komatös. Das heißt, sie haben keine Kontrolle über ihr Verhalten und können sich meist später auch nicht mehr erinnern.

K.o.-Tropfen werden den Opfern in den meisten Fällen heimlich in ihre Getränke gemischt, zum Beispiel in der Disco. Die Täter sind hauptsächlich Männer, die Opfer in der Mehrheit Frauen. Allerdings gibt es ebenso Männer, die mit K.o.-Tropfen betäubt werden. Auch ohne eine folgende, weitere Straftat richten sie Schaden im Körper des Opfers an: Überdosiert können sie eine Atemlähmung verursachen und sogar zum Tod führen.

Woran erkenne ich, ob ich K.o.-Tropfen bekommen habe?

Ein einfacher Gin Tonic – oder stimmt etwas nicht mit meinem Drink? Besonders tückisch bei K.o.-Tropfen ist, dass sie farb- und geruchlos sind. Das heißt, ein Opfer kann den Wirkstoff im Getränk nicht sehen, riechen und auch nur schwer schmecken. Einige Menschen wundern sich über einen leicht seifigen Geschmack, schöpfen dabei aber dennoch meist keinen Verdacht. Zumindest nicht, bis die Tropfen ihren Effekt entfalten.

Dies geht in der Regel recht schnell: Etwa 10 bis 20 Minuten nach der Einnahme zeigt sich die Wirkung der K.o.-Tropfen. Oft sind die Opfer zunächst euphorisiert und fühlen sich gut. Es folgen jedoch Übelkeit, Schwindel und eine plötzlich auftretende, bleierne Müdigkeit – ein Warnsignal. In der Regel wird das Opfer dann benommen oder befindet sich in einem Zustand der Willenlosigkeit. Weil K.o.-Tropfen auch eine enthemmende Wirkung haben, kann es zu für das Opfer untypischen Handlungen kommen. Die Wirkungszeit von K.o-Tropfen beträgt mehrere Stunden. Im Anschluss schlafen die Opfer und wachen wieder auf, meist ohne sich an etwas zu erinnern.

Testarmbänder: Lässt sich mein Drink auf K.o.-Tropfen testen?

Es gibt verschiedene Produkte, die damit werben, K.o.-Tropfen sichtbar zu machen. So können beispielsweise in Drogerien spezielle Testarmbändchen gekauft werden, die sich bei Kontakt mit gewissen Substanzen verfärben. Ebenso waren eine Zeit lang Nagellacke im Gespräch, die den gleichen Effekt erzielen sollen, es jedoch nie auf den Markt geschafft haben. Tatsächlich reagieren beide Produkte auf bestimmte Inhaltsstoffe, die in K.o.-Tropfen vorkommen können, wie etwa GHB. Das Problem: Auch andere Substanzen können betäuben oder Benommenheit auslösen, werden jedoch von den Produkten nicht erkannt. Aus diesem Grund können Sie sich im Zweifelsfall nicht auf die Testarmbändchen verlassen.

Andere Substanzen mit schädlicher Wirkung

Nicht immer sind es klassische K.o.-Tropfen mit GHB, die Täter und Täterinnen ihren Opfern in die Getränke mischen. Verschiedene Beruhigungsmittel oder Psychopharmaka wie etwa Flunitrazepam oder Diazepam können sich ähnlich auf den Körper auswirken, ebenso wie beispielsweise Ketamin, das in der Tier- und Notfallmedizin als Schmerz- und Narkosemittel angewendet wird. Viele weitere Medikamente können als Betäubungsmittel missbraucht werden – hinzu kommt eine teilweise verstärkte Wirkung bei Kombination mit Alkohol. Und auch ein zu hoher Alkoholkonsum an sich oder eine Alkoholvergiftung können dazu führen, dass Betroffene wehrlos und ihrem Gegenüber ausgeliefert sind.

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Was kann ich tun, wenn mir jemand K.o.-Tropfen verabreicht hat?

Wenn Sie die oben genannten Symptome bemerken oder Sie das Gefühl haben, dass einfach irgendetwas nicht stimmt, suchen Sie sofort Hilfe. Das Schlimmste in dieser Situation wäre es nun, allein und unbeobachtet zu sein. Wenden Sie sich stattdessen sofort an das Bar- oder Diskopersonal oder geben Sie begleitenden Personen Bescheid, damit diese auf Sie achten. Notfalls können diese dann den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 alarmieren.

Freunde, Freundinnen und Bekannte, die ungewöhnliches Verhalten bei einer Person beobachten, sollten alarmiert sein. Die Betroffenen verhalten sich motorisch und psychisch auffällig, torkeln zum Beispiel oder zeigen unerklärliche Stimmungshochs oder -tiefs. Insbesondere in Kombination mit übermäßigem Alkoholkonsum sind die Auffälligkeiten häufig schwierig zu deuten. Lassen Sie die Betroffenen nicht allein und holen Sie im Zweifel ärztlichen Rat.

Jemandem K.o.-Tropfen zu verabreichen, ist eine Straftat, die angezeigt werden sollte. Nur so lässt sich verhindern, dass Täter oder Täterinnen dies immer wieder tun. Damit eine Anzeige erfolgreich ist, muss im Rahmen einer Blut- oder Urinuntersuchung nachgewiesen werden, dass die Droge im Körper ist. Das muss zeitnah geschehen, denn: K.o.-Tropfen sind nur für wenige Stunden nachweisbar.

Wo finde ich Hilfe nach einem Übergriff mit K.o.-Tropfen?

Nach dem Geschehenen beschreiben viele Betroffene ein quälendes Gefühl der Ungewissheit.

Durch den Einfluss von K.o.-Tropfen können Erinnerungs- und Konzentrationsstörungen auftreten. Für viele Betroffene ist es sehr belastend, dass sie nicht wissen, was passiert ist. Um das Erlebte zu bewältigen, ist Hilfe möglich und ratsam – beispielsweise bei der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt.

Ein junges Mädchen sitzt in einer Beratungsstelle und bespricht sich mit einer Sozialarbeiterin.

© iStock / SeventyFour

Bei speziellen Beratungsstellen können sich Betroffene nach einem K.o.-Tropfen-Übergriff Hilfe holen.

K.o.-Tropfen: Wie kann ich vorbeugen?

Feiern, Tanzen, Lachen – doch wenn K.o.-Tropfen im Spiel sind, hört der Spaß schlagartig auf. Daher ist es wichtig, sich auch bei ausgelassenen Partynächten vor Augen zu halten, dass etwas passieren kann. Mit den folgenden Tipps können Sie einem solchen Szenario vorbeugen:

  • Bestellen Sie die Getränke immer bei der Bedienung und nehmen Sie diese selbst entgegen. Nehmen Sie keine offenen Getränke von Unbekannten an.
  • Lassen Sie Ihr Getränk niemals unbeobachtet. Im Zweifel lassen Sie es lieber stehen und bestellen sich ein neues.
  • Wenn Sie Anzeichen bemerken, die auf K.o.-Tropfen hinweisen können, geben Sie dem Personal in der Bar oder Disco oder Ihrer Begleitung sofort Bescheid. Zögern Sie im Zweifelsfall nicht, eine Party früher zu verlassen, wenn Ihnen die Gesellschaft nicht vertrauenswürdig erscheint.
  • Achten Sie aufeinander und auf die Getränke anderer, wenn Sie zusammen mit Freundinnen oder Freunden unterwegs sind.
  • Wenn Sie allein unterwegs nach Hause sind und sich unwohl fühlen, kontaktieren Sie Freundinnen, Freunde oder Heimweg-Apps wie Wayguard, die Sie am Telefon begleiten.
  • Je mehr Alkohol man zu sich nimmt, desto schwerer fällt es einem, vorsichtig zu sein und die oben genannten Tipps umzusetzen. Es ist daher jederzeit ratsam, auf einen verantwortungsvollen Alkoholkonsum zu achten.

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