Verdauungssystem
Colitis ulcerosa: Alarm im Dickdarm
Veröffentlicht am:27.07.2022
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 08.10.2025
Colitis ulcerosa verursacht schwere, oft blutige Durchfälle mit krampfartigen Schmerzen und Fieber. In extremen Fällen kann die chronische Dickdarmentzündung lebensbedrohlich werden. Umso wichtiger ist eine gezielte Behandlung.

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Schmerzen in Schüben: Wie macht sich eine Colitis ulcerosa bemerkbar?
Bei einer Colitis ulcerosa ist die Schleimhaut des Dickdarms entzündet. Das führt zu starken Beschwerden, die Betroffene phasenweise erheblich einschränken. Blutiger Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen in Schüben sind häufige Symptome, die immer schnellstmöglich von einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden sollten. Nach einem akuten Colitis-ulcerosa-Schub klingen die Beschwerden meistens wieder ab. Doch die Ruhe im Darm trügt, denn die Dickdarmentzündung verläuft chronisch. Ein erneuter Anfall kann also jederzeit auftreten.
Betroffene erleben die Symptome einer Colitis ulcerosa zum ersten Mal während der Schulzeit oder der Ausbildung. Ein Großteil von ihnen erleidet danach immer wieder Krankheitsschübe, oft ein Leben lang. Zwischen den Schüben regeneriert sich die Darmschleimhaut und die Entzündung klingt ab. Manche Betroffene leiden allerdings kontinuierlich unter den Entzündungen. Durch spezifische Therapien kann die Colitis ulcerosa zur Ruhe kommen. Das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, bleibt dennoch erhöht.
Die Ursache von Colitis ulcerosa
Warum es zu einer Colitis ulcerosa kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch Hinweise auf eine genetische Komponente: Geschwister von Betroffenen erkranken 10- bis 50-mal häufiger als der Rest der Bevölkerung. Derzeit wird erforscht, ob eine fehlgeleitete Überreaktion des Immunsystems die Ursache der Erkrankung ist und welchen Einfluss die Ernährung darauf hat. Aktuelle Studienergebnisse bestätigen die Annahme, dass fettreiches Essen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa begünstigt.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Colitis ulcerosa zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), ebenso wie Morbus Crohn. Sie unterscheidet sich von Morbus Crohn dahingehend, dass sich die Entzündung auf den Dickdarm beschränkt, während Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann. Etwa 150.000 Menschen in Deutschland sind an einer Colitis ulcerosa erkrankt.
Mögliche Folgen einer Colitis ulcerosa
Aufgrund der Durchfälle und Blutungen und dem damit oftmals einhergehenden Appetitverlust kann es im Rahmen der Erkrankung zu einem starken Gewichtsverlust kommen. Dabei spielt oftmals auch die Angst der Betroffenen vor den Symptomen eine Rolle: Manche nehmen weniger Nahrung oder nur noch bestimmte Lebensmittel zu sich. Die Folge kann ein Mangel an Eisen, Folsäure und weiteren Mikronährstoffen sowie Eiweiß sein. Auch ein Flüssigkeitsmangel kann durch die häufigen Durchfälle entstehen. Das kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen, die eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus erforderlich machen.
Symptome: Anzeichen für einen Colitis-ulcerosa-Schub
Die Symptome während eines Schubs sind von Mensch zu Mensch verschieden und unterschiedlich stark. Der Großteil der Colitis-ulcerosa-Patienten und -Patientinnen (etwa 60 Prozent) hat eine milde Verlaufsform. Dabei ist die Entzündung auf den Enddarm beschränkt. Leichte Schübe äußern sich meist durch häufigeren, blutig-schleimigen Stuhlgang (bis zu viermal täglich). Einen mittelschweren Verlauf hat etwa ein Viertel der Betroffenen. Bei einem Colitis-ulcerosa-Schub haben sie bis zu sechsmal am Tag blutigen, schleimigen Durchfall, erhöhte Temperatur sowie Bauchkrämpfe und ein Krankheitsgefühl. Zehn Prozent der Colitis ulcerosa-Fälle verlaufen schwer. Betroffene haben während der Schübe unter anderem starken Durchfall (mehr als sechsmal am Tag), hohes Fieber, mit einem erhöhten Puls und starkem Krankheitsgefühl.
Unabhängig von der Schwere des Verlaufs können die folgenden Symptome einzeln oder in Kombination auftreten:
- Durchfall (blutig, schleimig)
- häufiger Stuhlgang
- Bauchschmerzen, die mit Krämpfen einhergehen können
- Wunden im Mund, eventuell Geschwüre
- Abnahme des Körpergewichts, gegebenenfalls Untergewicht
- Fieber
- Entzündungen der Gelenke, etwa Knie oder Hüfte
- Hautausschlag
- gerötete Augen, die oftmals schmerzen
- Gefühl von Abgeschlagenheit
- erhöhter Herzschlag bei einem schweren Verlauf
Von Fisteln bis Darmverschluss: Komplikationen bei Colitis ulcerosa
Mögliche Komplikation bei einer Colitis ulcerosa sind Abszesse und Fisteln. Diese können zu schwerem Krankheitsgefühl mit Fieber und pochenden Schmerzen führen und müssen unbedingt ärztlich behandelt werden – nicht selten müssen vor allem Fisteln operativ entfernt werden, um weiteren Abszessbildungen vorzubeugen. Die Entzündung der Darmschleimhaut kann außerdem zu Verengungen bis hin zu einem Darmverschluss führen. Beides muss ärztlich behandelt werden, damit der Stuhlgang ungehindert den Darm passieren kann.
Welche Therapien gibt es bei Colitis ulcerosa?
Die Therapie von Colitis ulcerosa verfolgt das Ziel, akute Schübe wirksam zu beenden, ihre Auswirkungen zu mildern und den Gesundheitszustand der Betroffenen langfristig zu stabilisieren. Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen. Dazu zählen unter anderem eine angepasste Ernährung, die Einnahme von Probiotika, Strategien zur Stressbewältigung oder auch Medikamente. Die Behandlung soll die Entzündungen der Darmschleimhaut beseitigen, erneute Schübe verhindern und dabei helfen, die Erkrankung dauerhaft so zu kontrollieren, dass Betroffene über längere Zeit möglichst frei von Symptomen leben können.

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Ernährung und Medikamente gegen Colitis ulcerosa
In der Akuttherapie werden gegen Colitis ulcerosa zum Beispiel Arzneimittel mit dem Wirkstoff Mesalazin, aber auch kortisonhaltige Medikamente verwendet. Schlägt diese Therapie nicht an, kommen sogenannte Immunsuppressiva zum Einsatz, die das Immunsystem unterdrücken und so die Entzündung ersticken sollen. Noch relativ neu sind sogenannte therapeutische Antikörper, die ebenfalls das Immunsystem beeinflussen können. Ist ein Schub überstanden, wird zudem Mesalazin als Erhaltungstherapie eingesetzt, um erneute Schübe zu verhindern.
Bei besonders schweren Fällen mit Komplikationen, wenn mit Medikamenten keine Linderung der Symptome erzielt werden kann, sind unter Umständen operative Maßnahmen notwendig. Dabei wird – je nach Schweregrad und Ausdehnung der Colitis sowie der Art der Komplikationen – ein Teil oder der komplette Dickdarm entfernt (Kolektomie).
Und welche Ernährung beruhigt den Darm bei Colitis ulcerosa? Menschen mit Colitis ulcerosa müssen außerhalb eines Schubes keine spezielle Diät halten. Es wird eine ausgewogene und gesunde Ernährung empfohlen. Während eines Schubs sollten sie auf leichte Kost achten, blähende und fettige Lebensmittel gilt es zu vermeiden. Gemüse und Obst nehmen sie besser gedünstet als roh zu sich – so ist es leichter verdaulich. Durch die schweren Durchfälle kann es bei Menschen mit Colitis ulcerosa leicht zu einem Mangel an Vitaminen, Elektrolyten und Mineralstoffen wie Eisen kommen. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin sollte hier eine entsprechende Substitution erfolgen. Bei einem schweren Schub kann auch eine intravenöse Ernährung sinnvoll sein, um den Darm zu entlasten.
Der Einfluss von Probiotika auf die Dickdarmentzündung
Im Rahmen von Studien konnte einigen Betroffenen auch mit Probiotika geholfen werden. Dies sind Präparate, die bestimmte Mikroorganismen enthalten, wie zum Beispiel Bifidobakterien, Milchsäurebakterien (Laktobazillen) oder Escherichia coli. Studien mit Colitis-ulcerosa-Patienten zeigten, dass Probiotika mit Escherichia coli und Bifidobakterien das Risiko eines schnellen Wiederauftretens der Krankheit nach einem abgeheilten Schub reduzieren konnten.
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Welche Rolle Stress bei Colitis ulcerosa spielt
Auch psychische Faktoren können einen Colitis-ulcerosa-Schub auslösen. Menschen mit einer Colitis ulcerosa reagieren auf psychische Belastungen eher mit Darmbeschwerden als gesunde Menschen. Stress und Partnerschaftskonflikte lösen bei manchen Betroffenen Krankheitsschübe aus. Gleichzeitig belastet die Erkrankung die Lebensqualität oft stark – was wiederum zu mehr seelischem Stress führt. Viele Menschen profitieren daher von Maßnahmen zur Stressprävention. Sie können das Leben mit der Erkrankung erleichtern und helfen, Stress zu verringern.
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