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Haut & Allergie

Wundrose und Phlegmone: Erkennen und behandeln

Veröffentlicht am:07.12.2023

5 Minuten Lesedauer

Wundrosen (medizinisch: Erysipel) und Phlegmonen sind Infektionskrankheiten der Haut, die für Betroffene sehr unangenehm und schmerzhaft sind. Bei rechtzeitiger Behandlung mit Antibiotika heilen beide Erkrankungen meistens gut ab.

Eine Person liegt auf einer Untersuchungsliege, während ein älterer Arzt deren rechten Fuß in Händen hält und begutachtet.

© iStock / Halfpoint

Was ist eine Wundrose und was eine Phlegmone?

Der medizinische Oberbegriff für Wundrose und Phlegmone ist Zellulitis. Damit werden Entzündungen der Haut und des darunterliegenden Gewebes bezeichnet. Mit der harmlosen Cellulite oder umgangssprachlich „Orangenhaut“ haben diese Entzündungen nichts zu tun.

Das haben Wundrose und Phlegmone gemeinsam

Eine intakte Haut verhindert, dass Krankheitserreger über die Hautoberfläche in den Körper eindringen. Ist die Haut jedoch verletzt oder durch Krankheiten geschädigt, können Bakterien in den Körper eindringen und Entzündungen auslösen. So kann eine Wundrose oder Phlegmone entstehen. Beide Erkrankungen treten fast ausschließlich einseitig auf. Am häufigsten sind Füße oder Unterschenkel betroffen. Rötungen, Schwellungen, Hitzegefühl und Schmerzen im Bereich der entzündeten Haut sind sowohl bei der Phlegmone als auch bei der Wundrose typische Symptome.

Das unterscheidet Wundrose und Phlegmone

Die Wundrose (Erysipel) betrifft die oberen Hautschichten. Sie wird überwiegend durch Bakterien aus der Gruppe der Streptokokken ausgelöst. Sie macht sich durch eine hellrot glänzende Hautschwellung bemerkbar, die deutlich von der nicht entzündeten Haut abgegrenzt ist. Da sich die Entzündung entlang der Lymphgefäße ausbreitet, kann die entzündete Region zungenartige Ausläufer aufweisen. Bei stark ausgeprägten Wundrosen können sich auch Blasen auf der Haut bilden. Häufig kommt es zu einem akuten Krankheitsbeginn mit Begleitsymptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, starkem Krankheitsgefühl und manchmal auch Schüttelfrost.

Bei einer Phlegmone sind auch tiefere Hautschichten und das darunterliegende Gewebe betroffen. Sie wird ebenfalls häufig durch Streptokokken ausgelöst, aber auch durch Staphylokokken sowie in seltenen Fällen durch andere Bakterienarten. Bei einer Phlegmone ist die Haut dunkelrot bis lila verfärbt und es kann auch zur Eiterbildung kommen. Außerdem ist die Entzündung nicht so scharf begrenzt wie bei der Wundrose. Obwohl bei einer Phlegmone auch starke Schmerzen und Allgemeinsymptome auftreten können, sind diese in vielen Fällen weniger stark ausgeprägt als bei einer Wundrose.

Phlegmone und Wundrose: Ursachen und Risikofaktoren

Konkreter Auslöser der Erkrankungen ist eine bakterielle Infektion. Einige Faktoren begünstigen jedoch das Eindringen der Bakterien in die Haut:

  • Hautverletzungen, zum Beispiel durch Unfälle, Nadelstiche, Tierbisse, Insektenstiche oder infolge medizinischer Eingriffe
  • Hauterkrankungen, zum Beispiel Neurodermitis, Borkenflechte, Fußpilz oder Schwächungen der Hautbarriere infolge chronischer Durchblutungsstörungen

Nach dem Eindringen bakterieller Erreger in die Haut ist das Risiko für die Entstehung einer Wundrose oder Phlegmone unter anderem durch folgende Faktoren erhöht:

  • ein krankheitsbedingt geschwächtes Immunsystem
  • bestimmte Medikamente, die die Immunabwehr beeinträchtigen, zum Beispiel Kortison oder bestimmte Krebsmedikamente
  • lokale Störungen der Durchblutung oder des Lymphabflusses, die zum Beispiel bei einem fortgeschrittenen Diabetes oder einer chronischen venösen Insuffizienz auftreten können

Konkrete psychische Auslöser gibt es für eine Wundrose oder Phlegmone nicht. Dass mentale Probleme das Immunsystem und die körperliche Anfälligkeit beeinflussen können, gilt letztlich bei jeder Erkrankung – auch in diesen Fällen.

Auch nach einem bereits durchgemachten Erysipel oder einer Phlegmone ist das Risiko für eine erneute Erkrankung erhöht. Dies kann daran liegen, dass einzelne der oben genannten Risikofaktoren weiterhin vorliegen. Zudem kann es während der ersten Erkrankung zu Gewebeschädigungen gekommen sein, die mit einer Verschlechterung der Durchblutung oder des Lymphabflusses einhergehen.

Eine Krankenschwester verbindet mit einer Mullbinde die rechte Hand einer Patientin.

© iStock / dusanpetkovic

Damit sich großflächige oder tiefe Hautverletzungen nicht entzünden, sollten Wunden immer vorsichtig gereinigt, desinfiziert und verbunden werden.

Wie werden Wundrose und Phlegmone behandelt

Bei Anzeichen einer Wundrose oder Phlegmone sollten Betroffene umgehend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Die Erkrankungen lassen sich anhand der typischen Symptome in der Regel gut erkennen. Um einen bestimmten Erreger nachzuweisen – zum Beispiel nach Tierbissen –, kann Wundflüssigkeit im Labor untersucht werden.

Menschen mit einer Wundrose oder Phlegmone bekommen in der Regel ein Antibiotikum. Die Wahl des Antibiotikums hängt davon ab, welcher Erreger vermutet wird oder nachgewiesen worden ist. Bei leichten Infektionen kann eine Behandlung mit Tabletten ausreichen. Bei ausgedehnten, schwereren oder sich schnell ausbreitenden Infektionen sowie bei Warnzeichen für einen komplizierten Verlauf oder bei relevanten Begleiterkrankungen wird das Antibiotikum über einen Tropf direkt in die Vene eingeleitet. In diesen Fällen ist oft auch eine stationäre Behandlung notwendig. Bei einer schweren Phlegmone kann auch eine operative Entfernung von abgestorbenem Gewebe und Eiter nötig sein.

Patientinnen und Patienten können selbst einiges dafür tun, um die Genesung zu fördern:

  • Bei einer Wundrose im Gesicht möglichst wenig sprechen und kauen.
  • Bei Phlegmone oder Wundrose an Beinen oder Armen können kühle und feuchte antientzündliche Umschläge die Beschwerden lindern.
  • Infizierte Beine oder Füße hochlagern.
  • In schwereren Fällen kann in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin auch Bettruhe ratsam sein.

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Was passiert, wenn eine Wundrose oder eine Phlegmone unbehandelt bleibt?

Zwar klingen Wundrose und Phlegmone bei rechtzeitiger Behandlung meist gut ab – werden sie aber zu spät erkannt oder nicht behandelt, können schwere Komplikationen auftreten:

  • Wenn sich eine eitrige Phlegmone in tiefere Gewebeschichten ausbreitet, kann es dort zu Gewebezerstörungen und zur Bildung von Abszessen kommen. Ein Abszess ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum im Gewebe, der sich als Folge bakterieller Hautinfektionen bilden kann.
  • Bei einer Wundrose können Lymphgefäße nachhaltig geschädigt werden, so dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr richtig abfließen kann. Eine mögliche Folge sind Lymphödeme, die mit einer schlechteren Durchblutung des umliegenden Gewebes einhergehen. Die eingeschränkte Durchblutung erhöht das Risiko einer erneuten Wundrose oder Phlegmone.

Lebensbedrohliche Komplikationen können vorkommen, sind aber selten. So ist eine Blutvergiftung möglich, wenn Bakterien in die Blutbahn gelangen. Eine Wundrose im Gesicht kann in Ausnahmefällen zu einer Hirnhautentzündung oder zu einem Blutgerinnsel im Hirn (Hirnvenenthrombose) führen.

Anzeichen für einen bedrohlichen Verlauf können unter anderem sein:

  • hohes Fieber, Schüttelfrost
  • starke Schmerzen
  • kalter Schweiß und blasse Haut
  • Übelkeit
  • schneller Herzschlag, niedriger Blutdruck oder schnelle Atmung
  • schnelle Ausbreitung der Hautrötung
  • Bläuliche Flecken auf der Haut, Blasenbildung
  • Bewusstseinsstörungen wie Benommenheit oder Verwirrtheit

Bei derartigen Symptomen sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden.

Wie lassen sich Wundrose und Phlegmone vorbeugen?

Bei rund einem Drittel der Menschen, die bereits eine Wundrose oder eine Phlegmone durchlitten haben, kommt es zu einer Neuinfektion. Das Risiko einer erneuten Zellulitis lässt sich jedoch verringern:

  • Waren Hauterkrankungen mitursächlich für die Infektion, müssen diese gut behandelt werden, um das Risiko einer Neuinfektion zu senken.
  • Bei Diabetes oder Durchblutungsstörungen sind Fußpflege, gute Fußhygiene und ein guter Schutz der Füße vor Druckstellen und Verletzungen besonders wichtig.
  • Bei Lymphödemen und chronisch venöser Insuffizienz sollten Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) durch eine Kompressionstherapie verhindert werden.
  • Bei wiederkehrenden bakteriellen Hautinfektionen kann in bestimmten Fällen eine vorbeugende antibiotische Behandlung verordnet werden. Diese ist jedoch wegen der Nebenwirkungen einer längerfristigen Antibiotika-Einnahme und der Gefahr von Resistenzentwicklungen sorgfältig abzuwägen.

Zur allgemeinen Vorbeugung sollten Hautverletzungen gut mit sauberem Trinkwasser oder Wundspüllösung gespült und mit einer aseptischen Wundsalbe versorgt werden.

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