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Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) vorbeugen und behandeln

Veröffentlicht am:26.01.2023

3 Minuten Lesedauer

Rötungen, Juckreiz oder Wunden – eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) kann für die Betroffenen sehr unangenehm sein. Verschiedene Maßnahmen helfen, der Hauterkrankung vorzubeugen und sie zu behandeln. Dazu gehört die richtige Pflege.

Eine Pflegekraft kümmert sich um eine Seniorin im Badezimmer.

© iStock / FredFroese

Was ist eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)?

Bei einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis (IAD) handelt es sich um eine Entzündung im Intimbereich oder am Gesäß, deren Ursache wiederholter und länger andauernder Kontakt der Haut mit Urin und/oder Stuhl ist. Betroffen sind Menschen aller Altersgruppen, die ihren Urin oder Stuhl nicht kontrolliert zurückhalten können (Inkontinenz).

Eine IAD entsteht durch den Kontakt der jeweiligen Hautareale mit Urin oder Stuhl. Dadurch steigt der pH-Wert der Haut in den basischen Bereich und der Säureschutzmantel wird beschädigt. Zusätzlich kann die Hautbarriere durch Reibung geschwächt werden, etwa durch Kleidung oder in Hautfalten, sowie unsachgemäße Reinigung der Haut mit rauen Materialien oder ungeeigneten Seifen. Außerdem wirkt sich das Tragen von nicht atmungsaktiver Kleidung oder Inkontinenzprodukten ungünstig auf die betroffenen Hautareale aus und kann zu einer Verschlimmerung der IAD führen. Weitere Faktoren, die das Risiko für eine IAD erhöhen, sind zum Beispiel:

  • hohes Lebensalter
  • Immobilität
  • Unterernährung
  • starkes Übergewicht
  • Anfälligkeit für allergische Reaktionen
  • Durchblutungsstörungen
  • Abnahme von Sinnesfunktionen, beispielsweise durch Blindheit, Demenz oder Funktionsstörungen der Nerven (Polyneuropathie) – die Betroffenen nehmen Verunreinigungen oder Reizungen der Haut in einem frühen Stadium oftmals nicht mehr ausreichend wahr.
  • geschwächtes Immunsystem

Die IAD ist deshalb ein häufiges Problem von pflegebedürftigen Menschen.

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Wie äußert sich eine IAD?

Eine IAD tritt vor allem im Bereich des Damms, des Darmausgangs (Anus), am Gesäß und an den Innenseiten der Oberschenkel auf. Typische Symptome sind scharf begrenzte Rötungen der Haut, zum Teil schwillt der betroffene Bereich an und es bilden sich Blasen. Zu Beginn der Erkrankung ist die oberste Hautschicht (Epidermis) noch unbeschädigt. Im weiteren Verlauf wird die Epidermis zerstört und es können sich Ekzeme bilden. Erfolgt keine Behandlung, können nässende, blutende Wunden und sogar Geschwüre entstehen.

Die Betroffenen leiden oft an einem ausgeprägten Juckreiz, sodass sie sich kratzen und die Haut zusätzlich verletzen. Auch Beschwerden wie Brennen, Kribbeln oder Schmerzen sind möglich. Durch den ständigen Kontakt mit Harn und Stuhl kommt es zu einer hohen Last an Bakterien und Pilzen auf der Haut, während die Haut gleichzeitig durch die permanente Feuchtigkeit aufgeweicht wird. Da ihre Barrierefunktion gestört ist, kann sie sich nicht mehr so gut gegen Krankheitserreger wehren und sogenannte Superinfektionen sind möglich. Dabei handelt es sich um eine Infektion mit einem Erreger, die zusätzlich zu der Entzündung auftritt.

Verwechslungsgefahr

Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis kann mit einem Druckgeschwür verwechselt werden, dem sogenannten Dekubitus. Ein Dekubitus entsteht durch lang andauernden Druck an Knochenvorsprüngen oder Körperstellen, die nur wenig durch Muskel- oder Fettgewebe abgepolstert sind.

Betroffen sind davon vor allem Personen, deren Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist. In einem frühen Stadium zeigen sich sowohl ein Druckgeschwür als auch eine IAD durch scharf begrenzte Rötungen, was eine Unterscheidung erschwert. Manchmal treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf.

Dekubitus
Ein Mann pumpt Seife auf die Hand.

© iStock / simarik

PH-neutrale Seifen helfen, die natürliche Schutzbarriere der Haut zu erhalten.

Was tun bei IAD?

Verschiedene Maßnahmen sind für die IAD-Behandlung geeignet. Diese sind auch wichtig, um der Hauterkrankung vorzubeugen. In jedem Fall sollten Betroffene oder Pflegende versuchen, Urin und Stuhl so gut es geht von der Haut fernzuhalten. Dabei können spezielle Inkontinenz-Einlagen oder -Slips sowie Betteinlagen oder Überzüge aus saugfähigen und atmungsaktiven Materialien helfen. Auch auf die richtige Hautpflege kommt es an:

  • Ideal für die Reinigung der Haut sind pH-neutrale Seifen.
  • Vermeiden Sie Produkte mit Konservierungsmitteln oder anderen Stoffen wie Duftstoffen, Alkohol oder ätherischen Ölen, die geschädigte Haut reizen können.
  • Wasser sollten Sie zum Reinigen sparsam verwenden und den Waschlappen beispielsweise nur anfeuchten. Das Wasser sollte lauwarm sein.
  • Vermeiden Sie starkes Reiben beim Reinigen der Haut.
  • Bei gereizter Haut können Sie statt Waschlappen Feucht- und Reinigungstücher benutzen, die rückfettende und hautschützende Substanzen enthalten.
  • Haut gut abtrocknen. Rubbeln Sie aber nicht zu stark, sondern tupfen Sie die Haut vorsichtig ab. Nutzen Sie möglichst weiche Handtücher.
  • Spezielle Hautschutzprodukte wie sogenannte Barrierecremes pflegen nicht nur und unterstützen die Heilung, sie bilden auch einen wasserabweisenden Film und können so die Haut vor eindringender Feuchtigkeit schützen.

Ist die Entzündung sehr stark, können nach Rücksprache mit einem Hautarzt oder einer Hautärztin Cremes oder Lotionen mit Kortison helfen. Diese sind aber nicht für die langfristige Anwendung geeignet. Hat sich die betroffene Hautstelle mit Bakterien oder Pilzen infiziert, ist eine entsprechende Behandlung der IAD mit antimikrobiell beziehungsweise antimykotisch wirkenden Präparaten sinnvoll. Hierzu wird Sie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin beraten.

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