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Chronische Erkrankungen und Übergewicht
Veröffentlicht am:09.07.2025
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Starkes Übergewicht schränkt nicht nur die Bewegungsfreiheit ein – Betroffene besitzen ein höheres Risiko für chronische Erkrankungen. Diese betreffen das Herz-Kreislauf-System, die Gelenkgesundheit, den Stoffwechsel und vieles mehr – ein Überblick.

© iStock / Javier Zayaz
Adipositas ist selbst eine chronische Erkrankung
Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden Übergewicht von Adipositas, einer übermäßigen Vermehrung des Körperfettanteils. Zur Bestimmung dient der Body-Maß-Index (BMI) – er setzt Körpergewicht und Körpergröße in Zusammenhang. Ab einem BMI von 25 kg/m²sprechen Experten und Expertinnen von Übergewicht, Adipositas beginnt bei 30 kg/m². Während Übergewicht ein Gesundheitsrisiko darstellt, ist Adipositas als chronische Krankheit anerkannt. Genauso wie viele andere Erkrankungen kann eine Adipositas durch mehrere Faktoren begünstigt werden, wie zum Beispiel eine genetische Veranlagung, das persönliche Essverhalten und Bewegungsmangel. Aber auch ein adipogenes Umfeld fördert die Fettleibigkeit. Dazu gehört ein großes, jederzeit verfügbares Nahrungsangebot, das oftmals zu fetthaltig und mit zu viel Zucker versehen ist, genauso wie Lebensräume, die nicht zu Bewegung anregen und berufliche Anforderungen mit zu viel Sitzzeit. Ohne Gewichtsabnahme verschlechtert sich der Gesundheitszustand über die Jahre häufig und es können sich chronische Erkrankungen entwickeln. Bereits Übergewicht, aber besonders Adipositas erhöhen das Risiko für weitere Gesundheitsprobleme, und zwar beinahe von Kopf bis Fuß.
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Chronisch erkrankt: Folgen von Übergewicht auf den Stoffwechsel
Der Stoffwechsel, auch Metabolismus genannt, fasst alle Auf- und Abbauprozesse im Organismus zusammen. Dazu gehört auch der Zuckerstoffwechsel. Diabetes Typ 2 kann vorliegen, wenn der Blutzucker dauerhaft zu hoch ist. Viele Diabetiker und Diabetikerrinnen sind von Übergewicht betroffen – das trifft auf beinahe neun von zehn zu. Ein permanent hoher Blutzuckerspiegel begünstigt weitere Gesundheitsprobleme, wie bestimmte Augenerkrankungen, Nierenerkrankungen oder auch Herz-Kreislauferkrankungen und in deren Folge Herzinfarkt und Schlaganfall. Doch wie sind Übergewicht und Diabetes miteinander verknüpft? Sammelt sich zu viel Fett an ungeeigneten Stellen im Körper, stört das den Stoffwechsel. Dadurch reagieren die Zellen unempfindlicher auf das Hormon Insulin und die Zellreinigung funktioniert nicht mehr so gut. Übergewicht und Fettleibigkeit stehen zudem eng mit dem metabolischen Syndrom in Verbindung – auch hier spielen die Stoffwechsellage, aber auch andere Parameter wie der Blutdruck eine wichtige Rolle. Menschen, die von Adipositas betroffen sind, sind nicht automatisch stoffwechselkrank. Untersuchungen zufolge gibt es ein relativ kleines Zeitfenster, meist zwischen 35 und 40 Jahren, in dem vor allem Frauen keine Probleme haben. Dabei handelt es sich um eine Übergangsphase. Selbst wenn Menschen mit Adipositas Jahre oder sogar Jahrzehnte einen unauffälligen Stoffwechsel besitzen, haben sie ein erhöhtes Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Übergewicht begünstigt Herz-Kreislauf-Krankheiten
Blutdruckwerte sagen aus, mit welchem Druck der Körper das Blut durch die Blutgefäße befördert. Bei Bluthochdruck ist der Druck höher als normal. Das kann bei Menschen mit Übergewicht der Fall sein – ihr Herz muss stärker pumpen, um alle Zellen im Körper mit Blut zu erreichen. Eine Fettleibigkeit schädigt im weiteren Verlauf manchmal die Nieren. Diese sind jedoch ebenfalls wichtig für die Regulierung des Blutdrucks. Besitzt ein Mensch dauerhaft hohe Blutdruckwerte, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall und Nierenerkrankungen. Da bei Übergewicht und Adipositas auch der Cholesterinspiegel und Blutzuckerwert höher ausfallen kann, ergeben sich weitere Risikofaktoren für Herzerkrankungen.
Welche Folgen hat starkes Übergewicht für die Gelenkgesundheit?
Zu den chronischen Erkrankungen bei Fettleibigkeit kann auch die Osteoarthritis (Arthrose) gehören. Patienten und Patientinnen entwickeln dabei Schmerzen, Schwellungen sowie Steifheit und können sich dadurch schlechter bewegen. Ein hohes Körpergewicht steigert das Arthrose-Risiko, vor allem in Knien, Hüften und Knöcheln. Untersuchungen zeigen: Menschen mit starkem Übergewicht haben eine bis zu viermal höhere Wahrscheinlichkeit, an Kniearthrose zu erkranken, als Personen ohne Fettleibigkeit. Schließlich üben die überflüssigen Pfunde einen vermeidbaren Druck auf die Gelenke und Knorpel aus. Außerdem weisen Menschen mit Übergewicht in ihrem Blut manchmal einen höheren Gehalt an entzündungsfördernden Substanzen auf – entzünden sich Gelenke, steigt das Risiko für Arthrose.

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Fördert Übergewicht Krebserkrankungen?
Bei Krebserkrankungen wachsen Körperzellen abnormal oder außer Kontrolle. Gründe dafür gibt es viele, starkes Übergewicht zählt bei bestimmten Krebsarten zu den wichtigsten vermeidbaren Risiken. Experten und Expertinnen führen hierzulande jährlich 30.000 Krebsfälle auf Übergewicht und Fettleibigkeit zurück. Vor allem das Fettgewebe, das im Bauchraum die inneren Organe umgibt, gilt als Krebstreiber. Dieses sogenannte viszerale Bauchfett stellt entzündungsfördernde Botenstoffe her. Die langfristig ausgeschütteten Botenstoffe begünstigen chronische Entzündungen, die wiederum krebsfördernd sind. Außerdem kann das in den Fettzellen produzierte Sexualhormon Östrogen das Wachstum der Krebszellen antreiben. Das Gleiche gilt für Insulin, von dem Menschen, die von Übergewicht betroffen sind, mehr produzieren. Allerdings erhöht Fettleibigkeit nicht das Risiko für alle Krebserkrankungen – im Vordergrund stehen unter anderem Bauchspeicheldrüsenkrebs, Dickdarmkrebs, Brustkrebs nach der Menopause, Eierstockkrebs, Schilddrüsenkrebs und Nierenkrebs.
Passende Angebote der AOK
Die AOK unterstützt ihre Versicherten mit Disease-Management-Programmen (DMP) – das sind strukturierte Behandlungsprogramme für Menschen mit chronischen Erkrankungen.
Die Programme stehen für Versorgungsqualität bei Erkrankungen wie Asthma, Brustkrebs, Diabetes, Osteoporose oder Koronarer Herzkrankheit.
Gewichtsreduktion beugt chronischen Krankheiten vor
Adipositas ist eine komplexe und weit reichende Erkrankung – doch jeder Mensch kann vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Sattmachern wie Gemüse, regelmäßigem Essen, einem maßvollen Umgang mit Süßigkeiten sowie fettreichen Lebensmitteln und ausreichend Bewegung beugen Übergewicht und Adipositas vor. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht sich zudem für strukturelle Änderungen aus. So könnte eine Besteuerung von zuckerreichen Getränken oder steuerliche Entlastungen bei gesunden Lebensmitteln das Risiko für Fettleibigkeit reduzieren. Auch Werbeeinschränkungen für ungesunde Produkte und mehr Schulungen zur Förderung des Gesundheitsverhaltens sind aus Sicht der WHO vielversprechend. Neben der Prävention wirkt sich die Gewichtsabnahme positiv aus, was sich am Beispiel von Diabetes zeigt: Wenn Menschen mit einem Risiko für Typ-2-Diabetes 5 bis 7 Prozent ihres Körpergewichts verlieren und sich regelmäßig, etwa fünfmal pro Woche jeweils 30 Minuten, moderat bewegen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, an Typ-2-Diabetes zu erkranken um 58 Prozent.