Fit im Alter

Kann ich meine Lebenserwartung testen?

Veröffentlicht am:30.10.2025

8 Minuten Lesedauer

Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt – doch was sagt das über Ihre individuelle Fitness aus? Zwei einfache Tests können Hinweise liefern: Der Flamingo-Test prüft die Balance, ein weiterer Test die geistige Leistung. Wie gut schneiden Sie ab?

Eine Frau in Sportkleidung steht auf einem Bein und hält die Balance.

© iStock / Makalish

Wie hoch ist die Lebenserwartung in Deutschland?

Älter werden wir alle – die Frage ist, wie gut man dabei in Form bleibt. Vor allem eine gute Beweglichkeit, Balance und geistige Leistungsfähigkeit können dazu beitragen, sich auch in hohem Alter noch fit zu fühlen. Denn die Lebenserwartung der Deutschen ist seit den 1970er Jahren deutlich gestiegen: Bei Frauen um neun auf 82,6 Jahre, bei Männern um zehn auf 77,5 Jahre. Das bedeutet: Im Schnitt sind alle zehn Jahre etwa zwei Jahre Lebenszeit dazugekommen. Die durchschnittliche Lebenserwartung sagt dabei mehr aus, als nur, wie alt Menschen werden. Sie gilt als wichtiges Maß für den Gesundheitszustand einer Gesellschaft.

Doch wie lässt sich im Einzelfall einschätzen, wie es um die eigene Fitness im Alter steht? Ein einfacher Test dafür ist der Flamingo-Test – das Stehen auf einem Bein. Je länger man das schafft, umso gesünder soll man sein, so zumindest die einfache Logik hinter dem Flamingo-Test. Er gehört zu einer der bekanntesten Gleichgewichtsprüfungen weltweit und wird auch zur Einschätzung körperlicher Fitness bei Athleten angewendet.

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Was ist der Flamingo-Test?

Der Flamingo-Test misst die statische Balance, also die Fähigkeit, in einer ruhigen Körperhaltung das Gleichgewicht zu halten. Dieses Können gilt als ein Marker für die körperliche Gesundheit und Fitness. Zudem stürzen Menschen mit einer besseren Balance tendenziell seltener – das kann sich positiv auf die Lebenserwartung auswirken. Ziel beim Flamingo-Test ist es, möglichst lange stabil auf einem Bein zu stehen. Am besten machen Sie den Test in einer sicheren Umgebung, in der Sie sich nicht verletzen können, wenn Sie die Balance verlieren. Oder Sie suchen sich einen festen Gegenstand, an dem Sie sich beim Gleichgewichtsverlust festhalten können.

Der Flamingo-Test klingt einfach, doch die Balance über mehrere Sekunden zu halten, kann schwerer sein als gedacht. Wählen Sie Ihren bevorzugten Fuß aus, er ist die Basis Ihres Standbeins. Der Oberkörper ist aufrecht, das Standbein leicht gebeugt, das andere Bein angewinkelt. Greifen Sie, wenn möglich, den Fuß vom angewinkelten Bein mit einer Hand, halten Sie ihn fest oder stützen Sie die Hände in die Hüften. Starten Sie den Flamingo-Test, ohne sich anderweitig festzuhalten und stoppen Sie die Zeit, wie lange Sie im Einbeinstand bleiben. In welchem Alter Sie wie lange auf einem Bein stehen sollten, ohne die Balance zu verlieren oder den anderen Fuß loszulassen, lesen Sie in der Tabelle unten.

Wichtig: Für ältere Menschen oder Personen, bei denen bekannt ist, dass sie schlecht die Balance halten können, ist der Flamingo-Test aufgrund des Sturzrisikos nicht geeignet.

Wie ein Flamingo: So lange sollten Sie auf einem Bein stehen können

Eine Orientierung, wie lange gesunde Menschen auf einem Bein stehen können sollten, liefert eine Auswertung des britischen Gesundheitsdienstes National Health Service (NHS) aus dem Jahr 2023. Demnach gelten folgende Richtwerte:

  • 18 bis 39 Jahre: circa 43 Sekunden
  • 40 bis 49 Jahre: circa 40 Sekunden
  • 50 bis 59 Jahre: circa 37 Sekunden
  • 60 bis 69 Jahre: circa 30 Sekunden
  • 70 bis 79 Jahre: rund 18 bis 19 Sekunden
  • über 80 Jahre: etwas über 5 Sekunden

Warum ist der Flamingo-Test ein wichtiges Messinstrument im Alter?

Das Gleichgewicht spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit im Alter sowie die Lebenserwartung. Schätzungen zeigen: In der Altersgruppe zwischen 65 und 69 Jahren berichtet etwa jede achte Person von Gleichgewichtsstörungen, bei den über 85-Jährigen ist es bereits fast jede zweite. Doch Gleichgewichts- und Gangprobleme erhöhen das Risiko zu stürzen. Ab dem 65. Lebensjahr fällt schätzungsweise rund jede vierte Person einmal pro Jahr hin. Diese Stürze gehen oft nicht glimpflich aus: Sie sind die häufigste Ursache für Unfalltote und nicht tödliche Unfallverletzungen bei Menschen ab 65 Jahren und machen mit 56 Prozent über die Hälfte aller unfallbedingten Todesfälle aus.

Ein Mann macht unter Anleitung einer Therapeutin Balance-Übungen.

© iStock / andresr

Menschen mit einem besseren Gleichgewicht senken ihr Risiko für Stürze – das kann sich positiv auf die Lebenserwartung auswirken.

Was sagt der Flamingo-Test über die Lebenserwartung aus?

Die Gefahr für Gleichgewichtsprobleme und Stürze erhöht sich im Alter also nicht zufälligerweise, sondern lässt sich auf körperliche Veränderungen zurückführen. Wie stark sich Alterserscheinungen auswirken, wurde in einer Studie untersucht. Dabei prüften Forschende das Zusammenspiel von Gleichgewicht, Gangbild, Muskelkraft und wie sich die Kraft in den Knien sowie der Einbeinstand mit den Jahren verändern. Ihr Ergebnis: Im Alter nimmt die Kniekraft spürbar ab, ebenso wie die Fähigkeit, stabil auf einem Bein zu stehen. Die Studie zeigt, dass der Flamingo-Test eine gute Methode ist, um Hinweise auf den Alterungsprozess und das Sturzrisiko zu gewinnen.

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Kognitiver Leistungstest zum Ausprobieren

Neben körperlichen Checks, wie dem Flamingo-Test, gibt es auch kognitive Untersuchungen, die etwas über die Lebenserwartung aussagen können. Diesen kognitiven Test können Sie selbst leicht durchführen.

Wie funktioniert ein kognitiver Test?

Was auf den ersten Blick wie eine Aufgabe aus einer TV-Quizshow wirkt, ist in Wirklichkeit Teil eines wissenschaftlich validierten Tests. In einer Langzeitstudie wurden ältere Menschen gebeten, innerhalb von 90 Sekunden möglichst viele Tiernamen laut auszusprechen. Die Ergebnisse dieses kognitiven Leistungstest zeigen: Wer mehr Tiere nennen kann, hat statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung. Die Untersuchung basiert auf Daten der Berliner Altersstudie, an der insgesamt 518 Menschen im Alter zwischen 70 und 95 Jahren teilnahmen. Über mehrere Jahre hinweg machten die Teilnehmenden verschiedene kognitive Tests – darunter auch den sogenannten Verbal-fluency-Test. Dabei wurde nicht nur gezählt, wie viele Tiernamen genannt wurden, sondern auch, wie schnell der Zugriff auf das Wortwissen im Gehirn erfolgte.

Wie viele Tiernamen fallen Ihnen ein?

Wer viele Tiernamen schnell abrufen kann, zeigt damit, dass seine kognitiven Fähigkeiten wie Wortfindung, Zugriff auf den Wortschatz und semantische Geschwindigkeit gut funktionieren und genau das hängt im Alter oft eng mit dem Gesundheitszustand zusammen. Die Studienautorinnen und -autoren heben hervor, dass die verbale Flüssigkeit ein verlässliches Zeichen für Lebenserwartung war und sogar eine stärkere Aussagekraft als beispielsweise die Gedächtnisleistung hat. Falls Sie den Tiernamen-Test machen und nicht gut abschneiden, bedeutet dies aber nicht, dass Sie sich automatisch Sorgen um Ihre Gesundheit machen müssen. Denn sichere Aussagen über die tatsächlich verbleibende Lebenszeit einzelner Personen lassen sich aus solchen Tests nicht ableiten.

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