Verdauungssystem

Norovirus: Symptome, Übertragung, Dauer und Schutz vor der Infektion

Veröffentlicht am:31.01.2023

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 30.10.2025

Schwerer Brechdurchfall ist die typische Folge einer Magen-Darm-Infektion durch das Norovirus. Wie Sie sich am besten vor einer Ansteckung schützen, wenn es im Umfeld zu Erkrankungen durch Noroviren kommt.

Mit dem Norovirus stecken sich vor allem Kinder unter 5 Jahren und ältere Menschen an.

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Was sind Noroviren und wie werden sie übertragen?

Noroviren sind hochansteckend und kommen auf der ganzen Welt vor. Sie können von Mensch zu Mensch übertragen werden und sind die häufigste Ursache für Magen-Darm-Infektionen in Deutschland. Schon der Kontakt mit kleinsten Mengen reicht aus, um sich anzustecken. Das Norovirus verbreitet sich hauptsächlich von Oktober bis März, es kann aber das ganze Jahr über zu Ansteckungen kommen. Noroviren gehören zu den RNA-Viren und können sich genetisch verändern und Varianten bilden. Seinen Namen verdankt das Norovirus der Stadt Norwalk im US-amerikanischen Bundestaat Ohio. Dort kam es 1968 in einer Schule zu einem gut dokumentierten Ausbruch. Deshalb wurde der Erreger zunächst als „Norwalk-like-Virus“ bezeichnet. Seit 2002 ist „Norovirus“ die offizielle Bezeichnung.

Noroviren rufen schwerwiegende Magen-Darm-Beschwerden hervor, meist mit starkem Durchfall und heftigem schwallartigen Erbrechen. Manche Betroffene leiden aber nur unter einem der beiden Symptome. Weitere Begleiterscheinungen können Mattheit, Übelkeit und Bauchschmerzen sowie Kopf- oder Gelenkschmerzen sein. Auch eine erhöhte Körpertemperatur ist möglich, wobei es nur selten zu hohem Fieber kommt. In der Regel klingen die Beschwerden nach spätestens zwei Tagen ab.

Noroviren: häufige Ursache von Magen-Darm-Erkrankungen

Magen-Darm-Infektionen können zwar auch durch Bakterien hervorgerufen werden, in Deutschland gehen sie aber sehr oft auf Noroviren zurück. Bei den nicht bakteriell bedingten Magen-Darm-Erkrankungen schätzen Experten, dass bei Kindern für rund 30 Prozent der Fälle und bei Erwachsenen für bis zu 50 Prozent das Norovirus verantwortlich ist. Zur eindeutigen Klärung ist eine Stuhlprobenuntersuchung nötig, weil sich die Symptome bei bakteriellen und viralen Magen-Darm-Problemen sehr ähneln.

Statistische Erhebungen zeigen, dass sich vor allem Kinder unter 5 Jahren und ältere Menschen über 70 mit dem Norovirus anstecken. Aus diesem Grund kommt es oft in Kindergärten und Altenheimen zu gehäuften Norovirus-Ansteckungen.

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Norovirus: Dauer der Inkubationszeit

Die Inkubationszeit ist die Zeitspanne zwischen der Ansteckung mit einem Erreger bis zum ersten Anzeichen der Erkrankung. Beim Norovirus beträgt die Dauer 6 bis 50 Stunden. Die höchste Ansteckungsgefahr geht von Patienten und Patientinnen aus, die sich auf dem symptomatischen Höhepunkt der Erkrankung befinden – also während sie unter akutem Brechdurchfall leiden. Betroffene sind aber noch mindestens zwei Tage nach dem Abklingen der Symptome hochansteckend. Deshalb darf man frühestens 48 Stunden nach Abklingen der Symptome wieder zur Arbeit oder in die Schule gehen.

Die meisten Erkrankten nehmen bald nach der Genesung ihr Alltagsleben wieder auf. Selbst wenn sie sich wieder gesund fühlen und nichts mehr von der Norovirus-Infektion spüren, sind sorgfältige Hygienemaßnahmen wichtig. Studien belegen, dass Noroviren noch ein bis zwei Wochen nach der Erkrankung über den Stuhl ausgeschieden werden, in seltenen Fällen sogar noch mehrere Wochen danach. Im Interesse ihrer Mitmenschen sollten Betroffene noch eine ganze Weile verstärkt auf die Sauberkeit sanitärer Anlagen und der Hände achten.

Wie wird das Norovirus übertragen?

Wenn ein Mensch mit dem Norovirus infiziert ist, gelangen die Viren über den Stuhl und das Erbrochene in die Umwelt. Die Ansteckungsgefahr ist äußerst hoch: Schon 10 bis 100 Viruspartikel können ausreichen, um eine andere Person zu infizieren – und in einem Gramm Stuhl eines Infizierten befinden sich bis zu 10 Millionen Viruspartikel. Die Norovirus-Übertragung erfolgt über unterschiedliche Wege:

  • Norovirus: Übertragung von Mensch zu Mensch

    Die häufigste Übertragungsart ist die Schmierinfektion: Erreger gelangen in kleinen Spuren über Stuhlreste oder Erbrochenes an die Haut des Infizierten. Die Berührung durch einen anderen Menschen reicht dann schon aus. Von der eigenen Hand gelangen Noroviren dann schnell in den Mund. Auch über die Luft können Sie sich anstecken. Während des Erbrechens bilden sich winzige Tröpfchen, die das Virus enthalten und durch die Luft schweben: sogenannte Aerosole. Sie sind ebenfalls hochinfektiös.

  • Infektion über verunreinigte Oberflächen

    Für die Schmierinfektion brauchen Noroviren aber keinen direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt. Sie haften an Türgriffen, Handläufen, Armaturen oder anderen Gegenständen, die Infizierte berührt haben. Es genügt der Handkontakt mit einer kontaminierten Fläche. Diese Kombination aus direkten und indirekten Infektionswegen erklärt die rasche Ausbreitung der Noroviren in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern oder Schulen – oder auch auf Kreuzfahrtschiffen. Noroviren gelten als sehr umweltresistent. Das heißt, sie können auf trockenen Oberflächen mehrere Tage infektiös bleiben.

  • Infektion über Nahrungsmittel

    Seltener ist eine Übertragung über die Nahrungsaufnahme. Vor allem rohe Lebensmittel wie Obst und Salate sowie Meeresfrüchte, etwa Krabben und Muscheln, oder verunreinigtes Wasser können Noroviren enthalten. Auch in Tiefkühlbeeren wurden die Viren schon nachgewiesen. Kälte macht ihnen nichts aus: Versuche mit minus 18 Grad Celsius über 14 Tage haben die Viruszahl nicht wesentlich reduziert. 

Ein paar männliche Hände werden mit reichlich Seife über dem Waschbecken gewaschen.

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Gründliches Händewaschen: der beste Schutz gegen das Norovirus.

Hygienemaßnahmen und Schutz vor einer Norovirus-Infektion

Weil Noroviren so hochansteckend sind, ist es schwer, sich wirkungsvoll vor einer Infektion zu schützen. Eine einmalige Erkrankung macht nicht immun, eine Impfung gibt es nicht. Hygiene ist das oberste Gebot, um eine Norovirus-Infektion zu vermeiden. Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme ist gründliches und häufiges Händewaschen: nach jedem Toilettengang und vor der Zubereitung von Speisen. Auch auf Oberflächen und Gegenständen, mit denen Sie in Kontakt kommen, können sich Krankheitserreger befinden und so auf die Handflächen gelangen. Auf Rohkost zu verzichten, ist im Sinne einer ausgewogenen Ernährung nicht sinnvoll. Meeresfrüchte sollten nur gut durcherhitzt verzehrt werden.

Hygienefachleute halten es generell nicht für notwendig, für die Hände spezielle Desinfektionsmittel zu verwenden. Für Menschen, die direkt mit Erkrankten zu tun haben, ist es aber hilfreich. Lässt sich ein Kontakt mit Infizierten nicht vermeiden, sollten Sie alle Hygienemaßnahmen verschärfen: Sanitäre Anlagen und alle Flächen und Gegenstände in der Nähe des Erkrankten sollten Sie mehrmals täglich mit Einmaltüchern reinigen. Einmalhandschuhe und Masken bieten einen zusätzlichen Schutz. Ganz wichtig: Hygieneartikel oder Handtücher nicht mit einem Erkrankten teilen.

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Behandlung der Norovirus-Infektion und der Symptome

Das Norovirus kann mit Medikamenten nicht bekämpft werden. Nur die Beschwerden durch den Durchfall und das Erbrechen lassen sich lindern. Wegen des enormen Flüssigkeitsverlustes ist es wichtig, sehr viel zu trinken. Eine ärztliche Behandlung ist nicht zwingend nötig, aber vor allem bei Kindern unter fünf Jahren und Senioren und Seniorinnen ist Vorsicht geboten, denn sie sind besonders empfindlich für Flüssigkeitsverlust.

Ist eine Norovirus-Infektion meldepflichtig?

Kindergarten- und Schulkinder sowie Bewohner und Bewohnerinnen oder Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Gemeinschaftseinrichtungen sollten die Ursache des Brechdurchfalls in jedem Fall ärztlich klären lassen. Bestätigte Fälle müssen dem Gesundheitsamt und der jeweiligen Einrichtung gemeldet werden. Nach dem Abklingen der Beschwerden sollten Sie mindestens zwei Tage auf den Besuch von Altenheimen oder ähnlichem verzichten und verstärkt auf die Hand- und Sanitärhygiene achten.

Fachlich geprüft
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