Psychologie

Weihnachten und Trauer: So finden Sie Halt und Trost

Veröffentlicht am:12.11.2025

5 Minuten Lesedauer

Weihnachten gilt als Fest der Freude und Geborgenheit – doch für Trauernde ist die Adventszeit oft schmerzhaft. Deshalb empfinden Betroffene die Trauer an Weihnachten intensiver. Welche Rituale und Strategien helfen, mit dem Verlust umzugehen.

Eine ältere Frau sitzt auf dem Sofa und schaut nachdenklich aus dem Fenster. Im Hintergrund ist Weihnachtsdekoration zu sehen.

© iStock / Halfpoint

Warum ist die Trauer an Weihnachten oft besonders groß?

Weihnachten steht für eine Zeit der Wärme, Geborgenheit und vertrauter Rituale – doch wer trauert, erlebt diese Wochen oft anders. Gewohnte Feiertagstraditionen, Musik und der festliche Glanz können Erinnerungen an vergangene Jahre wachrufen und die Abwesenheit eines geliebten Menschen besonders spürbar machen. Gerade dann, wenn es das erste Weihnachtsfest ohne den Verstorbenen oder die Verstorbene ist, verstärken die Feiertage meist das Verlustgefühl. Hinzu kommt der innerliche Widerspruch: Dabei trifft die Erwartung, Freude und Dankbarkeit zu empfinden, auf das tiefe Gefühl von Traurigkeit. Trauernde müssen sich einer Art Realitätscheck stellen. Sie merken, dass die Feiertage anders sind als früher und jemand in der Feiergesellschaft fehlt. Das menschliche Gehirn hat es schwer, die Endgültigkeit eines Verlusts wirklich zu begreifen. Viele Menschen ertappen sich noch Monate nach dem Tod eines Angehörigen dabei, zum Handy zu greifen, um den Verstorbenen zu kontaktieren. Erst durch die wiederholte Konfrontation mit der neuen Realität, etwa in der Weihnachtszeit, wird Hinterbliebenen der Verlust wirklich bewusst.

Jeder Mensch trauert individuell, auch an Weihnachten

Trauer verläuft nie gleich – jeder Mensch findet seinen eigenen Weg, mit dem Verlust umzugehen. Manche schöpfen Kraft aus Bewegung oder kreativem Handeln wie Malen, andere suchen das Gespräch mit vertrauten Menschen oder holen sich therapeutische Hilfe. Entscheidend ist, sich selbst die Zeit zu geben, die man braucht, und den Gefühlen Raum zu lassen. Forschende betonen, dass Trauer nicht nur aus Schmerz besteht. Auch Lachen und Lächeln gehören dazu – sie sind oft kein Zeichen von Verdrängung, sondern häufig Ausdruck emotionaler Flexibilität. Wer zwischen verschiedenen Gefühlen wechseln kann, etwa zwischen Traurigkeit und Freude, bewältigt den Verlust oft besser und ist auf lange Zeit gesehen gesünder. Der Trauerprozess unterstützt dabei, den Abschied letztendlich zu akzeptieren und zugleich eine neue Form der Verbindung zum Verstorbenen zu finden. In den meisten Fällen zeigen Hinterbliebene eine akute Trauerreaktion, zeitgleich passen sie sich allmählich an die neue Situation ohne den geliebten Menschen an. Das kann gelingen, indem sich Hinterbliebene neu orientieren, ihrem Leben einen anderen Sinn geben und gleichzeitig die Erinnerung als bleibenden Teil der eigenen Geschichte bewahren.

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So gestalten Sie die Feiertage an Weihnachten trotz Trauer

Psychologen und Psychologinnen empfehlen trauernden Menschen oft, für Weihnachten und die Feiertage bewusst einen Plan zu schmieden. Der Plan kann Hinterbliebene an den besonderen Tagen dabei unterstützen, Ängste durch den Verlust zu reduzieren und dem Verstorbenen zu gedenken. Dabei helfen diese Tipps:

  • Akzeptieren Sie, dass sich dieses Weihnachten anders anfühlt als die Feiertage mit dem geliebten Menschen.
  • Machen Sie sich bewusst, dass die Befürchtungen rund um die eigenen Erwartungen an das Weihnachtsfest oft schlimmer sind als das Ereignis selbst – schließlich ist es, abgesehen von der symbolischen Bedeutung, in der Regel ein Tag wie jeder andere.
  • Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie viele Gefühle empfinden werden.
  • Betten Sie die Erinnerung an den geliebten Menschen in die Weihnachtsfeier ein, etwa mit Gesprächen über gemeinsame Erlebnisse aus der Vergangenheit. So können Sie die zwei Realitäten, den Wunsch, den Verstorbenen bei sich zu haben und die Gegenwart mit der Feiergesellschaft, akzeptieren.
  • Überlegen Sie sich, wie Sie die Weihnachtsfeiertage verbringen wollen und seien Sie flexibel – vielleicht möchten Sie einige Traditionen auslassen, an einem anderen Ort feiern oder das Fest auf wenige Stunden begrenzen.
Eine jüngere Frau, die von hinten zu sehen ist, umarmt einen älteren Mann, im Hintergrund Weihnachtsdekoration und eine Lichterkette.

© iStock / Halfpoint

Der Kontakt zu Freunden und Familie kann trauernden Menschen an Weihnachten helfen, besser mit ihrem Verlust umzugehen.

Kleine Rituale erleichtern die Vorweihnachtszeit und das Fest

Lang gehegte Traditionen können durch den Verlust eines Menschen schmerzhaft werden. Dann kann es sinnvoll sein, die Rituale zu pausieren oder abzuändern. Hören Sie dabei auf Ihr Bauchgefühl: Vielleicht möchten Sie die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest, etwa die Zubereitung der Speisen, gemeinsam per Videochat erledigen. Ein neues Ritual könnte auch sein, ab nun jedes Jahr am Heiligabend auf die verstorbene Person anzustoßen, eine Kerze anzuzünden oder einen Besuch am Grab einzuplanen. Einige Trauernde finden Trost darin, einem geliebten Menschen auf besondere Art zu gedenken, etwa indem sie in der Vorweihnachtszeit Notizen über den Verstorbenen anfertigen und sie am Weihnachtsfeiertag in gemeinsamer Runde vorlesen. Möglicherweise möchten Sie an den Feiertagen Abenteuer erleben, die Ihrem oder Ihrer Angehörigen gefallen hätten, wie eine Bergwanderung oder eine Fahrt mit einem Heißluftballon.

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So gehen Sie mit sich und der Trauer an Weihnachten achtsam um

Nicht jeder Mensch hat die gleiche Vorstellung von der Trauerbewältigung. In Familien kann es deshalb auch an Weihnachten zu unangenehmen Spannungen kommen. Diese Tipps können helfen:

  • Sprechen Sie offen darüber, was Ihnen in der Trauer an Weihnachten guttut und was Sie für die Verarbeitung brauchen. Nahestehende Menschen können Ihnen beispielsweise den Weihnachtseinkauf oder die Dekoration abnehmen.
  • Die Weihnachtsfeiertage sind oft hektisch – nehmen Sie sich trotzdem genügend Zeit für den Schlaf, die Mahlzeiten und die Trauer. Legen Sie dafür Ruhepausen ein oder planen Sie Entspannungsmaßnahmen, wie Yoga und Meditationen ein.
  • Nutzen Sie Alkohol nicht, um den Schmerz des Verlustes zu betäuben. Eine gemeinsame Zeit mit der Familie oder sich in der Weihnachtszeit ehrenamtlich zu betätigen, sind hilfreicher.
Fachlich geprüft
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