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Muskel-Skelett-System

Was ein Schnappfinger ist und was man dagegen tun kann

Veröffentlicht am:22.11.2023

4 Minuten Lesedauer

Wenn ein Finger beim Beugen oder Strecken blockiert und sich nur noch ruckartig bewegen lässt, bezeichnen Ärzte und Ärztinnen das als Tendovaginitis stenosans. Umgangssprachlich wird das Phänomen meist „Schnappfinger“ genannt.

Person mit Schnappfinger versucht Finger zu strecken.

© iStock / Satjawat Boontanataweepol

Was ist ein Schnappfinger?

Die Sehnen der Muskeln, die für die Beugung der Finger verantwortlich sind, ziehen durch Sehnenscheiden. Diese „Hüllen“ werden durch starke Ringbänder nah am Knochen gehalten. Bei einer Sehnenscheidenentzündung kann die Sehne in Mitleidenschaft gezogen werden. Ist die Sehne verdickt und die Sehnenscheide durch die Entzündung verengt, kann es passieren, dass die Sehne nicht mehr flüssig durch die Sehnenscheide gleitet, sondern steckenbleibt, so dass der Finger gebeugt bleibt. Wenn man dann mehr Kraft aufwendet, schnappt der verdickte Teil der Sehne durch die Sehnenscheide. Verbunden ist dieses Schnappen oft mit Schmerzen.

Meist sind der Ringfinger und der kleine Finger sowie der Daumen betroffen – es kann aber an allen Fingern zu einem Schnappfinger kommen. Am häufigsten tritt ein Schnappfinger im Alter zwischen 50 und 70 Jahren auf. Frauen erkranken häufiger als Männer.

Welche Symptome sind typisch beim Schnapp- oder Schnellfinger?

Ein Schnappfinger kann sich durch Schmerzen im Grundgelenk beim Bewegen oder bei Druck äußern, oder durch eine Steifigkeit des Fingers. Charakteristisch ist ein Schnappen, vor allem beim ersten Bewegen des Fingers am Morgen. Ist die Verengung ausgeprägter, beklagen Patienten und Patientinnen oft, dass die Finger nach dem Beugen blockieren – ein Gefühl, als würde etwas „stecken bleiben“. Der Finger lässt sich immer schwerer beugen und insbesondere strecken.

So entwickelt sich das typische, namensgebende Symptom: Versuchen Betroffene, den Finger zu strecken, geht das nur bis zu einem bestimmten Punkt ohne Widerstand. Danach „schnappt“ der Finger ruckartig nach hinten. Im Englischen spricht man auch vom „Trigger Finger“, da die Fingerhaltung an jene am Abzug einer Waffe erinnert.

In vielen Fällen ist ein Schnappen oder Schnalzen zu hören. Diese sprungartige Bewegung empfinden viele als unangenehm bis schmerzhaft. In schweren Fällen lässt sich der betroffene Finger sogar nur noch passiv weiterbewegen, also wenn die Betroffenen mit der anderen Hand nachhelfen. Oft treten die Symptome verstärkt am Morgen auf. Manchmal lässt sich auch eine Schwellung im Bereich der Fingersehne ertasten.

Welche Ursache steckt hinter einem schnellenden Finger?

Zu einem Schnappfinger kommt es, wenn die Sehne des Fingers nicht mehr problemlos durch die Sehnenscheide gleiten kann. Durch verschiedene Erkrankungen und Reizungen kann die Beugesehne entzündlich anschwellen oder sich knötchenartig verdicken. Oft bleibt die Ursache unbekannt.

Die Folge ist, dass die verdickte Beugesehne an der Innenseite des Fingers im sogenannten Ringband stecken bleibt. Ringbänder sind quer zur Sehne verlaufende Bänder, die wie Umlenkrollen bei Seilen dafür sorgen, dass die Sehne den Finger beugen kann. Ist die Sehne verdickt, bewegt sie sich nur noch mit Kraft und ruckartig durch das Band, statt glatt hindurch zu gleiten. Bildlich ist das zugrunde liegende Problem beim Schnappfinger wie ein kleiner Knoten in einem Nähfaden vorstellbar, der sich nur mit einem Ruck durch das Nadelöhr ziehen lässt.

Arzt legt eine Schiene bei einem Patienten mit Schnappfinger an.

© iStock / AndreyPopov

Zur Ruhigstellung des Schnappfingers eignen sich spezielle Schienen. Dabei können zusätzlich Kortisoninjektionen verabreicht werden.

Welche Risikofaktoren begünstigen einen Schnappfinger?

Beim Schnappfinger ist die eigentliche Ursache für die Verdickung der Sehne nicht vollständig geklärt. Sehnenscheidenentzündungen, Diabetes mellitus, Gicht oder die Rheumatoide Arthritis begünstigen einen Schnappfinger. Betroffen sind oft Erwachsene – überwiegend Frauen – über 50 Jahren. Warum das so ist, ist nicht genau bekannt.

Da die dominante Hand deutlich häufiger betroffen ist, vermutet man, dass es einen Zusammenhang mit einer Überlastung der Hand geben könnte. In einigen Fällen treten zeitgleich andere typische Belastungserkrankungen auf, wie das Karpaltunnelsyndrom.

Eine Sonderform ist eine angeborene Form der Sehnenverdickung (Pollex flexus congenitus), die aber nur den Daumen betrifft und bereits im Säuglingsalter auftritt.

Wie lässt sich ein Schnappfinger diagnostizieren und behandeln?

Für die Diagnose Schnappfinger untersucht der Arzt oder die Ärztin die betroffene Hand, tastet nach Verdickungen und prüft die Beweglichkeit der Finger. Besonders wenn Betroffene das typische Schnappen des Fingers demonstrieren können, reicht das für die Diagnose einer Tendovaginitis stenosans normalerweise schon aus.

In einem von fünf Fällen verschwindet der Schnappfinger wieder von allein. Unterstützen kann man dies, indem man die betroffene Hand schont. Behandelt werden kann ein Schnappfinger mit einer Ruhigstellung in einer Schiene oder mit Kortisoninjektionen. Die Kombination aus beiden scheint dabei wirksamer zu sein. In den meisten Fällen führen diese konservativen Maßnahmen zum Erfolg. In den anderen Fällen oder auch bei einer hochgradigen Einengung, kann ein kleiner operativer Eingriff erfolgen.

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Wie läuft eine Operation am Schnappfinger ab?

Eine OP wird in der Regel ambulant durchgeführt, oft mit lokaler Betäubung. Dabei spalten die Behandelnden das Ringband an der blockierenden Stelle. Die Sehne kann dann die Engstelle passieren und der Finger lässt sich wieder bewegen.

Die Operation gilt als risikoarm. Selten kommt es zu Bewegungseinschränkungen des Fingers nach der OP, etwa durch beschädigte Nerven. Auch nach einer Schnappfinger-OP hilft Bewegung, um die Funktion des Fingers wieder vollständig herzustellen.

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