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Haut & Allergie

Wie erkenne ich eine Weizenallergie und was kann ich dagegen tun?

Veröffentlicht am:07.07.2025

5 Minuten Lesedauer

Wer nach dem Essen unter Beschwerden leidet, führt diese nicht selten auf Weizen zurück und verzichtet vorsichtshalber auf Weizenprodukte. Doch wie häufig ist eine Weizenallergie wirklich und welche anderen Formen der Weizenunverträglichkeit gibt es?

Verschiedene Weizenbackerzeugnisse auf einer Schieferplatte, darunter Brötchen, ein Baguette und ein angeschnittener Brotlaib auf einem Holzbrettchen. Zwischen Laib und Baguette liegt ein Bund Weizenähren.

© Stock / karandaev

Weizenallergie, Weizensensitivität, Zöliakie: Wo sind die Unterschiede?

Weizen hat keinen guten Ruf. Helle Weißbrote wie Ciabatta oder Baguette gelten als weniger nahrhaft als dunklere Vollkornbrote (was auch stimmt). Außerdem wird Weizen oft mit Unverträglichkeiten oder Allergien in Zusammenhang gebracht.

Aber nicht jede oder jeder, die oder der nach dem Verzehr von Weizen gesundheitliche Probleme hat, ist allergisch. Es ist wichtig, ärztlich abklären zu lassen, um was es sich konkret handelt: Weizenallergie, Zöliakie und Weizensensitivität werden manchmal verwechselt. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Dinge, die unterschiedliche Reaktionen erfordern.

  • Weizenallergie

    Bei einer Nahrungsmittelallergie hält das Immunsystem bestimmte Nahrungsbestandteile (Allergene) fälschlicherweise für Krankheitserreger und bildet Antikörper. Die Antikörper greifen die allergenen Nahrungsbestandteile an und es kommt zu einer allergischen Reaktion, beispielsweise einem Hautausschlag. Bei einer Weizenallergie können verschiedene im Weizen enthaltene Eiweiße eine solche Reaktion auslösen: Omega-5-Gliadin und andere Gliadine, Lipid-Transfer-Proteine sowie Albumine und Globuline aus der äußeren Schale des Weizenkorns.

  • Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)

    Die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) wird zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten gezählt und ähnelt einer Autoimmunerkrankung. Bei der Zöliakie kommt es durch den Verzehr von Gluten zu Entzündungen der Darmschleimhaut. Der konsequente Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel ist für die Betroffenen Pflicht. Da Gluten auch in anderen Getreiden enthalten ist, bedeutet das also nicht nur Verzicht auf Weizen.

    Glutenhaltige Getreide sind:

    • Dinkel
    • Einkorn
    • Emmer
    • Gerste
    • Grünkern
    • Hafer (außer als glutenfrei gekennzeichneter Hafer)
    • Roggen
    • Urkorn
    • Weizen: Hart- und Weichweizen sowie Kamut (Khorasan-Weizen)
    • Kreuzungen aus diesen Getreiden wie Triticale (Kreuzung aus Hartweizen und Roggen) und Tritordeum (Kreuzung aus Hartweizen und Wildgerste)
  • Weizensensitivität

    Die Weizensensitivität ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, die zur Abgrenzung von der Zöliakie auch als Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (NCGS) bezeichnet wird. Wie bei anderen Unverträglichkeiten beschränken sich die Beschwerden meist auf den Magen-Darm-Bereich (zum Beispiel Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Blähungen). Manchmal treten auch Müdigkeit oder Kopfschmerzen auf. Bei der Weizensensitivität kommt es weder zu einer Bildung von Antikörpern noch zu einer Schädigung der Darmwand. Oft vertragen die Betroffenen noch gewisse Mengen an Weizen. Das wirkt einem Nährstoffmangel, zum Beispiel an Folsäure und Vitamin B12, entgegen. Was genau die Empfindlichkeit auslöst, ist jedoch nicht geklärt. Es gibt auch keine eindeutige Definition der Weizensensitivität. In der Praxis wird häufig von Weizensensitivität gesprochen, wenn Probleme nach dem Verzehr von Weizen auftreten, ohne dass Antikörper oder Darmveränderungen vorhanden sind. Kurz gesagt: Wenn es sich weder um eine Zöliakie noch um eine Allergie handelt, liegt vermutlich eine Weizensensitivität vor.

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Weizenallergie: Symptome, Diagnose und wer gefährdet ist

Im Allgemeinen ist die Weizenallergie ein Kindheitsphänomen. In Europa sind etwa 0,3 Prozent der Kinder unter fünf Jahren von einer Weizenallergie betroffen. Die Häufigkeit ist bei Kindern deutlich höher als bei Erwachsenen, da die meisten Kinder mit zunehmendem Alter Weizen zunehmend vertragen. Im Jugendalter entwickelt sich oft eine Toleranz gegenüber Weizen und die Allergie ist überwunden. Dass Erwachsene plötzlich und ohne eine Vorgeschichte in der Kindheit eine Weizenallergie bekommen, ist äußerst selten.

Wie äußert sich eine Weizenallergie?

Bei betroffenen Säuglingen, Kleinkindern und Kindern treten entweder schon nach wenigen Minuten oder erst Stunden nach dem Verzehr typische Allergiesymptome auf. Möglich sind:

  • Juckreiz, Hautrötung, Hautausschlag, Quaddeln (Nesselsucht), Schwellungen
  • akute Verschlimmerung einer bestehenden Neurodermitis
  • Heiserkeit, Atembeschwerden, verstopfte Nase
  • Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • selten: Atemnot, Herzrasen, Blutdruckabfall bis hin zum anaphylaktischen Schock. Ein anaphylaktischer Schock ist eine allergische Reaktion, bei der die Beschwerden lebensbedrohlich sind.

Weizenallergie-Sonderfall 1: WDEIA

Diese seltene Sonderform der Weizenallergie tritt im Erwachsenenalter auf. WDEIA ist die Abkürzung für „Wheat Dependent Exercise Induced Anaphylaxis”, zu Deutsch: weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie. „Anstrengungsinduziert“ weist darauf hin, dass es nicht allein um den Verzehr von Weizen geht. Zwar sind auch bei der WDEIA die im Weizen enthaltenen Proteine Auslöser der Reaktion, doch das Besondere ist, dass die Betroffenen Weizen normalerweise vertragen. Die allergischen Reaktionen treten nur auf, wenn sie sich nach dem Verzehr von Weizen zusätzlich körperlich anstrengen. Weitere mögliche Trigger sind Stress, Alkohol oder die Einnahme bestimmter Schmerzmittel: zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen.

Kommt einer dieser Auslöser nach dem Verzehr von Weizen hinzu, können eine halbe bis sechs Stunden später die gleichen allergischen Reaktionen auftreten wie bei einer „normalen“ Weizenallergie. Das Gefährliche an der WDEIA ist, dass sie häufiger einen schweren anaphylaktischen Verlauf nimmt.

Nicht alle WDEIA-Betroffenen müssen ganz auf Weizen verzichten, wenn sie ihn ohne zusätzliche Auslösefaktoren gut vertragen. Sind die Trigger bekannt, reicht es nach ärztlicher Rücksprache oft aus, diese bis zu sechs Stunden nach dem Weizenverzehr zu meiden. Wichtig ist in jedem Fall ein Notfallset, um bei einer starken allergischen Reaktion sofort handeln zu können.

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Was tun, wenn ich Probleme mit Weizen habe?

Wenn Sie nach dem Essen gesundheitliche Probleme haben und vermuten, es könnte mit Weizen zu tun haben, sollten Sie dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abklären. Vertrauen Sie nicht auf Selbsttests, wie sie zum Beispiel im Internet beworben werden. Bevor Sie Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung ergreifen, ist es wichtig zu wissen, ob der Weizen wirklich die Ursache Ihrer Beschwerden ist und ob es sich um eine Allergie, eine Zöliakie oder etwas anderes handelt. Sonst werden Ihre Bemühungen um Besserung wahrscheinlich ins Leere laufen.

So wird eine Weizenallergie festgestellt

Wenn Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Ihre Beschwerden und Ihren Verdacht schildern, stehen verschiedene Testverfahren zur Verfügung, um Ihre Vermutung zu bestätigen. Zunächst ist jedoch Ihre Selbstbeobachtung wichtig. Möglicherweise werden Sie zunächst gebeten, ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen.

Der Verdacht auf eine Weizenallergie lässt sich durch Haut- und Bluttests weiter erhärten. Diese Tests können eine Allergie jedoch nicht zweifelsfrei nachweisen. Deshalb wird manchmal ein so genannter Provokationstest durchgeführt. Dazu ernähren Sie sich zunächst über einen bestimmten Zeitraum weizenfrei. Dann verabreicht man Ihnen unter ärztlicher Kontrolle kleine Mengen Weizeneiweiß. So kann überprüft werden, ob tatsächlich der Weizen die allergischen Reaktionen auslöst.

Lässt sich eine Weizenallergie behandeln?

Bei Kindern ist es wichtig, den Verlauf der Allergie genau zu beobachten und regelmäßig zu kontrollieren, ob die Allergie von selbst abklingt.

Allgemein gilt: Eine Weizenallergie kann nicht in dem Sinne behandelt werden, dass Betroffene (etwa dank bestimmter Medikamente) problemlos Weizen essen könnten. Stattdessen müssen sie Weizen (Hart- und Weichweizen) vollständig meiden. Das gilt meist auch für weizenähnliche Getreidesorten. Diese sind:

  • Dinkel und sein Korn (Grünkern)
  • Emmer
  • Kamut (Khorasan-Weizen)
  • Triticale (Kreuzung aus Hartweizen und Roggen)
  • Tritordeum (Kreuzung aus Hartweizen und Wildgerste)

Übrigens sind nicht nur Nudeln, sondern auch Bulgur und Couscous Hartweizenprodukte und somit nicht erlaubt. Anders als bei einer Zöliakie dürfen Roggen oder Gerste hingegen verzehrt werden.

Wichtig: Glutenfreie Lebensmittel sind für Menschen mit einer Weizenallergie nicht sicher. Sie können mit Albuminen und Globulinen andere allergene Weizenproteine enthalten.

In einer Backstube arbeiten zwei Bäcker an einem Holztisch. Der eine bestäubt einen großen Teigfladen mit Mehl, der andere schiebt mit Spachteln Mehlreste zusammen.

© iStock / AzmanL

Auch das Einatmen von Weizenmehlstaub kann eine Weizenallergie auslösen: das sogenannte Bäckerasthma.

Weizenallergie-Sonderfall 2: „Bäckerasthma“

Nicht nur der Verzehr von Weizen, sondern auch das Einatmen von Weizenmehlstaub kann eine Allergie auslösen. Das sogenannte Bäckerasthma oder die Bäckerrhinitis betrifft (wie der Name schon verrät) vor allem Menschen, die im Bäckerhandwerk tätig sind und zählt zu den häufigsten berufsbedingten Atemwegserkrankungen.

Die Symptome des Bäckerasthmas sind denen einer Pollenallergie sehr ähnlich: Niesattacken, laufende und verstopfte Nase, behinderte Nasenatmung, juckende und tränende Augen oder auch Asthmaanfälle. Bleiben die Beschwerden unbehandelt, kann sich daraus Asthma entwickeln. Interessant ist, dass die Betroffenen Weizen gut vertragen, wenn sie ihn essen.

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