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Gehirn & Nerven

Verschiedene Arten des Komas: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Veröffentlicht am:16.05.2025

7 Minuten Lesedauer

Ein Mensch im Koma kann die Welt um sich herum nicht mehr wahrnehmen und nicht aus diesem Zustand geweckt werden. Erfahren Sie, was ein Wachkoma ist, wann Menschen in ein künstliches Koma versetzt werden, und welche Heilungschancen es gibt.

Eine Frau liegt in einem Krankenbett, ein Mann sitzt neben ihr. Zu sehen sind jedoch nur die Hände der beiden, die sich festhalten. Im Hintergrund eine medizinische Fachkraft in grüner Kleidung.

© iStock / ljubaphoto

Was ist ein Koma?

Der Begriff „Koma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „tiefer Schlaf“. Und das beschreibt es ganz gut. Ein Koma ist die schwerste Form einer Bewusstseinsstörung beim Menschen. Das Bewusstsein ist stark eingeschränkt. Die Patientin oder der Patient befindet sich in tiefer Bewusstlosigkeit mit geschlossenen Augen und ohne Erwachen durch äußere Reize. Die Atmung ist unregelmäßig, die Pupillen reagieren nicht auf Licht und der Körper zeigt selbst auf Schmerzreize keine Reaktion außer reflexhaften Bewegungen. Betroffene nehmen ihre Umgebung und die Menschen um sie herum nicht wahr und können nicht aus diesem Zustand geweckt werden.

Ein Koma kann verschiedene medizinische Ursachen haben. Je nachdem, welche Ursache zugrunde liegt, sind auch der Verlauf des Komas, die mögliche Behandlung und die Heilungsaussicht für die Betroffenen unterschiedlich.

Wichtig: Wenn ein Mensch plötzlich ins Koma fällt, ist das immer ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden.

Welche Ursachen kann ein Koma haben?

Ist die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Glukose (Zucker) gestört, wirkt sich das ganz schnell auf seine Leistung aus. So kann ein Mensch wenige Sekunden nach einer Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn sein Bewusstsein verlieren. Es gibt verschiedene Gründe, warum das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut und Nährstoffen versorgt wird.

Häufig kommt es zu einem Koma in Folge eines Schädel-Hirn-Traumas, also einer Verletzung des Kopfes und des Gehirns von außen, beispielsweise nach einem Unfall oder einer Gewaltanwendung auf den Kopf. Das Koma kann auch von einer direkten Schädigung des Gehirns ausgelöst werden, wenn bei einem Schlaganfall die Blutversorgung eingeschränkt oder unterbrochen ist. Auch Erkrankungen außerhalb des Gehirns sind mögliche Ursachen. So kann eine Unterzuckerung bei Diabetikerinnen und Diabetikern ein hypoglykämisches Koma auslösen. Umgekehrt kann es bei stark erhöhtem Blutzuckerspiegel durch Wasser- und Zuckermangel in den Zellen zu einem sogenannten diabetischen oder ketoazidotischen Koma kommen.

Weitere mögliche Auslöser eines Komas:

  • eine Hirnblutung
  • ein Gehirntumor
  • Sauerstoffmangel durch Herzstillstand oder Beinahe-Ertrinken
  • eine schwere Infektion wie Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Hirnentzündung) oder Sepsis (Blutvergiftung)
  • schwere Krampfanfälle bei Epilepsie
  • giftige Substanzen wie Kohlenmonoxyd oder Blei
  • eine Überdosierung von Alkohol oder Drogen
  • ein Nieren- oder Leberversagen

Ein Koma kann jeden treffen. Das Risiko, ein Koma zu erleiden, steigt jedoch mit zunehmendem Alter. Das gilt besonders für Menschen mit einer Gehirnerkrankung oder einer anderen Vorerkrankung wie Diabetes sowie schweren Nieren- oder Lebererkrankungen. Auch mögliche Überdosierungen und Wechselwirkungen bei der Einnahme mehrerer Medikamente können ein Risiko darstellen.

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Welche Arten des Komas oder eingeschränkten Bewusstseins gibt es?

Der Begriff Koma bezeichnet den schwersten Zustand einer Bewusstseinsstörung. Es gibt weitere medizinische Zustände mit mehr oder weniger stark eingeschränktem Bewusstsein, die vom eigentlichen Koma abgegrenzt werden.

Wachkoma

Bei einigen Menschen mit schwerer Hirnschädigung, die sich länger in einem Koma befinden, kann dieser Zustand in ein Wachkoma, früher auch „vegetativer Zustand“ genannt, übergehen. Betroffene sind weiterhin bewusstlos, aber ihre Augen sind zeitweise geöffnet. Dennoch können sie ihre Umwelt nicht wahrnehmen, nicht kommunizieren oder auf Reize reagieren. Das Wachkoma wird auch als „Syndrom reaktionsloser Wachheit“ (SRW) oder „Apallisches Syndrom“ bezeichnet. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden noch zwischen einem Wachkoma, bei dem zu einem geringen Grad die Chance auf Besserung des Bewusstseinszustands besteht und dem permanenten Wachkoma. Dieses besteht, wenn es nach sechs Monaten, bei einer traumatischen Hirnverletzung nach einem Jahr, keine Änderung des Bewusstseinszustands gibt.

Minimales Bewusstsein

Wenn Patientinnen und Patienten in einem Wachkoma zeigen, dass sie auf ihre Umgebung reagieren, nennen Fachleute diesen Zustand „minimales Bewusstsein“ oder „minimalbewusster Zustand“, im Englischen „minimally conscious state“ (MCS). Betroffene können beispielsweise mit ihren Augen bewusst einer Bewegung folgen oder auf verschiedene (eingeschränkte) Arten mit der Umwelt kommunizieren, etwa, indem sie mit den Augen blinzeln. Sie reagieren eventuell auch emotional – vor allem gegenüber nahestehenden Personen, beispielsweise durch ein Lächeln beim Hören einer vertrauten Stimme oder einer besonderen Musik.

Locked-in-Syndrom

Beim Locked-in-Syndrom sind die Betroffenen bildlich gesprochen „eingeschlossen“ in ihrem Körper, daher der englische Begriff. Dabei ist ihr Gehirn größtenteils in einem funktionsfähigen Zustand, allerdings ist die Fähigkeit zur Kommunikation und Bewegung stark eingeschränkt. So können die Patientinnen und Patienten über ihre Augen mit der Außenwelt kommunizieren, sich aber ansonsten nicht bewegen.

Sopor oder Torpor

Beim sogenannten Sopor (lat. „tiefer Schlaf“) oder auch Torpor (lat. „Erstarrung“, „Betäubung“) handelt es sich um eine etwas weniger schwere Stufe des Komas. Betroffene reagieren auf sehr starke Schmerzreize mit Abwehrbewegungen der Gliedmaßen oder geben unbestimmte Laute von sich. Sie können jedoch nicht aus diesem Zustand geweckt werden und zeigen auch keine Reaktion auf normale Reize und Geräusche in der Umgebung.

Somnolenz

Dieser Begriff beschreibt eine schwere Schläfrigkeit. Befinden sich Patientinnen oder Patienten in einem Zustand der Somnolenz, können sie durch Ansprache oder Berührungen für einige Zeit geweckt werden, haben jedoch ein eingeschränktes Bewusstsein sowie eine verlangsamte Reaktion und gleiten schnell wieder in einen Dämmerzustand.

Künstliches Koma

Wenn es die Behandlung erfordert, werden einige Patientinnen und Patienten in der Intensivmedizin in einen „künstlichen Tiefschlaf“, ein sogenanntes künstliches Koma, versetzt. So können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bei einer schweren Erkrankung oder nach einem Unfall den Stoffwechsel des Gehirns herunterfahren und weitere Schäden verhindern. Gleichzeitig erspart ein künstliches Koma den Betroffenen starke Schmerzen, denn das Schmerzempfinden ist während des Tiefschlafs ausgeschaltet. Hierzu erhalten sie starke Beruhigungs- und Schmerzmedikamente und müssen künstlich ernährt sowie beatmet werden. Sobald die Behandlung der Verletzung oder der zugrundeliegenden Erkrankung abgeschlossen ist, werden die Betroffenen durch ein „Ausschleichen“ der Medikamente langsam wieder aufgeweckt.

Wie können Angehörige mit der Situation umgehen?

Viele Angehörige gehen ganz intuitiv mit einem Menschen im Koma so um, als würde er wahrnehmen, was in seiner näheren Umgebung passiert. Sie sprechen mit den Betroffenen, berichten Neuigkeiten aus der Familie oder dem Freundeskreis, berühren sie oder spielen ihnen ihre Lieblingsmusik vor.

Das hilft vielen Angehörigen, selbst mit der Situation zurechtzukommen. Außerdem ist noch nicht abschließend geklärt, wie viel Menschen im Koma tatsächlich mitbekommen.

Verfügungen und Vollmachten

Diagnose: Wie wird ein Koma erkannt?

Fällt eine Patientin oder ein Patient ins Koma, zählt jede Minute. Ärztinnen und Ärzte müssen schnell die Ursache oder die zugrundeliegende Krankheit erkennen, um den Betroffenen zu helfen. Dies geschieht einerseits anhand der Krankengeschichte beziehungsweise eines Unfallberichts. Als nächstes erfolgt eine neurologische Untersuchung, um die Funktion des Gehirns und des Nervensystems abzuklären. Im Labor können Blut, Urin oder Nervenflüssigkeit untersucht werden, um beispielsweise den Blutzucker zu bestimmen und ein Organversagen, eine Vergiftung oder eine Störung im Elektrolythaushalt zu erkennen.

Darüber hinaus sind verschiedene bildgebende Verfahren möglich, um den Auslöser des Komas zu bestimmen, hierzu gehören: Computertomographie (CT) oder MRT (Magnetresonanztomographie).

Ein gängiges Instrument, um die Schwere des Komas oder einer Bewusstseinsstörung zu ermitteln, ist die „Glasgow-Koma-Skala“. Mit deren Hilfe können Medizinerinnen und Mediziner in drei Kategorien die Reaktion der Betroffenen testen und bewerten. Sie beobachten dabei die Aktivität der Augen, die motorische Reaktion und mündliche Antworten der Patientin oder des Patienten und vergeben Punkte. Bei der höchsten Punktzahl von 15 liegt keine Beeinträchtigung des Bewusstseins vor. Ab einem Wert von acht allerdings kann ein Koma diagnostiziert werden, je geringer die Punktzahl, desto schwerer ist das Bewusstsein eingeschränkt, desto schwerer also das Koma. Drei ist die niedrigste mögliche Punktzahl.

Eine Frau steht neben ihrem Fahrrad. Sie hat einen Fahrradhelm auf dem Kopf und verschließt ihn sorgfältig.

© iStock / PIKSEL

Ein Unfall mit dem Fahrrad kann schwere Folgen haben. Wer einen Helm trägt, schützt sich vor einer Gehirnverletzung und möglicherweise auch vor einem Koma.

Welche Behandlung und Heilungschancen gibt es bei einem Koma?

Wie ein Koma behandelt wird, hängt stark von seiner Ursache ab, also einer zugrunde liegenden Erkrankung oder dem Ereignis, das die Verletzung des Gehirns verursacht hat.

Einige Ursachen des Komas sind recht schnell zu behandeln. Beispielsweise kann ein hypoglykämisches Koma wieder aufgehoben werden, indem man den Betroffenen, die stark unterzuckert sind, Glukose verabreicht. Und mit der Gabe von Flüssigkeit und später Insulin lässt sich der Blutzuckerspiegel senken und ein diabetisches Koma auflösen. Auch bei einer Überdosierung mit Opioiden, also verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln, können Medizinerinnen und Mediziner das Koma rasch wieder aufheben, indem sie ein bestimmtes Medikament, das Antidot Naloxon, verabreichen.

Bei schweren Hirnschäden stehen zu Beginn lebenserhaltende Maßnahmen im Vordergrund. Die schwerste Komplikation eines Komas ist der Tod einer Patientin oder eines Patienten.

Für viele Menschen sind der dauerhafte Bewusstseinsverlust bei einem Wachkoma oder ein minimales Bewusstsein sehr beängstigend. Wichtig ist es daher, für solch einen Fall vorab eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung zu erstellen. Sprechen Sie mit Ihrem Freundeskreis und Ihren Angehörigen über Ihre Wünsche, sodass diese in der Lage sind, Ihren Willen zu vertreten, wenn Ihnen die Möglichkeit fehlt.

Die Dauer eines Komas hängt vom Auslöser ab und kann von wenigen Tagen über Wochen bis hin zu einem dauerhaften Zustand reichen. Je schneller die Patientinnen und Patienten wieder aufwachen, desto geringer sind in der Regel die bleibenden Schäden.

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