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Verhütung

Hormonfreie Verhütung: Das sind die wichtigsten Methoden

Veröffentlicht am:30.09.2021

6 Minuten Lesedauer

Viele Frauen entschließen sich, hormonfrei zu verhüten. Sie wünschen sich Alternativen. Natürliche, mechanische und chemische Methoden haben unterschiedliche Vorteile, aber auch Nachteile. Ein Überblick.

Ein Paar liegt glücklich im Bett.

© iStock / pondsaksit

Welche Methoden zur Verhütung gibt es für Frauen überhaupt?

Frauenärzte unterscheiden bei der Geburtenkontrolle zwischen hormonellen, chemischen und mechanischen Verhütungsmitteln. Hinzu kommen Methoden der natürlichen, hormonfreien Verhütung. Es gibt auch Kombinationen verschiedener Verfahren zur Geburtenkontrolle.

  • Hormonelle Verhütungsmittel enthalten künstlich hergestellte Arzneistoffe, deren Wirkung sich mit körpereigenem Östrogen und Gestagen vergleichen lässt.
  • Im Unterschied dazu töten chemische Verhütungsmittel Spermien in der Vagina ab. Sie werden auch Spermizide genannt. Sie sollten in Kombination mit mechanischen Verhütungsmitteln wie einem Diaphragma eingesetzt werden, um eine höhere Sicherheit zu gewährleisten.
  • Mechanische Verhütungsmittel verhindern, dass Samen die Eizelle erreichen. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Kondom.
  • Natürliche Verhütungsmethoden basieren darauf zu wissen, wann die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau sind. An den unfruchtbaren Tagen ist eine Schwangerschaft eher unwahrscheinlich. An allen anderen Tagen sollte verhütet werden, etwa mit Kondomen.

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Welche Verhütung die richtige für eine Frau oder auch für ein Paar ist, ist eine ganz individuelle Entscheidung und hängt von vielen Faktoren ab. Für Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mit Hormonen verhüten können (zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen wie Thrombosen oder Brustkrebs) oder die sich eine natürliche Verhütung frei von Hormonen wünschen, gibt es einige hormonfreie Verhütungsmethoden zur Auswahl.

Hier finden Sie die wichtigsten hormonfreien Verhütungsmethoden im Überblick:

1. Natürliche Verhütung

Auf einem Zykluskalender liegt eine Blüte und ein Thermometer für natürliche Verhütung.

© iStock / SACheckley

Die Natürliche Verhütung bietet durch Selbstbeobachtung und Körpermessungen die Möglichkeit, die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen im weiblichen Zyklus zu unterscheiden. Dadurch wissen Sie, wann Sie besser keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben sollten und an welchen Tagen Sie ein geringes Risiko haben, schwanger zu werden.

Es gibt verschiedene Methoden der natürlichen Verhütung: von der etwas veralteten Kalendermethode bis hin zur Temperaturmethode, der Beobachtung des Zervixschleims (ein Drüsensekret im Gebärmutterhals) und der Muttermundmethode. Bei diesen Methoden beobachten Frauen genau die Veränderungen ihres Körpers mit dem Eisprung, zum Beispiel: Wenn der Eisprung bevorsteht, öffnet sich der Muttermund, wird weich und der nun eher flüssig-klare Zervixschleim ist gut zu sehen.

Einzeln sind die Methoden eher unsicher. Darum kontrollieren Frauen bei der symptothermalen Methode sowohl die Basaltemperatur am Morgen (die „Aufwachtemperatur“) als auch die Konsistenz ihres Zervixschleims, um möglichst sicher den Eisprung feststellen zu können. Denn an den Tagen vor und nach dem Eisprung sind Frauen fruchtbar. Diese Methode erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Die Sicherheit ist bei dieser kombinierten, hormonfreien Verhütungsmethode mit einem Pearl-Index in der Größenordnung von 0,4 bei sachgemäßer Anwendung recht hoch.

Das bedeutet aber auch, während der fruchtbaren Tage auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, andernfalls ist der Pearl-Index des genutzten Verhütungsmittels, zum Beispiel ein Kondom oder Diaphragma, zutreffend.

Sicherheit von Verhütungsmitteln

Bevor sich Frauen für eine hormonfreie Verhütung entscheiden, benötigen sie Informationen über die Zuverlässigkeit verschiedener Methoden.

Um Verfahren zu vergleichen, entwickelte der Biologe Raymond Pearl im Jahr 1933 einen Wert, der bis heute Bedeutung hat: Der Pearl-Index. Er gibt an, wie zuverlässig eine Methode zur Empfängnisverhütung ist. Verhüten beispielsweise 100 Frauen mit dem gleichen Verfahren und wird innerhalb von zwölf Monaten eine von ihnen schwanger, liegt der Pearl-Index bei 1,0. Je geringer die Zahl, desto sicherer ist die Verhütungsmethode.

Bei der Pille liegt der Wert zwischen 0,1 und 0,9. Ohne Verhütung liegt der Pearl-Index bei etwa 85.

2. Kupferspirale und Kupferkette

Eine Person hält eine Kupferspirale mit Faden in der Hand.

© iStock / flocu

Die Kupferspirale und Kupferkette zählen zu den Intrauterinpessaren. „Intrauterin“ bedeutet, dass die Spirale vom Frauenarzt in der Gebärmutterhöhle platziert wird – das geht am besten während der Monatsblutung. Während die Spirale T-förmig ist und nur in die Gebärmutter eingelegt wird, besteht die Kupferkette aus mehreren kleinen Kupferzylindern, die auf einem Nylonfaden aufgefädelt sind. Dieser Faden wird anders als die Spirale in der Gebärmutterwand verankert, weshalb diese Methode nur für Frauen mit einer ausreichend dicken Gebärmutterwand geeignet ist.

Beide Formen enthalten keine Hormone, geben aber Kupfer-Ionen ab, um Spermien zu schädigen. Außerdem verändert sich die Schleimhaut des Muttermundes und der Gebärmutter. Dadurch werden Spermien gebremst und Eizellen könne sich schwerer einnisten. Insofern handelt es sich um ein hormonfreies Verhütungsmittel.

Gynäkologen empfehlen Frauen, die langfristig verhüten wollen, oft eine Kupferspirale oder -kette. Einmal eingesetzt, brauchen sich Frauen gut fünf Jahre lang erstmal keine Gedanken mehr machen. Sie können darauf verzichten, täglich zu einer bestimmten Zeit ihre Basaltemperatur zu messen oder die Pille einzunehmen. Jedoch sollte der Frauenarzt alle sechs Monate eine Kontrolluntersuchung durchführen und per Ultraschall überprüfen, ob Spirale und Kette noch richtig sitzen.

Der Pearl-Index liegt zwischen 0,4 und 1,0, damit sind sie beide eine sichere Form der Empfängnisverhütung.

Der Nachteil der hormonfreien Spirale ist: in manchen Fällen können die Kupferspirale und -kette zu stärkeren Regelblutungen und Menstruationsbeschwerden führen, auch ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko besteht.

3. Diaphragma und Portiokappe

Eine Frau hält ein Diaphragma mit Schachtel in der Hand.

© iStock / AndreyPopov

Seit vielen Jahrzehnten sind das Diaphragma und die Portiokappe zur hormonfreien und mechanischen Verhütung bekannt. Sie bestehen aus Silikon und haben außen einen Federring. Diese beiden mechanischem Verhütungsmittel werden bis zu zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr über die Scheide eingeführt und auf den Muttermund gesetzt. So haben die Spermien eine Barriere vor sich.

Die Portiokappe saugt sich dabei sogar an den Muttermund an und sitzt etwas fester als ein Diaphragma. Wichtig ist, dass der Gynäkologe beide Barrieremethoden erstmalig anpasst, denn es gibt unterschiedliche Größen und ein genauer Sitz entscheidet über die Sicherheit. Nach einer Geburt oder bei starker Veränderung des Körpergewichts muss gegebenenfalls eine andere Größe gewählt werden.

Das Diaphragma und die Portiokappe sollten zusammen mit einem Spermien-abtötenden Gel benutzt werden. Nach dem Geschlechtsverkehr muss es mindestens acht Stunden in der Vagina bleiben.

Nachteilig ist: Fehler beim Einsetzen können zu ungewollten Schwangerschaften führen. Manche Frauen vertragen auch das spermizide Gel nicht. Der Pearl-Index liegt – abhängig von der Anpassung beim Frauenarzt und der Erfahrung der Anwenderin – zwischen 1,0 und 20,0.

Verhütung ist eine individuelle Entscheidung

Ob bei gesundheitlichen Beschwerden oder Aufklärungsbedarf – die AOK steht Ihnen mit vielfältigen Leistungen in allen Lebenslagen zur Seite.

4. Frauenkondom

Ein Frauenkondom (Femidon) ist abgebildet.

© iStock / PrimeTime_Productions

Eine weitere Besonderheit ist das Frauenkondom oder auch „Femidom“ genannt. Es ähnelt einem Kondom, ist aber länger und deutlich weiter. Es ist ebenso nur zur Einmalanwendung geeignet. Der innere Ring des Frauenkondoms wird in der Scheide eingeführt und fixiert. Der äußere Ring befindet sich auf den Venuslippen. Die dünne Latexschicht kleidet die Scheide wie eine zweite Haut aus und fängt wie ein Kondom die Spermien auf.

Besonders großer Pluspunkt ist: Frauenkondome schützen neben den klassischen Kondomen als einzige der genannten Methoden der hormonfreien Verhütung vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Nachteilig ist aber, dass sich einige Paare durch das Femidon beim Sex gestört fühlen, es kann bei Bewegungen etwas knistern und auch verrutschen. Die Sicherheit (mit einem Pearl-Index von 5 bis 25) hängt auch stark von der richtigen Anwendung ab.

5. Kondome

Bunte Kondome liegen auf einem Tisch.

© iStock / panida wijitpanya

Das gute alte Kondom bleibt auch weiter ein altbewährtes und wichtiges Verhütungsmittel, das ohne Hormone funktioniert und – als seltene Ausnahme – für den Mann gedacht ist. Es wird über den erigierten Penis gestülpt und hat ein kleines Reservoir, um das Ejakulat des Mannes aufzufangen. Bei richtiger Anwendung und passender Kondomgröße bietet es einen recht zuverlässigen Schutz vor einer Schwangerschaft (Pearl-Index liegt bei 2 – 12) und sexuell übertragbaren Krankheiten.

6. Sterilisation

Eine Person zeigt an einem Anatomiemodell, wie die Sterilsation der Frau ablaufen kann.

© iStock / Henadzi Pechan

Ist die Familienplanung für Frauen und auch Männer abgeschlossen, ist die Sterilisation eine Möglichkeit der langfristigen Verhütung – ganz ohne Hormone. Dabei werden die beiden Eileiter oder bei Männern die Samenleiter durchtrennt oder verschlossen und eine Befruchtung dadurch dauerhaft verhindert. Die Sterilisation des Mannes und der Frau ist sehr sicher, die Pearl-Indexe liegen bei 0,1 und 0,2 bis 0,3.

Jedoch sollte es eine wohlüberlegte Entscheidung sein, denn einmal gekappt, ist es nicht so einfach, die Ei- und Samenleiter wieder zu verbinden.

7. Coitus interruptus

Der unterbrochene Geschlechtsverkehr oder das umgangssprachliche „Aufpassen“ ist alles andere als sicher. Es ist eine eher traditionelle Verhütungsmethode, wobei der Mann vor dem Samenerguss den Penis aus der Scheide nimmt. Das Ejakulat kommt somit zwar nicht in der Scheide der Frau, problematisch ist aber, dass auch schon vor dem Orgasmus Samenflüssigkeit austritt und außerdem viel Selbstkontrolle nötig ist.

Der Pearl-Index wird je nach Anwendung auf 4 bis 18 geschätzt.

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