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Schlafwandeln: Mehr über die Ursachen – und was man dagegen tun kann
Veröffentlicht am:07.08.2025
5 Minuten Lesedauer
Schlafwandler und Schlafwandlerinnen stehen nachts auf, gehen herum und können sich später nicht mehr daran erinnern. Wie Sie am besten mit Betroffenen umgehen und wann diese medizinische Hilfe benötigen.

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Was ist Schlafwandeln und was passiert beim Schlafwandeln?
Schlafwandeln ist eine Form der Schlafstörung, bei der sich Betroffene im Schlaf bewegen oder sogar das Bett verlassen. In der Fachsprache wird das Schlafwandeln als Somnambulismus bezeichnet. Betroffene befinden sich beim Schlafwandeln im Tiefschlaf. Trotzdem ist ihr Gehirn ausreichend wach, sodass sie sich bewegen oder sprechen können. Manche Schlafwandler und Schlafwandlerinnen sitzen nur im Bett und schauen sich kurz um. Bei anderen kann es vorkommen, dass sie aufstehen und umherlaufen. Sogar lange Spaziergänge sind möglich. Dabei reagieren sie kaum auf Geräusche oder Ansprache und lassen sich nur schwer aufwecken.
Meist beginnt das Schlafwandeln im ersten Drittel der Nacht, etwa 30 bis 90 Minuten nach dem Einschlafen. In der Regel endet das nächtliche Schlafwandeln nach 15 Minuten. Betroffene können sich normalerweise gar nicht oder nur sehr wenig daran erinnern. Meist passiert es ein- bis dreimal im Monat und selten mehr als einmal in einer Nacht.
Wer ist am häufigsten vom Schlafwandeln betroffen?
Vom Schlafwandeln ist knapp jedes siebte Kind (15 Prozent) betroffen. Am häufigsten tritt es bei Kindern im Alter zwischen 8 und 12 Jahren auf. Erwachsene können ebenso betroffen sein, wenn auch deutlich seltener. Die Wahrscheinlichkeit zu schlafwandeln, ist höher, wenn bereits andere nahe Verwandte davon betroffen waren oder sind. Wenn das Schlafwandeln erstmals im Jugend- oder Erwachsenenalter auftritt, gilt dies als ungewöhnlich – besonders nach dem 60. Lebensjahr.
Was sind die Ursachen für das Schlafwandeln?
Es wird vermutet, dass das Schlafwandeln durch einen Weckreiz im Tiefschlaf ausgelöst wird. Das kann ein Geräusch sein, aber auch ein Atemaussetzer durch eine Schlafapnoe. Dadurch erwacht das Gehirn aber nicht vollständig. Es kann zwar Bewegungen koordinieren, aber sich später nicht daran erinnern. Bei Kindern ist das zentrale Nervensystem noch nicht vollständig entwickelt. Das könnte der Grund sein, warum das Phänomen bei Kindern häufiger auftritt als bei Erwachsenen.
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Schlafwandeln begünstigen können. Dazu gehören:
- Fieber
- Alkoholkonsum
- Schlafmangel
- Stress
- unregelmäßiger Schlafrhythmus
- Atemaussetzer während des Schlafs (Schlafapnoe)
- übermäßiger Bewegungsdrang der Beine (Restless-Legs-Syndrom)
- Medikamente wie Beruhigungs- und Schlafmittel, Psychopharmaka, Antibiotika, Antihistaminika oder Mittel gegen Epilepsie und Parkinson
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Warum kann Schlafwandeln für Betroffene gefährlich werden?
Wenn Menschen schlafwandeln, haben sie ein erhöhtes Risiko, sich zu verletzen. Zwar gelingt es ihnen, herumzulaufen oder Dinge zu erledigen, aber sie stellen sich dabei sehr ungeschickt an. Daher sollte unbedingt die Umgebung gesichert werden, in der sich der Schlafwandler oder die Schlafwandlerin bewegt. Sinnvolle Maßnahmen können sein:
- Treppen sichern
- Eine Glocke an der Schlafzimmertür anbringen, um Angehörige aufmerksam zu machen
- Türen und Fenster verriegeln
- Gefährliche Gegenstände aus der Reichweite entfernen
- Stolperfallen entschärfen
- Schlüssel außerhalb der Wohnung hinterlegen, falls sich der Schlafwandler oder die Schlafwandlerin ausschließt
- Schutzkappen auf Möbelecken anbringen
Vor allem bei schlafwandelnden Kindern kann auch eine Alarmmatte (ab 20 Euro) sinnvoll sein. Sie wird vor das Bett gelegt und weckt Angehörige mit einem Signal, wenn das Kind darauf tritt.

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Wie können Angehörige mit Schlafwandlern und Schlafwandlerinnen umgehen?
Schlafwandler oder Schlafwandlerinnen erkennt man an der unangemessenen Reaktion auf Kontaktaufnahme. Auf Berührungen reagieren die Betroffenen kaum. Wenn die Person angesprochen wird, antwortet sie meist nur Unverständliches. Man sollte nicht versuchen, das Erwachen eines schlafwandelnden Menschen zu erzwingen. Das kann das Schlafwandeln verlängern und womöglich sogar Widerstand und Gewalt auslösen. Auch sollte die schlafwandelnde Person nicht festgehalten werden, es sei denn, sie ist in Gefahr. Sonst könnte sie womöglich um sich schlagen. Stattdessen sollten Sie den Schlafwandler oder die Schlafwandlerin unterstützen und ins Bett führen. Eltern können ihr Kind trösten oder beruhigen. Wenn sie nicht gestört werden, gehen viele Schlafwandelnde selbst zurück ins Bett.
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Symptome deuten: Wie werden Schlafwandelnde untersucht?
Auch wenn Betroffene nur gelegentlich schlafwandeln, sollte Somnambulismus bei Erwachsenen von einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden. Eltern können dies bei Sorge über ihre schlafwandelnden Kinder in der Kinderarztpraxis besprechen. Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst die Krankengeschichte ab, um herauszufinden, seit wann das Schlafwandeln auftritt und ob andere Erkrankungen vorliegen. Oft werden auch Angehörige einbezogen, die das Schlafwandeln miterlebt haben, da sich die Betroffenen selbst meist nicht daran erinnern. Sie sollten aber über mindestens eine Woche hinweg notieren, wann sie schlafen gehen und wieder aufwachen. Nur in seltenen Fällen sind weitere Untersuchungen nötig, etwa bei einem Facharzt oder einer Fachärztin für Schlafmedizin – etwa, wenn der Verdacht besteht, dass die Schlafstörung durch eine körperliche oder psychische Erkrankung hervorgerufen wird. Eine mögliche Untersuchungen ist dann die Polysomnografie, die im Schlaflabor durchgeführt wird. Der Patient oder die Patientin übernachtet dort, während verschiedene Körperfunktionen wie Körpertemperatur, Herzrhythmus und Atemfluss überwacht werden. So lassen sich körperliche Ursachen wie Atemstörungen feststellen. Im Schlaflabor können auch die Gehirnströme mit einer Elektroenzephalographie (EEG) analysiert werden, wenn ein Verdacht auf epileptische Krämpfe besteht.
Lässt sich das Schlafwandeln behandeln?
Um das Schlafwandeln zu vermeiden, ist zunächst ein gesunder Lebensstil sinnvoll. Die Betroffenen sollten auf eine gute Schlafhygiene achten. Dazu gehört, dass es im Schlafzimmer kühl (circa 18 Grad), dunkel und ruhig ist. Auch regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung tragen zu einem guten Schlaf bei. Eltern sollten vermeiden, dass ihr Kind in der frühen Schlafphase durch Geräusche, Berührungen oder Licht gestört wird. Wer unter Stress leidet, kann Entspannungsmethoden wie die Progressive Muskelentspannung anwenden. Medikamente werden gegen das Schlafwandeln nur verschrieben, wenn es stark ausgeprägt ist oder eine hohe Verletzungsgefahr besteht. Dann kommen zum Beispiel sogenannte Benzodiazepine zum Einsatz.
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