Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Sicher Reisen

Oropouche-Fieber: ein bislang wenig bekanntes Virus auf dem Vormarsch

Veröffentlicht am:08.09.2025

10 Minuten Lesedauer

Das Oropouche-Virus ist zwar nicht so weit verbreitet wie Malaria- oder Dengue-Viren, kommt jedoch zunehmend häufiger vor. Es verursacht grippeähnliche Symptome. Warum vor allem Schwangere vorsichtig sein sollten.

Eine Frau, die langärmelige Kleidung und einen breitkrempigen Hut trägt, wandert durch ein dichtes grünes Dickicht. Die Vegetation besteht hauptsächlich aus großen Farnen.

© iStock / Daniel Balakov

Oropouche-Fieber und Oropouche-Virus – ein medizinischer Steckbrief

Das Oropouche-Fieber ist eine infektiöse Erkrankung, die durch das Oropouche-Virus verursacht wird. Das Oropouche-Virus wiederum wird durch Mückenstiche übertragen. Das Virus zählt damit zu den Arboviren. Dies sind Viren, die blutsaugende Insekten oder Spinnentiere, wie beispielsweise Zecken, als Zwischenwirte nutzen.

Seinen Namen verdankt das Virus dem Oropouche-Fluss auf der karibischen Insel Trinidad. In der Region dieses Flusses wurde das Virus in den 1950er Jahren erstmals isoliert, nachdem sich ein Forstarbeiter infiziert hatte und an Fieber erkrankte. Die Forschenden benannten das neu entdeckte Virus dann nach dem Fluss.

Wie verläuft das Oropouche-Fieber?

In den meisten Fällen verläuft das Oropouche-Fieber mild und klingt nach wenigen Tagen von selbst wieder ab. Manchmal dauert es jedoch auch mehrere Wochen, bis die Krankheit überstanden ist. In seltenen Fällen nimmt das Oropouche-Fieber einen sehr schweren Verlauf und äußerst selten endet die Krankheit tödlich. Es gibt vereinzelte Hinweise darauf, dass eine Infektion mit dem Oropouche-Virus während der Schwangerschaft das Risiko für komplizierte Schwangerschaftsverläufe, Fehlgeburten und, ähnlich wie beim Zika-Virus, für Fehlbildungen beim ungeborenen Kind erhöht. Ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Oropouche-Virus und Schwangerschaftsrisiken gibt, ist jedoch ungeklärt.

Symptome des Oropouche-Fiebers

Die Zeit vom Mückenstich bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt in der Regel vier bis acht Tage. Die möglichen Symptome sind typisch für fieberhafte Viruserkrankungen:

Gelegentlich:

  • Hautauschlag mit kleinen roten Flecken und/oder kleinen Knötchen
  • Lichtempfindlichkeit

In seltenen Fällen kann es im Zuge des Oropouche-Fiebers auch zu Hirnhautentzündungen kommen (Meningitis und Meningoenzephalitis).

Diagnose und Behandlung von Oropouche-Fieber

Die Symptome des Oropouche-Fiebers ähneln den Symptomen anderer fiebriger Erkrankungen, wie beispielsweise einer Grippe. Auch die Abgrenzung zu anderen durch Mücken übertragbaren Erkrankungen wie Malaria, Dengue-Fieber oder Chikungunya ist schwierig, da die Krankheitszeichen nicht für Oropouche-Fieber spezifisch sind. Durch eine Blutuntersuchung im Labor ist jedoch eine Abgrenzung möglich.

Es gibt keine Medikamente gegen das Oropouche-Fieber. Die Behandlung des Oropouche-Fiebers beschränkt sich daher auf die Linderung der Symptome. Es können beispielsweise fiebersenkende oder schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol eingesetzt werden.

Passende Artikel zum Thema

Verbreitung und Häufigkeit des Oropouche-Virus

Das Oropouche-Virus kommt außer in der Karibik, wo es entdeckt wurde, hauptsächlich im Amazonasgebiet vor. Das Oropouche-Fieber ist seltener als andere durch Mücken übertragbare Tropenkrankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber, aber seit 2022 nehmen die Fallzahlen zu. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der gemeldeten Oropouche-Viruserkrankungen besonders stark an. Betroffenen waren vor allem die Länder Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Kuba und Peru. Bis Ende November 2024 wurden hier insgesamt mehr als 11.000 Fälle bestätigt.

Die Zunahme der Erkrankungen steht möglicherweise mit klimatischen Faktoren in Zusammenhang. So könnten starke Niederschläge in Teilen Südamerikas in Verbindung mit hohen Temperaturen zu einer größeren Mückenpopulation und somit zur Ausbreitung des Virus beigetragen haben.

Weltweit gibt es jährlich Millionen von Erkrankungen mit Dengue-Fieber. Im Vergleich dazu ist die Zahl der an Oropouche-Fieber Erkrankten gering. Dennoch bereiten die steigenden Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sorgen. Auch wegen der möglichen Übertragbarkeit der Krankheit von der Mutter auf das ungeborene Kind stufte die WHO das Oropouche-Fieber im August 2024 als hohes regionales Gesundheitsrisiko ein.

Doc Felix erklärt im Video, was in die Reiseapotheke gehört.

Kommt das Oropouche-Virus auch in Deutschland oder Europa vor?

In Deutschland und Europa ist es bereits zu vereinzelten Fällen von Oropouche-Fieber gekommen. Dabei handelte es sich jedoch immer um Reiserückkehrende, die sich in der Karibik oder in mittel- und südamerikanischen Staaten infiziert hatten.

Die Gefahr einer Ausbreitung der Krankheit in Europa oder Deutschland besteht derzeit nicht. Dafür gibt es zwei Hauptgründe:

  1. Das Virus wird durch Mückenstiche übertragen. Eine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist nicht bekannt. Wer das Virus aus dem Urlaub mitbringt, kann es also nicht weiterverbreiten.
  2. Der Hauptüberträger ist eine bestimmte Mückenart, die sogenannte Stechgnitze (Culicoides paraensis). Diese Gnitze kommt in Europa nicht vor.  Eine Studie aus dem Jahr 2025 hat untersucht, ob auch europäische Stechmücken oder invasive Mückenarten das Oropouche-Virus übertragen können. Nach aktuellem Kenntnisstand spielen andere Insekten als Gnitzen bei der Übertragung des Oropouche-Virus keine Rolle. Nur die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) kann das Oropouche-Virus theoretisch weitergeben, allerdings nur in wärmeren Regionen. Die Forschenden schätzen diese Möglichkeit jedoch als gering ein.

Ein Service für AOK-Versicherte

Wie man sich vor einer Oropouche-Infektion schützt

Das wichtigste vorweg: Es steht kein Impfstoff gegen eine Infektion mit dem Oropouche-Virus zur Verfügung. Für Reisende in die Karibik sowie nach Mittel- oder Südamerika ist der wirksamste Schutz daher, Insektenstiche möglichst zu vermeiden. Ein konsequenter Mückenschutz ist generell sinnvoll, da auch weitere Tropenkrankheiten durch Mückenstiche übertragen werden.

Vorsorge gegen Insektenstiche

Unverzichtbar sind Anti-Mückensprays oder ähnliche Präparate. Außerdem bieten langärmelige Hemden und lange Hosen einen gewissen Schutz und sollten auch bei hohen Temperaturen getragen werden. Nachts sorgt ein mit Insektiziden behandeltes, feinmaschiges Moskitonetz für Schlaf ohne Plagegeister. Beim Oropouche-Fieber ist allerdings zu beachten: Standard-Moskitonetze bieten keinen Schutz vor Gnitzen, da diese kleiner als Mücken sind.

Eine Frau liegt in einem Holzhaus auf dem Bett und liest. Das Bett ist von einem Moskitonetz umgeben.

© iStock / Miriam Cerezo Garcia

Standard-Moskitonetze bieten keinen Schutz vor Oropouche-Fieber, da die übertragenden Stechgnitzen kleiner sind als Mücken. Daher ist zusätzlicher Insektenschutz, zum Beispiel durch Sprays, erforderlich.

Was Schwangere vor Reisen in Risikogebiete beachten sollten

Schwangere Frauen sollten sich überlegen, ob eine Reise in Gebiete, in denen es immer wieder zu Fällen von Oropouche-Fieber kommt, wirklich notwendig ist. Wenn sich eine Reise in diese Länder nicht vermeiden lässt, sind umfassende Informationen wichtig: Wo und wann ist es zu lokalen Ausbrüchen gekommen? Lässt sich diese Region umgehen?

Außerdem müssen die Schutzmaßnahmen gegen Mücken besonders streng befolgt werden. In Gebieten, in denen Oropouche-Viren vorkommen, ist in der Regel auch das Zika-Virus verbreitet. Ein umfassender Mückenschutz ist in diesen Regionen auch wegen dieses Erregers dringend erforderlich.

Fachlich geprüft
Fachlich geprüft

Die Inhalte unseres Magazins werden von Fachexpertinnen und Fachexperten überprüft und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.


Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?