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Zecken richtig entfernen: So geht‘s

Veröffentlicht am:20.04.2021

6 Minuten Lesedauer

Steigen die Temperaturen, lauern Zecken überall in Wäldern und Gräsern. Finden sie einen Wirt, können sie verschiedene Krankheiten übertragen. Doch wie gefährlich ist ein Zeckenstich wirklich und wie kann ich mich davor schützen?

Mit einer Pinzette lassen sich Zecken richtig entfernen.

© iStock / Sonja Rachbauer

Was sind Zecken?

Zecken gehören nicht wie oft angenommen zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren. Insgesamt gibt es 19 Arten in Deutschland, die am weitesten verbreitete ist der gemeine Holzbock. Sie kommen überwiegend in Wäldern und dichten Gräsern vor und sind meist von März bis November aktiv. 

Sie lauern auf Pflanzen darauf, dass Tiere oder Menschen sie im Vorbeigehen abstreifen. Dann suchen sie den Körper nach einer Stelle ab, an der sie leicht an das Blut gelangen. Das kann mehrere Stunden dauern. Nachdem sie fündig geworden sind, saugen sie drei bis sieben Tage lang Blut. Dabei schwellen die Tiere von etwa 3 Millimeter auf bis zu 12 Millimeter an. In ihrem Leben müssen Zecken mindestens dreimal Blut saugen.

Darum kommt es vor, dass sie Krankheitserreger beispielsweise im Blut von Tieren aufnehmen und auf den Menschen übertragen.

Welche Krankheiten können Zecken übertragen?

Zecken können Erreger verschiedener viraler oder bakterieller Infektionskrankheiten übertragen. Diese Infektionen verlaufen oft unauffällig und werden daher selten mit Zeckenstichen in Verbindung gebracht. Die wichtigsten in Deutschland durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten sind die Borreliose (Lyme-Krankheit) und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

  • Borreliose

    Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragende Krankheit in Deutschland. Jährlich erkranken hierzulande etwa 3 von 10.000 Menschen an einer Borreliose. In Studien wurde bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Menschen mit einem Zeckenstich eine Borrelien-Infektion nachgewiesen. Allerdings treten nicht bei allen Infizierten Krankheitssymptome auf. Nur in 0,3 Prozent bis 1,4 Prozent der Fälle kommt es nach einem Zeckenstich zum Krankheitsausbruch. 

    Eine Borreliose kann verschiedene Beschwerden in unterschiedlichen Organen hervorrufen und hat keinen typischen Krankheitsverlauf. 

    • Am häufigsten tritt einige Tage nach dem Zeckenstich eine Wanderröte (Erythema migrans) auf. Dabei handelt es sich um eine ringförmige Hautrötung, die sich langsam nach außen ausbreitet. 
    • Zudem können, unabhängig vom Auftreten einer Wanderröte, in den Wochen nach dem Zeckenstich allgemeine Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Fieber auftreten.

    Die Beschwerden werden mit Antibiotika behandelt. Sie können auch ohne Behandlung abklingen, das erhöht aber die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs. Die Bakterien können dann das Gehirn und die Nerven befallen (Neuroborreliose) oder die Gelenke (Lyme-Arthritis).

    Dann kann es zu Lähmungen, Nervenschmerzen und Taubheitsgefühlen kommen sowie zu Gelenkentzündungen, Herzbeschwerden und chronischen Entzündungen der Haut. Auch bei solchen schweren Krankheitsverläufen kann eine Antibiotika-Behandlung helfen. 

  • FSME

    Im Gegensatz zur Borreliose, die in ganz Deutschland verbreitet ist, tritt die Frühsommer-Meningoenzephalitis überwiegend in Bayern, Baden-Württemberg und einigen Regionen der angrenzenden Bundesländer auf. Das Robert Koch-Institut veröffentlicht jedes Jahr eine Karte der FSME-Risikogebiete.

    Aber selbst in diesen Risikogebieten tragen im Mittel nur bis zu fünf Prozent der Zecken das FSME-Virus in sich. Zudem verlaufen die meisten FSME-Infektionen unbemerkt oder nur mit milden Symptomen. 2020 wurden in Deutschland insgesamt nur 704 FSME-Erkrankungen gemeldet. 

    Die Erkrankung beginnt in der Regel ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich mit grippeähnlichen Symptomen, wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. In vielen Fällen endet die Erkrankung, nachdem diese Symptome abgeklungen sind. Bei einigen Erkrankten entwickelt sich etwas später aber noch eine Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns sowie seltener auch des Rückenmarks.

    In schweren Fällen kann es zu Koordinationsstörungen, Lähmungen, Bewusstseinsstörungen und sehr selten auch zu tödlichen Verläufen kommen. Das Risiko einer FSME-Erkrankung steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an und ist bei Männern größer als bei Frauen. Ältere Menschen sind auch anfälliger für schwere Verläufe. Gegen FSME gibt es die Möglichkeit einer Schutzimpfung.

FSME-Impfung: AOK übernimmt die Kosten

Das FSME-Virus wird von Zecken übertragen und kann zu Hirnhautentzündung führen. Die AOK übernimmt die Kosten der Immunisierung für alle, die in Deutschland in FSME-Risikogebieten leben oder in diese reisen:

Schutzimpfungen: Die Leistungen der AOK im Überblick

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Wie sieht ein Zeckenstich aus?

Man spricht bei Zecken genaugenommen von einem Stich, da sie einen Stechrüssel haben. Der Begriff Zeckenbiss ist somit falsch, trotzdem ist er deutlich geläufiger. Dass sie so fest in der Haut sitzen, liegt nicht daran, dass sie sich festbeißen, sondern sie produzieren eine Art Klebstoff, mit dem sie am Wirt haften bleiben. Stechen Zecken zu, geben sie ein Betäubungsmittel ab, sodass der Wirt das Eindringen gar nicht spürt. Darum kommt es vor, dass sie sich vollsaugt und wieder abfällt, bevor sie bemerkt wurde. Das macht es recht schwer, einen Zeckenstich zu erkennen. 

Die Einstichstelle erinnert dann stark an einen Mückenstich und es bildet sich eine kleine, juckende Röte. Sollte die Zecke noch auf der Haut sitzen, ist sie leicht zu finden. Während des Saugens nehmen sie schnell an Volumen zu und man erkennt ein rundliches Spinnentier mit kleinem Kopf und großem Rückenschild. Um sie herum ist die Haut leicht gerötet.

Das richtige Instrument erleichtert das richtige entfernen einer Zecke.

© iStock / RR-Photos

Wie entferne ich eine Zecke?

Wer eine Zecke entdeckt, sollte diese möglichst schnell entfernen, da Borrelien erst mehrere Stunden nach Beginn des Saugaktes auf den Menschen übertragen werden. Damit das problemlos gelingt, sollte eine Zeckenpinzette, ein Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte parat sein.

Ist keines dieser Spezialwerkzeuge in greifbarer Nähe, tut es auch eine normale Pinzette, sofern diese nach innen gebogene Spitzen hat. Pinzetten mit flachen, nicht abgewinkelten Enden sind nicht geeignet, weil sie den Körper der Zecke beim Entfernen zusammendrücken würden – so dass durch den Zangendruck noch zusätzlich Erreger aus der Zecke in den menschlichen Körper gepresst werden könnten. Bei der Entfernung einer Zecke ist folgendes zu beachten:

  • Die Zecke so nah wie möglich an der Einstichstelle am Kopf greifen. Dabei das Hinterteil möglichst nicht quetschen, sonst können Krankheitserreger in den menschlichen Organismus gelangen.
  • Langsam herausziehen, anschließend die Einstichstelle desinfizieren.
  • Die Zecke nicht vor dem Entfernen mit Öl, Nagellack oder Klebstoff beträufeln. Das stresst die Zecke und sie gibt vermehrt potenziell infektiöses Sekret ab.

Wenn keine geeigneten Zeckenentfernungs-Werkzeuge verfügbar sind, kann man die Zecke notfalls auch mit den Fingernägeln nah am Kopf fassen und vorsichtig, ohne den Körper der Zecke zusammenzudrücken, herausziehen.

Zecken entfernen: So geht's

Zecke entfernt, was jetzt?

Nachdem die Zecke erfolgreich entfernt wurde, sollte die Einstichstelle noch ein bis zwei Wochen beobachtet werden. Normalerweise ist sie unmittelbar nach dem Zeckenstich rot und juckt etwas. Diese normale Entzündungsreaktion bildet sich aber nach wenigen Tagen zurück. Passiert das nicht und es entsteht einige Tage oder Wochen nach dem Stich ein roter Hautfleck an der Einstichstelle, kann das auf Borreliose hinweisen.

Typisch ist eine ringförmige Rötung, die sich nach außen ausbreitet und deshalb auch als Wanderröte bezeichnet wird. In diesem Fall ist ein Besuch beim Arzt das richtige, selbst wenn keine weiteren Symptome auftreten. Das gleiche gilt auch, wenn sich keine Wanderröte zeigt, aber grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen bis zu 6 Wochen nach einem Zeckenstich auftreten. Diese Symptome können Anzeichen für eine Borreliose oder für eine FSME-Infektion sein. 

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Wie kann ich mich vor Zecken schützen?

Nach Möglichkeit sollten Zeckenstiche vermieden werden. Darum empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 

  • Bei Aufenthalten in der Natur feste Wege nutzen und hohes Gras, Unterholz sowie Hautkontakt zu bodennahen Pflanzen vermeiden. Wenn möglich lange Hosen und langärmlige Oberbekleidung sowie festes Schuhwerk tragen.
  • Nach einem Aufenthalt in einem potenziellen Zeckengebiet Kleidung und Körper sorgfältig absuchen. Helle Wanderkleidung erleichtert es, Zecken auf der Kleidung zu erkennen. Am Körper bevorzugen Zecken warme, weiche Hautstellen wie Hals, Kopf und Haaransatz sowie die Leistengegend, Kniekehlen und Achselhöhlen.

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