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Wasser & Luft

Wie Luftverschmutzung entsteht und wie Sie sich vor ihr schützen können

Veröffentlicht am:17.02.2021

8 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 12.08.2025

Straßenverkehr, Industrie und Co. können sich nicht nur aufs Klima auswirken, sondern auch auf die Gesundheit. So halten Sie die Belastung durch gefährliche Staubpartikel und Gase im eigenen Alltag möglichst gering.

Mehrere PKWs stehen mit leuchtenden Bremslichtern in einer Stadt im Stau.

© iStock / deepblue4you

Was ist Luftverschmutzung?

Wenn schädliche Stoffe in die Luft gelangen, spricht man von Luftverschmutzung. In Deutschland sind die am häufigsten diskutierten und für die Gesundheit relevantesten Luftschadstoffe: Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon. Diese Stoffe können der Umwelt schaden, die Luftqualität im Allgemeinen senken und die Gesundheit gefährden. Damit Fachleute erkennen können, wie stark die Luftverschmutzung ist, messen mehr als 600 Stationen in ganz Deutschland täglich die Schadstoffwerte. Die Bundesländer betreiben diese Messstellen und liefern die Daten an das Umweltbundesamt. Dort fließen sie zusammen und werden weiter ausgewertet. Die Experten und Expertinnen prüfen, ob die gemessenen Werte unter den Grenzwerten liegen, die europaweit für gute Luftqualität gelten.

Besonders in den letzten 15 Jahren hat die Forschung viele neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sich schlechte Luft auf Herz, Lunge und andere Organe auswirkt. Ab dem Jahr 2030 treten daher neue, strengere Grenzwerte in Kraft, die in der überarbeiteten EU-Luftqualitätsrichtlinie festgelegt wurden. Zwar reichen diese Werte noch nicht an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation heran, doch jede Schadstoff-Senkung der Luft reduziert das Risiko für Erkrankungen.

Was sind die Ursachen für Luftverschmutzung?

Luftverschmutzung entsteht vor allem durch den Menschen – etwa im Straßenverkehr, in Industrieanlagen oder durch das Heizen in Haushalten. Wenn dort fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Gas verbrannt werden, gelangen Schadstoffe in die Luft. Auch die Landwirtschaft trägt zur Belastung bei: Es bilden sich sogenannte sekundäre Partikel. Diese entstehen durch chemische Reaktionen in der Atmosphäre, zum Beispiel aus Ammoniak und anderen Gasen.

Wie hoch die Luftverschmutzung ist, hängt aber nicht nur von den Quellen ab, sondern auch vom Wetter. In kalten Monaten steigen die Emissionen oft an, weil mehr geheizt wird. Legt sich gleichzeitig ein Hochdruckgebiet über das Land, kann die Luft kaum zirkulieren – vor allem bei Windstille und fehlendem Luftaustausch in der Höhe. Die Folge: Schadstoffe sammeln sich in Bodennähe und bleiben dort über längere Zeit. Auch im Sommer kann das Wetter die Luftqualität verschlechtern. Hohe Temperaturen und starke Sonneneinstrahlung begünstigen die Entstehung von bodennahem Ozon – einem Reizgas, das vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen gefährlich werden kann.

Luftverschmutzung hat zwar auch natürliche Quellen wie Waldbrände, Vulkanausbrüche oder Saharastaub, hauptsächlich wird sie aber durch den Menschen verursacht. In Deutschland stehen besonders diese drei Luftschadstoffe im Fokus:

  • Feinstaub

    Feinstaub wird vor allem durch den Verkehr, Kohlekraftwerke, Industrie, Landwirtschaft und Holzheizungen verursacht. Bei Feinstaub handelt es sich um kleine Partikel, die je nach Größe in die Bronchien, in die Lungenbläschen oder sogar über die Lunge ins Blut gelangen können. Je tiefer die Partikel eindringen, desto gefährlicher sind sie für den Menschen. Kurzfristig können sie zu Husten, Schleimhautreizungen und Kurzatmigkeit führen, langfristig zu Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • Stickstoffdioxid

    Stickstoffdioxid ist ein Reizgas, das die Schleimhäute angreift und zu Entzündungen in den Atemwegen oder Reizungen der Augen führen kann. Freigesetzt wird es vor allem bei Verbrennungsvorgängen von fossilen Brennstoffen, etwa durch den Verkehr (vor allem durch Dieselmotoren), Kohlekraftwerke und heimische Gasheizungen. Kurzfristige Symptome sind Atemnot, Husten und Bronchitis. Langfristig können chronische Atemwegs- und Lungenerkrankungen auftreten oder eine erhöhte Infektanfälligkeit entstehen. Insbesondere betrifft das Menschen, die bereits eine Vorerkrankung wie Asthma haben.

  • Bodennahes Ozon

    Ozon ist ein Reizgas, das sich in Erdnähe aus der Reaktion von Stickoxiden mit Sauerstoff unter dem Einfluss von UV-Strahlung bildet. Die Bildung von Ozon wird durch Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen begünstigt. Das Gas kann die Schleimhäute reizen, außerdem zu Husten und Kopfschmerzen führen. Auch Atemwegsbeschwerden und eine Minderung der Lungenfunktion können auftreten. Für Ozon gelten Richtwerte, die an Messpunkten erfasst werden und von den Wetterdiensten mitgeteilt werden.

Was sind die Folgen von Luftverschmutzung?

Obwohl die gemessenen Feinstaubwerte seit Jahren rückläufig sind, ist der Schutz der Gesundheit dennoch nicht sichergestellt. Das liegt daran, dass „die geltenden Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vor mehr als 20 Jahren festgelegt wurden und nicht den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung entsprechen“, so Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) im Februar 2025. Die EU-Kommission visiert daher niedrigere Grenzwerte an, die sich stärker an den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren. Immerhin verkürzt laut Max-Planck-Institut die Luftverschmutzung weltweit die Lebenserwartung stärker als die meisten anderen Risikofaktoren. Die Berechnungen sagen, dass fast 800.000 Europäer pro Jahr vorzeitig an Krankheiten sterben, die durch Luftverschmutzung verursacht wurden. Genauere Daten für Deutschland liefert die Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency – EEA): Im Jahr 2022 gab es bundesweit 32.600 Todesfälle durch Luftverschmutzung aufgrund von Feinstaub (PM2,5) sowie mehr als 24.000 Todesfälle, die man auf die Luftschadstoffe Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3) zurückführen konnte.

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Luftverschmutzung: Das können Sie aktiv dagegen tun

Für Maßnahmen gegen Luftverschmutzung sind politische Entscheidungen nötig, hier liegen die großen Hebel für bessere Luftqualität – dennoch ist man nicht machtlos gegen Luftverschmutzung und kann auch selbst dazu beitragen, die Luftverschmutzung in Deutschland zu senken.

Das können Sie tun, um die Belastung der Atemluft durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon zu reduzieren:

  • Fahren Sie möglichst wenig Auto. Gehen Sie öfter zu Fuß, nutzen Sie das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel.
  • Wählen Sie Urlaubsziele in der Nähe, um lange Flugreisen zu vermeiden.
  • Verzichten Sie an Silvester auf das private Feuerwerk.
  • Essen Sie weniger Fleisch, um die Emissionen durch Massentierhaltung zu reduzieren.
  • Bevorzugen Sie regionale Produkte ohne lange Transportwege.
  • Nutzen Sie energiesparsame Haushaltsgeräte.
  • Verzichten Sie beim Heizen auf den Kamin und senken Sie die Raumtemperatur generell. Das Umweltbundesamt empfiehlt 20 Grad in Wohnräumen.

Eine Studie der American Thoracic Society (ATS) belegt zudem, wie schnell Maßnahmen gegen Luftverschmutzung positive Effekte zeigen. So führte eine 13-monatige Schließung eines Stahlwerks in den USA etwa dazu, dass Krankenhausaufenthalte wegen Lungenerkrankungen in den umliegenden Gemeinden um die Hälfte abnahmen. Eine Verkehrsberuhigung in Atlanta, die 1996 wegen der Austragung der Olympischen Spiele vorgenommen wurde, zeigte schnelle, radikale Verbesserungen: Vier Wochen lang mussten in der Stadt 40 Prozent weniger Kinder wegen Asthma behandelt werden.

Wie wirkt sich Luftverschmutzung auf Ökosysteme aus?

Luftverschmutzung durch Schadstoffe tritt nicht nur lokal auf. Einige Luftverunreinigungen werden mit den Luftströmungen in der Atmosphäre über hunderte Kilometer weit getragen, manche sogar rund um den Globus. So gelangen sie auch in Ökosysteme, in denen sie zum Beispiel Pflanzen durch die Versauerung des Bodens schaden. Schadstoffe können nach ihrer Ablagerung auch sogenannte abiotische Umweltfaktoren wie Wasser, Temperatur oder auch die Konzentration von Nährsalzen und anderen chemischen Stoffen verändern. Die Folge: Bestimmte Arten und Lebensgemeinschaften werden verdrängt beziehungsweise sterben ab; biologische Vielfalt wird bedroht. Die Veränderung von Ökosystemen hat wiederum direkte Auswirkungen auf den Menschen in Hinblick auf zum Beispiel sauberes Grundwasser, aber auch Hochwasserschutz.

Wie kann man sich gegen Luftverschmutzung schützen?

Maßnahmen gegen Luftverschmutzung sind effektiv. Sie müssen allerdings konsequent von der Politik geplant und umgesetzt werden. Doch auch im Alltag können Sie sich im gewissen Rahmen gegen die zu hohen Belastungen wappnen:

Junge Frau mit Dutt und in Sportsachen dehnt sich am Morgen im Park.

© iStock / K-Angle

Hauptverkehrszeiten vermeiden: Sport im Freien am besten in den Morgenstunden betreiben.

So schützen Sie sich vor Luftverschmutzung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid

Auf die Luft am Wohnort hat man wenig Einfluss. Die wirksamste Schutzmaßnahme vor Luftverschmutzung ist deshalb, Orte mit starker Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung (beispielsweise Verkehrsknotenpunkte) zu meiden. Das gilt insbesondere beim Sport: Bei Anstrengung wird wesentlich mehr Luft eingeatmet und so werden auch mehr Schadstoffe aufgenommen. Wer von chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD betroffen ist, sollte besonders achtsam sein.

Zudem lässt sich die Luftqualität in den eigenen vier Wänden erheblich verbessern. Gegen Feinstaub und Stickstoffdioxid in Innenräumen helfen diese Maßnahmen:

  • Wenn Sie an einem verkehrsreichen Ort wohnen, sollten Sie zu Stoßzeiten nicht lüften.
  • Rauchen Sie nicht in Innenräumen und im Auto, da beim Abbrennen einer Zigarette eine erhebliche Konzentration an Luftschadstoffen entsteht.
  • Nutzen Sie keinen offenen Kamin. Die Schadstoffkonzentration erhöht sich durch diese Emissionsquelle erheblich.
  • Benutzen Sie keine alten Laserdrucker ohne Filter. Diese setzen Feinstaub frei.
  • Bürsten Sie Kleidung auf dem Balkon oder im Garten ab, wenn Sie damit an Orten mit erhöhtem Verkehrsaufkommen unterwegs waren. Feinstaub wird so gar nicht erst in die Wohnräume getragen.

Luftverschmutzung im Sommer: So schützen Sie sich vor Ozon

Das Umweltbundesamt hat einen 8-Stunden-Mittelwert von 120 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter (µg/m³) festgelegt, um die Belastung einzustufen. Hohe Ozonkonzentrationen treten vor allem bei hohen Temperaturen auf. Diese Verhaltensregeln helfen, sich dem Reizgas und somit der Luftverschmutzung bei hoher Belastung nicht auszusetzen, und die Gesundheit zu schützen:

  • Nutzen Sie Wetterdienste, die aktuelle Ozonwerte bekanntgeben.
  • Sport im Freien sollten Sie möglichst in den Morgenstunden betreiben. Vor allem mittags bis nachmittags gilt es, anstrengende Tätigkeiten zu vermeiden.
  • Lüften Sie am besten morgens, da später am Tag vermehrt Ozon in die Innenräume gelangt.
Fachlich geprüft
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