Organe
Schilddrüsenunterfunktion: Symptome erkennen und behandeln
Veröffentlicht am:15.07.2021
10 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 05.12.2025
Eine Schilddrüsenunterfunktion beeinflusst den gesamten Körper, da viele Stoffwechselvorgänge im Körper durch die Schilddrüsenhormone gesteuert werden. Mit einer passenden Therapie können Betroffene der Hypothyreose fast immer beschwerdefrei leben.

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Inhalte im Überblick
- Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
- Unterfunktion der Schilddrüse: Was sind die Ursachen?
- Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion: Diese Zeichen sollten Sie kennen
- Diagnose Schilddrüsenunterfunktion: Wie wird die Hypothyreose erkannt?
- Schilddrüsenunterfunktion: Worauf muss ich bei der Ernährung achten?
Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
Sie erinnert an die Form eines Schmetterlings und ist auch ungefähr nur so groß: die Schilddrüse. Trotzdem spielt das kleine Organ eine große Rolle im Körper. Denn die Schilddrüse bildet und setzt die Hormone T3 (Trijodthyronin) sowie T4 (Tetrajodthyronin = Thyroxin) frei. Sie beeinflussen wichtige Vorgänge im Stoffwechsel. Gesteuert wird die Hormon-Produktion von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Sie setzt den Botenstoff TSH frei. Befinden sich genügend Schilddrüsenhormone im Blut, sendet die Hypophyse kein TSH aus. Stellt die Schilddrüse allerdings zu wenig Hormone her, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion, der Hypothyreose – eine der häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse. Rund fünf Prozent der Menschen in Europa leiden an einer Schilddrüsenunterfunktion und vermutlich noch einmal fünf Prozent, bei denen sie nicht diagnostiziert ist. Besonders oft sind Frauen und ältere Menschen von der Hypothyreose betroffen. Die Auswirkungen auf den Körper sind vielfältig und können sich durch Symptome wie Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Verstopfung oder Gewichtszunahme zeigen.
Was machen die Schilddrüsenhormone im Körper?
Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 steuern einen großen Teil der Stoffwechselprozesse im Körper – sie können zum Beispiel das Herz schneller schlagen oder den Darm rascher arbeiten lassen. Die Funktion der Schilddrüse beeinflusst:
- Blutdruck und Herzschlag
- Energiestoffwechsel
- Kohlenhydratstoffwechsel
- Fettstoffwechsel
- Eiweißstoffwechsel
- Muskelstoffwechsel
- Darmtätigkeit
- Gehirnaktivität
- Wachstum
Entsprechend dramatisch kann sich eine Schilddrüsenunterfunktion auswirken, wenn sie nicht behandelt wird.
Unterfunktion der Schilddrüse: Was sind die Ursachen?
Es gibt verschiedene Gründe für eine Schilddrüsenunterfunktion. Meist wird sie im Laufe des Lebens erworben, nur selten ist die Fehlfunktion des Organs angeboren. Eine zu geringe Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut kann folgende Ursachen haben:
- Hashimoto-Thyreoiditis: Bei dieser Autoimmunerkrankung bildet der Körper fälschlicherweise Antikörper gegen die eigenen Gewebe-Bestandteile der Schilddrüse. Das führt zu Entzündungen, zu einer Drosselung der Hormonproduktion und langfristig zu einer Zerstörung des Organs. Hashimoto ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Auslöser für die Krankheit sind nicht bekannt.
- Entfernung der Schilddrüse oder Radiojodtherapie: Verschiedene Erkrankungen, wie etwa eine Überfunktion der Schilddrüse oder Schilddrüsenkrebs, können dazu führen, dass die Schilddrüse teilweise oder vollständig entfernt oder mit radioaktiven Jod therapiert werden muss und sie ihre Arbeit dementsprechend nicht mehr verrichten kann.
- Einnahme von Medikamenten: Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die Einfluss auf die Produktion der Schilddrüsenhormone nehmen. Dazu gehören zum Beispiel das bei bipolaren Störungen angewendete Lithium oder das Medikament Amiodaron, das bei bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Zudem kann die medikamentöse Behandlung einer Überfunktion der Schilddrüse mit sogenannten Thyreostatika eine Unterfunktion auslösen. Sprechen Sie bei Verdacht mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die Medikamente, die sie aktuell einnehmen.
- Gestörte Steuerzentrale: Seltene Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion können auch Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse oder des Hypothalamus sein, denen es daraufhin nicht mehr gelingt, die Hormonmenge im Blut zu regulieren.
- Ausgeprägter Jodmangel: Die Schilddrüse benötigt Jod, um die Hormone T3 und T4 zu bilden. Wenn der Körper das Spurenelement nicht in ausreichender Menge erhält, nimmt die Hormonproduktion ab. In Deutschland ist das inzwischen jedoch eine sehr seltene Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion.

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion: Diese Zeichen sollten Sie kennen
Da die produzierten Hormone viele Funktionen haben, ist eine Hypothyreose mit möglichen schwerwiegenden Folgen verbunden. Die Symptome sind jedoch sehr vielfältig und unterschiedlich ausgeprägt, weshalb sich eine Diagnose oft schwierig gestaltet. Zudem treten in der Regel nicht alle Beschwerden auf. Die Bandbreite an möglichen Anzeichen ist groß:
Welche äußerlichen Symptome hat eine Hypothyreose? Gewicht und Verdauung Müdigkeit und Depressionen Störungen der Sexualität Bewegung und Muskulatur Herz und Kreislauf Myxödemkoma Weitere Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion

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Kann ich einer Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen?
In der Regel lässt sich einer Schilddrüsenunterfunktion nicht vorbeugen – mit einer Ausnahme: Ein Mangel an Jod kann die Funktion der Schilddrüse stören. Deswegen ist eine ausreichende Jodzufuhr mit jodhaltigen Lebensmitteln wie Milch, Milchprodukten, Eiern und Meeresfisch wichtig. Auch jodiertes Speisesalz hilft dabei. Nahrungsergänzungsmittel mit Jod sollten Sie dagegen mit Bedacht auswählen – zu hohe Mengen (über 100 µg pro Tag) können der Schilddrüse eher schaden als nützen.
Diagnose Schilddrüsenunterfunktion: Wie wird die Hypothyreose erkannt?
An erster Stelle steht ein ausführliches Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin, um eine Schilddrüsenunterfunktion festzustellen: Welche Beschwerden bestehen? Seit wann treten sie auf? Gibt es Schilddrüsenerkrankungen in der Familie? Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem die Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse abgetastet wird. Eine Blutuntersuchung mit Bestimmung von T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) sowie des Steuerhormons TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) sichert dann die Diagnose. TSH regelt die Hormonproduktion in der Schilddrüse: Ist der TSH-Wert erhöht, spricht das dafür, dass die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert – ein typisches Zeichen für eine Unterfunktion. Sind gleichzeitig die Schilddrüsenhormone T3 und T4 vermindert, liegt eine sogenannte manifeste Schilddrüsenunterfunktion vor. Bei Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung werden außerdem Antikörper im Blut bestimmt. Je nach Ergebnis der Blutwerte können weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung oder Szintigraphie der Schilddrüse folgen, etwa um ihre Struktur genauer zu beurteilen oder Knoten auszuschließen.
Medikamente: Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?
Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich meist nicht heilen, aber sehr gut behandeln. Dafür müssen Betroffene die fehlenden Hormone durch die Einnahme von synthetischen Schilddrüsenhormonen ersetzen, meist ihr Leben lang. Der Wirkstoff nennt sich Levothyroxin (besser als L-Thyroxin bekannt) und wirkt im Körper wie die natürlichen Schilddrüsenhormone. Die Dosierung richtet sich nach dem TSH-Wert, so dass regelmäßige Blutkontrollen zur Kontrolle des Therapieerfolgs notwendig sind. Hat man die richtige Einstellung der Tabletten gefunden, sind die Betroffenen in der Regel beschwerdefrei. Meist reicht es dann aus, die Blutwerte einmal im Jahr kontrollieren zu lassen. Wichtig: Nehmen Sie Schilddrüsenhormone nüchtern ein, da sie sonst vom Körper nicht richtig aufgenommen werden können.
Verlauf: Brauche ich bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion Medikamente?
Bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Wert im Blut zwar erhöht, die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 liegen aber noch im normalen Bereich. Die Schilddrüse arbeitet noch ausreichend und verursacht meist keine spürbaren Beschwerden. Generell gilt ein TSH-Wert zwischen 2,5 mU/l und 4 mU/l als normal. Selbst bei einem TSH-Wert bis 6 mU/l besteht oft noch keine grundlegende Indikation für eine Behandlung. Ob bei der latenten Schilddrüsenunterfunktion eine medikamentöse Behandlung, also die Hormonersatztherapie, nötig ist, entscheidet der behandelnde Arzt oder die Ärztin.
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Schilddrüsenunterfunktion: Worauf muss ich bei der Ernährung achten?
Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse sollten Patienten und Patientinnen auf eine ausgewogene Ernährung achten. Eine festgelegte Diät gibt es nicht, empfohlen wird eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten sowie der Verzehr von Meeresfisch, da er Jod und Selen liefert. Es gibt nur wenige Studien zum Einfluss der Ernährung mit widersprüchlichen Ergebnissen. Allgemeine Tipps sind dennoch möglich:
- Für die Bildung von Schilddrüsenhormonen ist neben Jod eine ausreichende Versorgung mit Selen (zum Beispiel in Paranüssen) und Eisen (zum Beispiel in Blutwurst und Schweineleber) wichtig.
- Ebenso gibt es Hinweise, dass ein Vitamin A-Mangel die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen kann. Vitamin A ist beispielsweise in Karotten vorhanden.
- Auch ein Vitamin D-Mangel ist mit Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen wie der Hashimoto-Thyreoiditis assoziiert. Für eine ausreichende Versorgung sind regelmäßige Aufenthalte im Freien und kurzes Sonnenbaden wichtig.
- Omega-3-Fettsäuren sollen entzündungshemmend wirken. Sie sind beispielsweise in fetten Seefischen oder Leinöl zu finden.
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