Psychologie
Selbstdiagnose im Netz: Beliebt, aber riskant – Doc Felix klärt auf
Veröffentlicht am:11.08.2025
5 Minuten Lesedauer
Viele Menschen suchen bei einem gesundheitlichen Problem zuerst im Netz nach einer Lösung. Doch die Selbstdiagnose über Social Media kann eine ärztliche Untersuchung nicht ersetzen. Arzt und Medfluencer Doc Felix gibt Tipps, worauf zu achten ist.

© iStock / Valeriy_G

Felix Berndt ist Arzt und Fitnessprofi. Auf Instagram und YouTube begeistert der Hagener als „Doc Felix“ seine Follower und Followerinnen mit Gesundheitstipps.
Warum viele im Netz nach einer Selbstdiagnose suchen
Doc Felix: Kennst du das? Du hast lecker gegessen, und dann bläht sich dein Bauch auf und schmerzt? Das kann ziemlich unangenehm sein. Vielleicht denkst du dann sofort an die Werbung für laktosefreie Milchprodukte. Oder an die vielen Tipps in den sozialen Medien, die gegen Bauchweh und Unverträglichkeiten helfen sollen. Was, wenn du auch etwas gegessen hast, was du nicht verträgst? Hat dir nicht gerade erst eine Freundin erzählt, dass sie nicht mehr so erschöpft ist, seit sie kein Gluten mehr isst? Was kannst du tun? Erst mal „Doktor Google“ fragen, oder? Klar habe ich auch schon online nach Erklärungen für Symptome gesucht. Das ist verlockend, denn es geht viel schneller als ein Besuch bei der Ärztin oder beim Arzt. Doch auch wenn das Netz viele Informationen und sogar Allergietests für zu Hause bereithält – es stellt dir keine seriöse Diagnose. Und auf die Selbstdiagnose folgt meist die Behandlung in Eigenregie. Beides kann ich als Arzt absolut nicht empfehlen.
Professionelle Hilfe kann nicht ersetzt werden, schon deshalb nicht, weil es in der ärztlichen Praxis noch ganz andere Untersuchungsmöglichkeiten gibt, wie Blutabnahme oder Ultraschall.
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