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Gesundheitsmagazin

Pflegende Angehörige

So helfen Pflegekurse und Selbsthilfegruppen pflegenden Angehörigen

Veröffentlicht am:09.11.2022

6 Minuten Lesedauer

Ein lieber Mensch wird pflegebedürftig und Sie möchten sich selbst um die Versorgung kümmern. Nun stehen Sie vor Herausforderungen. Um hierbei zu helfen, gibt es für pflegende Angehörige Hilfen wie Pflegeberatung, Pflegekurse und Selbsthilfegruppen.

Eine Frau unterhält sich am Küchentisch, auf dem zwei Getränkebecher stehen, mit ihrer älteren Mutter.

© iStock / kupicoo

Was belastet pflegende Angehörige?

In Deutschland steigt der Anteil alter Menschen. 2019 lag die Anzahl der 65-Jährigen und Älteren noch bei rund 18 Millionen. 2021 waren es schon 18,4 Millionen. Die Gruppe der Hochbetagten ab 85 Jahren ist im gleichen Zeitraum von 2,4 Millionen Menschen auf 2,6 Millionen gewachsen. Dadurch gibt es auch immer mehr pflegebedürftige Personen. In den letzten zwanzig Jahren hat sich ihre Zahl verdoppelt: Waren es 1999 noch 2,02 Millionen Pflegebedürftige, stieg deren Zahl bis ins Jahr 2019 auf 4,13 Millionen. Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden in Deutschland zu Hause versorgt. Hiervon wiederum werden über zwei Drittel überwiegend von ihren Angehörigen gepflegt. Es steigt also nicht nur die Zahl der pflegebedürftigen Personen, sondern auch die Zahl der pflegenden An- und Zugehörigen. Vereinfacht gesagt, stellen Angehörige Deutschlands größten Pflegedienst dar. Gut 60 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Frauen, viele von ihnen in einem Alter, in dem sie darüber hinaus oft noch Kinder versorgen. Das bringt folgende Herausforderungen im Alltag mit sich:

  • Körperliche und psychische Belastungen

    Pflege ist körperlich anstrengend. Sie setzt sich aus vielen einzelnen Tätigkeiten zusammen, die den Körper unterschiedlich stark beanspruchen. Auch mit adäquater Pflegeausstattung und den richtigen Techniken etwa beim Heben und Stützen kann man an die Grenzen der eigenen körperlichen Belastbarkeit kommen. Das gleiche gilt für die psychische Kondition. Demenzkranke beispielsweise erfordern viel Geduld und Empathie. Das kann die Angehörigen psychisch überfordern.

  • Probleme bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

    Mehr als die Hälfte der pflegenden Angehörigen ist erwerbstätig. Oder anders herum: Jede zehnte Arbeitnehmerin und jeder dreizehnte Arbeitnehmer kümmert sich um die Pflege von Angehörigen. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf auf. Pflegende Angehörige wenden für die Pflege durchschnittlich über zweieinhalb Stunden pro Tag auf. Dadurch verringert sich die Zeit, die man für sich selbst und für die eigene Erholung zur Verfügung hat.

  • Kosten der Pflege

    Keine Frage: Pflege kostet Geld. Angehörige treiben Sorgen um wie: Kann ich mir das alles leisten? Was passiert, wenn ich beruflich kürzer trete? Wie soll ich ein Pflegehilfe bezahlen? Welche Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung gibt es? Tatsächlich gibt es zahlreiche Leistungen der Pflegekassen, Krankenkassen und Sozialämter. Was für Sie in Frage kommt, erfahren Sie, wenn Sie sich helfen und beraten lassen.

  • Mache ich bei der Pflege alles richtig?

    Angehörige wollen ihre Pflegebedürftigen bestmöglich versorgen und tragen Sorge, dass sie diesem Anspruch gerecht werden. Die richtigen Techniken und vieles mehr helfen Pflegebedürftigen und Pflegenden. Sie kann man in Pflegekursen erlernen.

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Was für Hilfen gibt es für pflegende Angehörige?

Manchmal geht es ganz schnell: Ein Sturz, ein Unfall, eine Krankheit – und ein Mensch wird pflegebedürftig. Damit ändert sich nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das Leben der Angehörigen, die sich dazu entschlossen haben, sich um die Pflege zu kümmern. Die eigenen Verwandten oder geliebte Menschen persönlich zu versorgen, ist immer eine große Herausforderung. Viele Pflegende geraten in einen Konflikt zwischen hingebungsvoller Fürsorge und der eigenen Überforderung.

Die Folgen können Erschöpfung oder eigene körperliche Beschwerden sein. Viele fühlen sich schlicht ausgebrannt und allein gelassen. Damit es nicht so weit kommt und aus der Herausforderung keine Überforderung wird, sollten pflegende Angehörige sich nicht scheuen, Hilfsangebote anzunehmen. In Deutschland stehen Ihnen zur Verfügung:

  • Pflegeberatung: um sich über alle Ansprüche, Leistungen und Hilfsangebote zu informieren
  • Pflegekurse: um Sicherheit bei der täglichen Pflege zu gewinnen
  • Selbsthilfegruppen: um sich mit anderen Betroffen auszutauschen

Die AOK an Ihrer Seite

Fünf Menschen sitzen in einem Stuhlkreis und tauschen sich über Erfahrungen als pflegende Angehörige aus.

© iStock / Tempura

Der Austausch mit anderen ist wertvoll für pflegende Angehörige.

Beratungsstellen für pflegende Angehörige

Pflegende sind häufig auf der Suche nach Informationen zu Hilfsmöglichkeiten. Welches Hilfsangebot kommt für mich konkret in Frage? Auf welche gesetzlichen Leistungen habe ich Anspruch? Manche schrecken auch vor bürokratischen Hürden zurück, denn Leistungen wie die Familienpflegezeit, das Familienpflegegeld oder Entlastungsbeträge sind mit Anträgen und Formularen verbunden.

Wichtig ist zu wissen: Jeder Mensch, der in Deutschland Pflegeleistungen beantragen will, hat einen Anspruch auf kostenlose und professionelle Beratung zum Thema Pflege. Das gilt auch für pflegende Angehörige. Um sie zu entlasten, informieren Pflegeberaterinnen und -berater über alle möglichen Leistungen: Pflegekurse, Selbsthilfeangebote, Verhinderungspflege, Tagespflege, die Finanzierung pflegeerleichternder Hilfsmittel usw.

Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums

Das Bundesfamilienministerium hat nicht nur eine hilfreiche Orientierungsseite eingerichtet – die Wege zur Pflege mit einer Übersicht zu Beratungsmöglichkeiten – sondern auch eine Telefon-Hotline. Dieses Pflegetelefon des Familienministeriums ist ein guter erster Anlaufpunkt, um sich persönlich beraten zu lassen. Auch der Kontakt per E-Mail ist möglich.

Pflegestützpunkte

Persönlicher und für viele deshalb hilfreicher ist eine Beratung durch Vereine und Verbände wie den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband, die Arbeiterwohlfahrt, Diakonie oder Caritas. In Zusammenarbeit mit den Kommunen und Pflegekassen haben zahlreiche solcher und ähnlicher Institutionen sogenannte Pflegestützpunkte eingerichtet. In den Stützpunkten erhalten pflegende Angehörige eine umfassende Unterstützung bei der Klärung individueller Fragen. Die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege hat eine Internet-Datenbank erstellt, mit der Sie den Pflegestützpunkt, der für Sie am nächsten liegt oder der Sie am meisten anspricht, leicht finden können.

Welche Leistungen bietet die AOK zur Pflegeberatung an?

Die Leistungen der AOK unterscheiden sich regional. Mit der Eingabe Ihrer Postleitzahl können wir die für Sie zuständige AOK ermitteln und passende Leistungen Ihrer AOK anzeigen.

Pflegekurse für Angehörige

Bei den Pflegekursen geht es sowohl um praktische Tipps als auch um die Hilfe bei persönlichen Fragen und nützliches Hintergrundwissen – damit Menschen, die Angehörige pflegen, sich sicherer im Umgang mit ihnen fühlen. Weil das eine sehr wichtige Unterstützung ist, sind solche Kurse, die von Pflegekassen vor Ort oder online angeboten werden, grundsätzlich kostenfrei. Manche Kurse werden von den Pflegekassen in Zusammenarbeit mit Pflegediensten und -einrichtungen, Vereinen, Volkshochschulen oder der Nachbarschaftshilfe angeboten. Außerdem besteht in Gemeinschaftskursen die Möglichkeit, mit anderen Pflegenden in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.

Um sich auch genau dort, wo die Pflege konkret stattfindet, sicherer zu fühlen, kann eine Schulung in der häuslichen Umgebung einer pflegebedürftigen Person sehr hilfreich sein. Darauf haben Sie bei Bedarf einen Anspruch. Auch die AOK bietet unterschiedliche Kurse und Schulungen an. Pflegekurse für Angehörige von der AOK gibt es in Form spezieller Gruppenpflegekurse, als individuelle Pflegeschulungen bei Pflegebedürftigen zu Hause oder als Online-Schulungsprogramme.

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Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige

Für viele Menschen ist es in belastenden Lebenssituationen wertvoll zu wissen, dass sie nicht allein sind. Ihnen hilft der persönliche Austausch mit anderen Menschen, die in der gleichen oder in einer ähnlichen Situation sind. Die Pflegekurse bieten aber nur eine zeitlich begrenzte Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen. Dauerhaft ist ein persönlicher Kontakt hingegen in Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige möglich. Weil viele Pflegende aufgrund des zeitlichen Aufwandes bei der Pflege weniger Zeit für andere soziale Kontakte haben, kann eine Selbsthilfegruppe auch vor sozialer Isolation schützen.

Derzeit gibt es kein bundesweites Verzeichnis von Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige. Die bereits genannten Beratungsstellen können Ihnen aber weiterhelfen. Außerdem finden Sie bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen – NAKOS – weiterführende Hinweise. Sollte es keine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe geben und Sie selbst in Erwägung ziehen, eine zu gründen, unterstützt NAKOS Sie dabei.

Hilfe zur Selbsthilfe – kostenlos für alle Interessierte


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