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Schilddrüsenüberfunktion erkennen und richtig behandeln

Veröffentlicht am:01.07.2025

5 Minuten Lesedauer

Wenn die Schilddrüse zu viel Hormon produziert, wirkt sich das auf den Stoffwechsel und viele weitere Prozesse in unserem Körper aus. Wie Sie eine Schilddrüsenüberfunktion erkennen und welche Möglichkeiten der Behandlung es gegen die Hyperthyreose gibt.

Eine Frau mittleren Alters mit Brille sitzt an einem Schreibtisch im Büro und fasst sich mit beiden Händen an den Hals.

© iStock/AndreyPopov

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Die Schilddrüse, medizinisch unter dem Namen „Glandula thyreoidea“ bekannt, ist eine sogenannte endokrine Drüse, eine Hormondrüse. Das kleine Organ im vorderen Halsbereich, oft als „schmetterlingsförmig“ beschrieben, produziert Hormone, die den Stoffwechsel, viele Wachstumsprozesse und weitere wichtige Körperfunktionen regulieren.

Wenn von Schilddrüsenhormonen die Rede ist, sind meist die Hormone Trijodthyronin und Thyroxin (Tetrajodthyronin), kurz T3 und T4, gemeint. Um die Produktion von ausreichend T3 und T4 anzuregen, setzt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) den Botenstoff TSH frei. Befindet sich genügend Schilddrüsenhormon im Blut, sendet die Hypophyse kein TSH.

Während bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu wenig Schilddrüsenhormon zur Verfügung steht, werden bei einer Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose, aus verschiedenen Gründen große Mengen an T3 und T4 produziert und ins Blut ausgeschüttet. Dadurch arbeitet der Stoffwechsel in verschiedenen Bereichen auf Hochtouren, was zu gesundheitlichen Beschwerden und Folgeerkrankungen führen kann.

Eine Überfunktion der Schilddrüse tritt bei etwa einem Prozent der Menschen auf – am häufigsten bei Erwachsenen im mittleren Lebensalter. Mehr Frauen als Männer sind betroffen.

Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion erhöht langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kann zu Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern führen und eine Osteoporose begünstigen. Durch jodhaltige Medikamente oder Röntgen-Kontrastmittel kann zudem eine thyreotoxische Krise ausgelöst werden, eine lebensbedrohliche Situation, die intensivmedizinisch behandelt werden muss. Unbehandelt verläuft die thyreotoxische Krise in drei Stadien von anfänglich sehr hohem Fieber mit Erbrechen, Durchfall und Schweißausbrüchen über Bewusstseinsstörungen bis zum Koma und Kreislaufversagen.

Symptome: Wie zeigt sich eine Überfunktion der Schilddrüse?

Ist die Schilddrüse bei einer Überfunktion vergrößert, kann dies unter Umständen schon von außen sichtbar sein. Eine Vergrößerung der Schilddrüse wird medizinisch als Struma, umgangssprachlich oft als „Kropf“ bezeichnet. Auch ein tastbarer Knoten kann bei einer Hyperthyreose vorliegen. Diese Anzeichen treten allerdings nicht immer auf und bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine Überfunktion besteht.

Die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion unterscheiden sich bei Männern und Frauen nicht wesentlich. Durch die gesteigerten Stoffwechselprozesse können diese Symptome auftreten – es müssen aber nicht alle vorhanden sein:

Darüber hinaus kann es zu Zyklusstörungen bei der Frau und zu Erektionsproblemen beim Mann kommen.

Doc Felix erklärt, welche Aufgaben die Schilddrüse in unserem Körper übernimmt.

Ursachen: Wie entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion?

Eine Überproduktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 kann durch verschiedene Faktoren oder zugrunde liegende Krankheiten ausgelöst werden:

  • Morbus Basedow, auch Basedow-Krankheit, ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion. Diese Autoimmunerkrankung tritt familiär gehäuft bei Menschen zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf, Frauen sind fünfmal so häufig betroffen wie Männer. Dabei richtet sich das Immunsystem mit Antikörpern gegen die Schilddrüse, was eine unkontrollierte Produktion von Schilddrüsenhormon auslöst. Die Symptome sind die einer Schilddrüsenüberfunktion. In einigen Fällen sind auch die Augen und das Bindegewebe betroffen.
  • Schilddrüsenautonomie: Dabei steuert nicht mehr die Hypophyse über den Botenstoff TSH die Produktion des Schilddrüsenhormons. Stattdessen bilden autonome, also selbstbestimmte, Zellen im gesamten Organ oder in einzelnen Schilddrüsenknoten vermehrt Hormon, obwohl bereits ausreichend Schilddrüsenhormon vorhanden ist. In der Fachsprache heißt solch ein Knoten autonomes Adenom. Ein chronischer Jodmangel kann Autonomien begünstigen, letztlich ist die Ursache der Autonomie aber nicht bekannt.
  • Eine zu hohe Gabe von Schilddrüsenhormon als Ersatztherapie oder Jod im Rahmen einer medizinischen Diagnostik (zum Beispiel Kontrastmittel).
  • Seltenere Ursachen sind eine angeborene Schilddrüsenüberfunktion, eine Entzündung der Schilddrüse oder Schilddrüsenkrebs.

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Diagnose: Wie wird die Schilddrüsenüberfunktion erkannt?

Bei Auftreten der beschriebenen Symptome oder bei anhaltendem Unwohlsein ist es ratsam, sich an die Hausärztin oder den Hausarzt zu wenden. Bei Bedarf überweisen sie in eine Praxis für Innere Medizin, für Endokrinologie oder Nuklearmedizin.

Zunächst wird der Arzt oder die Ärztin anhand einer körperlichen Untersuchung feststellen, ob die Schilddrüse vergrößert ist und ob sich Knoten tasten lassen. Geschwollene und hervorstehende Augen deuten auf Morbus Basedow hin. Per Ultraschall (Sonografie) lassen sich die Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse sowie Knoten und Entzündungen erkennen. Zusätzlich erfolgt eine Blutuntersuchung im Labor. Ist der TSH-Spiegel auffallend niedrig und die Schilddrüsenhormone gleichzeitig erhöht, steht der Befund „Schilddrüsenüberfunktion“ fest. Ist nur der TSH-Wert niedrig, T3 und T4 aber noch in der Norm, handelt es sich um eine beginnende, eine sogenannte latente Schilddrüsenüberfunktion. Um eine Autoimmunerkrankung auszuschließen beziehungsweise zu belegen, werden bestimmte Antikörper im Blut bestimmt.

Bei einer Szintigrafie erhalten die Patientinnen und Patienten eine radioaktive Substanz als Injektion in die Vene. Mit einer speziellen Kamera lässt sich anschließend erkennen, wo in der Schilddrüse sich die Substanz angereichert hat. Das belegt, ob ein Knoten aktiv ist, also Hormone produziert („heißer“ Knoten), oder ob es sich um einen sogenannten „kalten“ Knoten handelt, der keine Hormone produziert.

Clarimedis: Medizinische Hilfe am Telefon

Ein Mann liegt auf dem Rücken auf einer Liege in einer ärztlichen Praxis. Eine Ärztin untersucht seinen Hals mit einem Ultraschallgerät.

© iStock / AndreyPopov

Mit einer Ultraschalluntersuchung lässt sich feststellen, ob die Schilddrüse vergrößert ist.

Wie lässt sich eine Schilddrüsenüberfunktion behandeln?

Zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion gibt es verschiedene Möglichkeiten. Je nach Alter und gesundheitlichem Zustand der Betroffenen sowie Schwere der Überfunktion empfehlen Medizinerinnen und Mediziner in der Regel eine oder mehrere der folgenden Therapien:

  • Medikamente: Sogenannte Thyreostatika hemmen die ungeregelte Produktion von Schilddrüsenhormon und können so die Funktion der Schilddrüse wieder normalisieren. Diese medikamentöse Therapie erfolgt auch zur Vorbereitung einer Operation, um den Eingriff für die Betroffenen weniger belastend zu machen.
  • Radiojodtherapie: Radioaktives Jod, das die Patientinnen und Patienten in der Regel als Tablette bekommen, reichert sich in der Schilddrüse an. Das radioaktive Jod bestrahlt die Schilddrüse von innen. Über die kommenden Wochen und Monate zerfällt das bestrahlte Gewebe, sodass es keine Hormone mehr produzieren kann.
  • Operation: Hormonbildende Knoten, Teile der Schilddrüse oder das gesamte Organ können operativ entfernt werden. Nach der Entfernung der kompletten Schilddrüse erhalten Patientinnen und Patienten synthetisches Thyroxin als Hormonersatztherapie, meist in Form einer täglichen Tablette. Ärztinnen und Ärzte kontrollieren den Hormonbedarf regelmäßig über Blutuntersuchungen und passen die Dosis entsprechend an.

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Vorsorge und Leben nach einer Schilddrüsenbehandlung

Nach einer Radiojodtherapie oder einer OP, bei der die Schilddrüse teilweise oder vollständig entfernt wurde, sind oft nicht mehr genügend Schilddrüsenzellen vorhanden, um ausreichend Hormon zu bilden. Es kommt zu einer Unterfunktion (Hypothyreose). Betroffene müssen in der Folge dauerhaft Schilddrüsenhormon in Form von Tabletten einnehmen. Ist die Dosis gut eingestellt, haben Patientinnen und Patienten in der Regel kein Problem damit.

Diese Tipps helfen Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion:

  • Achten Sie auf Ihre Ernährung: Meiden Sie Getränke, die den Stoffwechsel zusätzlich ankurbeln, beispielsweise Cola, Kaffee und Alkohol.
  • Meiden Sie zusätzliches Jod: Verwenden Sie kein Jodsalz. Achten Sie generell auf eine ausgewogene Ernährung. Verzichten Sie auf stark jodhaltige Speisen wie Seefisch oder Meeresalgen, da Jod die Hormonproduktion fördert.
  • Jodhaltiges Röntgenkontrastmittel und jodhaltige Medikamente können bei Schilddrüsenautonomie die Überfunktion verschlimmern. Besprechen Sie dies gegebenenfalls mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten.
  • Versuchen Sie, Stress zu vermeiden oder abzubauen: Entspannungstechniken und Atemübungen helfen, auch in belastenden Situationen gelassen zu bleiben.
  • Verzichten Sie aufs Rauchen: Besonders für Menschen mit Morbus Basedow ist es wichtig, auf Nikotin zu verzichten, denn Rauchen erhöht das Risiko einer Augenbeteiligung und schmälert den Erfolg einer Therapie.
  • Planen Sie eine Schwangerschaft? Eine Schilddrüsenüberfunktion kann sich auf den Verlauf der Schwangerschaft und die Gesundheit des Babys auswirken. Deswegen sollten Frauen mit Kinderwunsch eine Hyperthyreose behandeln lassen, bevor sie schwanger werden.

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