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Gehörgangsentzündung: So erkennt und behandelt man eine Otitis externa

Veröffentlicht am:17.08.2023

6 Minuten Lesedauer

Eine Gehörgangsentzündung ist mit starken Ohrenschmerzen verbunden, heilt aber meist schnell wieder ab. Wer oft schwimmen geht oder seine Ohren falsch reinigt, hat ein höheres Risiko. Diese Tipps helfen Ihnen, einer Otitis externa vorzubeugen.

Eine junge Frau sitzt vor ihrem Laptop am Schreibtisch und fasst sich ans Ohr.

© iStock / Yurii Yarema

Was ist eine Gehörgangsentzündung?

Rund zehn Prozent aller Menschen erkranken einmal oder öfter in ihrem Leben an einer Gehörgangsentzündung. Damit zählt sie zu den häufigsten Ursachen von Ohrenschmerzen. Fachleute nennen die Gehörgangsentzündung Otitis externa. „Otitis“ bedeutet Ohrenentzündung und „externa“, dass das äußere Ohr beteiligt ist. Zum äußeren Ohr gehören die Ohrmuschel und der äußere Gehörgang. Wenn sich die Haut im äußeren Gehörgang entzündet, spricht man von einer Gehörgangsentzündung. Auch die Ohrmuschel und das Trommelfell können betroffen sein. Der Gehörgang ist 3 bis 3,5 Zentimeter lang und endet am Trommelfell. Der erste Abschnitt des äußeren Gehörgangs ist knorpelig, der zweite knöchern. In der Haut des knorpeligen Teils befinden sich Talgdrüsen, Ohrenschmalzdrüsen und Haarfollikel. Am Übergang zwischen dem knorpeligen und dem knöchernen Teil ist der Gehörgang eng. Dort setzen sich leicht Schmutzpartikel und Fremdkörper fest.

Fachleute unterscheiden – je nach Verlauf – zwischen akuter und chronischer Otitis externa und zwischen diffuser und circumscripter und Otitis externa maligna:

  • akute Otitis externa: dauert kürzer als sechs Wochen (mit 90 Prozent die häufigste Form).
  • chronische Otitis externa: geht aus der akuten Gehörgangsentzündung hervor oder kommt mehr als viermal im Jahr vor.
  • Otitis externa diffusa: eine diffuse (ausgebreitete) Entzündung des Gehörgangs.
  • Otitis externa circumscripta: auch Gehörgangsfurunkel –nur Teile des Gehörgangs sind betroffen.
  • Otitis externa maligna (bösartige Gehörgangsentzündung): Die Entzündung greift vom Gehörgang auf die Schädelknochen und das Nervensystem über. Es handelt sich aber nicht um eine Krebserkrankung.

Wie entsteht eine Gehörgangsentzündung?

In mehr als 90 Prozent aller Fälle verursachen Bakterien eine Infektion. Seltener sind Viren oder Pilze für eine Gehörgangsentzündung verantwortlich. Jeder dieser Erreger kann leicht in den nach außen offenen Gehörgang eindringen. In der Regel hat das keine Folgen, weil das Ohrenschmalz wichtige Schutz- und Reinigungsfunktionen erfüllt. Wegen seiner antimikrobiellen Eigenschaften bekämpft das Ohrenschmalz Erreger, außerdem befördert es Schmutz aus dem Gehörgang heraus. Unter diesen Voraussetzungen kann es trotzdem zu Infektionen kommen:

  • Baden oder Schwimmen: Über verunreinigtes Wasser in Schwimmbädern oder Badeseen gelangen Krankheitserreger in den Gehörgang. Menschen, die viel schwimmen, sind häufiger von einer Otitis externa betroffen. Deshalb wird die Krankheit auch Badeotitis genannt.
  • Verletzungen in der Haut des Gehörgangs: Durch Risse in der Haut dringen Erreger ein und verursachen eine Entzündung. Solche Verletzungen entstehen, wenn spitze Gegenstände wie Haarklammern oder Fingernägel in den Gehörgang eingeführt werden. Auch In-Ear-Kopfhörer, Hörgeräte oder Wattestäbchen können Hautverletzungen verursachen.
  • Reinigung mit Wattestäbchen: Wer seine Ohren mit Wattestäbchen reinigt, schiebt oft Ohrenschmalz weiter in den Gehörgang. An Engstellen im Gehörgang kann der Schmalz schwerer abtransportiert werden und das Wasser schlechter ablaufen. Das Ohr wird weniger belüftet – was eine Gehörgangsentzündung begünstigt. Mit Wattestäbchen sollten Sie nur das äußere Ohr reinigen.
  • Auch durch Hörgeräte oder Lärmschutzstöpsel kann sich Flüssigkeit im Gehörgang anstauen und Entzündungen begünstigen.

Anders als eine Mittelohrentzündung ist eine Gehörgangsentzündung ansteckend. Neben verunreinigtem Badewasser kann auch gemeinsam genutzte In-Ear-Kopfhörer eine Infektion verursachen.

Welche selteneren Ursachen einer Otitis externa gibt es?

Hautverletzungen und Kontakt mit verunreinigtem Wasser sind die häufigsten Auslöser von Gehörgangsentzündungen. Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Viruserkrankungen wie eine Grippe, die auf das Ohr übergreifen, oder eine Sonderform der Gürtelrose im Ohr (Zoster oticus)
  • Pilzinfektionen
  • allergische Reaktion auf Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten
  • Furunkel im Gehörgang (Infektion eines Haarfollikels)

Wer ist besonders gefährdet?

Menschen, die regelmäßig schwimmen, haben öfter Gehörgangsentzündungen: Sie erkranken fünfmal häufiger. Träger und Trägerinnen von Hörgeräten sowie Menschen mit wenig Ohrenschmalz und engen Gehörgängen sind auch öfter betroffen. Wer über einen längeren Zeitraum Antibiotika einnimmt oder ein geschwächtes Immunsystem hat, ist besonders gefährdet. Bei an Diabetes mellitus Erkrankten kommt es leichter zu einer Keimbesiedelung des Gehörgangs. Wiederkehrende Furunkel im Gehörgang können auch mit Diabetes zusammenhängen.

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Welche Symptome haben Betroffene und wie wird die Diagnose gestellt?

Das typische Symptom einer Otitis externa sind starke Ohrenschmerzen.

Weitere Symptome sind:

  • Juckreiz
  • Rötung des Gehörgangs
  • Schwellung des Gehörgangs
  • Schwerhörigkeit (weil der Schall wegen der Schwellung nicht mehr so gut zum Trommelfell dringt)
  • Ausfluss aus dem Ohr

Solche Symptome sollten Sie immer ärztlich untersuchen und behandeln lassen. Nur wenn die Ursachen der Entzündung abgeklärt sind, können Folgeerkrankungen vermieden und weitere Erkrankungen festgestellt werden.

Mithilfe dieser Untersuchungen können Ärztinnen und Ärzte eine Gehörgangsentzündung diagnostizieren:

  • Der Arzt oder die Ärztin drückt auf die Ohrmuschel und zieht am Ohrläppchen, um das Schmerzempfinden zu testen.
  • Der Gehörgang und das Trommelfell werden entweder mit einem Ohrtrichter mit Lichtquelle (Otoskop) oder einem sogenannten Ohrmikroskop auf Auffälligkeiten untersucht.
  • Eine Untersuchung der umliegenden Lymphknoten liefert weitere Hinweise auf eine Entzündung.
  • Vor allem, wenn das Trommelfell nicht einsehbar ist, können Hörtests eine Beteiligung des Innenohrs ausschließen.
  • Vom Sekret kann ein Abstrich genommen werden. So lässt sich im Labor feststellen, welche Erreger die Entzündung verursacht haben.
  • Bei einer chronischen Entzündung sind weiterführende Untersuchungen notwendig, um etwa mögliche Allergien abzuklären.
Ein junger Schwimmer steht am Beckenrand und zieht sich die Badekappe übers rechte Ohr.

© iStock / PeopleImages

Eine gutsitzende Badekappe kann verhindern, dass Wasser in den Gehörgang eindringt und Beschwerden auslöst.

Wie wird eine Gehörgangsentzündung behandelt?

So wird eine akute Otitis in der Regel therapiert:

  • Eine professionelle Gehörgangsreinigung beseitigt Keime. Bei intaktem Trommelfell kann der Gehörgang gespült werden. Ist das Trommelfell nicht intakt, reinigen Fachleute den Gehörgang mit Häkchen und Saugern.
  • Ohrentropfen: Je nach konkretem Auslöser oder Schwere der Entzündung helfen entweder antiseptische Tropfen, etwa auf Basis von Essigsäure, oder Tropfen mit einem Antibiotikum und/oder mit Kortison. Um sich ins Ohr zu tropfen, legen Sie sich auf die Gegenseite des betroffenen Ohrs. Dann tropfen Sie sich die verordnete Tropfenzahl in den Gehörgang und bleiben drei bis fünf Minuten auf der Seite liegen. Ein sanftes Hin- und Herbewegen des Kopfes verteilt die Flüssigkeit im Gehörgang.
  • Ein Gehörgangsfurunkel wird meist zusätzlich mit Salben behandelt. Bei einem Pilzbefall werden spezielle Streifen mit Anti-Pilz-Wirkstoffen in den Gehörgang gelegt.
  • Antibiotika in Tablettenform setzen Ärztinnen und Ärzte selten ein, weil sie meist nicht besser wirken als Tropfen. Bei einem Furunkel und bei einer Gehörgangsentzündung im Zusammenhang mit Diabetes mellitus oder einer Immunschwäche können Antibiotika in Tablettenform notwendig sein.
  • Gegen die Schmerzen werden Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt.

Eine Gehörgangsentzündung dauert meistens nicht lange: Bei 65 bis 90 Prozent der Betroffenen ist eine einfache akute Otitis nach sieben bis zehn Tagen ausgeheilt.

Wie sieht die Therapie der chronischen und bösartigen Gehörgangsentzündung aus?

Akute Episoden einer chronischen Otitis externa werden wie oben beschrieben behandelt. Wenn Reizstoffe in Pflegeprodukten Ursache oder Auslöser sind, sollten Sie diese konsequent vermeiden. Bei einer bösartigen Otitis externa, einer durch sehr virulente Bakterien ausgelöste Form, die mit Zerstörung von Gewebe einhergeht, müssen Sie in der Regel hochdosierte Antibiotika in Tablettenform über einen Zeitraum von mindestens vier bis sechs Wochen einnehmen. Manchmal sind operative Eingriffe notwendig, um entzündetes Gewebe oder Knochen abzutragen.

Wie kann man einer Gehörgangsentzündung vorbeugen?

Diese Tipps helfen, einer Gehörgangsentzündung vorzubeugen

  • Beim Schwimmen verhindern eine gutsitzende Badekappe oder spezielle Schwimmstöpsel das Eindringen von Wasser. Die Schwimmstöpsel sollten weich sein und gut sitzen. Gelangt trotzdem Wasser ins Ohr, neigen Sie den Kopf zur Seite, um es herauslaufen zu lassen.
  • Spitze Gegenstände und auch Wattestäbchen haben im Gehörgang nichts verloren! Bei Problemen mit Ohrenschmalz reinigen ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin das Ohr.
  • Vor allem, wenn Sie schon einmal eine Gehörgangsentzündung hatten, sollten Sie auf In-Ear-Kopfhörer verzichten und Lärmschutzstöpsel selten verwenden.
  • Vermeiden Sie Kosmetikartikel, die Ihnen Probleme bereitet haben.

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