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Lärm: Zu viel Krach macht krank

Veröffentlicht am:06.04.2023

5 Minuten Lesedauer

Die Folgen von Lärm können weit über einen Hörschaden hinausgehen. Auch der Schlaf und das Herz können darunter leiden – selbst wenn wir ihn nicht wahrnehmen. Ab wann Lärm zum Gesundheitsrisiko wird und wie Sie ihn reduzieren können.

Frau liegt schlaflos im Bett und hält sich die Ohren, weil ihre Nachbarn Lärm verursachen.

© iStock / Tero Vesalainen

Was ist Lärm

Lärm ist ein Geräusch oder eine Geräuschkulisse, die eine Person als störend empfindet. Geräusche entstehen durch Schwingungen, die sich als Schallwellen in der Luft ausbreiten. Diese werden dann von dem Ohr aufgenommen und verarbeitet. Ab welcher Lautstärke der Mensch das Geräusch dann als Lärm empfindet, ist subjektiv und hängt mit unterschiedlichen Faktoren zusammen. Das können zum Beispiel der allgemeine Geräuschpegel der Umgebung, die Tonhöhe des Geräuschs oder die aktuelle Tätigkeit sein. Bei Arbeiten, die eine längere Aufmerksamkeit benötigen, fühlen sich Menschen ab einer Lautstärke von 50 Dezibel gestört.

Je stärker ein Geräusch, desto eher wird es als Lärm wahrgenommen. Verantwortlich dafür, ob wir Schallwellen als leises oder lautes Geräusch wahrnehmen, sind die Frequenz und der Schalldruckpegel.

Frequenz

Die Frequenz gibt den Ton an, genauer gesagt die Tonhöhe. An ihr lassen sich die Schwingungen einer Schallwelle pro Sekunde ablesen. Mehr Schwingungen bedeuten, dass der Ton höher wahrgenommen wird. Die Frequenz wird in Hertz gemessen – ein Hertz steht dabei für eine Schwingung in der Sekunde. Ein gesundes Gehör kann zwischen 20 und maximal 20.000 Hertz registrieren. Die menschliche Sprache bewegt sich zwischen 500 und 6.000 Hertz.

Schalldruckpegel

Der Schalldruckpegel ist für die Lautstärke verantwortlich und gibt wieder, wie kräftig die Schallwellen sind. Er wird in Dezibel gemessen. Ein Geräusch ist erst hörbar, wenn der Schalldruck einen bestimmten Wert erreicht hat. Diese Wahrnehmungsgrenze ist auch als Hörschwelle bekannt. Sie wird aber nicht allein über den Schalldruckpegel definiert, sondern sie ist frequenzabhängig. Am besten kann das menschliche Ohr Frequenzen zwischen 3.400 und 4.000 Hertz hören. Das ist in etwa vergleichbar mit den höchsten Tönen eines Klaviers.

Hat zu viel Lärm Einfluss die Gesundheit?

Wir sind von Geräuschen umgeben, sei es auf natürliche Art wie Vogelgezwitscher oder durch menschliche Aktivitäten wie etwa Autofahren oder das Rasenmähen des Nachbars oder der Nachbarin. Nicht kontrollierbare Geräuschquellen und zu laute, andauernde Beschallung wird negativ als Lärm bewertet. Das Umweltbundesamt hat in einer Untersuchung aus dem Jahr 2018 herausgefunden, dass sich 75 Prozent der Deutschen von Lärm in ihrem Wohnumfeld belästigt fühlen. Mit 75 Prozent ist der Verkehrslärm dabei der größte Störfaktor.

Diese Lärmverschmutzung bleibt nicht ohne Folgen. In einer quantitativen Zusammenfassung vieler Studien (Metaanalyse), die im Fachmagazin „Biology Letters“ veröffentlicht wurde, fanden Forschende heraus: Menschengemachter Lärm beeinflusst das Leben vieler Tiere an Land und an Wasser. Daraus schlussfolgerten sie, dass der Lärm als ernsthafte Form der Umweltveränderung und -verschmutzung betrachtet werden muss. Auch bei dem Menschen kann es dadurch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kommen. Bereits 2011 bezifferte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die gesunden Lebensjahre, die aufgrund von verkehrsbedingtem Lärm in Westeuropa (darunter Frankreich, Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich) verloren gehen, auf mindestens eine Million.

Straßenverkehr verursacht sehr viel Lärm und ist somit ein Gesundheitsrisiko.

© iStock / Canetti

Ist ein Mensch permanent zu lautem Straßenverkehrslärm ausgesetzt, wirkt sich das negativ auf die Gesundheit, vor allem auf das Herz-Kreislauf-System, aus.

Lärmbedingte Schlafstörungen

Bereits ab einer Lautstärke von 40 Dezibel kann es zu Schlafstörungen kommen. Beispielsweise können leise Musik oder ein flüsterndes Gespräch als Auslöser dienen. Kein Wunder, dass laut der WHO Schlafstörungen die häufigste Folge von Lärmbelastung ist. Das hat unmittelbare Folgen für den nächsten Tag. Die Müdigkeit beeinflusst die kognitive Leistung und das Risiko für Unfälle und Fehler steigt. Es ist wahrscheinlich, dass lärmbedingte Schlafstörungen auch langfristige negative Folgen auf die Gesundheit haben, allerdings fehlen Studien, die einen direkten Zusammenhang belegen.

Lärmbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bei Menschen, die vor ihrer Haustür permanent ein Straßenverkehrslärm tagsüber von 65 Dezibel oder mehr haben, ist ein 20 Prozent höheres Herzinfarktrisiko zu befürchten. Die Gefahr für die Gesundheit besteht selbst dann, wenn sie die Geräuschkulisse gar nicht als Lärm wahrnehmen. Des Weiteren deuten Ergebnisse einer Studie in der Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ auf ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck im Zusammenhang mit Langzeit-Lärmbelästigung hin. Als Folge können Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Darum empfiehlt die WHO den europäischen Staaten in ihren Leitlinien den durchschnittlichen Straßenverkehrslärm auf unter 53 Dezibel und nachts auf unter 45 Dezibel zu senken.

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Hörschäden durch Lärm

Wird das Ohr zu lange und zu laut beschallt, können Hörschäden auftreten. Das können beispielsweise vorübergehende oder dauerhafte Gehörschäden sein. Dauerhafte lärmbedingte Hörschäden sind nicht heilbar. Bereits bei einer dauerhaften Belastung von 90 Dezibel, zum Beispiel in einer lauten Fabrikhalle, besteht die Gefahr eines Hörschaden. Bei 100 Dezibel reichen sogar seltene Ereignisse aus, um einen bleibenden oder vorübergehenden Hörschaden zu erleiden. Zum Vergleich: Stichprobenartige Lärmmessungen in Discos und bei Konzerten ergaben einen Schallpegel zwischen 90 und 110 Dezibel. Das sind teilweise nur 10 Dezibel unter der Schmerzgrenze für den Menschen. Je nach Frequenz liegt diese bei 120 bis 140 Dezibel. Geräusche in diesem Bereich oder darüber können dem Gehör unmittelbar einen Schaden zufügen.

Wie kann Lärm vermindert werden?

Es gibt Möglichkeiten, den Lärmpegel in der direkten Umgebung zu reduzieren, vor allem in den eigenen vier Wänden:

  • Ventilatoren, Heizungen und andere Geräte im Haushalt haben Einfluss auf den Gesamtlautstärkepegel. Schalten Sie diese öfter aus oder sorgen mit einer Zeitschaltuhr für eine geringere Nutzung.
  • Das gleiche gilt für Mediengeräte wie TV oder Radio. Schaffen Sie sich ein Bewusstsein für die Dauer und die Lautstärke, mit der Sie zum Beispiel Musik konsumieren. Lassen Sie Ihre Geräte nicht unnötig im Hintergrund laufen.
  • Ersetzen Sie Geräte wie eine laut tickende Uhr durch leisere Modelle.
  • Verschaffen Sie sich ruhigen Schlaf und versuchen alle Geräuschquellen aus dem Schlafzimmer zu verbannen.
  • Schaffen Sie sich Ruheoasen, in denen Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes Ruhe gönnen, entspannen oder sich Zeit für „ruhige“ Hobbys wie Lesen, Malen oder Rätseln nehmen können. Bitten Sie Familienmitglieder vielleicht sogar um „störungsfreie“ Zeit.
  • Seien Sie bei lauten Events wie Konzerten, Clubs oder Festen gewappnet und statten sich mit passenden Ohrstöpseln aus. Für Kinder gibt es Gehörschutz-Kopfhörer.
  • Lärmbelastung am Arbeitsplatz ist eine Frage des Arbeitsschutzes. Am besten sollte die Lärmquelle technisch reduziert werden, wenn das nicht geht, müssen ab bestimmten Dezibelwerten entsprechende Hörschutzmaßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel Arbeiten mit Gehörschutz.

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