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Organe

So schützen Sie sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm

Veröffentlicht am:02.05.2023

4 Minuten Lesedauer

Bärlauch im Wald sammeln, Beeren direkt vom Strauch essen – kann man sich dadurch mit dem Fuchsbandwurm infizieren? Wie gefährlich ist eine Ansteckung für Menschen und welche Vorkehrungen können das Ansteckungsrisiko minimieren?

Ein kleiner Fuchs versteckt sich im Gebüsch. Der Fuchsbandwurm befällt in erster Linie Füchse.

© iStock / PeterTakacs

Was ist ein Fuchsbandwurm?

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist ein Parasit, der in erster Linie Füchse befällt. Er lebt in den Tieren. Für seine Entwicklung braucht der Fuchsbandwurm jedoch zunächst einen Zwischenwirt. Meist sind das kleine Nagetiere wie Feld- und Wühlmäuse. Mit ihrer Nahrung nehmen sie die Eier auf, die sich in ihrem Darm zu Larven entwickeln. Diese durchbrechen die Darmwand und wandern zur Leber, selten auch in andere Organe. Dort bilden sie sich zu den sogenannten Finnen aus. Jede Finne bildet ein schwamm- oder tumorartiges Gewebe (Finnengewebe), das mehrere Bandwurmanlagen enthält. Dies wächst und breitet sich über den Blutkreislauf im Körper der Zwischenwirte aus. Der Kreis schließt sich, wenn der Fuchs die Zwischenwirte frisst: In seinem Körper entstehen aus den Bandwurmanlagen neue Fuchsbandwürmer, deren Eier der Fuchs später über den Kot ausscheidet. Das Tückische: Auch Haushunde und Katzen sind geeignete Endwirte.

In seltenen Fällen infizieren sich auch Menschen mit dem Fuchsbandwurm. Sie sind allerdings „Fehlwirte“ (auch: Blindwirte), das heißt: Bei ihnen endet die Entwicklung des Parasiten, weil die Bandwurmanlagen im menschlichen Körper zwar wachsen, sich aber normalerweise nicht vollständig ausbilden können und auch nicht wieder in den Körper eines Fuchses (oder Hundes) gelangen.

Welche gesundheitlichen Folgen kann ein Fuchsbandwurm haben?

Eine nicht rechtzeitig behandelte Infektion kann erhebliche gesundheitliche Probleme mit sich bringen.

Die Bandwurmlarven breiten sich in den Organen aus, bevorzugt in der Leber, seltener in Lunge und Gehirn. Die Krankheit, die die Fuchsbandwurmlarven verursachen, heißt alveoläre Echinokokkose. Da sie lange Zeit keine Beschwerden auslöst, wird sie meist erst sehr spät erkannt. Unbehandelt kann sie lebensbedrohlich sein.

Wie verläuft die Übertragung des Fuchsbandwurms auf den Menschen?

Der Mensch infiziert sich, indem er die Eier des Bandwurms aufnimmt, die vom Fuchs oder seltener auch vom Hund oder von der Katze ausgeschieden wurden. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung vergehen meistens Jahre. Daher ist es schwierig, die genaue Ansteckungsquelle festzustellen. Es scheint naheliegend, dass Waldfrüchte, Kräuter wie beispielsweise Bärlauch, Fallobst oder Pilze, die mit Fuchskot in Berührung kamen, ein Infektionsrisiko bergen. Nachgewiesen wurde dies aber bislang in keinem konkreten Fall. Ein weiterer möglicher Infektionsweg ist der Kontakt mit dem Fell von Füchsen, Hunden oder Katzen, an dem die Eier des Fuchsbandwurms haften können. Auch Erde oder Pflanzen, die mit dem Kot befallener Tiere verunreinigt sind, bergen ein Risiko. Über die Hände könnten die Eier dann in den Mund und den Darm gelangen. Studien zeigen, dass Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Auch Hundehaltende sind stärker gefährdet. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist ausgeschlossen.

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Der Fuchsbandwurm ist in Europa hauptsächlich in Süddeutschland (Baden-Württemberg und Bayern), der Schweiz, Österreich, Norditalien und dem östlichen Teil Frankreichs verbreitet. Das Risiko sich zu infizieren, ist aber äußerst gering.

Die Eier des Fuchsbandwurms sind äußerst widerstandfähig und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Kälte kann ihnen nichts anhaben, weshalb sie unter mitteleuropäischen klimatischen Bedingungen über Monate hinweg infektiös bleiben. Nur Hitze und extreme Kälte (minus 80 Grad) macht sie unschädlich.

Ein Mann pflückt Heidelbeeren im Wald.

© iStock / Avalon_Studio

An Waldfrüchten können Eier des Fuchsbandwurms haften. Gründliches Waschen vor dem Verzehr minimiert das Übertragungsrisiko.

Symptome einer Infektion: Wie lässt sich ein Fuchsbandwurm erkennen?

Die Bandwurmlarven wachsen sehr langsam, daher treten am Anfang keine Beschwerden auf und verläuft die Infektion oft jahrelang unbemerkt. Je nachdem, welches Organ befallen ist, treten unterschiedliche Symptome auf. Die Bandwurmlarven befallen vor allem die Leber. Dort wuchern sie zu dem schwammartigen Finnengewebe und zerstören nach und nach das Organ. Die Betroffenen fühlen sich dann zunehmend abgeschlagen und müde, haben Schmerzen im Oberbauch und verlieren Gewicht. Außerdem ist ihre Leber deutlich vergrößert, Augen und Haut färben sich gelb (Gelbsucht). Auch die Lunge kann befallen sein, was sich durch Atembeschwerden und Husten bemerkbar macht.

Der Verdacht auf eine Infektion ergibt sich meist bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes und lässt sich durch einen Bluttest bestätigen, bei dem im Labor nach Antikörpern gesucht wird. Das gelingt jedoch nicht immer. Der Parasit kann sich daher trotz negativem Testergebnis im Körper befinden. In diesem Fall gibt eine Biopsie des auffälligen Gewebes endgültige Sicherheit.

Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, können die geschädigten Organbereiche operativ entfernt werden. Zusätzlich werden über ein längeren Zeitraum antiparasitäre Medikamente verabreicht. Ist der Befall schon weit fortgeschritten, ist eine Operation meist nicht mehr möglich und die Medikamente müssen über viele Jahre oder sogar lebenslang eingenommen werden. So wird die Finne daran gehindert, sich weiter auszubreiten und die Organe zu schädigen.

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Wie schützen Sie sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm?

Durch einfache Maßnahmen lässt sich das Risiko einer Übertragung minimieren:

  • Waldfrüchte wie Beeren, Kräuter, Pilze und Fallobst, aber auch Gemüse und Salat aus Freilandkulturen immer gründlich waschen.
  • Noch sicherer ist es, Lebensmittel aus Bodennähe über 60 Grad Celsius zu erhitzen und etwa durch Kochen, Braten oder Backen zu verarbeiten.
  • Haustiere regelmäßig entwurmen und den Kot der Tiere regelmäßig beim Tierarzt oder bei der Tierärztin untersuchen lassen.
  • Tote wie lebende Füchse nicht anfassen.
  • Nach Kontakt mit Tieren sowie nach der Gartenarbeit, aber auch nach Feld- und Waldarbeiten immer gründlich die Hände waschen.
  • Füchse, die in Gärten oder in Städte vordringen, nicht füttern und ihnen auch keinen Zugang zu Futter und Abfällen ermöglichen. Müll immer verschlossen entsorgen, damit er keine Füchse oder Ratten anlockt.
  • Auf saubere Sandkästen und Spielplätze achten, Kinder nach dem Spiel im Freien zum Händewaschen anhalten.

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