Organe
Diagnose Endometriose: So lassen sich die Symptome lindern
Veröffentlicht am:14.02.2022
12 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 16.10.2025
Heftige Regelschmerzen, Schmerzen beim Toilettengang oder nach dem Geschlechtsverkehr – die Beschwerden bei Endometriose schränken Betroffene oft stark ein. Heilbar ist die Krankheit nicht, gegen die Endometriose-Symptome kann man aber meist etwas tun.

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Was ist Endometriose?
Endometriose ist bei Frauen eine der häufigsten Erkrankungen des Unterleibs. Dabei siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter an – was zu starken Schmerzen und weiteren, vielfältigen weiteren Symptomen führen kann. Bei 339.718 von insgesamt 35,6 Millionen gesetzlich krankenversicherten Frauen und Mädchen ab zehn Jahren wurde im Jahr 2022 in Deutschland eine Endometriose-Diagnose erfasst. Das bedeutet: Rein rechnerisch wurde bei knapp zehn von 1.000 Frauen und Mädchen eine Endometriose festgestellt. Das mittlere Alter der Betroffenen lag 2022 bei 40 Jahren. Nach den Wechseljahren macht die Endometriose in der Regel keine Beschwerden mehr.
Der Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein: Bei manchen Betroffenen ist die Lebensqualität durch die Schmerzen massiv eingeschränkt, andere wiederum können mit Therapie fast beschwerdefrei leben oder haben sogar gar keine Endometriose Symptome.
Endometriose Ursachen: Was löst Endometriose aus?
Die genauen Auslöser sind bisher nicht bekannt. Diskutiert werden hormonelle Gründe und auch eine familiäre Veranlagung. Auch eine Störung des Immunsystems spielt vermutlich eine ursächliche Rolle. Bei einer Endometriose lösen sich Schleimhautzellen im Inneren der Gebärmutter ab, gelangen in das umliegende Gewebe und siedeln sich dort an. Auf diese Weise entstehen Endometriose-Herde, also Ansammlungen von gebärmutterschleimhautartigem Gewebe an Stellen im Körper, wo sie eigentlich nicht hingehören. Es besteht auch die Theorie, dass sich bestimmte Zellen außerhalb der Gebärmutter aus noch ungeklärten Ursachen in Zellen der Gebärmutterschleimhaut umwandeln.
Die Endometriose-Herde bauen sich wie die normale Gebärmutterschleimhaut im Verlauf des Monatszyklus regelmäßig auf und wieder ab. Blut und Gewebereste können aber nicht über die Vagina abfließen. Der Körper sorgt dann für den Abbau. Gelingt das nicht, können sich die Herde entzünden. Das kann zu Verwachsungen und Narben führen. Zudem ist es möglich, dass sich flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (fachsprachlich Zysten) bilden – an den Eierstöcken bezeichnet man diese als Endometriome. Enthalten die Endometriome verdicktes braunrotes Blut, werden sie auch „Schokoladenzysten“ genannt. Stark ausgeprägte Zysten und Verwachsungen können zudem die Funktion der Eierstöcke und Eileiter stören und dadurch die Fruchtbarkeit senken.
Schnell-Übersicht Endometriose Symptome
- Periodenschmerzen- oder krämpfe
- generelle Unterleibsschmerzen
- Geschlechtsverkehr verursacht Schmerzen
- Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
- Kraftlosigkeit
Welche Frauen neigen zu Endometriose?
Weil die genauen Ursachen für Endometriose noch nicht bekannt sind, ist es schwierig, eine Risikogruppe an Frauen einzugrenzen. Ein gestörtes Zusammenspiel der Hormone sowie erbliche Faktoren scheinen aber von Bedeutung zu sein. Bei Betroffenen hemmt beispielsweise das Hormon Progesteron das Wachstum von Endometriose-Herden nicht so effektiv, wie es das sollte. Zudem arbeitet vermutlich die Immunabwehr fehlerhaft: Eigentlich verhindert das Immunsystem, dass sich Gewebe außerhalb seines Ursprungsortes ansiedelt – nicht so bei Endometriose.
Wo breitet sich das wuchernde Gewebe aus?
Häufig finden sich die Endometriose-Herde in der Gebärmuttermuskulatur oder in der Eileiterwand. Dabei ist das neu entstandene Gewebe meist mit der Gebärmutterschleimhaut verbunden. Ebenfalls besiedeln die Herde vermehrt die Eierstöcke und die Eileiter sowie den Bereich zwischen der Gebärmutter und dem Enddarm (Douglas-Raum) sowie das umliegende Bindegewebe. Deutlich seltener sitzt das wuchernde Gewebe im Bereich der Blase oder des Darms. Dann kann die Endometriose Symptome wie Schmerzen beim Wasserlassen und beim Stuhlgang verursachen. Ganz selten wachsen die Herde aber auch in der Lunge oder in anderen Organen außerhalb des Unterleibs. In diesem Fall ist eins der möglichen Endometriose Symptome eine Kurzatmigkeit.

Wie macht sich Endometriose bemerkbar?
Viele Betroffene leiden unter heftigen Schmerzen und Krämpfen, vor allem vor und an den ersten Tagen der Regelblutung sowie während oder nach dem Geschlechtsverkehr. Manche Frauen haben Endometrioseherde, die aber keine Symptome hervorrufen. Einige haben auch Beschwerden beim Stuhlgang und beim Wasserlassen. Zudem kann sich Endometriose auf die Fruchtbarkeit auswirken. Studien zeigen, dass 30 bis 50 Prozent der Frauen mit Endometriose unfruchtbar sind. Andersherum ist auch die Wahrscheinlichkeit für unfruchtbare Frauen, an Endometriose zu erkranken, sechs- bis acht Mal höher als bei fruchtbaren Frauen.
Die Größe der Herde sagt dabei nicht viel über die Stärke der Endometriose-Symptome aus. Mitunter spüren Frauen selbst ausgedehnte Endometriose-Herde kaum, während auch kleinere Herde, je nach ihrer Lage, sehr heftige Beschwerden verursachen können.
Endometriose verursacht folgende Symptome:
- starke Schmerzen oder Krämpfe während der Menstruation
- Schmerzen im Unterleib (auch chronisch), die bis in die Beine oder den Rücken ausstrahlen können – auch unabhängig von der Periode
- brennende oder krampfartige Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Stuhlgang oder Völlegefühl
- starke Erschöpfung
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Diagnose Endometriose: Wie wird sie untersucht?
Oft wird Endometriose erst spät als solche erkannt und behandelt, da die Endometriose-Symptome vielfältig und nicht eindeutig sind. Viele Frauen suchen erst dann ärztlichen Rat, wenn sie unter sehr starken Schmerzen leiden oder die Versuche scheitern, schwanger zu werden.
Sprechen Sie Beschwerden, die auf eine Endometriose hindeuten können, zum Beispiel im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen in Ihrer gynäkologischen Praxis an.
Ärzte und Krankenhäuser für Endometriose
Für die Diagnose ist zunächst einmal das ärztliche Gespräch und eine gynäkologische Untersuchung erforderlich. Im Gespräch fragt der Arzt oder die Ärztin zum Beispiel nach der Art und der Stärke der Beschwerden, wann sie auftreten, wie lange sie schon bestehen, wie sehr sie das Leben beeinflussen und ob es bekannte Endometriose-Fälle in der Familie gibt.
Körperliche Untersuchung Ultraschall Bauchspiegelung
Endometriose Behandlung: Was kann man gegen Endometriose tun?
Die Behandlung der Endometriose hängt stark von den persönlichen Lebensumständen der Person ab – etwa davon, ob sie sich noch ein Kind wünscht oder ob die Familienplanung bereits abgeschlossen ist. Daher sollte eine Therapie immer auf den individuellen Fall abgestimmt sein. Folgende Behandlungsoptionen sind bei Endometriose möglich:
- Schmerzmittel
- Hormonpräparate
- Operation
Jede Behandlung birgt Risiken und es gibt keine Erfolgsgarantie. Es gibt bisher auch keine Belege für die Wirksamkeit von komplementärer Medizin wie zum Beispiel Akupunktur oder Homöopathie. Das Gleiche gilt auch für Ernährungsumstellungen, Yoga oder Entspannungsverfahren. Dennoch ist es auch in Hinblick auf andere Risiken lohnenswert, den Lebensstil zu ändern und das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Das ist zum Beispiel durch Stressreduktion und mehr Sport und Bewegung möglich. Manche Frauen berichten zudem von der wohltuenden, entspannenden und krampflösenden Wirkung von Wärme durch eine Wärmflasche oder ein Wannenbad – besonders während der Periode.

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Schmerzmittel gegen Endometriose
Schmerzmittel werden zur Linderung akuter Endometriose Symptome eingesetzt. Bewährt haben sich insbesondere sogenannte nicht steroidale Antirheumatika, kurz NSAR. Zu ihnen gehören beispielsweise die Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS). In niedrigen Dosierungen sind diese Medikamente rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, höher dosiert sind sie verschreibungspflichtig. Die frei verkäuflichen Schmerzmittel sollten über einen längeren Zeitraum hinweg nicht ohne ärztlichen Rat eingenommen werden, da sie nie frei von Nebenwirkungen sind.
Welchen Nutzen haben Hormonpräparate bei Endometriose?
Um die körpereigene Hormonproduktion und damit den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, auch außerhalb der Gebärmutter, zu unterdrücken, sind hormonelle Wirkstoffe geeignet. Bei Endometriose kommen insbesondere Gestagene infrage sowie die meisten Anti-Baby-Pillen und sogenannte GnRH-Analoga. Letztere drosseln die Produktion des Östrogens so stark, dass sie eine Frau künstlich in die Wechseljahre versetzen.
All diese Hormonpräparate sind allerdings für Frauen ungeeignet, die schwanger werden möchten, da sie den Eisprung verhindern. Zudem besteht das Risiko für Nebenwirkungen wie beispielsweise Thrombosen, weshalb sie möglichst nur bei starken Beschwerden zum Einsatz kommen sollten – oder aber, weil eine Frau mit ihnen zusätzlich verhüten möchte. Auch die GnRH-Analoga bergen eine Reihe von Nebenwirkungen aus dem Bereich der Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, trockene Vagina und Stimmungsschwankungen. Bei längerfristiger Einnahme ist eine Verringerung der Knochendichte möglich.
Endometriose und Schwangerschaft: Operation bei Kinderwunsch und Funktionseinschränkungen
Frauen mit Endometriose und Kinderwunsch, die keine Hormonpräparate nehmen dürfen, wird daher häufig zu einer Operation geraten. Eine OP ist vor allem dann meist unumgänglich, wenn es die Endometriose-Herde sind, die eine Schwangerschaft verhindern, weil sie zum Beispiel die Eileiter verkleben. Zysten, Verwachsungen und Narben können zudem die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen und so die Fruchtbarkeit vermindern. Selbst eine solch schwere Endometriose führt jedoch nicht zwingend zu einem unerfüllten Kinderwunsch. Manchmal kann auch eine medikamentöse Behandlung, die die Eireifung und den Eisprung unterstützen, zum Erfolg führen.
Ziel einer Operation ist es, möglichst alle Endometriose-Herde zu beseitigen. Unvermeidlich ist der Eingriff meist auch dann, wenn die Schleimhautwucherungen die Funktion der Blase oder des Darms stören. Neben der vergleichsweisen schonenden Bauchspiegelung besteht die Möglichkeit eines herkömmlichen Bauchschnitts, der Laparotomie. Welche Methode jeweils geeignet ist, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin besprochen werden. Bei beiden Methoden werden die Herde unter Vollnarkose entweder per Skalpell, Laser oder mit einer elektrisch aufgeheizten Sonde entfernt. Allerdings bilden sich bei etwa einer von fünf operierten Frauen innerhalb von fünf Jahren neue Endometriose-Herde. Vielfach ist dann ein weiterer Eingriff erforderlich.
Operative Entfernung der Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter
Für Frauen mit sehr starken Beschwerden, die keinen Kinderwunsch haben, gibt es eine weitere Option: Die Entfernung der Gebärmutter inklusive der Eierstöcke und Eileiter lässt die Symptome der Endometriose dauerhaft verschwinden. Da ein solch radikaler Eingriff die Frau allerdings von einem Tag auf den anderen in die Wechseljahre versetzt, wird er gewöhnlich nur als letzte Alternative zur Behandlung einer Endometriose in Betracht gezogen. Der Eingriff birgt das Risiko von Komplikationen wie Verletzungen von Organen, Blutungen und Wundinfektionen. Manche Frauen haben danach so starke Beschwerden, dass eine Hormonersatztherapie gewünscht wird. Diese wiederum kann die Endometriose-Beschwerden erneut hervorrufen. Daher sollte ein solcher Schritt nur nach Ausschöpfung aller Alternativen in Erwägung gezogen werden.
Unterstützung finden
Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. unterstützt Betroffene mit Beratungs-, Informations- und Selbsthilfeangeboten.
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